„Hoppala, da stimmt was nicht“
Betrugs-Skandal im Amateurfußball erschüttert Oberbayern: Ermittlungen gegen dutzende Spieler
In Oberbayern erschüttert ein Betrugsfall den Amateurfußball. Dutzende Spieler sollen mit einem Versicherungsmitarbeiter falsche Unfälle erfunden und Kasse gemacht haben.
Dachau (Oberbayern) – Ein Netzwerk aus Amateurfußballern und einem Versicherungsmitarbeiter hat über Jahre hinweg gefälschte Unfälle inszeniert – und dabei zehntausende Euro erschlichen. Wie unser Partnerportal „FuPa Oberbayern/Fußball Vorort“ berichtet, laufen derzeit umfangreiche Ermittlungen gegen Beteiligte aus dem Raum Dachau. Der Skandal wirft ein grelles Licht auf die Schattenseiten des Amateurfußballs in Oberbayern.
Im Zentrum der Affäre steht ein Mitarbeiter einer Versicherungsagentur, der über Kontakte zu mehreren Fußballspielern verfügte – darunter auch Mitspieler aus seinem eigenen Verein. Das Muster war stets dasselbe: Ein Sportler schloss eine Unfallversicherung bei dem Mann ab, ging auf dem Platz zu Boden, täuschte eine Verletzung vor – und reichte ein manipuliertes ärztliches Attest ein. So einfach funktionierte der Betrug. Die Versicherung zahlte, in der Regel zwischen 3000 und 5000 Euro. Das Geld wurde anschließend zwischen dem Spieler und dem Versicherungsmitarbeiter geteilt.
Oberbayern: Betrugs-Skandal im Amateurfußball erschüttert
Insgesamt sind mittlerweile über 30 Fälle aktenkundig, mehr als zwei Dutzend Sportler wurden von der Staatsanwaltschaft ins Visier genommen. Einige Verfahren wurden bereits mangels Beweisen eingestellt. Doch gegen mindestens sechs Personen wird weiter ermittelt. In einem Fall wurde nun erstmals vor dem Amtsgericht Dachau verhandelt – allerdings ohne den Angeklagten.
Der 29-jährige Fußballer aus Augsburg hatte einen Strafbefehl über 2400 Euro erhalten, legte aber über seinen Anwalt Einspruch ein. Zum Termin erschien er jedoch nicht – trotz Anordnung des persönlichen Erscheinens. Während er sich offenbar lieber an einem sonnigen Ort entspannte, übernahm sein Verteidiger Marco Müller die Verhandlungen. Im Rechtsgespräch schlug er vor, das Verfahren gegen eine Geldauflage einzustellen. Staatsanwaltschaft und Gericht stimmten zu – auch weil der Mann nicht vorbestraft war. 2400 Euro muss er dennoch zahlen.
Besonders brisant: Der Drahtzieher sitzt bereits im Gefängnis. Der ehemalige Versicherungsmitarbeiter verbüßt eine mehrjährige Haftstrafe. Das Verfahren gegen ihn ruht derzeit – wird aber weiter vorbereitet. Die Justiz spricht von einem Betrug „im größeren Stil“. Auch Richter Stefan Lorenz fand bei der Hauptverhandlung klare Worte: „Hier wurden Unfälle abgerechnet, die es nie gegeben hat.“
Amateurfußball-Skandal in Oberbayern: Fußballer kassieren für erfundene Unfälle
Das System wirft Fragen auf. Über Jahre hinweg blieb der Betrug unentdeckt. Erst als die Zahl der vermeintlichen Sportunfälle überhandnahm, reagierte die Versicherung. Irgendwann „merkte die Versicherung, hoppala, da stimmt was nicht“, so Richter Lorenz. Ein Anwalt wurde eingeschaltet, Nachforschungen begannen. Die Masche war da längst eingespielt.
Die Aufarbeitung dürfte den Amateurfußball in Oberbayern noch länger beschäftigen. Denn auch wenn sich nicht alle Verdachtsmomente erhärten, ist klar: Die Grenzen zwischen Sport, Geschäft und Täuschung wurden in diesen Fällen vorsätzlich und systematisch verwischt. Ein dunkles Kapitel für eine Szene, die eigentlich von Leidenschaft, Ehrenamt und Fairness lebt. (mck)