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„Osterspaziergang für die UdSSR“ titelte das Oberbayerische Volksblatt im April vor 40 Jahren als die deutsche Nationalmannschaft in Rosenheim gegen die Eishockey-Weltmacht Russland vor 6500 Zuschauern mit 1:8 verlor. An das erinnern sich die Spieler von damals.
Rosenheim – Für einen der zwölf (!) Rosenheimer Spieler (Karl Friesen, Wacki Kretschmer, Peter Scharf, Rainer Blum, Ernst Höfner, Franz Reindl, Georg Franz, Manfred Ahne, Markus Berwanger, Axel Kammerer, Michael Betz und Jochen Mörz) im deutschen Kader war es eine ganz besondere Partie: Karl Friesen bestritt sein vorläufig letztes Spiel auf dem Rosenheimer Eis und diese Partie hatte sich der Rosenheimer Publikumsliebling, der zu den New Jersey Devils in die amerikanische Profiliga wechselte, sicher schöner vorgestellt. Dennoch verabschiedete sich der langjährige SBR-Torhüter „mit einer Superleistung von seinen Fans“, wie es der damalige OVB-Sportchef Edgar Scholtz formulierte. Friesen war mit Abstand bester deutscher Spieler und verhinderte gegen die sowjetischen „Eissputniks“ ein zweistelliges Debakel. Nur einmal passte er nicht auf, als Bykow ihn mit dem altbekannten „Bauerntrick“ zum 1:1 überlistete. Doch diesen Fehler machte er in der Folge mit glänzenden Paraden mehr als gut.
Vor 40 Jahren: Eishockey-Länderspiel Deutschland gegen Russland in Rosenheim
Die Russen wirbelten das deutsche Team gehörig durcheinander und vor allem Vladimir Krutov und Sergei Makarov waren nicht zu bremsen. „Das waren durch die Bank Weltklassespieler, die alle in der NHL hätten spielen können“, erinnert sich der Rosenheimer Ernst Höfner. Ihr kongenialer Sturmpartner aus der legendären „KLM-Sturmreihe“ Igor Larionov fehlte grippekrank. Für ihn stürmte Helmuts Balderis, dessen internationale Karriere schon beendet schien. Fast schon sensationell gingen die Deutschen in der fünften Minute mit 1:0 in Führung. Torschütze war der Mannheimer Marcus Kuhl. Danach trafen nur noch die Russen durch Krutov (3), Bykov (2), Makarov, Tjumenev und Svetlov.
Einen Tag später gelang der deutschen Nationalmannschaft, dieses Mal mit einem überragenden Beppo Schlickenrieder im Tor, die Sensation. Im 55. Spiel gegen die Russen gab es beim 3:3 in München den ersten Punktgewinn. „Das war der Wahnsinn. Wir konnten es gar nicht fassen. Da haben wir Eishockey-Geschichte geschrieben“, erinnert sich Markus Berwanger, der damals sein viertes von 97 Länderspielen bestritt. Für den 3:3-Ausgleich sorgte der SBR-Stürmer Franz Reindl in der 56. Minute. Der spätere DEB-Präsident sagte nach dem Spiel: „Schade, dass dieses Resultat nur für die Statistik zählt und nicht bei einem wichtigen Turnier oder bei der WM zustande kam.“ Trotzdem war der Prestige-Erfolg seiner Meinung nach unwahrscheinlich wertvoll und wichtig: „Schließlich tun schwere Niederlagen auch in solchen Vergleich weh.“ Reindl hatte da so seine Erfahrungen: „1974 war ich dabei als wir in Braunlage 1:17 gegen Russland verloren. Das war mein schlimmstes Erlebnis in meinen 25 Spielen gegen die Russen.“
Rosenheims Nationaltorhüter Karl Friesen, der den Mennoniten angehörte und neben seiner sportlichen Laufbahn Laienprediger war, überraschte nach der 1:8-Niederlage gegen Russland mit folgender Aussage: „Ich habe nicht verloren. Ich versuche, so zu trainieren, als ob Gott mein Trainer sei, und ich versuche, so zu spielen, als ob Gott der einzige Zuschauer sei.“ Vor dem Testspiel in Rosenheim verteilten Mitglieder der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde vor dem Stadion eine Predigt ihres Bruders Karl Friesen und eine Gruppe Jugendlicher sang Kirchenlieder - nicht gerade üblich beim Eishockey.