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Spiel 4 im Play-off-Halbfinale der Eishockey-Oberliga

Das geht in die Starbulls-Geschichte ein – Dramatisches Spiel vor begeisterten Fans

Ein Tor zum Zungeschnalzen Tyler McNeely (rechts hinten) erzielte nach 2:5-Rückstand die 6:5-Führung.
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Ein Tor zum Zungeschnalzen Tyler McNeely (rechts hinten) erzielte nach 2:5-Rückstand die 6:5-Führung.

Wahnsinn! Irre! Finale! Was am Freitag, 14. April, im Rosenheimer Eisstadion passierte, geht in die Geschichte der Starbulls Rosenheim ein. 5022 Zuschauer im ausverkauften Rofa-Stadion waren Zeugen eines denkwürdigen Spiels, das die Rosenheimer schon so gut wie verloren hatten.

Rosenheim – Das war der reinste Wahnsinn! Mit einem nervenaufreibenden Spiel und einer unglaublichen Aufholjagd haben die Starbulls Rosenheim den Einzug in die Play-off-Finalserie der Eishockey-Oberliga geschafft. Im vierten Spiel gegen die Hannover Scorpions lagen die Rosenheimer vor über 5000 Zuschauern im ausverkauften Rofa-Stadion mit 0:3, 1:4 und 2:5 im Rückstand, drehten dann aber richtig auf und siegten am Ende mit 8:5.

Gänsehautmoment: Die Starbulls haben gegen Hannover auch für Mike Glemser gespielt. Steffen Tölzer und Michael Knaub präsentierten den Starbulls-Fans nach dem 8:5-Sieg das Trikot des querschnittgelähmten Glemsers.

Den Hannover-Fluch besiegt

Damit landeten sie den dritten Sieg in dieser Halbfinalserie und kegelten den Meister der Oberliga Nord aus dem Bewerb. Nachdem die Scorpions in den letzten Jahren gleich drei Mal zur Endstation für die Rosenheimer in den Play-offs mutierten, ist auch diese Negativserie beendet. „Wir haben verdient gewonnen“, resümierte Starbulls-Coach Jari Pasanen, „letztendlich haben uns Charakter, Kondition und die Fans dazu verholfen.“ In der Endspielserie treffen die Rosenheimer ab dem kommenden Freitag auf die Blue Devils Weiden, Meister der Oberliga Süd.

Hellwach aus der Kabine, aber dann...

Der Eishockey-Sprech hat seit einigen Jahren den schönen Begriff „Momentum“ fast in jeder Pressekonferenz parat. Hatte Hannover dieses Momentum nach dem Overtime-Sieg vom Mittwoch? Es hatte zumindest den Anschein, auch wenn die Starbulls hellwach aus der Kabine kamen und in der ersten Minute gleich zwei Schüsse aufs Gäste-Tor abfeuerten. Doch dann setzte sich die Serie der 0:1-Rückstände im Play-off-Spielen daheim fort, als Brandon Alderson für die Scorpions traf.

Dreifacher Torschütze: Norman Hauner jubelt über seinen 4:5-Anschlusstreffer.

Und es kam noch schlimmer, denn Andy Reiß per Unterzahltor und Dennis Reimer erhöhten für die Niedersachsen, die auch viel Körperlichkeit ins Spiel brachten, bis zur ersten Drittelpause auf 3:0. Der dritte Gegentreffer bedeutete den nächsten Torhüter-Wechsel bei den Starbulls – es war bereits der fünfte in den gesamten Play-offs! „Wir haben schlecht angefangen“, meinte Starbulls-Trainer Jari Pasanen, „wir waren sehr nervös, haben das Überzahl nicht hingekriegt und das Aufbauspiel war miserabel.“

Der Schock aus dem ersten Drittel war weg

War das schnelle Tor gleich nach Wiederbeginn – Norman Hauner schoss nach 31 Sekunden ein – die Initialzündung für den Momentum-Wechsel? Vom Ergebnis her zunächst eher nicht, weil Hannover durch Reiß mit dem vierten Treffer und, nach Stefan Reiters Spielstandverkürzung, mit dem fünften Tor von James Bettauer – wieder im Rosenheimer Powerplay – antworteten.

Trotzdem: Die Starbulls waren mit Beginn des zweiten Abschnitts wesentlich besser im Spiel, viel spritziger und in der Körpersprache präsent – der Schock aus dem ersten Drittel war aus den Trikots herausgeschüttelt. Und da merkte man den Rosenheimern auch den Glauben an sich an. Pasanen berichtete, dass er „nicht eine Sekunde daran gedacht hatte, dass jemand aufgegeben hätte“.

Das Rosenheimer Stadion bebte

Das bekam Hannover zu spüren, wobei sich die Gäste auch selbst durch Strafen in die Bredouille brachten. Das 3:5 von Dominik Daxlberger fiel in Überzahl, das 4:5 von Hauner bei angezeigter Strafe, als sechs Rosenheimer gegen fünf Scorpions-Akteure zuschlugen, und beim Ausgleich von Reiter waren die Starbulls schon wieder ein Mann mehr auf dem Eis. Dass das Rofa-Stadion mittlerweile bebte, war außer Frage.

Faire Gratulation von Hannovers Trainer Kevin Gaudet, der seinen Ex-Spieler Norman Hauner zum Sieg beglückwünschte. Rechts Andi Mechel.

Ein Tor zum Zungeschnalzen

Und während die Gäste sich immer mehr darauf konzentrierten, mit den Schiedsrichtern zu hadern, wuchs bei den Rosenheimern das Selbstbewusstsein. Da half sicher auch der Gedanke an die eigenen Kraftreserven, denn Pasanen stellte fest: „Wir waren fit.“ Zwar dauerte es bis zur 55. Minute, ehe die Hausherren erstmals in Führung gingen, allerdings hatte sich der Treffer in dieser Phase auch mehrfach angedeutet, nachdem unmittelbar davor schon Travis Oleksuk und Hauner vor dem Scorpions-Kasten gescheitert waren. Das sechste Rosenheimer Tor war allerdings ein Leckerbissen, eines zum Zungeschnalzen. Angefangen vom mit viel Übersicht gespielten Pass bis hin zur Puckkontrolle und der ultra-coolen Verwertung von Tyler McNeely. Der machte damit seinen Patzer aus dem zweiten Drittel wieder wett, als er mit einem Scheibenverlust einen Gegentreffer eingeleitet hatte.

Trainer Jari Pasanen wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte: Auf Andi Mechel war wieder einmal zu 100 Prozent Verlass.

Es gab noch einen Schlüsselmoment

Damit war die Messe aber noch nicht gelesen, denn es gab noch einen weiteren Schlüsselmoment. Und zwar, als die Starbulls in Überzahl waren und Dominik Daxlberger an der blauen Linie wegrutschte. Hannovers Pascal Aquin, stärkster Akteur bei den Gästen, schnappte sich die Scheibe und lief alleine auf Mechel zu – der blieb ruhig und parierte prächtig. Als Hannover dann Torhüter Brett Jaeger in der Folge durch einen weiteren Feldspieler ersetzten, konnten die Starbulls das leere Tor der Gäste zu zwei weiteren Treffern nutzen. Erst machte Manuel Edfelder alles klar, dann setzte Hauner mit seinem dritten Tor an diesem Abend noch das Sahnehäubchen drauf. Und verschaffte sich und seinen Teamkollegen damit ein freies Wochenende. Und die Fans können sich von dem Wahnsinn eine ganze Woche lang erholen, ehe die Finalserie gegen Weiden startet.

Riesentat von Andi Mechel kurz vor Schluss: Beim Stand von 6:5 parierte der Starbulls-Keeper bei einem Break von Hannover glänzend und rettete den Sieg .

Spielstatistik: Starbulls Rosenheim – Hannover Scorpions 8:5 (0:3, 5:2, 3:0). Starbulls: Kolarz (ab 15. Mechel) – Tölzer, Vollmayer; Krumpe, Reinig; Obu, Pretnar – McNeely, Oleksuk, Hauner; Krüger, Daxlberger, Edfelder; Laub, Strodel, Reiter; Knaub, Kolb, Schmidpeter.

Tore: 0:1 (7.) Alderson/Just, Aquin, 0:2 (12.) Reiß/McPherson, Aquin – SH1, 0:3 (15.) Reimer/Reiß, Bettauer, 1:3 (21.) Hauner/Vollmayer, Tölzer, 1:4 (26.) Reiß/Just, Alderson, 2:4 (27.) Reiter/Strodel, Laub, 2:5 (28.) Bettauer/McPherson, Aquin – SH1, 3:5 (32.) Daxlberger/Strodel, Vollmayer – PP1, 4:5 (37.) Hauner/Tölzer, Vollmayer, 5:5 (39.) Reiter/Laub, Vollmayer – PP1, 6:5 (55.) McNeely/Vollmayer, Hauner, 7:5 (59.) Edfelder – ENG, 8:5 (60.) Hauner/Strodel – ENG. – Schiedsrichter: Singaitis/Votler; Strafminuten: Rosenheim 4, Hannover 10; Zuschauer: 5022 (ausverkauft).

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