Amateurfußball wieder einmal unter Druck
„Gewürgt, geschlagen“: Skandal in der Fußball-Kreisliga erschüttert Deutschland
Skandal in der Fußball-Kreisliga: Ein eigentlich normales Amateurspiel in Deutschland endet in einem Eklat. Spieler berichten von Schlägen, Tritten und Würgegriffen – der Fußball gerät erneut in den Schatten von Hass, Gewalt und gegenseitigen Anschuldigungen.
Köln – Ein Spiel in der Fußball-Kreisliga in Köln entwickelt sich zum Brennpunkt gesellschaftlicher Konflikte. Nach der Partie am Sonntag (14. September) zwischen TuS Makkabi Köln und der zweiten Mannschaft von Nippes 78 fliegen schwere Vorwürfe: Antisemitische Beleidigungen und Übergriffe auf der einen Seite, anti-muslimische Beschimpfungen und Gewaltfantasien auf der anderen. Die Vorfälle zeigen, wie schnell der Amateurfußball zum Schauplatz tief sitzender Spannungen werden kann.
Wie unter anderem der „Deutschlandfunk“ berichten, erhebt Makkabi Deutschland in einer Stellungnahme auf Instagram schwere Anschuldigungen. Spieler seien während des Spiels „aufs Übelste beleidigt“, angespuckt und körperlich attackiert worden. Für den Verband ist klar: „Das war ein antisemitischer Angriff auf unsere Spieler und unser Vereinsleben.“ Seit den Terrorangriffen der Hamas auf Israel im Oktober 2023 beobachte man eine deutliche Zunahme antisemitischer Vorfälle – und der Fußball wirke wie ein Brennglas.
Fußball-Kreisliga: Skandal in Köln erschüttert Deutschland
Doch die Gegenseite widerspricht entschieden. Cengiz Kirat, Abteilungsleiter von Nippes 78 II, erklärte gegenüber der „FAZ“: „Während des Spiels ist nichts geschehen.“ Wenn es Vorfälle gegeben habe, so seien diese nur auf einzelne Spieler zurückzuführen, nicht auf den ganzen Verein. Gegenüber der „Bild“ betonte der Vorstand zudem, man wolle zunächst die Fakten prüfen und intern aufarbeiten. Damit nicht genug: Nippes 78 drehte den Spieß um.
Auf Instagram erhob die Mannschaft laut „Kölner Stadt-Anzeiger“ selbst schwere Vorwürfe gegen Makkabi. Die Rede ist von „drastischen anti-muslimischen Beleidigungen und Gewaltfantasien“. Der Verein verweist dabei auf seine multikulturelle Zusammensetzung und will ebenfalls nicht tatenlos zusehen, wenn Spieler rassistisch beleidigt werden. Die Fronten sind verhärtet, die Emotionen groß. Was bleibt, ist ein Scherbenhaufen – sportlich wie gesellschaftlich. Eigentlich hätte es ein gewöhnliches Kreisliga-Spiel werden sollen. Stattdessen steht der Amateurfußball einmal mehr im Schatten von Hass und Hetze.
Amateurfußball unter Druck
Der Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) hat nun den Fall an das höchste Sportgericht des Verbandes (Verbandssportgericht) weitergereicht und will ihn gemeinsam mit der NRW-weiten Anlaufstelle für Gewalt-, Diskriminierungs- und Extremismus-Vorfälle des WDFV „mit größter Sorgfalt“ bearbeiten, wie er am Donnerstag (18. September) mitteilte. TuS Makkabi Köln hat nach eigenen Angaben Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet. Damit ist der Fall längst nicht mehr nur eine sportliche Angelegenheit, sondern ein juristisches Thema.
Die Debatte wirft Fragen auf, die weit über Köln hinausreichen: Wie kann der Amateurfußball ein sicherer Ort für alle bleiben? Wo endet der sportliche Wettkampf, wo beginnt Diskriminierung? Und wie reagiert man, wenn beide Seiten sich gegenseitig schwerster Beleidigungen bezichtigen? Fest steht: Hier geht es nicht mehr nur um ein Spiel. Es geht um das Bild, das der Amateurfußball von sich abgibt, wie schon auch zuletzt in einem Stadtderby – und um die Frage, ob er es schafft, die Werte des Sports gegen den Missbrauch als Bühne für Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus zu verteidigen. (mck)