Kommentar zur Sensation
Als Kumpels die Basketball-WM gewonnen: „Es macht einfach nur Spaß mit den Jungs“
Zwei Brüder holen vor den Augen ihrer Eltern den Basketball-Weltmeistertitel und sind dabei noch absolute Leistungsträger. Mit im Team sind zwei langjährige Freunde, die seit ihrer Kindheit zusammenspielen. Ein Spieler des FC Bayern Basketball, der vom „reinen“ Shooter zum kompletten Basketballvirtuosen gereift ist. Neben den individuellen Auszeichnungen und nicht zuletzt dem Titelgewinn sind es vor allem solche Geschichten, die das Team ausmachen. Und den Basketball so attraktiv gestalten.
Bayern-Spieler Andi Obst steht in der Halle in Manila und hält die Auszeichnung als wertvollster Spieler der Partie, kurz MVP, in Händen. Wir sprechen nicht von einem Bundesliga-Spiel oder der Euroleague. Nein, er war der beste Mann im Halbfinale der Weltmeisterschaft gegen die USA. Um ihn herum viele NBA-Spieler. Doch er allein hat das Spiel nicht gewonnen, es war die Mannschaftsleistung der vermeintlichen Underdogs aus Deutschland, die den Sieg über die US-Stars brachte. Als sie dann im Finale auch noch gegen Serbien gewinnen, ist die Sensation perfekt.
So richtig kann der Stadionsprecher die Namen der deutschen Basketballer nicht aussprechen. Im Finale steht als bester Mann im Spiel ein gewisser Franz Wagner fest. MVP (wertvollster Spieler) des Wettbewerbs wird Dennis Schröder. Gut, das mit den Umlauten ist so eine Sache außerhalb des deutschsprachigen Raums. Doch diese Namen werden sich Sportreporter merken müssen, denn was das Team um diese beiden NBA-Spieler erreicht hat, ist kein Zufall. Sie haben sich nicht ins Finale geduselt. Nein, sie waren schlichtweg das beste Team der WM.
Es tut sich was im Basketballsport
Ich selbst spiele seit 1989 Basketball. Ich habe sie alle im TV gesehen, Magic Johnson, Michael Jordan, Kobe Bryant. Klar, es gab da auch immer diese Ausnahmetalente deutscher Spieler, die es in die amerikanische Profiliga NBA geschafft hatten. So ein Detlef Schrempf, zum Beispiel. Oder ein gewisser Dirk Nowitzki, der einfach mal die Spielposition des Power Forwards revolutionierte. Dass ich jemals aber einen Artikel darüber schreiben werde, wie die hiesigen Basketballer die Amerikaner schlagen, das hätte ich bis vor wenigen Wochen noch nicht geglaubt.
Dabei stecken in dem jungen Team so viele herzerwärmende Geschichten, die gar nichts mit Nationalismus oder dergleichen zu tun haben. Dennis Schröder und Daniel Theis zum Beispiel. Beide spielen in der NBA, haben ihren Weg gemacht. Doch darum geht es nicht. Es sind zwei Freunde, die sich kennen, seit sie 12 Jahre alt waren. In Braunschweig lernten sie das Game, zockten gemeinsam Basketball, und reiften über die Jahre zu Weltklasse-Spielern. Mit den Kumpels von früher die Weltmeisterschaft holen, ein bizarrer Gedanke. Und Dennis Schröder erhält die Auszeichnung als bester Spieler des Turniers. Kein Luka Dončić oder Anthony “Ant-Man” Edwards. Was für ein Erfolg für den sympathischen Dennis.
Oder die Wagner Jungs, Moritz und Franz. Beide stehen bei den Orlando Magic unter Vertrag. Die Eltern sind im Stadion, als sie den WM-Titel holen. Franz wird sogar zum Final-MVP gewählt. Und die Eltern freuen sich, applaudieren. Und bestimmt haben sie auch die eine oder andere Freudenträne vergossen. Franz selbst kann kaum zu grinsen aufhören, bei jedem Interview betont er, was er für eine schöne Zeit mit den Mannschaftskollegen hat. “Elf Freunde müsst ihr sein”, soll Sepp Herberger mal gesagt haben. Die “Elf” stimmt nicht, doch der Rest ist spürbar. Es wurde auch mal gestritten, aber das gehört dazu im Sport. Und wenn diese Freunde weiter so spielen, dann können auch wir Fans des, laut Sportreporter Michael Körner „einzig wahren Hallensports“ uns auf viele weitere, interessante Partien freuen. „Es macht einfach nur Spaß mit den Jungs“, sagt Andi Obst. Solange das so bleibt, haben auch wir Zuschauer unseren Spaß.
ar