Rennfahrer aus Bruckmühl im NXT Gen Cup
Zukunft des Motorsports elektrisch? – Lando Norris Ex-Teamkollege Mazatis im OVB-Exklusiv-Interview
Welcher Antriebsform gehört die Zukunft im Motorsport? Benjamin Mazatis aus Bruckmühl ist in Verbrennern und in E-Rennwagen unterwegs und duellierte sich schon mit Mick Schumacher und Lando Norris. Der aktuelle Formel-1-Vizeweltmeister Norris war sogar sein Teamkollege. Mazatis im OVB-Interview über den NXT Gen Cup und die Zukunft des Rennsports.
Rosenheim – Benjamin Mazatis aus Bruckmühl ist Ende 20, hat in seiner Rennfahrer-Karriere aber schon einiges erlebt. Mit Formel 1-Star Lando Norris (McLaren) fuhr der 27-Jährige zu Formel 4-Zeiten im selben Team, mit Mick Schumacher duellierte er sich schon zu Kartzeiten. Jetzt geht er im DTM-Rahmenprogramm neue Wege. Die OVB-Sportredaktion hat ihn exklusiv gesprochen.
Das ist ihre zweite Saison im NXT Gen Cup. Was macht die Rennserie so besonders?
Benjamin Mazatis: Wir fahren im Rahmenprogramm der DTM, das heißt, du hast immer sehr viele Zuschauer und eine große Aufmerksamkeit. Die Autos die wir fahren, sind anders als klassische Verbrenner, aber sie sind auch anders als das klassische E-Auto, das man von der Straße kennt. Wenn man vom Gas geht, dann reagiert er mehr wie ein klassischer Rennwagen. Das heißt, ja, er baut ein bisschen Leistung ab, aber es ist nicht so, dass er automatisch bremst oder stark verzögert, wie man es von E-Autos auf der Straße gewöhnt ist. Natürlich ist der Fahrstil ein wenig anders. Und dann kommen Faktoren, wie die Gewichtsverteilung mit der Batterie neben dir dazu. Das sind alles kleine Nuancen, aber die machen halt im Leistungssport dann den Unterschied aus.
Das Zeug „Rennen zu gewinnen“
Wie lange haben Sie gebraucht, um sich auf das Auto umzugewöhnen?
Mazatis: Man lernt nie aus und dementsprechend lernt man immer noch dazu. Aber wenn ich jetzt mal aufs letzte Jahr zurückschaue, das erste Rennwochenende war auf dem Norisring. Das war ganz gut, weil die Strecke nicht die anspruchsvollste ist. Da geht es mehr oder weniger nur um die Bremse, und das bin ich vom klassischen GT gewohnt – Bremsen und dann Beschleunigen. Aber wenn du auf Strecken mit mittelschnellen, langen Kurven kommst, dann hast du schon Unterschiede gemerkt und da habe ich definitiv ein paar Rennen gebraucht. Aber jetzt mit Anfang der neuen Saison würde ich sagen, habe ich mich soweit gut eingeschossen, dass ich das Zeug habe, vorne mitzufahren und Rennen zu gewinnen.
Im klassischen Rennauto macht den Piloten die Hitze zu schaffen. Hat man das im E-Auto auch?
Mazatis: Hitze ist natürlich auch da, allein durch die Reifen die sich bei den Belastungen im Rennen aufheizen. Aber du hast halt keinen Motor, der nochmal Wärme abstrahlt. Natürlich, wenn es draußen warm ist, heizen sich die Autos auf, aber es fehlt, dass der Motor Wärme abstrahlt, und das merkt man schon.
Ich hoffe, dass er den Titel gewinnt
Sie sind in der Nachwuchszeit Formel 4 gefahren und das mit Leuten, die jetzt in der Formel 1 sind. Wie ist das, wenn man die alten Kollegen und Konkurrenten im Fernsehen sieht?
Mazatis: Ich verfolge die Formel 1 natürlich, sofern es mir meine Zeit erlaubt. Und ja, man hat nochmal eine besondere Verbindung zu Leuten, die man persönlich kennt. Lando Norris war mein Teamkollege, das war einer, da hast du wirklich schon in der Formel 4 gemerkt, dass er alles hat um in die Formel 1 zu kommen. Er hatte die Grundvoraussetzungen, was auch den Background angeht, die finanziellen Mittel, aber er hatte auch das Talent und das setzt er jetzt auch wunderbar um und fährt um die WM. Ich hoffe, dass er den Titel gewinnt – er hat es sich verdient.
Frägt man sich dann: Was wäre wenn?
Mazatis: Natürlich fragt man sich schon auch mal, was wäre, wenn vielleicht der ein oder andere Sponsor mehr gekommen wäre. Nichtsdestotrotz weiß ich, dass die Jungs auch ganz andere Voraussetzungen hatten als ich. Gerade was Sponsoren angeht, ist Motorsport ein Haifischbecken. Und auch wenn ich meine Karriere Revue passieren lasse, natürlich, man findet immer ein paar Kleinigkeiten, aber im Großen und Ganzen bin ich mit dem was ich aus dem, was ich hatte, gemacht habe, sehr happy. Ich schaue noch immer weiter. Mein Ziel ist auch, die großen Langstreckenrennen zu gewinnen und ja, mal schauen, was die Zukunft bringt.
Es geht nicht mehr um klassisches Sponsoring
Wenn man es im Motorsport schaffen will, braucht man die finanziellen Mittel dafür. Wie sehen Sie dieses Thema?
Mazatis: Definitiv, Sponsoren sind wichtig. Auf der einen Seite sollte es nach Leistungsprinzip gehen und man sollte auch die Möglichkeiten haben, wenn man schnell ist. Das ist im Prinzip in jedem anderen Sport auch so. Bis du wirklich oben bist, sei es Tennis, sei es Golf, sei es Reiten – du hast halt brutal hohe Ausgaben und die müssen sich halt irgendwie refinanzieren durch Sponsoren. Nichtsdestotrotz ist die aktuelle gesellschaftliche Diskussion um Themen wie Nachhaltigkeit nicht wirklich förderlich für den Motorsport. Da hat doch auch das Automobil, gerade der Verbrenner nicht das beste Image. Auch die aktuelle wirtschaftliche Lage macht es nicht einfach, neue Sponsoren zu finden. Dementsprechend ist der Gedanke, den ich verfolge, den Unternehmen ein Paket zu schnüren. Es geht hier nicht mehr um klassisches Sponsoring. Ein Event, auf das man Kunden einladen kann, wo man einen Return on Invest hat. Gerade die 24 Stunden auf dem Nürburgring, sind ein Mega-Event, wo du dann auch vielleicht vor Ort noch was ausstellen kannst, dann auch Gäste in Lounges einladen kannst, mit mir auch bei Test-Trackdays auf der Strecke sein kannst.
Glauben Sie an die E-Mobilität und daran dass der Motorsport in Zukunft vollelektrisch ist?
Mazatis: Egal was man heute macht, du darfst kein festes Mindset haben. Du musst schauen, was sind Trends, was bietet sich gerade an. Ich glaube, es gibt verschiedene Antriebsformen, die möglich sind für die Zukunft. Da stellt sich natürlich auch die Frage, was von der Politik vorangetrieben wird. Es gibt zum Beispiel alternative Kraftstoffe. Nichtsdestotrotz ist E-Mobilität mit hohen Kosten verbunden und es gibt halt nur wenige, die sich das leisten können. Die Einstiegshürde ist einfach das Problem. Wenn die Rennautos dann einmal da sind, dann geht es. Dementsprechend gibt es aktuell eigentlich nur zwei elektrische Serien im Motorsport. Das ist einmal die Formel E und eben der NXT Gen Cup, in dem ich fahre.
Formel E ein Thema?
Sie haben die Formel E angesprochen. Ist das mit ihrem Background im Formelsport eine Option?
Mazatis: Definitiv, wäre es eine Option, aber man muss sehen, wenn eine Tür aufgeht. Ich habe ja auch schon gesagt, ich verfolge die Formel 1 intensiv. Der Formelsport ist ja doch etwas, das mich nach wie vor reizt, neben GT und den großen Rennen. Dementsprechend wäre es cool, wenn es klappen würde. Jetzt hat ja kürzlich McLaren bekannt gegeben, dass sie zur nächsten Saison aussteigen. Das heißt, es gibt auch wieder zwei Cockpits weniger. Von daher wird es nicht einfacher. Aber ich wäre offen und es wäre schon cool, da auch mal zu fahren.
Welche Ziele haben Sie sich sonst noch gesteckt?
Mazatis: Le Mans ist natürlich noch der große Traum. Die DTM und 24 Stunden Daytona stehen auch auf meiner Bucketlist. Auf der anderen Seite ist mein Ziel nicht nur dabei zu sein und mitzufahren, sondern auch irgendwann diese Rennen zu gewinnen. Natürlich muss da wirklich alles zusammenspielen, aber das ist das, wofür ich hart arbeite.