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„Es geht nicht anders“

Reichenhaller Inter-Fans fiebern CL-Finale in München entgegen – doch TSV bangt um die Kreisliga

Mit Freunden im Salzburger Stadion: Inter Mailand spielte im August (Testspiel) und im November (CL-Gruppenphase) 2023 bei den „Roten Bullen“. Mit dabei waren die Reichenhaller TSV-Fußballer (von links) Dani Haas, Samuel Schrag, Beni Donaubauer und Felix Baueregger.
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Mit Freunden im Salzburger Stadion: Inter Mailand spielte im August (Testspiel) und im November (CL-Gruppenphase) 2023 bei den „Roten Bullen“. Mit dabei waren die Reichenhaller TSV-Fußballer (von links) Dani Haas, Samuel Schrag, Beni Donaubauer und Felix Baueregger.

In Bad Reichenhall fiebert eine kleine Gruppe Inter Mailand-Fans dem Champions-League-Finale am Samstag (31. Mai) in München entgegen – doch der drohende Abstieg des TSV Bad Reichenhall aus der Kreisliga 2 trübt die Stimmung.

Bad Reichenhall/München – Das 2:2 gegen die Bayern im Champions League-Viertelfinale im Giuseppe Meazza-Stadion zu San Siro war sein Live-Highlight als Fußball-Anhänger schlechthin: Matteo Bernard aus Bad Reichenhall ist Inter Mailand-Fan. Von klein auf. Sein Vater hatte und hat viele Freunde, die dem 1908 gegründeten Verein aus der Millionenstadt in der Lombardei treu sind. „An meinem 4. Geburtstag brachten die so viele Inter-Sachen mit, dass ich gar keine andere Chance mehr hatte, als Mailand-Fan zu werden“, lacht der heute 26-Jährige. Er selbst spielt beim TSV Bad Reichenhall selbst Fußball, seit er denken kann – mit Zwischenstationen in Hammerau und bei den Burghauser Junioren, für die er in der U15-Bayernliga und U17-Bezirksoberliga kickte.

Seit fünf Jahren ist Beni Donaubauer Mitglied beim Fanclub „Inter Club Austria“. In dieser Woche steigt die Nervosität von Minute zu Minute.

Jetzt fiebert Bernard dem CL-Finale am Samstag (31. Mai) gegen Paris Saint-Germain in München entgegen. Genauso wie TSV-Teamkollege Benedict Donaubauer, ebenfalls Inter-Fan und seit fünf Jahren Mitglied des vor sechs Jahren gegründeten „Inter Club Austria“. Dadurch kommt er hie und da „leichter“ an Tickets. Das CL-Finale ist freilich utopisch: „Aber ich probiere alles, habe so viele Leute angeschrieben und würde 1000 Euro für eine Karte hinlegen – hey: Mein Team, meine Stadt, Champions League-Finale in München, ich wohne dort, das ist once in a lifetime“, sagt der Student im Berufsschullehramt für Pflege- und Gesundheitsberufe.

Bad Reichenhalls Inter-Fans: Champions League-Finale in München und Kreisliga-Abstieg

Der Stürmer zieht immer wieder mal TSV-Kollege Felix Baueregger mit, wenn’s drum geht, Inter nicht nur die Daumen zu drücken, sondern live im Stadion „tausend Tode zu sterben“. Denn selbstverständlich sind Sportfans immer nervös, wenn ihr Team spielt. Bei Matteo Bernard verhält sich diese aber weitaus „gelassener“ als bei Beni Donaubauer, der die Spiele allein schauen muss. Beim 4:3-Rückspiel im Halbfinale gegen Barca stand er nur, schrie und rannte durch die Wohnung… – mit anschließender Entschuldigung bei den Nachbarn.

Matteos Familie kommt nicht aus der Mailand-Region: Sie ist aus Conegliano/San Vendemiano in Venetien. Im April 1995 kam die Familie nach Deutschland und übernahm das Eis-Café „La Perla“ in der Reichenhaller Fußgängerzone. Gut vier Jahre später, am 30. Dezember 1998, kam Matteo in der Kurstadt zur Welt. Seit kurzem ist er Mitglied des „Inter Club Conegliano Veneto“. Von San Siro schwärmt „Mattuci“ noch Wochen später: „Die Fans feuern vielleicht nicht durchgehend an, mit ihren Gesängen, wie es in Deutschland üblich ist. Aber wenn die mal anfangen, dann isst dich diese Stimmung komplett auf – das ist nicht normal.“ Dazu kommt dieses alte, ab 1925 erbaute Stadion, das nochmal ein ganz anderes Flair vermittelt als die modernen Arenen heutzutage. Dass Inter das Finale erreichen würde, tippte der Reichenhaller schon während der Gruppenphase:

Besonders stolz ist Matteo Bernard auf sein handsigniertes Trikot mit persönlicher Widmung von Inter-Legende Javier Zanetti, dessen Rückennummer 4 nicht mehr vergeben wird. „Mehr Fan-Utensilien brauche ich nicht.“

„Sie haben aktuell einfach eine tolle Mannschaft. Deshalb werden sie gegen PSG gewinnen – 3:1.“ In dieser Hinsicht ist Beni Donaubauer etwas vorsichtiger: Freilich glaubt er ebenfalls fest an einen Sieg der Nero-Azzuri, jedoch erst nach Verlängerung (dann 3:2) oder Elfmeterschießen. Er wird das Spiel, wenn es mit dem Live-Besuch in der Allianz-Arena nicht klappt, irgendwo in München erleben – schließlich werden 30.000 Tifosi in der Stadt erwartet, weit mehr als Tickets für Inter-Fans ausgegeben wurden. Matteo, der gleichzeitig den Geburtstag seiner Tante Vlavi (deren Bruder ist im Vorstand von Udinese Calcio), auf der Reichenhaller Niederalm feiert, wird das Spiel dort anschauen. Sein Lieblingsspieler ist übrigens immer der Kapitän, aktuell also 2022-Weltmeister Lautaro Martínez – das teilt er mit Beni Donaubauer. Selbstverständlich mögen sie alle Inter-Kicker, Linksfuß Matteo findet besonders „geil zum Zuschauen“ Links-Außenverteidiger Federico Dimarco oder Nicolo Barella. Klar: Er selbst spielt auf der linken Seite.

So wurde Beni Donaubauer aus Bad Reichenhall zum Inter Mailand-Fan

Beni Donaubauer ist seit exakt 15 Jahren Inter-Fan: Das Halbfinale der Saison 2009/10 gegen Barcelona, mit allen Spanien-Stars des wenige Wochen späteren Weltmeisters, war die Initialzündung. Inter war mit Coach José Mourinho der Underdog, setzte sich aber trotzdem durch – 3:1 in Mailand, 0:1 im Camp Nou. „Ich sah das Hinspiel daheim mit meinem Papa und war von der Stimmung, die sich komplett in unser Wohnzimmer projizierte, total geflasht. Die Highlights von diesem Spiel schaue ich mir bis heute einmal im Jahr an – und bin jedes Mal wieder begeistert“, schwärmt der 28-Jährige.

„Als sie dann sogar noch das Finale gegen die Bayern 2:0 gewannen, war’s endgültig um mich geschehen.“ Donaubauer schwamm gegen den Strom, all seine Spezln waren Fans der Roten, aber „mir hat das getaugt“, lacht er. Dabei ist es bis heute geblieben: „Ich habe tatsächlich nur zwei Mannschaften, die ich liebe: Inter und der TSV.“ Beim Endspiel 2010 war er 13: „Ich weiß noch, der Freudenreich Dennis war dabei. Danach gingen wir auf ein Eis ins ,Simonetti‘ und trauten unseren Augen nicht: Da war die Hölle los, weil die Betreiber-Familie ebenfalls alles Inter-Fans sind. Wir bekamen zwei Kugeln Eis umsonst. Da wusste ich, dass mich dieser Klub ein Leben lang begleiteten wird“, sagt der gebürtige Reichenhaller.

Champions League-Finale in München statt Kreisliga-Abstieg in Bad Reichenhall

Donaubauers Live-Höhepunkt war das CL-Halbfinal-Rückspiel vor zwei Jahren gegen den AC Mailand, das Inter 1:0 gewann (und nach dem 2:0 im Hinspiel weiterkam). Unvergesslich ist dazu das 3:3 in der Gruppenphase beim FC Barcelona am 12. Oktober 2022 – seinem 26. Geburtstag – gleichbedeutend mit dem Achtelfinal-Einzug. „Übrigens“, sagt Donaubauer über die Rivalität zu Stadt-Nachbar AC Mailand: „Die beiden Vereine sind wie Cousins, richtig wild wird’s oft nur, wenn sie gegeneinander spielen.“ Wenn, wie jetzt, Inter die Champions League gewinnen kann, denken selbst viele Fans des anderen Clubs italienisch. „Die Rivalität zu Juve ist deutlich stärker, da drückt uns keiner die Daumen“, sagt der aktuell noch verletzt fehlende TSV-Stürmer, der wirklich jedes Spiel anschaut und live sogar an die 20 Mal in San Siro weilte.

Am Samstag trägt er einen Konflikt mit sich rum: Ab 15 Uhr spielen seine Reichenhaller gegen Anger, es geht um die letzte Chance gegen den Abstieg – nach dem unter anderem verlorenen Derbys gegen SV Oberteisendorf und TSV Teisendorf. „Es tut mir leid, aber da muss ich in München sein, alles aufsaugen, selbst wenn ich kein Ticket fürs Stadion haben sollte. Es geht nicht anders“, entschuldigt er sich. Den aktuellen Inter-Erfolg macht Donaubauer eindeutig an Trainer Simone Inzaghi fest: „Er hatte nun seit Juli 2021 die Gelegenheit, in Ruhe ein starkes Team aufzubauen und zu formen. Das macht sich jetzt eindeutig bezahlt. Freilich brauchst du für den CL-Titel immer auch Glück.“ Am Ende des Gesprächs mit beinschuss.de verrät der Physiotherapeut, dass er neben seiner unbeschreiblichen Vorfreude auf das Finale am Samstag so Italien-„verrückt“ ist, dass er demnächst die Sprache richtig gut lernen will. Die kann Teamkollege Matteo perfekt, er wuchs zweisprachig auf. (bit)

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