Stimmen nach einem unglaublichen Spiel
Die Starbulls-Mannschaft verspricht: „Dann fahren wir mit dem Pokal zu Mike Glemser“
„Wir spüren die Energie der Fans“, sagte Dominik Daxlberger, Kapitän der Starbulls, einen Tag nach dem unglaublichen Heimspiel gegen Hannover. 8:5 haben die Starbulls im Halbfinale gewonnen und stehen jetzt im Finale. Das hat Trainer Jari Pasanen nach dem 0:3-Rückstand in der Kabine gesagt.
Rosenheim – „Ich selbst habe so etwas in der Form noch nie erlebt. Ich glaube auch, dass es so etwas nur in Eishockey-Hochburgen wie in Rosenheim gibt“, erklärte Steffen Tölzer, Verteidiger der Starbulls Rosenheim, nach dem dramatischen Spiel am Freitagabend mit Happy End für Rosenheim gegen die Hannover Scorpions. „Was war das für ein Spiel? Unvorstellbar!“ das waren die ersten Worte von Trainer Jari Pasanen am Samstag und wenn das zwei so erfahrene Haudegen sagen, die durch das „Stahlbad“ DEL gegangen sind, dann hat das schon eine besondere Aussagekraft. Dann weiß man ungefähr, was in diesem unglaublichen Heimspiel abgelaufen sein muss.
Viele Fans hatten Tränen in den Augen
Viele Fans hatten nach den emotionsgeladenen 60 Minuten Tränen in den Augen, verließen aber auch teilweise kopfschüttelnd das Rosenheimer Eisstadion, weil sie noch nicht verarbeiten konnten, was sie gerade erlebt und gesehen hatten.
Da geht eine ambitionierte Rosenheimer Mannschaft auf das Eis, will unbedingt den notwendigen dritten Sieg landen und liegt schnell mit 0:3 zurück. „Ich muss schon sagen, dass ich, wie auch ein paar andere Spieler, daran gedacht haben: Jetzt wieder nach Hannover, wieder in den Bus, wieder in das kleine Stadion - das darf doch nicht wahr sein. Aber unser Coach hat in der Kabine eine super Ansprache gehalten und uns klar gemacht, dass, wenn wir die Meisterschaft gewinnen wollen, wir einfach Charakter zeigen müssen und auch so ein Spiel noch gewinnen können. Dann sind wir raus und die Fans sind direkt als wir auf das Eis kamen abgegangen. Nach dem schnellen Tor von Hauni (Anm. d. Red. Norman Hauner) wussten wir direkt, da geht noch was“, beschreibt Starbulls-Stürmer Lukas Laub die Gedanken nach dem klaren Rückstand.
„Es war der pure Wahnsinn“
Kapitän Dominik Daxlberger, der selbst den Treffer zum 3:5 erzielte, ergänzt: „Ich habe so etwas noch nie erlebt. Für mich war das Tor zum 4:5 der Schlüsselmoment. Kurz darauf fiel noch der Ausgleich und in der Drittelpause war uns eigentlich klar, dass wir uns in diesem Spiel nur noch selbst schlagen können.“ Zum zweiten Drittel sagt der Starbulls-Kapitän: „Es war einfach der pure Wahnsinn. Und es ist ja kein Zufall, denn das zweite Drittel ist in dieser Saison immer unser Bestes. Wahrscheinlich liegt es tatsächlich daran, dass wir auf die Fankurve spielen. Da spürt man förmlich die Energie, die uns die Fans geben.“
Die Rosenheimer Fans spielen gerade in den Play-offs eine große Rolle. „Das ist irre, das ist Gänsehautfeeling, was die Fans da abziehen. Ich glaube, das wird im Finale jetzt noch mehr. Unsere Fans sind der siebte Mann, helfen uns, wenn es nicht so läuft. Ich finde es einfach Wahnsinn und es macht richtig, richtig Spaß,“ schwärmt Steffen Tölzer, der so eine Unterstützung bisher nur aus Augsburg kannte. Die Spieler mussten auch eine Nacht darüber schlafen, um zu verstehen, was am Freitagabend passiert ist beziehungsweise was sie geleistet haben.
Lukas Laub: „Wir haben nie aufgehört, an uns zu glauben“
Lukas Laub verriet am Samstagnachmittag: „Ich habe mir die Highlights noch ein paar Mal angeschaut und bin gerade dabei zu verstehen, was da passiert ist. Auch viele meiner Mitspieler haben gesagt, dass es das Krasseste ist, was sie bis jetzt erlebt haben. Es ist echt verrückt. Für mich gab es keinen speziellen Schlüsselmoment. Wir haben einfach nie aufgehört, daran zu glauben, wir haben weiter hart gearbeitet und sind im Endeffekt dafür belohnt worden.“
„Es ist unfassbar, wie dieser Kerl das alles wegsteckt“
Die Starbulls sind auch deshalb belohnt worden, weil Torhüter Andi Mechel wieder einmal eine Klassepartie abgeliefert hat, als er eiskalt in Tor musste, nachdem Christopher Kolarz nach dem 0:3 von Jari Pasanen vom Eis genommen wurde. Dazu Dominik Daxlberger: „Andi Mechel hat uns in diesem Spiel die Chance gegeben, dass wir das Spiel gewinnen. Vorher hat Christopher Kolarz vier Spiele überragend gehalten und am Freitag konnte er eigentlich nichts machen. Da waren wir als Mannschaft schuld, dass diese drei Tore im ersten Drittel gefallen sind. Wir haben ja auch noch Tomas Pöpperle und es hat sich ja auch gezeigt, dass wir alle drei Keeper brauchen, ansonsten wären wir nicht da, wo wir jetzt sind.“ Steffen Tölzer sagt zu der Leistung von Andi Mechel: „Andi ist mental einfach überragend. Es ist unfassbar, wie dieser Kerl das alles wegsteckt und trotzdem performt. Es gibt glaube ich nur ganz wenige Menschen, die das so können. Das ist faszinierend und da hat er meinen größten Respekt.“
Keiner wollte mehr nach Hannover
Trainer Jari Pasanen, der sich für den Torhüterwechsel entschied: „Für Andi war es wieder eine schwierige Aufgabe. Er hat ein paar Minuten gebraucht, um warm zu werden, aber dann hat er seine Sache hervorragend gemacht und hat uns mit der Parade kurz vor Schluss bei dem Alleingang den Sieg gerettet.“ Der Coach gab seinen Spielern jetzt zwei Tage frei und war „so froh, dass wir am Sonntag nicht mehr nach Hannover mussten. Da wollte keiner mehr hin, weder die Spieler, noch der Staff, noch wir als Trainer. Zwei Tage frei gilt allerdings nur für die Spieler und nicht für die Coaches. Wir sind seit Samstag wieder am Analysieren unseres Finalgegners.“
Dass die Finalteilnahme schon nach Spiel 4 feststand, machte die Topeinstellung und -leistung der Mannschaft möglich. Die spielte nach dem Motto: „Am Boden ja, am Ende nie.“ Geschäftsführer Daniel Bucheli sagt: „In der Form habe ich das noch nie erlebt. Solche Geschichten schreibt einfach nur der Sport. Was die ganze Mannschaft geleistet hat, ist wirklich beeindruckend. Das komplette Team ist zusammengewachsen, jeder stellt sich in den Dienst der Sache und sie arbeiten alle für das große Ziel und das heißt Meisterschaft und Aufstieg in die DEL2. Der Kampfgeist ist beeindruckend, genauso wie unsere Fans. Ich glaube, so etwas findet man nur selten in der Eishockeywelt. Der Standort Rosenheim lebt und es macht zurzeit richtig Spaß. Das überträgt sich direkt auf die Mannschaft.“
„Die Kurve tobt, das Stadion bebt“
Und die brachte das Stadion im wahrsten Sinne des Wortes zum Beben. Was in den letzten Minuten im Rofa-Stadion stimmungsmäßig abgelaufen ist, kann man mit Worten nicht beschreiben, da muss man dabei gewesen sein. Nie traf ein Fangesang in der Mangfallkurve die Stimmung besser als: „Die Kurve tobt, das Stadion bebt.“ Für nächste Saison sollte man tatsächlich überlegen, ob es nicht Sinn macht, wenn man zweimal in Richtung der eigenen Fans spielt. Aber das ist ein anderes Thema.
Viel wichtiger ist, dass die Starbulls im Finale um die Oberliga-Meisterschaft stehen, dass sie ihren Hannover-Fluch besiegt und sie Comeback-Qualitäten unter Beweis gestellt haben.
Eishockeyspiele werden ja mittlerweile statistisch genau erfasst und ausgewertet: Wer hat wann und von wo die meisten Schüsse auf das Tor abgefeuert, welche Spieler haben wie lange gespielt, wer stand bei Gegentoren oder Toren auf dem Eis. Es gibt viele Kriterien, die den Verlauf eines Spiels mehr oder weniger gut beschreiben. Bei der geschichtsträchtigen Auseinandersetzung der Starbulls mit den Hannover Scorpions stechen zwei Werte ins Auge, die den Spielverlauf kaum besser beschreiben könnten. Während die Scorpions über die Hälfte der Partie, genauer gesagt 32 Minuten und 34 Sekunden in Führung lagen, führten die Starbulls nur ganze fünf Minuten und 31 Sekunden. Trotzdem gewannen die Rosenheimer das Spiel mit dem sagenhaften Ergebnis von 8:5 Toren und erzielten nach dem 2:5-Rückstand sechs Tore in Folge.
„Der Puck war wie eine heiße Kartoffel“
„Für mich war das schnelle Tor im zweiten Drittel sehr wichtig. Im ersten Drittel waren wir nicht da. Die Scheibe war wie eine heiße Kartoffel, wir konnten nichts damit anfangen. Die Jungs waren sehr nervös und nach dem Tor im zweiten Drittel haben wir gespürt, dass wir jetzt kommen - auch wenn Hannover noch einmal zwei Tore erzielt hat. Wir haben einfach Hammer-Fans. Das war schon schon während des Spiels spektakulär und nach dem Spiel noch viel mehr“, ist Trainer Jari Pasanen begeistert - von seinem Team und von den Starbulls-Fans.
Auf den Punkt bringt Steffen Tölzer das Spiel am Freitagabend: „Das sind Momente, die man gar nicht so richtig in Worte fassen kann. Das muss man erleben und das vergisst man auch nicht mehr. Vielleicht braucht man als Mannschaft auch so ein Spiel, um Großes zu erreichen. Da wächst das Team noch mehr zusammen und so entsteht normalerweise eine Riesengeschichte.“
Schön waren die Szenen nach dem Spiel, als die Hannoveraner fair gratulierten, als es Umarmungen bei den Spielern gab und vor allen Dingen als das Starbulls-Team mit dem Trikot des querschnittsgelähmten Mike Glemser in die Mangfallkurve fuhr und die Fans den Namen des so schwer verletzten Starbulls-Spielers riefen. „Wenn wir es wirklich schaffen, den Meister-Pokal zu holen, fahren wir mit dem Ding zu ihm und präsentieren Mike den Pokal. Das ist unser Ziel,“ so die Message des Teams.



