„Es tut mir verdammt leid“
Feldkirchen findet „Zuckerl“ in Kreisliga-Relegation – und lässt Tattenhausen im Regen stehen
Während ein farbenfrohes Schirmmeer auf der nassen Tribüne für Fotomotive sorgte, erlebte der SV Tattenhausen im strömenden Relegationsregen von Bruckmühl sein Kreisliga-Ende. TV Feldkirchen nutzte in der Verlängerung sein „Zuckerl“ und zog mit einem späten Treffer ins Aufstiegsfinale ein.
Bruckmühl/Tattenhausen/Feldkirchen-Westerham – Es war ein Spiel, das sich tief in das Gedächtnis von 680 Amateurfußball-Fans brachte – und in das Herz zweier Vereine. Am Donnerstagabend (5. Juni) setzte sich der TV Feldkirchen am Bruckmühler Sportplatz nach Verlängerung mit 1:0 gegen den SV Tattenhausen durch. Für den SVT bedeutet das nach dem historischen Aufstieg im letzten Jahr der bittere Abstieg aus der Fußball-Kreisliga, Feldkirchen hingegen darf weiter vom Aufstieg träumen – am Montag (9. Juni) wartet nun der DJK SV Griesstätt.
Schon vor dem Anpfiff war klar: Das wird keine gewöhnliche Relegationspartie. Ein halbnasser Bruckmühler Rasen, eine offene Tribüne, auf der die Zuschauer trotz leichtem Regen mit bunten Schirmen ein farbenfrohes Bild abgaben, und zwei Teams, für die es um alles ging. Absturz oder Aufstieg, Kater oder Karneval. Die erste Szene, die für Aufruhr sorgte, kam in der 13. Minute. Tom Masberg schnappte sich nach einem Abwehrfehler der Feldkirchner den Ball, hatte schon Keeper Marius Friedel ausgespielt – doch scheiterte am Pfosten. Das Aluminium vibrierte noch, als die Rot-Weißen aufwachten.
Feldkirchen findet Zuckerl in der Verlängerung der Kreisliga-Relegation
Von da an entwickelte sich ein Spiel auf ein Tor – auf das von Mario Bachmeier. Der Feldkirchener Druck nahm spürbar zu. Sebastian Frei verpasste nach einem Luftloch von Bachmeier das leere Tor, Aigner scheiterte im Eins-gegen-Eins spektakulär an Bachmeiers Parade. Mal rauschte der Ball ans Außennetz, mal über den Querbalken. Nur ein Tor fehlte dem TVF zur Dominanz. „Sagen wir es mal so: Das Thema Tore schießen... das geht ja schon seit Wochen eher so, dass wir da einfach nicht ganz so kaltschnäuzig sind“, erklärte Feldkirchens Trainer Peter Ilchmann später gegenüber beinschuss.de. „Wir haben da einfach momentan ein bisschen Ladehemmung – aber der Wille ist unfassbar.“
Zur Halbzeit stand es 0:0 – ein schmeichelhaftes Ergebnis für Tattenhausen, das bis dahin kaum Zugriff auf das Spiel bekommen hatte. Die hohe Intensität, die Galligkeit, die nötig war, ließ man in der ersten Hälfte vermissen, wie auch Kapitän Tobias Daxenbichler nach Spielende richtig einordnen konnte: „Feldkirchen hat speziell in der ersten Halbzeit aus meiner Sicht ein Riesen-Spiel gemacht. Wir waren überhaupt nicht drin. Intensität nicht reinbracht. In der zweiten Halbzeit dann aus meiner Sicht gegensätzlich, wir sind reingekommen, haben ein ordentliches Spiel gemacht, aber sicherlich kein besonderes.“
Nach dem Seitenwechsel änderte sich am Spielbild zunächst wenig: Feldkirchen ließ den Ball gut laufen, kombinierte sich mit Tempo in die gefährliche Zone. Nur der letzte Pass oder Abschluss fehlte. Erst mit zunehmender Spieldauer kam Tattenhausen besser in die Partie – und plötzlich wurde es ein offener Schlagabtausch. Matze Riedl setzte in der 85. Minute eine Direktabnahme knapp über das Tor. Kurz vor dem Ende zwang ein Distanzschuss Feldkirchens Torwart Friedel zu einer Parade – doch es blieb beim 0:0 nach 90 Minuten. Die Zuschauer auf den Rängen – unter anderem die Tattenhauser Kinder-Trommler – blieben trotz einsetzendem Regen lautstark – und zuckten immer wieder die Regenschirme auf, was dem Ganzen ein ganz eigenes Flair verlieh.
Tattenhausen-Kapitän Daxenbichler nach Kreisliga-Abschied: „Tut mir verdammt leid“
In der Verlängerung tasteten sich beide Teams zunächst vorsichtig ab. Die ersten 15 Minuten: verhalten, abwartend, nervös. Doch nach dem Seitenwechsel war es Feldkirchen, das wieder mehr Mut zeigte – und in der 107. Minute belohnt wurde. Frei verlor zunächst den Ball, eroberte ihn aber zurück und zog mit links aus der Distanz ab. Bachmeier wehrte stark ab, doch der Abpraller landete direkt vor Tobias Raab. Der Außenverteidiger blieb cool und staubte zur Führung ab. „Ich kann meine Gefühle noch gar nicht in Worte fassen“, rang der 22-Jährige nach dem Schlusspfiff mit sich. „Es war ein brutales Spiel, aber wir haben es uns über die Saison verdient. Einer reicht, wenn er richtig sitzt.“ Der Jubel auf dem Platz und den Rängen war entsprechend grenzenlos.
Bitteres Kreisliga-Aus: Tattenhausen verliert Relegations-Krimi gegen Feldkirchen




In den letzten Minuten warfen die Grün-Schwarzen alles nach vorn. Selbst Keeper Bachmeier ging bei Standards mit nach vorne, doch Feldkirchen verteidigte mit aller Kraft. Tacklings, Blocks, Befreiungsschläge – alles wurde reingeworfen. Tattenhausen versuchte es verzweifelt, aber die Zeit lief davon. Nach dem Abpfiff sanken die Spieler zu Boden. Der SVT hatte gekämpft, aber am Ende reichte es nicht. Die Rückkehr in die Kreisklasse war besiegelt. „Totale Leere und verdammt schwer jetzt“, versuchte Tattenhausens Kapitän Daxenbichler seine Gefühle nach dem Schlusspfiff am beinschuss.de-Mikrofon zu beschreiben. Besonders bitter der Saisonverlauf: 30 Punkte, punktgleich mit SV Söchtenau-Krottenmühl – aber durch den direkten Vergleich in die Relegation gerutscht. Eine Erklärung dafür, wieso es am Ende doch nicht gereicht hat – trotz starkem Endspurt in der Rückrunde? „Wir sind jeweils sowohl in der Hinrunde als auch in der Rückrunde schwer reingekommen, haben zwar meistens knapp verloren, aber am Ende steigst wahrscheinlich verdient ab. Wenn man es am letzten Spieltag nicht schafft drin zu bleiben, dann soll es vielleicht so sein.“
Noch schwerer wiegt nun der emotionale Abschied von Trainer Christian „Tschisn“ Hofmann, der zuletzt angekündigt hatte eine Pause einzulegen, und mehreren verdienten Spielern „Irre schwer“, so Daxsenbichler. „Wir hätten es ihm gegönnt. Acht Jahre ging’s nur nach oben. Wir sind ein kleines Dorf, für uns war die Kreisliga riesig. Wir haben bis zum Schluss gehofft – in der Relegation kannst du so ausscheiden. Es tut mir verdammt leid.“ Für den TV Feldkirchen bleibt der Traum vom Aufstieg am Leben. „Das ist einfach geil, was die Mannschaft momentan macht“, lobte Trainer Ilchmann seine Elf. „Letztes Jahr Abstiegsrelegation und jetzt Aufstiegsrelegation – was für ein Weg.“ Am Montag wartet nun mit dem DJK SV Griesstätt der letzte Prüfstein. Ilchmann stapelt noch tief: „Gedanken an Griesstätt? Noch gar nicht. Wir haben gesagt, das ist ein Zuckerl – wenn’s weitergeht, dann geht’s weiter.“ Ein Zuckerl, das jetzt richtig süß schmeckt. (mck)