So geht es dem schwer verletzten Starbulls-Stürmer
Erstes Video-Interview: Mike Glemser bedankt sich und er macht kleine Fortschritte
Ein Check am 3. Februar beim Starbulls-Spiel in Garmisch veränderte das Leben von Stürmer Mike Glemser von einer Sekunde auf die andere. Er ist querschnittsgelähmt. So geht es dem 25-Jährigen aktuell, das braucht er am Ende des Jahres und das sagte er in seinem ersten Video-Interview.
Murnau – Es sind Bilder von Mike Glemser, die Hoffnung machen. Es ist eine Videobotschaft vom 25-jährigen Rosenheimer Eishockeyspieler, die Hoffnung macht, dass es mit ihm langsam aufwärts geht. Seit dem 3. Februar ist im Leben von Mike Glemser nichts mehr so wie es vorher war. Beim Spiel in Riessersee verletzte sich der Stürmer so schwer, dass er seitdem mit einer Querschnittslähmung in der Spezialklinik in Murnau liegt.
Auf dem iPad läuft das entscheidende Tor
Bis vor einem Monat konnte Mike Glemser nicht selbstständig atmen, hing an der Beatmungsmaschine und lag bewegungsunfähig in seinem Bett. Jetzt sieht man den gebürtigen Stuttgarter auf Bildern in einem Rollstuhl sitzen. Er schaut sich auf dem iPad noch einmal die Szenen vom Spiel seines Teams gegen Weiden an.
Vom Team der Starbulls Rosenheim, das ihm versprochen hatte, den Meisterpokal für ihn zu holen. Und dieses Tor, das letztlich das Spiel in der Verlängerung entschied, sah sich Mike Glemser immer wieder an. Aus dem Hintergrund gefilmt vom Rosenheimer Mario Kottkamp (Produktion Jau! Media) im Auftrag von RTL. Der Fernsehsender strahlt den gesamten Beitrag am Dienstag aus.
„Mike hat die Szene vor Augen“
Mario Kottkamp, der vor einem Jahr für die Dokumentation „FC Bayern – Behind the Legend“ mitverantwortlich zeichnete, hat einen guten Draht zur Familie von Mike Glemser: Zum Vater Ken Glemser und zu Lara Lindmayer (24 Jahre), der Freundin. Und natürlich zu Mike Glemser selbst. Deshalb war es auch Mario Kottkamp, der das erste Video-Interview mit Mike Glemser führen durfte. Da gehört Vertrauen dazu, sich das erste Mal nach dem schweren Unfall einem Fremden zu öffnen.
„Mike hat die Szene, die zu seiner schweren Verletzung führte, vor Augen. Er weiß, wie er auf dem Eis lag und versuchte, sich zu bewegen. Aber es ging nichts”, erzählt Mario Kottkamp. Er erinnert sich an seinen ersten Besuch bei Glemser vor einem Monat: „Ich war überrascht, wie positiv er sich gab und wie positiv er auch aussah. Ich finde, Mike hat große Fortschritte gemacht.”
Bei der Video-Aufzeichnung schickte der 25-jährige Glemser Grüße an die Starbulls-Fans, bedankte sich für die Unterstützung, für die Anteilnahme und vor allen Dingen dafür, dass er von den Fans nicht vergessen wird. Nach dem Sieg und dem Aufstieg gegen Weiden riefen die Starbulls-Fans und auch die Anhänger aus Weiden minutenlang seinen Namen.
Genauso wie bei der Meisterfeier mit dem Autokorso, dem Empfang vor dem Rathaus oder der Feier im Stadion - immer wieder wurde Mike Glemsers Name gerufen. Als Mike Glemser als letzter Spieler der Meistermannschaft genannt wurde, Travis Oleksuk und Steffen Tölzer auf der Bühne mit dem Glemser-Trikot nach vorne gingen und die rund 2000 Fans immer wieder “Mike Glemser” schrien, gab es niemand im Stadion, der keine Gänsehaut hatte.
„Ein Kämpfer vor dem Herrn“
Der 25-Jährige hat übrigens alle Starbulls-Spiele, nachdem er von der Beatmungsmaschine weg war, live gesehen. Er war natürlich begeistert, was sein Team auch für ihn geschafft hat. Mike Glemser war übrigens auch bei der Meisterfeier live zugeschaltet, konnte wenigstens so teilhaben am großen Erfolg, zu dem er bis zum 3. Februar auch einiges beigetragen hatte. Sein Trainer Jari Pasanen sagt über ihn: „Ein Kämpfer vor dem Herrn, ein Power Forward mit sehr gutem Schuss. Er hat oft Extra-Schichten im Kraftraum und auf dem Eis gemacht. Ein richtig guter Junge, der auch oft im Trainerraum gewesen ist und wissen wollte, was er besser machen kann.“
Es geht ihm einfach nicht schnell genug
Jetzt kämpft Mike Glemser auf eine ganz andere Art und Weise, aber er kämpft – auch mit sich selbst. Im Interview hat Mario Kottkamp ihn gefragt, ob er auch schon mal ans Aufgeben gedacht hat. “Er sagte, es gab immer mal Auf und Abs, aber im Grunde sei es wie im Sport. Es muss immer weitergehen, aber es geht ihm einfach nicht schnell genug. Das sei für ihn das größte Problem“, erzählt Mario Kottkamp.
Wie lange Mike Glemser noch in Murnau bleiben muss, ist noch nicht sicher. „Wir hatten am vergangenen Donnerstag ein Gespräch mit den Ärzten, den Physiotherapeuten und mit Vertretern der Berufsgenossenschaft und da haben wir natürlich auch darüber gesprochen, wie lange er vermutlich in Murnau bleiben soll. Es kann schon bis Ende des Jahres dauern. Danach muss er entweder in eine Einrichtung oder in eine Wohnung. Dort muss dann die Therapie, die sie jetzt in Murnau machen, fortgesetzt werden.
Aktuell wird daran gearbeitet, mögliche muskuläre Reaktionen zu fühlen und zu verbessern. Das heißt aber nicht gleichzeitig, dass die Funktionen wieder zurückkommen. Die Nerven sind einfach zu sehr geschädigt“, sagt Vater Ken Glemser. Was Mike Glemser in den letzten Wochen konnte, wie zum Beispiel die Schultern bewegen, ist ein bisschen besser geworden. “Es sind kleine Schritte, aber immerhin. Auch wenn es Mike immer zu langsam geht”, sagt sein Vater und lächelt.
Glemser braucht Ende des Jahres eine geeignete Wohnung
Ein Problem könnte am Ende des Jahres auf Mike Glemser und seine Familie zukommen, wenn er die Klinik verlassen kann. Er baucht eine geeignete Wohnung oder ein Haus. Alles auch eine Frage des Geldes. “Mit einer Wohnung hat sich noch nichts getan, da warten wir auch noch auf die eine oder andere Info aus Rosenheim. Selbst wenn man etwas bauen würde, wäre das ja nicht zum Zeitpunkt seiner Entlassung aus der Klinik fertig”, sagt Ken Glemser.
Das heißt, man braucht definitiv eine Übergangslösung. “Wie es aussieht, hilft uns da die Berufsgenossenschaft. Wir sind auf alle Fälle auch selbst auf der Suche. Das Objekt muss in der Nähe vom Rehazentrum sein”, erklärte Ken Glemser. Die Zeit drängt, aber das Wichtigste ist nach wie vor, dass Mike Glemser Fortschritte macht. Auch wenn sie klein sind und der Patient oft noch ungeduldig ist…

