Rekord-Gelbe nach 42 Sekunden
Freilassing verliert spät – und startet mit einem bitteren Nuller in die Landesliga
Landesliga-Auftakt zum Vergessen: Der ESV Freilassing kämpft sich zweimal zurück ins Spiel – und steht am Ende doch mit leeren Händen da. Gegen clevere Murnauer kassieren die Eisenbahner eine bittere 2:4-Pleite.
Freilassing – Die Sache erledigte sich spät, war aber verdient: Der TSV Murnau kaufte dem ESV Freilassing die Schneid ab und gewann zum Landesliga-Start der Gruppe Südost am Ende 4:2. Die „Eisenbahner“ müssen also gleich mal einen Nuller verkraften und verarbeiten – viel Zeit dazu haben sie nicht, schon am Dienstag (22. Juli) steht im Rahmen der Mission Klassenerhalt die erste Auswärtspartie beim TSV Kastl, der mit 0:3 in Unterföhring verloren hat, auf dem Programm.
ESV-Coach Albert Deiter vertraute in seiner Startelf mit Felix Bischoff, Solospitze Mark Kremer, Rejan Kryezi, Timo Portenkirchner (nach einem Tritt im Training mit Handverband spielend) und Luis Jovanovic gleich fünf Neuzugängen – und bis auf zwei Änderungen nahezu der Startelf des letzten Tests gegen Bad Endorf (4:1). Nach 42 Sekunden eröffnete Bayernliga-Referee Fridolin Hiefner vom TSV Finning die Partie mit der ersten gelben Karte gegen Murnaus Georg Kutter, bis zur Pause sollte der Unparteiische sechs weitere Verwarnungen aus seiner Brusttasche zücken.
Freilassing: ESV startet mit bitterem Nuller in die Landesliga
Beim zum Anpfiff 29 Grad sahen zuerst nur rund 200 Zuschauer – später weilten über 300 im Max-Aicher-Stadion – aggressive TSVler, die Freilassing nicht zur Entfaltung kommen ließen. Dennoch gehörte der erste Torschuss der Saison Timo Portenkirchner nach exakt 90 Sekunden und einer guten Ecken-Variante. Den starken 20 Meter-Kracher durch viele Spieler hindurch hielt Murnaus Keeper Fabio Grund, obwohl er kaum Sicht auf die Kugel hatte.
Diese Szene täuschte nicht darüber hinweg, dass der ESV eine 30-minütige Findungsphase benötigte und vor allem Georg Kutter nicht in den Griff bekam. Folgerichtig erzielte der 27-Jährige die Gästeführung, nachdem ihm Felix Bischoff nicht folgen beziehungsweise entscheidend stören konnte – 0:1 (27.). Schon zuvor hatte Heimgoalie Thomas Unterhuber mit einem Spitzenspagat gegen Kutter einen noch früheren Einschlag top verhindert (15.). Unterhuber verhinderte schließlich das 0:2, als nach einer Flanke von Tizian Schatto an den ersten Pfosten Maxi Nebl gefährlich geköpft hatte (36.).
Der Versuch der Platzherren, Timo Portenkirchner in die Arjen Robben-Schussposition zu bringen – aus dieser traf er jüngst gegen Endorf –, misslang. Nachdem ein Treffer von Murnaus Fabian Erhard wegen vorangegangenem Handspiel (43.) nicht gegeben werden konnte, glückte Freilassing im Gegenzug latent überraschend noch vor der Pause der Ausgleich: Eine Ecke schien geklärt, doch über Jovanovic und Portenkirchner kam die Kugel zurück vors Tor. Dort scheiterte Georg Wieser freistehend an Keeper Grund, aber Mark Kremer stand goldrichtig und staubte aus zwei Metern ab – 1:1 (45.).
Freilassing muss in der Englischen Woche zunächst gegen Kastl ran
Duplizität der Ereignisse gleich nach der Pause: Vor den Augen von ESV-Ex-Torjäger Marco Schmitzberger (jetzt SVK) agierte die Crew vom Staffelsee erneut agiler und zielstrebiger. Nach den Gelb-Karten sieben (Niederstrasser) und acht (Bischoff) konnte Erstgenannter den durchgebrochenen Sanel Dacic nicht mehr regelkonform stoppen – Elfmeter. Und Kutter, letzte Saison mit 14 Treffern bester TSV-Schütze, der zuvor erneut zweimal gefährlich aufblitze, bedankte sich mit der erneuten Führung – 1:2 (52.).
Bis zur 83. Minute stand es 2:2: Auch Freilassing verliert zum Saisonstart in der Landesliga




Der ESV musste seine zunächst abwartende Haltung wieder ablegen und war nun gezwungen, mehr zu tun – und tat es. Doch zur Stundenmarke musste Goalie Unterhuber nochmal Kopf und Kragen gegen Dacic riskieren (60.). Eine Viertelstunde vor Schluss half TSV-Schlussmann Grund beim Freilassinger 2:2 (74.) ein wenig mit: Der eingewechselte Daniel Aschauer brachte die Kugel – halb Flanke, halb Torschuss – Richtung Gehäuse. Sie sprang auf die Latte und zurück ins Feld. Von dort staubte Portenkirchner am verdutzten TSV-Keeper vorbei ab, alles war wieder offen.
Murnaus höchst aktiver Coach Martin Wagner verordnete seiner Elf jedoch den Sieg: „Wir ziehen das Ding hier“, schrie er für alle deutlich hörbar nach dem zweiten Gegentor für sein Team. Und die in silbergrau Gewandeten folgten brav, nachdem die Grenzstädter eine Zehn-Minuten-Unterzahl (Niederstrasser musste runter) unbeschadet überstanden hatten: „Joker“ Murat Höbekkaya erhielt die Kugel, sprintete noch zehn Meter und drosch die Kugel ins kurze Eck – 2:3 (84.). Dass sein 2:4 (89.) kurz vor Schluss aus deutlicher Abseitsposition heraus fiel, hatte kaum noch Belang, da es die Deiter-Crew nicht mehr fertigbrachte, gefährlich vor den gegnerischen Kasten zu kommen. Fehlstart also für den ESV, der nur bis Dienstagabend Zeit hat, sich neu zu sortieren. (bit)