Starbulls-Statistik nach der Hauptrunde
Die Betonabwehr der Starbulls: Kein Oberliga-Team kassierte weniger Tore als Rosenheim
Es gibt im Eishockey eine alte Trainer-Weisheit: Offense wins games, defense wins championships. Soll heißen: Mit vielen geschossenen Toren gewinnt man Punktspiele, wenn es aber im Play-off so richtig eng wird, ist es wichtiger, Treffer des Gegners zu verhindern. Sollte sich diese Weisheit in den Oberliga-Play-offs bewahrheiten, sähe es für die Süd-Favoriten gar nicht so schlecht aus.
Rosenheim – Vergleicht man die Blue Devils Weiden und die Starbulls Rosenheim mit den Top-Teams des Nordens, die Hannover Scorpions und die Saale Bulls Halle, erkennt man: Zwar haben sowohl die Scorpions (5,73 Tore pro Spiel) als auch die Hallenser (4,48) die schlagkräftigere Offensive als die Starbulls, die im Schnitt nur 3,52-mal trafen, aber dem Gegner Tore zu verwehren, hatte in der Punktrunde keiner so gut drauf wie Tomas Pöpperle, Andi Mechel und Christopher Kolarz. Die Gegner der Nord-Spitzenreiter, die von diesen öfter mal vom Eis geschossen wurden, trösteten sich gegen Hannover mit 2,11 Treffern pro Partie, gegen Halle sogar mit 2,30. Problematisch für die Starbulls könnte werden, dass Weiden nicht nur mit 5,23 pro Spiel über eine gnadenlose Offensive verfügt, sondern auch in der Defensive mit 1,83 nur unwesentlich weniger überragte als die Rosenheimer, die in ihren 48 Begegnungen nur 1,73 pro Partie zuließen.
Offensive weiter ausbaufähig
Eine solche Betonabwehr stand in all den Jahren seit der Rückkehr aus dem Landesverband 2005 noch nie vor dem Rosenheimer Kasten. Schon letzte Saison hatten Mechel und Kolarz nur 2,63 pro Spiel zugelassen und damit die Bestwerte der Spielzeiten 2017/18 (Oberliga, Lukas Steinhauer und Luca Endres) und 2013/14 (Zweite Liga, Pasi Häkkinen, Timo Herden und Frederic Cloutier) egalisiert. Da war es durchaus zu verkraften, dass man in punkto Offensive im Süden nur auf Rang Sieben lag und sogar der Tabellenzehnte, die Tölzer Löwen, mehr Tore erzielte. Und wäre es nicht die Saison der „Überflieger“ (Weiden 15 Punkte vor Rosenheim, die Scorpions gleich 32 (!) vor Halle), hätte man auch ganz an der Spitze stehen können. Immerhin gab es nie mehr als zwei Niederlagen am Stück, dafür aber Siegesserien von neun, sieben und zum Schluss sechs Siegen in Folge. Und es war auch egal, ob zuhause (2,5 Punkte pro Spiel) oder auswärts (2,17); in beiden Rubriken waren die Starbulls Zweitbester hinter dem souveränen Spitzenreiter. Interessanterweise waren gleich fünf von 13 Teams auf eigenem Eis nicht erfolgreicher als in der Fremde. Weiden, Höchstadt, Tölz und Passau holten beim Gegner mehr Punkte als zuhause, Deggendorf gleich viele.
Gelungene „Nachrüstungen“ der Starbulls
Von Torhüter Pöpperles Supereinstand in Grün-Weiß wurde in den letzten Wochen schon einiges geschrieben. Derzeit liegt sein Gegentorschnitt bei 0,88 pro Spiel; auch seine beiden Kollegen Kolarz (1,67) und Mechel (2,01) liegen unter oder nur hauchdünn über der magischen Grenze von 2,00. Aber Pöpperle war nicht die einzige gelungene „Nachrüstung“ durch die Verantwortlichen, die aufgrund des zu Saisonbeginn sehr kleinen Kaders, der vielen Verletzungen und der noch nicht wie erhofft erfolgten Reaktivierung von Topscorer Brad Snetsinger nötig wurden. Marius Möchel taucht zwar nicht sehr oft in der Scorerliste auf, stabilisiert aber mit seiner Routine und Vielseitigkeit das Mannschaftsgefüge immens. Brad McGowan schlug mit 14 Scorerpunkten in zehn Spielen auf Anhieb ein und ermöglicht Trainer Pasanen den Luxus, bei den Kontingentspielern auf Verletzungen oder Formschwäche reagieren zu können.
Und der Sensationstransfer des Heimkehrers Norman Hauner war unverkennbar das Tüpfelchen auf dem I. Obwohl erst ab dem siebten Spieltag dabei, führt er die Scorerliste mit 58 Punkten und 19 Punkten Vorsprung auf den Zweitbesten, Verteidiger Max Vollmayer, um Längen an. Diese beiden, Hauner als 16. und Vollmayer als 41., sind auch die einzigen Starbulls in den Top 50 der Liga, die an der Spitze ganz überraschend von Spielern der mittleren und unteren Tabellenregionen dominiert wird. So finden sich auf den Rängen drei bis sieben gleich drei Tölzer sowie ein Peitinger und ein Spieler des Drittletzten Passau. Die beiden Rosenheimer Kontingentstürmer Tyler McNeely und Travis Oleksuk befinden sich in den 50er-Rängen unmittelbar vor dem letztjährigen Starbull-Konti Curtis Leinweber. Ein weiterer Sommerabgang bildet mit den beiden Topscorern übrigens den besten Sturm der Liga. Kevin Slezak, Lubor Dibelka und Robin Soudek brachten es in der Punkterunde für Riessersee zusammen auf satte 227 (!) Scorerpunkte, darunter 92 Treffer, fast die Hälfte der gesamten Garmischer Offensive.
Special Teams auf gutem Niveau
Im Play-off oft entscheidend sind bekanntlich die Special Teams. Und da performen die Starbulls ähnlich wie im Vorjahr. Mit 24,1 Prozent im Powerplay und 83.6 Prozent im Penalty Killing sind sie in beiden Rubriken Vierter. Letztes Jahr hatten sie mit 29,4 Prozent zwar das beste Powerplay, mit 79 Prozent war ihr Unterzahlverhalten aber nur das achtbeste, auch hier geht also der Trend eher zum Tore verhindern.
Wenig Erfahrung konnten Vollmayer & Co. heuer mit Overtime und Rückständen machen. Nur dreimal (in eigener Halle überhaupt nicht) mussten sie heuer „nachsitzen“. In Passau und Füssen gab es Gegentreffer bei Drei gegen Drei, das Penaltyschießen in Lindau entschied Hauner. Gesamtspielzeit elfeinhalb Minuten. Nur Passau und Landsberg spielten noch weniger Overtime, weil sie zumeist nach 60 Minuten geschlagen waren.
Auch das Aufholen von Rückständen ist fast ein bisschen Neuland für McNeely & Co. Von den knapp 2.892 gespielten Minuten der Punkterunde lagen sie nur in 11,3 Prozent der Zeit im Rückstand, nur ganze sechs Minuten höher als mit drei Toren Abstand. Dagegen lag der jeweilige Gegner 60,6 Prozent der Zeit im Hintertreffen. Das darf im Play-off auch gerne so bleiben!