Historischer Erfolg in Manila
WM-Titel im Basketball: „Es war einfach der Wahnsinn“ – und ein Rosenheimer ist der Architekt
Der historische WM-Titel der deutschen Basketballer ließ auch die einheimischen Basketball-Fans und -Spieler nicht kalt. Sie fieberten und feierten mit und waren begeistert. Das Beste: Ein gebürtiger Rosenheimer ist der Architekt des Erfolges.
Manila – Was für ein Turnier, was für ein sensationeller Triumph, was für eine Mannschaftsleistung. Das Basketball-Sommermärchen ist am Sonntag auf den Philippinen mit einem Coup zu Ende gegangen, ein Traum ist für die deutsche Basketball-Mannschaft Wirklichkeit geworden.
Mit dem SB Rosenheim in der 2. Liga
Der Triumph auf den Philippinen ist der größte der Verbandsgeschichte. Und ein gebürtiger Rosenheimer ist der Architekt des Erfolges: Das sagt der Ex-Bundesligaspieler und frühere SBR-Basketballer Bernd Perner über Armin Andres, Vizepräsident des Deutschen Basketball-Bundes. Der 64-Jährige spielte in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren für den SB Rosenheim in der 2. Bundesliga und wechselte 1981 nach Hagen in die Bundesliga und wurde Nationalspieler, Olympia-Teilnehmer, Bundesliga-Trainer in Bamberg und ist jetzt seit vielen Jahren für den Verband tätig.
Armin Andres ist zuständig für den Leistungssport
„Armin Andres hat es geschafft, dass die Spieler zusagten ab 2022 die EM, die WM und die Olympischen Spiele zusammen zu spielen. Er ist zuständig für den Leistungssport und hat da einiges bewirkt“, sagt Perner, der während der WM mit Armin Andres in Kontakt stand und zu Bundesligazeiten mit dem FC Bayern München gegen ihn und Bamberg spielte.
„Alle haben füreinander gekämpft“
Nach dem achten Sieg im achten Turnierspiel gab es kein Halten mehr. 30 Jahre nach dem EM-Triumph von München und gut ein Jahr nach Bronze bei der Heim-Europameisterschaft, setzte die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) noch einen drauf. Das Team von Bundestrainer Gordon Herbert wurde erstmals in der Geschichte Weltmeister. „Es ist nicht nur sensationell, dass Deutschland Weltmeister wurde, sondern wie man es geschafft hat. Das ist eine Teamleistung gewesen, wie ich sie so noch nie gesehen habe. Da waren 12 Jungs auf dem Feld, die füreinander gekämpft haben. Mit einem Anführer Dennis Schröder, der sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat“, sagt Bernd Perner.
Stimme weg, T-Shirt durchgeschwitzt
Natürlich saßen die einheimischen Basketballfans und -spieler vor den Fernsehgeräten und zitterten mit. „Ich musste nach dem Spiel mein durchgeschwitztes T-Shirt wechseln“, sagte Perner und beim Rosenheimer Christian März, ehemaliger Mitspieler von Dirk Nowitziki in Würzburg, war während des Spiels schon mal die Stimme weg: „Ich habe das Finale zu Hause mit einigen ehemaligen Mitspielern angeschaut. Es war einfach der Wahnsinn“, war März, der Gymnasiallehrer in Bad Aibling für Sport und Englisch ist, noch einen Tag nach dem Triumph begeistert. An seiner Stimme war zu erkennen, dass alle beim Public Viewing lautstark mitfieberten.
„Spannung war kaum noch auszuhalten“
„Am Ende war die Spannung kaum noch auszuhalten“, erklärte Christian März, der hofft, dass dieser historische Erfolg den Basketballsport nicht nur in der Region noch weiter nach vorne bringt. „Basketball ist in, die Sportart boomt, aber uns fehlen die Hallenkapazitäten. Nicht nur im Basketball sondern auch im Hand- und Volleyball“, weiß März.
„Plötzlich haben sich alle für Basketball interessiert“
Ebenfalls begeistert vom Erfolg des deutschen Herrenteams war Sophie Perner. Die Rosenheimerin spielt aktuell für den TSV Wasserburg in der 2. Bundesliga und war selbst U20-Nationalspielerin: „Ich habe das natürlich mit Interesse verfolgt. Mein Highlight war das Spiel gegen Luka Doncic und Slowenien. Spätestens da hat man gemerkt, dass Deutschland ein super Team ist. Und wenn einer einen schlechten Tag hatte, sind andere dafür eingesprungen. Ab dem Lettland-Spiel wusste ich, dass Deutschland es ganz weit schaffen kann. Ich glaube, dass sich dieser WM-Sieg auch auf den Nachwuchs und auch auf den Damen-Basketball positiv auswirkt. Aus meinem Freundeskreis haben sich plötzlich Leute für Basketball interessiert, die vorher kein Interesse hatten. Die waren alle fasziniert.“
Das sagen die Chiemgau Baskets
Auch die Basketballer und Verantwortlichen der Chiemgau Baskets aus Traunstein sind begeistert.
Lukas Blank (27, Spieler Herren I Chiemgau Baskets): „Ich habe mich für das deutsche Nationalteam extrem gefreut. Der Titel hat einfach die gute Arbeit unterstrichen, die dort seit Jahren geleistet wird. Trotz riesiger Performances von Dennis Schröder, Franz Wagner oder Johannes Voigtmann bin ich der Meinung, dass es vor allem das Teamgefüge war, das das DBB-Team von Serbien abgesetzt hat. Etwas, das auch wir bei den Baskets uns für die kommende Saison abschauen sollten!“
Stefan Gruber (27, Spieler Herren I Chiemgau Baskets): „Sensationeller Erfolg und die wahrscheinlich einzige Chance für sehr lange Zeit perfekt genutzt!“
Niko Kolovos (21, Spieler Herren I & Headcoach U10 Chiemgau Baskets): „Das deutsche Team hat als Mannschaft gespielt und im Finale mit einer überragenden Defense überzeugt. Serbien hat auch ein starkes Spiel gemacht, aber Deutschland war einfach diesen Ticken besser. Generell alles, die Organisation, der Trainer und der ganze Staff, die lange harte Arbeit, dieses Team aufzubauen – das ist schon echt eine überragende Leistung. Und wer USA und Serbien schlägt, ist in meinen Augen auch verdient Weltmeister geworden.“
Seit 18 Monaten ein Basketball-Boom
Franz Buchenrieder (Abteilungsleiter & Sportdirektor Chiemgau Baskets): „Bei den Chiemgau Baskets haben wir in den letzten 18 Monaten einen Basketball-Boom erlebt und 50 Prozent Wachstum bei den Mitgliedern erzielt. Wir spüren täglich, dass immer mehr Kinder Basketball spielen möchten. Uns fehlt aber die erforderliche Infrastruktur an Hallenzeiten, Freiplätzen und Fördergeldern. Daher wünschen wir uns, dass diesem Sport endlich die verdiente Anerkennung, der Respekt und der Support seitens der Macher in Politik, Wirtschaft und Medien, vor allem im Fernsehen, zukommt.“
Annika Mährle (Verantwortliche für den weiblichen Bereich der Chiemgau Baskets): „Es ist großartig, dass Deutschland Weltmeister ist. Es ist neben der hohen Qualität der einzelnen Spieler vor allem Headcoach Gordon Herbert zu verdanken, dass er das Team geformt und bodenständig geführt hat.
Keine Tiefstapelei, keine Höhenflüge, sondern klare Führung, Analyse und die Aufmerksamkeit auf die nächste Aufgabe. Als Schröder gegen Lettland ein paar schlechte Minuten hatte, hat Herbert ihn nicht vom Feld genommen und es hinterher so kommentiert: ‚Entweder wir gewinnen mit ihm oder verlieren mit ihm.‘ Hier nicht den Titel im Blick zu haben, sondern Menschlichkeit und Gemeinschaft, zeugt von enormer Größe. Eine Freude, dass das belohnt wurde!“





