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Emotionaler Abschied in Basel

Bredow-Werndls Abschied von Gold-Stute Dalera: „Es fühlt sich zu 100 Prozent richtig an“

Ein letzter Auftritt vor Publikum: Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl und Dalera sind „auf einer anderen Ebene tief verbunden“.
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Ein letzter Auftritt vor Publikum: Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl und Dalera sind „auf einer anderen Ebene tief verbunden“.

Eine Ära ist zu Ende: Jessica von Bredow-Werndl hat sich in Basel von TSF Dalera BB verabschiedet. Zusammen mit der 18-jährigen Stute gewann von Bredow-Werndl viermal olympisches Gold und viele weitere Titel. Wie es nun mit Dalera weitergeht.

Basel/Aubenhausen – Bei den CHI Classics Basel ging eine Ära zu Ende. Ein letztes Mal ließ Jessica von Bredow-Werndl TSF Dalera BB zu Edith Piafs „Non je ne regrette rien“ piaffieren und passagieren. Und obwohl diese beiden wirklich nichts zu bereuen haben, flossen ungezählte Tränen – nicht nur im gesamten Team, sondern auch im Publikum. Die Ovationen für die zweimalige Doppel-Olympiasiegerin und ihre „Queen“ in der ausverkauften St. Jakobshalle wollten kein Ende nehmen.

In den vergangenen beiden Jahren hatten sie hier die Weltcup-Qualifikation gewonnen. In diesem Jahr wäre ihnen wohl der Hattrick gelungen, so frisch und ausdrucksstark präsentierte sich die inzwischen 18-jährige Stute. Dalera ist eine Erscheinung, von den Hufen bis zu den gespitzten Ohren. Gerade deshalb war es ihrer Reiterin und ihrer Besitzerin Béatrice Bürchler-Keller wichtig, die vierbeinige Spitzenathletin in Topform aus dem Sport zu nehmen. „Es fühlt sich zu 100 Prozent richtig an“, betonte von Bredow-Werndl.

Zusammen haben Jessica von Bredow-Werndl und Dalera Geschichte geschrieben

Die Aubenhausenerin und ihre „Queen“ waren das erfolgreichste Dressurpaar der letzten Jahre und haben olympische Geschichte geschrieben. Zweimal hintereinander, bei den Sommerspielen in Tokio und in Paris, gewannen sie gemeinsam Doppel-Gold. Das gelang vor ihnen nur Nicole Uphoff und Rembrandt. Mit Ausnahme der Weltmeisterschaft im dänischen Herning 2022, als die Reiterin zum zweiten Mal Mutter wurde, gingen auch alle Championatstitel an das Duo aus Oberbayern. Die grazile Reiterin und ihre elegante, braune Trakehnerstute waren ein Glücksfall für den durch diverse Skandale in Verruf geratenen Reitsport. So harmonisch, leicht und anmutig, dabei technisch präzise und voller Dynamik erlebt man Dressurprüfungen selbst auf höchstem Niveau nur selten. Noch seltener ist, dass ein Pferd-Reiter-Paar über Jahre hinweg ohne Verletzungspause so beständig seine Leistung bringt.

„Wir sind auf einer anderen Ebene tief verbunden. Das spüren die Zuschauer“, beschrieb von Bredow-Werndl das Erfolgsgeheimnis. Sie wisse, was Dalera denke und Dalera wisse, was sie denke, so die Dressurreiterin. Das ist durchaus vorstellbar. Beim Reiten geht es vor allem darum, eine vertrauensvolle Beziehung zum Pferd aufzubauen und sowohl im Sattel als auch im täglichen Umgang eine gemeinsame Sprache zu finden. Zahlreiche Studien bestätigen, dass Pferde hochentwickelte Lebewesen mit ausgeprägten sozio-kognitiven Fähigkeiten sind. Ähnlich wie bei Verliebten können sich zum Beispiel Herzschlag und Atmung von Pferd und Mensch synchronisieren. Pferde erinnern sich nicht nur an Geruch und Stimme, sie erkennen Gesichter und können Mimik sowie Gestik deuten.

Potenzial schon als junge Stute

Wie nur wenige Pferde brachte Dalera die notwendigen Eigenschaften für den Spitzensport von Anfang an mit. „Sie war besonders bewegungsfreudig, gelehrig, leistungsbereit und unkompliziert“, erinnerte sich ihre erste Ausbilderin Verena Sammer. Pferdewirtschaftsmeister Werner Bergmann, der die Easy Game-Tochter vierjährig von ihrer 2023 verstorbenen Züchterin Silke Druckenmüller erwarb, erkannte das Potenzial der Stute und förderte es. „Dalera war im positiven Sinn elektrisch und mit ganz feinen Hilfen zu reiten“, sagte der Berufsreiter. Ein Video zeigt, wie sie bereits als Sechsjährige piaffierte und passagierte. Béatrice Bürchler-Keller, eine erfahrene Pferdefrau und ehemalige Olympia-Dressurrichterin, wurde durch einen Grand Prix-Ausbilder auf die Stute aufmerksam und kaufte sie von Bergmann.

Eigentlich hatte die Schweizerin aus der Nähe von Basel ein Pferd für sich selbst gesucht, stellte aber bald fest, dass Dalera zu Höherem berufen war. Sie ritt die Stute zunächst gemeinsam mit Susanne Eggli und ließ sie körperlich und mental reifen. Als von Bredow-Werndl Dalera übernahm, hatte sie sich mit Unee BB, einem weiteren Pferd von Bürchler-Keller, im internationalen Spitzensport etabliert. Mit ihrem damals neunjährigen Nachwuchspferd gewann die Oberbayerin 2016 eine erste ländliche S-Prüfung. Im Dezember 2017 wurden beide im Finale des renommierten Louisdor Preises als strahlende Siegerinnen gefeiert. Nur ein knappes Jahr später bei der Weltmeisterschaft 2018 stand das Paar im deutschen Gold-Team. Und das sollte noch lange nicht das Ende sein. „Nach der Europameisterschaft 2019 habe ich gewusst, dass alles möglich ist“, erinnert sich die Reiterin. In Rotterdam gewann das Duo seine erste internationale Einzelmedaille, Kür-Bronze. Seitdem ist die Medaillen-Sammlung beträchtlich gewachsen. Die gemeinsame Reise sei wie ein Märchen gewesen, wenn auch ein anstrengendes. „Mit Erfolgsdruck umzugehen und immer noch einen oben drauf zu setzen, ist schwer“, weiß von Bredow-Werndl. Rund drei Jahre lang war sie international mit Dalera ungeschlagen und führte die Weltrangliste an. Mentale Unterstützung holte sie sich unter anderem bei Felix Gottwald, Österreichs erfolgreichstem Olympiasportler.

Jessica von Bredow-Werndl: „Nicht der Erfolg, sondern die Pferde stehen über allem“

Von Bredow-Werndl und ihr Bruder Benjamin machen sich viele Gedanken über jedes einzelne Pferd und seine bestmögliche Förderung. „Es ist nur ein Moment, wenn du mit der Medaille oben stehst. Der Weg dahin zählt. Nicht der Erfolg, sondern die Pferde stehen über allem“, betont die Olympionikin. Ebenso sieht es das gesamte Team, auch Daleras Besitzerin. Kurz nach der Abschiedsgala ihrer Stute stand Bürchler-Keller schon im Stall und beobachtete ihre Stute lächelnd beim Fressen. „Andere Pferde muss man stundenlang trockenführen. Dalera weiß immer genau, um was es geht. Sie ist ein Fabelwesen“, ist die Grande Dame der Schweizer Dressur überzeugt.

So schwer ihr der sportliche Abschied ihrer vierbeinigen Partnerin fällt, von Bredow-Werndl ist glücklich, dass ihre „Queen“ bis zum Lebensende bei ihr bleiben wird. Sie will Dalera auch weiterhin reiten und umsorgen. Am meisten liebe sie es, mit Dalera durch den Wald zu galoppieren. „Das ist Freiheit“, findet die zweifache Mutter, Profisportlerin und Unternehmerin. Allerdings sei der Stute nur Ausreiten zu langweilig. Dann, so sagt ihre Reiterin, beginne sie zu buckeln. Im Frühjahr soll Dalera gedeckt werden. Wenn alles gut geht, wird die Pferde-Familie im nächsten Jahr ein weiteres Mitglied und die „Queen“ eine neue Aufgabe haben. Daleras Vollbruder Dalerion und ihr Dreiviertel-Bruder Dallenio werden in Aubenhausen sportlich gefördert, während ihre Mutter hier den verdienten Ruhestand genießt, ebenso wie Daily Mirror und Zaire.

Sportlich stehen bei den Geschwistern jetzt die Nachwuchspferde im Fokus. Die Europameisterschaft heuer ist für die Youngster wohl noch kein Thema, aber die Weltmeisterschaft 2026 könnte ein Ziel werden. Mit Got it BB und Kismet möchte von Bredow-Werndl im Herbst die Qualifikation zum Louisdor-Preis-Finale reiten. Benjamin Werndl hat neben dem achtjährigen Grand-Galaxy-Win-T-Sohn Great Gatsby mit dem jetzt neunjährigen Quick Decision eine weitere Grand Prix-Hoffnung. Gespannt blicken die Geschwister auch auf die Entwicklung des elfjährigen Discover, den von Bredow-Werndl im Mai 2024 von ihrem Bruder übernommen hat. Mehr will sie nicht verraten.

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