Drei ehemalige Nationalspieler am Platz
Tipps von den Bender-Zwillingen: Besondere Trainingseinheit für 1860-Nachwuchsfußballer
Maximilian Nicu, Lars Bender und Sven Bender. Auf einmal standen drei ehemalige Nationalspieler auf dem Platz, um die Jugendfußballer des TSV 1860 Rosenheim anzuleiten. Das war der Grund für dieses Star-Aufkommen.
Rosenheim – Auf einmal wurde lautstark unterbrochen. Der Ball rollte nicht mehr und die A-Junioren-Spieler des TSV 1860 Rosenheim schauten auf. In der Mitte der Trainingsübung baute sich Sven Bender vor dem zentralen Spieler auf und fragt: „Würdest du das im Spiel genauso machen. Würdest du ihm da auch einen ,Beiner‘ geben?“ Die Antwort befriedigt den Ex-Profi nicht. „Da bin ich dann aber gespannt“, meint Bender und startet die Übung aufs Neue.
„Es ist eine tolle Geschichte“
Für den Nachwuchs der Sechziger war es ein besonderer Abend im Jahnstadion – plötzlich standen nämlich mit Lars und Sven Bender sowie Maximilian Nicu drei frühere Nationalspieler auf dem Platz und leiteten die Übungen. „Es ist eine tolle Geschichte, dass wir unser Fördertraining mit so attraktiven Gästen bereichern können“, schwärmt Peter Wimmer, Sportchef der Sechziger und Initiator dieses Fördertrainings für den eigenen Nachwuchs. Einmal in der Woche werden die jungen Rosenheimer Akteure speziell geschult. Dafür verantwortlich ist Ex-Profi Nicu, der erst kürzlich wieder zu den Sechzigern zurückgekehrt ist, für die er bereits in der Jugend gespielt hatte. „Natürlich in Absprache mit Cheftrainer Wolfgang Schellenberg und seinem Trainerteam“, sagt Nicu. Er gestaltet die Einheiten, will dabei vor allem positionsspezifisch arbeiten. „Es gibt derzeit einen defensiven Block, einen offensiven Block und einen Extra-Block bei den Einheiten“, erklärt Nicu – und sagt: „Das hilft den Jungs kurz- und mittelfristig.“
Der Zentrumsspieler als Drucklöser
Bei der Trainingseinheit mit den Bender-Zwillingen stand die zentrale Mittelfeldposition im Mittelpunkt – die beiden Brannenburger sind dafür prädestiniert, haben sie doch diese Position über Jahre in der Bundesliga und Nationalmannschaft bekleidet und sind nun auch im Deutschen Fußball-Bund (DFB) für das Ausbildungsprogramm der Mittelfeldspieler zuständig. „Wir haben da mittlerweile positionsspezifische Programme“, erklärt Sven Bender. Er kümmerte sich in seiner Trainingsübung um den zentralen Mittelfeldspieler in einer Situation, die sehr oft im Spiel vorkommt. „Wenn auf den Außenspieler Druck ist und es gibt keine Lösung in die Spitze, dann kann ich über die Mitte weiterspielen – dann muss der Mittelfeldspieler aber auch wissen, dass er der Drucklöser ist“, erklärt Bender.
Zu so einem Drucklöser soll sich möglichst Florian Grundner entwickeln, der auf der zentralen Mittelfeldposition daheim ist. Der 18-Jährige ist noch A-Junioren-Spieler, hat aber schon die ganze Saison im Herrenbereich der Sechziger absolviert. Drucksituationen gibt es für ihn also häufig, weshalb aus dem Training viel mitgenommen hat. „Das war eine coole Erfahrung. Ich habe viele Lösungsarten aufgezeigt bekommen, sei es die offene Stellung oder der schnelle erste Kontakt nach vorne. Oft muss man auch nur die einfachen Dinge machen“, sagt Grundner, der die spezielle Einheit sehr genossen hat: „Im Mannschaftstraining kann man ja oft nicht so positionsbezogen arbeiten.“
„Es ist noch recht viel Widerstand da“
Zu seiner Zeit hatte es das noch nicht gegeben, meint Nicu, „und wenn mal so speziell trainiert wurde, dann nicht so umfangreich. Oft geht es ja nur um Kleinigkeiten, die dann aber im Spiel den großen Unterschied machen können.“ Dass es jetzt um die zentrale Position ging, helfe den Spielern auf der Position, „aber auch den Spielern, die normal nicht dort spielen. Spielverlagerung und sich aus einer Drucksituation befreien kann man auch auf anderen Positionen brauchen“, erklärt Nicu.
Der Besuch bei 1860 Rosenheim war nicht das erste Training, das die Bender-Zwillinge auf ihrem Weg, die neue Trainingsphilosophie des DFB in die Vereine zu transportieren, absolviert haben. Kürzlich waren sie in Hallbergmoos, „wir wollen das aber in ganz Deutschland verbreiten“, sagt Lars Bender. „Es ist ja noch recht viel Widerstand da, da kann man nicht genug Vereine abgreifen.“
Widerstand hat es in Rosenheim nicht gegeben. Im Gegenteil: „Vielleicht gibts das ja noch ein zweites Mal“, hofft Florian Grundner. Dann auch ohne Beinschuss – der ist nach Sven Benders Ansage im weiteren Verlauf doch ausgeblieben...