Einige Rosenheimer haben schon Titel gewonnen - mit *Video*
Sie wissen, wie Meisterschaft geht: Starbulls-Spieler im Exklusiv-Interview
Es sind noch drei Schritte bis zum großen Ziel. Drei Siege fehlen den Starbulls Rosenheim, um zum zweiten Mal nach 2010 Meister in der Eishockey-Oberliga zu werden. Einige Spieler kennen das Gefühl eine Play-off-Serie zu gewinnen.
Rosenheim – Aus dem Kader er Starbulls-Aufstiegsmannschaft von 2010 sind Marius Möchel und Dominik Daxlberger mittlerweile wieder im Rosenheimer Aufgebot. Die Mannschaft von Trainer Jari Pasanen hat aber nicht nur diese beiden Akteure mit Erfahrung in Play-off-Finals. Die OVB-Sportredaktion hat sich mit den Starbulls-Spielern Norman Hauner, Klemen Pretnar, Andi Mechel, Dominik Daxlberger und Manuel Strodel getroffen und viele persönliche Gedanken aufgeschnappt.
Play-off-Erlebnisse: Was fällt Ihnen spontan ein?
Norman Hauner: „Das war noch mit Corona der Aufstieg mit Bietigheim in die DEL. Da hatten wir drei „Best-of-five“-Serien, lagen zweimal 2:0 vorne und mussten beide Male in Spiel fünf. Im Finale lagen wir dann 0:2 hinten und haben das Ding noch im fünften Spiel in Kassel gedreht. Das waren die intensivsten Erlebnisse.“
Klemen Pretnar: „Die slowenische Meisterschaft, weil Jesenice meine Heimatstadt ist. Da habe ich schon als Kind immer zugeschaut, und wenn du selbst da Meister wirst, dann ist es schon etwas Besonderes.“
Andi Mechel: „Play-offs sind immer die schönste Zeit der Saison. Da werden die Karten neu gemischt und das Schönste ist, wenn sich dann so eine Eigendynamik entwickelt. Die Jungs rücken noch mehr zusammen, helfen noch mehr zusammen und jeder steht für den anderen ein. Von Runde zu Runde macht es mehr Spaß. Für die Außenstehenden wird vielleicht die Spannung größer, für mich der Spaß immer mehr. Dafür spielt man.“
Dominik Daxlberger: „Die Emotionen, wenn du eine Serie gewonnen hast. Da kommt alles raus. Da gehört auch das letzte Heimspiel dazu – wie das alles da passiert ist, war ein Wahnsinn. Aber wir müssen jetzt kühl bleiben, wir haben dadurch ja noch nichts erreicht.“
Manuel Strodel: „Jeder Moment ist besonders und wichtig. Jeder geblockte Schuss ist nochmals geiler als in der Halbfinalserie, jedes Tor ist geiler, jeder Check ist geiler – es ist alles von der Intensität und den Emotionen noch einen Schritt tiefer, weil du weißt, dass du jetzt nur noch drei Schritte zu gehen hast.“
An was erinnern Sie sich bei Ihrem gewonnenen Titel?
Hauner: „An die Kabine, an die Stimmung, die dort zusammenwächst. Das vergisst man nie. Es gibt Jahre, in denen man nichts erreicht hat und an die man auch nicht oft zurückdenkt. Aber mit den Jungs, mit denen man Erfolg hatte – das bleibt immer in Erinnerung.“
Pretnar: „Die slowakische Meisterschaft, 7000 Leute in Trencin beim siebten Spiel. Wir waren in der Serie schon 3:0 vorne, dann stand es 3:3 und unsere Fans hatten Panik. Und dann haben wir das siebte Spiel dort gewonnen. Beide Mannschaften hatten NHL-Spieler, Hossa und Starosta bei Trencin – das sind schon große Namen. Banska Bystrica ist wie Rosenheim auch eine Hockeystadt und wir sind dann mit einem offenen Doppeldeckerbus durch die Stadt gefahren – und alle waren da. So etwas vergisst man nie!“
Mechel: „Die beiden Finalserien, die ich mit Bietigheim gewonnen habe, bleiben immer im Kopf. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl.
Man belohnt sich selbst für die harte Arbeit. Aber wichtiger ist: Mit einer Truppe so etwas zu erreichen, ist unvergesslich. So etwas bleibt für immer!“
Daxlberger: „2010 hatte ich als junger DNL-Spieler einige Einsätze. Das kann man aber nicht mit jetzt vergleichen, als Kapitän der Mannschaft ist es einfach anders. Ich versuche, Organisatorisches zu regeln und die Stimmung aufzulockern. Die Euphorie ist einfach riesig, die Sehnsucht bei den Eishockey-Fans ist groß. Jeder redet jetzt übers Eishockey, das geht schon in der Früh beim Bäcker los.“
Strodel: „Als die Schlusssirene kam und wir das vierte Spiel gewonnen haben. Du kannst dir von den anderen Siegen und Momenten ja erst einmal nix kaufen. Aber wenn das alles vorbei ist – ich war in dem Moment auch mit auf dem Eis – fallen einem Emotionen und Ballast vom Körper. Das geht alles auf einmal raus. Das ist der Moment, der immer im Leben hängen bleibt und an den man sich dann zurückerinnert.“
Worauf wird es in dieser Phase jetzt ankommen?
Hauner: „Beide Mannschaften werden gut vorbereitet sein und von der Qualität auf dem Eis ist da nicht so viel Unterschied. Am Ende wird der absolute Wille entscheidend sein und das Quäntchen Glück auf der Seite – und das hat meist der Tüchtigere.“
Pretnar: „Der Fokus. Du musst von der ersten Minute bis zur letzten da sein und alles geben. Egal, was passiert, du musst immer weitermachen und darfst nie aufgeben. Es ist nie zu Ende, bis die Schusssirene kommt. Du musst alles geben und ein bisschen Glück haben.“
Mechel: „Ich habe von der Eigendynamik gesprochen. Die hat man das ganze Jahr schon gespürt und das hat sich einfach noch mal mehr entwickelt und man ist noch einmal fester zusammengerückt. Dazu gilt: Spaß im Training haben und hart arbeiten – dann kommt alles andere von ganz alleine.“
Daxlberger: Es wird Aufs und Abs geben. Jede Mannschaft wird mit vier kompletten Reihen spielen. Und dann werden die Kleinigkeiten entscheiden, Überzahl und Unterzahl werden sehr wichtig. Und es kommt auch darauf an, wer mit einer Niederlage besser umgehen kann und dann umso stärker zurückkommt.“
Strodel: „Das Schöne ist, dass meines Erachtens auch die besten zwei Mannschaften der Oberliga im Finale aufeinandertreffen. Aber gerade deshalb zählen die Kleinigkeiten. Das hört sich immer so lapidar an, aber jeder kann Eishockey spielen und jeder weiß, was zu tun ist – deshalb sind es die Kleinigkeiten.“
Trotz Final-Fokus: Wie lenken Sie sich zwischendurch ab?
Hauner: „Die längere Pause finde ich ein bisschen komisch, ich hätte gerne schon früher angefangen. Jetzt versucht jeder, die Akkus aufzuladen, sodass beide Mannschaften am Freitag und Sonntag noch einmal komplett frisch sein werden. Dann wird es halt eine Sache der Kraft.“
Pretnar: „Ich habe eine Familie mit zwei Teenager-Kindern und einen Hund, ich habe also genug Ablenkung.“
Mechel: „Da gibt es bei eigentlich nichts Spezielles. Spaß haben und hart arbeiten, dann hast du deinen Teil erledigt.“
Daxlberger: „Ich verbringe viel Freizeit mit meinem kleinen Sohn auf den Spielplätzen. Aber selbst da wird dann über Eishockey gesprochen. Wichtig ist, sich im richtigen Moment zu fokussieren und ansonsten abzuschalten.“
Strodel: „Ausgleich ist immer wichtig. Ich habe seit Dezember Nachwuchs. Da ist jeder Moment schön, wenn du heimkommst. Ich bin einer, der sehr viel Eishockey mit nach Hause nimmt und tue mich oft schwer, nach den Spielen zu schlafen. Aber seitdem der Kleine da ist, denkst du daheim nicht mehr an etwas anderes. Meine Familie tut mir da sehr gut.“
Gibt es Glücksbringer oder Rituale, auf die Sie nun vertrauen?
Hauner: „Meine Schläger sind immer hoch präpariert mit einem schwarzen Lackspray. Ansonsten gibt es da nichts bei mir.“
Pretnar: „Ich habe schon immer Kleinigkeiten von den Kindern oder der Frau dabei. Aber es ist nicht so, dass ich etwas Besonderes mache.“
Mechel: „Nein. Ich mache meinen Job und habe meinen Spaß daran. Ich genieße es wirklich, weil man ein Finale ja auch nicht jedes Jahr spielt.“
Daxlberger: „Ich habe am Spieltag meinen Ablauf, den ich möglichst einhalten möchte. Ich bin immer in der Früh beim Pre-Game-Skate, dann wird zu Hause gemeinsam gekocht und ich versuche, mich für ein, zwei Stunden hinzulegen und auszuruhen.
Und: Seit den Play-offs habe ich das gleiche Sakko an mit den gleichen Stickern drauf.“
Strodel: „Bei Heimspielen mache ich mir immer Spaghetti oder Penne Bolognese. Und ich ziehe immer zuerst alles links an. Das ist aber nicht jetzt hyper-abergläubisch, sondern ich mache das wohl im Unterbewusstsein so. Im Laufe der Jahre ist alles ein bisschen weniger geworden. Umso weniger Rituale du hast, desto besser ist es für den Kopf.“

