„Keiner hat da mehr Bock drauf“
Wahnsinnsbuden, Traum-Comeback und Bierbank-Ausraster im Derby zwischen Bruckmühl und Traunstein
Die Nachholspiele aufgrund des kürzlichen Unwetters standen an – darunter auch das Derby in der Fußball-Landesliga Südost zwischen SV Bruckmühl und SB Chiemgau Traunstein am Dienstagabend (24. September). Die Mangfalltaler hofften vor diesem Spiel auf ein Wunder, doch dann wurde Traunstein zu Traumstein.
von Benedict Schweiger
Bruckmühl – „Bist du nicht ganz dicht?“ Wow, was für Emotionen im Landesliga Derby zwischen dem SV Bruckmühl und dem SB Chiemgau Traunstein. Den gerade erwähnten Aufschrei hörte man von Bruckmühls Kapitän Maximilian Biegel der sich nach einem harten Zweikampf am Boden vor Schmerz krümmte. Doch das sollte nicht das letzte Mal sein, dass der Heim-Kapitän derart in den Mittelpunkt gerät. Aber auch die Fans beider Seiten waren in den 90 Minuten nicht wirklich einig mit den Meinungen des Schiedsrichter-Teams um Marcel Buchhorn und beschwerten sich lautstark.
Doch nun mal von vorne: Dienstagabend (24. September), Nachholspiel oder besser gesagt: Derby in der Landesliga Südost. Bei leichtem Regen waren knapp 150 Zuschauer vor Ort, um sich diesen Inn/Salzach-Klassiker trotz nassem Wetter anzuschauen. Die Heimelf letzter Platz in der Tabelle mit nur sieben Punkten, während der Gast aus Traunstein nur knapp hinter der Top-5 platziert war. Schon im Voraus war die Rollenverteilung klar. Die Heimmannschaft hoffte dennoch auf ein „Fußball-Wunder“ (beinschuss.de berichtete)
SV Bruckmühl: Bierbank-Ausraster im Derby gegen SB Chiemgau Traunstein
„Das Spiel in den ersten 45 Minuten war sehr dominant von uns“, analysiert Vegard Salihu, vom SB Chiemgau Traunstein nach dem Spiel. Und besser kann man es nicht ausdrücken. Die Gäste waren von Beginn an die spielbestimmende Mannschaft. Mit vielen kleineren Chancen und ungefährlichen Torschüssen übten sie schon früh Druck auf den Gegner aus.
Dann kam es so wie es kommen musste: Ein hoher Ball von der linken Seite auf Brecher und Top-Stürmer Traunsteins Kurt Weixler, der den Ball in die Maschen setzte. Doch das Team der Offiziellen entschied auf Abseits, weshalb der Treffer nicht zählte und die ersten Proteste der Fans und Bank auslöste. Doch die Chiemgauer ließen nicht locker und drückten weiter auf das heimische Tor. Dann nun endlich der verdiente Führungstreffer der Gäste. Erneut ein hoher Steilpass von der linken Seite, diesmal auf Offensivmotor Karlo Jolic der sich den Ball zurechtlegte und den Ball mit voller Kraft, traumhaft und unhaltbar unter die Latte hämmerte.
Damit der Zwischenstand 0:1 aus Sicht der Mangfalltaler. Offensiv war das Bruckmühler Team, um Trainer-Duo Felix Scherer und Marco Schmidt sehr ungefährlich. Nur einen Torschuss hatten sie in den gesamten ersten 45 Minuten. Nach einem Standard landete der Ball vor den Füßen eines Bruckmühlers der frei vorm Tor, aber tatsächlich zwei Meter daneben zielte. Wie ein altes Fußballsprichwort sagt: „Wenn du sie vorne nicht machst, kriegst du sie hinten.“
SB Chiemgau Traunstein: Traum-Comeback für Salihu nach Traumtor
Anschließend, kurz vor der Pause: Gefährliche Freistoßposition für Traunstein. Anlauf-Schuss-Tor! Ein sensationeller Freekick rechts oben in den Knick – unhaltbar für den Bruckmühler Keeper Markus Stiglmeir (Anm.d.Red. Zu sehen in der Fotostrecke der Begegnung in den Bildern 35 bis 43). Und der Torschütze? Ausgerechnet Rückkehrer Salihu, der von einer siebenwöchigen Meniskusverletzung zurückkommt und verdient von seinen Teamkameraden aufgrund seines Traum-Comebacks gefeiert wird.
Hitziges Landesliga-Derby zwischen SV Bruckmühl und SB Chiemgau Traunstein




„Ich bin sehr, sehr überglücklich“, erzählt der 22-Jährige gegenüber beinschuss.de. „Der Mannschaft mit so einem Treffer helfen zu können, ich glaub‘ beim Jubeln hat man meine Gefühle gesehen.“ Die Mannschaft von Trainer-Neuzugang Slaven Jokic ist nun seit sieben Spielen ungeschlagen. „Der Trainerwechsel hatte nur Positives. Er hat direkt gesagt, wo es langgeht. Die Pläne von ihm gehen auf. Wir als Spieler müssen uns dran halten und Fußball spielen. Dann sieht das mit dem Erfolg ganz gut aus. Wir wollen hoch, wir müssen hoch. Mit so einer Leistung kann man das auch sagen“, so der selbstsichere Salihu abschließend.
Bruckmühl: Schweder lässt nach Traum-Freistoß Hoffnung aufkeimen
Nun zurück zum Spiel: Der Pausentee der Heimmannschaft hatte wohl eine Prise vom „Wundermittel“ der Mangfalltaler Übungsleiter drin. Das Kellerkind trug jetzt gefühlt nicht mehr die rote Laterne auf dem Rücken, sondern stellte die Traunsteiner vor ernsthafte Probleme. Viele Toraktionen und Ballstafetten waren inzwischen von den aufgeweckten Bruckmühlern zu sehen. Nach einem unnötigen Foul – 25 Meter vom Tor entfernt – legte sich einer der auffälligsten Rot-Weißen, Lennard Schweder, den Ball zurecht.
Und es hagelte das nächste Traumtor in Bruckmühl. Auch dieser Freistoß wird direkt verwandelt und ist unhaltbar für den Keeper. Traumtorschütze Schweder erklärt den daraus resultierenden Effekt für das Team mit den Worten: „Ich glaube schon, dass so ein Tor die Mannschaft pusht, vor allem bei einem 0:2-Rückstand. Man hat ganz klar gesehen, dass wir näher am 2:2 waren, wie die am 1:3.“
Die Partie entwickelte sich von nun an immer mehr und mehr in Richtung der Gastgeber. Trotz einiger guter Torchancen wurde die Partie aber von den vielen Fouls und darauffolgenden Verletzungspausen gepflastert. Auch die Fans trugen der Aufheizung der Partie einiges bei. Jedes Foul, nicht gegebene Foul aber auch Abseits wurde beidseitig laut protestiert und reklamiert. Aber auch auf dem Platz ging es ordentlich zur Sache.
SV Bruckmühl: Bierbank-Ausraster im Derby gegen SB Chiemgau Traunstein
Bruckmühl warf nochmal alles nach Vorne. Wenig gefährliche Tormöglichkeiten, daher auch unglücklicherweise kein Tor mehr. Man sah den Spielern, aber auch den Heim-Fans den Frust an. „Wir haben es satt zu verlieren. Keiner hat da mehr Bock drauf. Emotionen sind bei so einem engen Traunstein-Derby immer da. Es wurde immer hitziger. In sich selber steigt die Wut nach jeder Niederlage mehr. Ist ja klar, dass man da irgendwann explodiert“, ehrliche Worte des 20-jährigen Torschützen der Bruckmühler.
Besonders auf Kapitän Biegel trifft dies zu, denn: Der platzte Sekunden vor Schluss nochmal so richtig. Nach einer Kleinigkeit war der Rechtsverteidiger so wütend auf den Referee, dass er sich umdrehte und die Bierbank, wo die eigenen Trainer Platz nahmen, mit voller Wucht umtrat. Er hatte sich bereits zuvor wegen Meckerns den Gelben Karton abgeholt und wurde nach dieser Aktion schließlich mit Gelb-Rot vom Platz gestellt.
Das war dann auch die letzte Aktion des Spiels. Damit endet das Derby mit 1:2 aus Sicht der Heimelf. Schweder verrät im Anschluss an das Derby noch die Lage und Ziele des Tabellenschlusslichts: „Wir wussten von Anfang an, dass es eine ganz schwere Saison wird, weil ein großer Teil der Mannschaft rausgebrochen ist. Ziel ist natürlich, die Liga zu halten, egal wie. Gedanken an den Abstieg hat keiner im Kopf. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Funken mal umspringt. Wenns nicht passiert, wirds sehr hart. Ich bin mir aber sicher, dass wir da hinten noch rauskommen.“ (sb)