Kapitän weg und Fans teils stinksauer
„Unsichere Zukunft“ und „keine Geschäftsgrundlage“ bei DEL2-Club – ist die Stadt schuld?
In den Playdowns der DEL2 sicherten sich die Eispiraten Crimmitschau kürzlich den sportlichen Klassenerhalt, doch jetzt rumort es unter den eigenen Fans teils gewaltig. Der Grund: Der Verein musste Kapitän Tobias Lindberg ziehen lassen – offenbar wegen des noch immer fehlenden Stadionnutzungsvertrags.
Crimmitschau – Es war eine Hiobsbotschaft, die die Eispiraten Crimmitschau in diesen Tagen verkünden mussten: Nur wenige Tage, nachdem man sich im alles entscheidenden „Spiel sieben“ der ersten Playdown-Runde gegen die Eisbären Regensburg den sportlichen Klassenerhalt in der DEL2 gesichert hatte, wurde der Abgang von Kapitän Tobias Lindberg bekannt. Grundlegend sind nicht verlängerte Verträge im Eishockey keine Seltenheit, doch in diesem Fall scheint der Abgang des Leistungsträgers wohl einen faden Beigeschmack zu haben.
DEL2: Keine Vertragsunterzeichnung bei ungeklärter Stadionnutzung
Die Verantwortlichen der Eispiraten begründeten den Wechsel des 29-jährigen Topstürmers in einer Pressemitteilung als „Resultat der fehlenden Geschäftsgrundlage“. Bereits vor Monaten kündigte die Stadt Crimmitschau dem DEL2-Club den Nutzungsvertrag für das örtliche Kunsteisstadion im Sahnpark (rosenheim24.de berichtete bereits ausführlich darüber). Noch immer gibt es diesbezüglich keine Neuerungen, weshalb der Verein eigenen Aussagen zufolge einer „unsicheren Zukunft“ entgegenblicke.
„Solange sich die Eispiraten in einer unsicheren Lage befinden, können keine neuen Verträge mit Spielern oder Sponsoren gezeichnet werden. Ich bedauere es sehr, dass wir mit Tobias einen der professionellsten Spieler der Eispiraten-Geschichte ziehen lassen müssen, wünsche ihm trotz allem alles Gute für die Zukunft“, erklärt Geschäftsführer Jörg Buschmann. Der Fakt, dass der Stürmer inzwischen beim EV Landshut als Neuzugang vorgestellt wurde, wird in diesem Zusammenhang fast zur Nebensache.
„Zum Kotzen“ und „das verdanken wir dem Stadtrat“
Die Fans sind unterdessen teilweise stinksauer über die Entwicklungen abseits des Eises in Crimmitschau und lassen in Kommentaren auf Social-Media ihrer Wut gegen die Verantwortlichen der Stadt oftmals freien Lauf. „Es ist zum Kotzen mit der Stadt“, schreibt beispielsweise eine Userin unter dem Facebook-Post der Eispiraten zum Abgang von Tobias Lindberg.
Aber auch andere User machen die Kommune für die aktuell unklare Perspektive des Halbfinalisten der vergangenen DEL2-Saison verantwortlich. „Das verdanken wir dem Stadtrat mit unserem OB“, schreibt beispielsweise ein anderer Nutzer und mutmaßt gleichzeitig weitere Abgänge aufgrund des fehlenden Stadionnutzungsvertrags.
User nehmen Stadt in Schutz und sehen Verein in der Pflicht
Doch es gibt auch viele Eishockey-Fans, die anderer Meinung und der Ansicht sind, dass auch den Verein selbst eine gewisse Mitschuld an der derzeitigen Misere treffe. „Sich seit Jahren nicht um eine Lösung bemühen und jetzt, wo es 5 vor 12 ist, die Opferrolle einnehmen. Professionelles Verhalten sieht eindeutig anders aus“, so ein weiterer User in Bezug auf die Streitigkeiten rund um die Umbaumaßnahmen im Kunsteisstadion im Sahnpark.
In einem anderen Kommentar schildert ein Facebook-Nutzer sehr ausführlich seine Sicht der Dinge und geht dabei auch auf die Planungen der Eispiraten vor der aktuellen Saison ein. Dort kreidet der User den Verantwortlichen vor allem an, kein Geld in die nötige Flexbande gesteckt zu haben – man hätte dann mit einer „jungen und hungrigen Mannschaft“ in die neue Spielzeit gehen können. „Jetzt die Stadt dafür verantwortlich zu machen, dass man den kurzfristigen Erfolg mit Spielern (die zum großen Teil dort spielen, wo sie am meisten verdienen) suchte… Das finde ich nicht fair!“, heißt es in dem Kommentar außerdem.
Letztlich kann festgehalten werden, dass die aktuelle Situation bei den Eispiraten Crimmitschau ohne jede Frage mehr als prekär ist – egal, wer dafür verantwortlich ist. Aus sportlicher Sicht bleibt die Hoffnung, dass der DEL2-Vertreter aus Sachsen eine schnellstmögliche Lösung für die Stadionnutzung in der kommenden Saison findet und damit auch den sportlich erreichten Klassenerhalt umsetzen kann. (aic)
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