Blutiger Schockmoment im Inntal-Derby
„Bärenstark“: Wie ein A-Jugendspieler die Aufstiegshoffnung des ASV Kiefersfelden beflügelt
Ein A-Juniorenspieler setzte dem Inntal-Derby zwischen ASV Flintsbach und ASV Kiefersfelden mit seinem jugendlichen Elan seinen Stempel auf. Doch das Spitzenspiel der Kreisklasse 1 hatte noch mehr zu bieten: Ein blutiger Schockmoment und ein Augenblick, der an die Genialität von Gareth Bale erinnerte.
Flintsbach am Inn – Auf die Frage, ob er vor dem Inntal-Derby gegen den ASV Flintsbach am späten Samstagnachmittag (4. Mai) das Gefühl hatte, dass er eine Rolle spielen könnte, antwortete er schon wie ein gestandener Profi. „Das ist, glaube ich, immer der Fall. Man wünscht sich immer, dass man was verändern kann, der Mannschaft helfen kann und das hat gut geklappt“, erklärte Rico Bichler vom ASV Kiefersfelden nach DEM Spitzenspiel am 24. Spieltag der Kreisklasse 1 gegenüber beinschuss.de.
A-Jugendspieler beflügelt Kreisliga-Aufstiegshoffnung
Doch das ist nicht selbstverständlich, ja, fast schon bewundernswert für einen 18-Jährigen, der zunächst auf der Bank saß und am vergangenen Wochenende sogar noch für die A-Junioren im Einsatz war. Dort kam er in dieser Spielzeit auf neun Einsätze und steuerte acht Treffer bei. Kein Wunder also, dass Cheftrainer Dietmar Mauerberger längst ein Auge auf den Linksfuß geworfen hatte. In den vier Spielen zuvor feierte er bereits Kurzeinsätze (134 Minuten) – darunter auch die bittere Niederlage im Toto-Pokal gegen den TuS Traunreut (beinschuss.de berichtete).
Zu einem Tor hatte es aber nicht gereicht – bis zu jenem Samstag. Sekunden vor dem Pausentee – beim Stand von 1:0 für die Flintsbacher Hausherren – nahm Bichler all seinen Mut zusammen. Der Rechtsaußen ließ seine Gegner in Zusammenarbeit mit seinen Teamkollegen fast schon wie Slalomstangen aussehen. Und dann stand er da, im Eins-gegen-Eins mit Torwart Tim Plambeck und netzte eiskalt zum 1:1-Halbzeitergebnis ein: „War natürlich geil. Mein erstes Tor in der ersten Mannschaft im fast schon wichtigsten Spiel des Jahres. Besser geht’s ja nicht. Das entscheidet jetzt viel und jetzt feiern wir noch schön.“
Traumtor à la Gareth Bale bringt Kiefersfelden auf die Siegerstraße
Neben Bichler gab es da aber noch einen weiteren Kandidaten, der für viel Wirbel beim „bärenstarken“ Sieg der Kiefersfeldener, wie es Coach Mauerberger in einem Wort beschrieb, auf dem Platz sorgte: David Kamuf. Dem 22-Jährigen gelang ein Kunststück, wie es Ex-Fußballprofi Gareth Bale vor zehn Jahren im Trikot von Real Madrid tat, woran sich die einen oder anderen sicherlich noch erinnern werden. Der Waliser hatte im spanischen Pokalfinale gegen Barcelona den späteren Dortmunder Marc Bartra so was von alt aussehen lassen und mit seinem Siegtreffer in der Verlängerung den Pokalgewinn herbeigeführt.
10 years later and some say Marc Bartra is still chasing Gareth Bale for his Copa del Rey-winning goal 👋
— B/R Football (@brfootball) April 16, 2024
(via @RealMadridEN)pic.twitter.com/O4tDEZEvjq
So oder so ähnlich sah es auch bei Kamuf in der 70. Minute im Falkensteiner Stadion in Flintsbach aus, der die Weiß-Blauen mit seinem Treffer zum 2:1 auf die Siegerstraße brachte. „Ja, viel gedacht habe ich gar nicht, bin einfach gelaufen. Eigentlich wollte ich früher spielen, bin aber irgendwie gezogen worden und musste den Ball noch mitnehmen. Ich wollte ursprünglich eher spitz nach hinten legen, weil ich jemanden frei gesehen habe. Aber dann ist der Ball auf wundersame Weise ins Tor gegangen. Es ist, glaube ich, jedes Mal ein geiles Gefühl, wenn man ein Tor macht“, beschreibt der Linksaußen sein Traumtor.
ASV Kiefersfelden: Schockmoment im Inntal-Derby gegen ASV Flintsbach
Den Deckel zum 3:1-Endstand und den Sprung auf den zweiten Tabellenplatz machte dann in der fünften Minute der Nachspielzeit mit seinem 14. Saisontreffer Fabian Fischer drauf. Der 32-Jährige hatte nach der Verletzung von Kapitän Benedict Hager in der 17. Minute die Kapitänsbinde übernommen. Doch fast hätte der Stürmer auch vorzeitig vom Platz gemusst. Wieso? Wenige Minuten zuvor kam es im Inntal-Derby zu einem Schockmoment während eines Kopfballduells, bei dem die über 200 Zuschauer kurz den Atem anhielten.
ASV Flintsbach gegen ASV Kiefersfelden
„Hoher Ball vom Torwart, ich probierte, mit dem Kopf hinzugehen, kam aber mit dem Gegenspieler zusammen: Er mit der Stirn, ich mit dem Hinterkopf. Und dann hatte ich eine Platzwunde“, fasst der Rechtsfuß die Situation kurz zusammen und fügt mit einem Lächeln noch an: „Ich bin mir nicht sicher, wer das Kopfballduell gewonnen hat, aber hoffentlich ich.“
Trotz der Platzwunde, der minutenlangen Behandlung – für die Schiedsrichter Fatih Karaca (ESV Rosenheim) am Ende gar sieben Minuten drauflegte – und seines bandagierten Kopfes, wollte der erfahrene Amateurkicker seine Mitspieler nicht im Stich lassen: „Ich habe natürlich erstmal geschaut, wie es mir geht. Mir war nicht schwindlig, aber es hat geblutet. Entsprechend musste ich zunächst behandelt werden. Aber mein Ziel war ganz klar, der Mannschaft ein Zeichen zu setzen: Ich gehe in so einem wichtigen Spiel nicht raus.“
Nach „katastrophalem Start“ zum Aufstieg?
Angesprochen auf das Thema Relegation und Aufstieg ließ Fischer zunächst den bisherigen Saisonverlauf Revue passieren: „Wir haben einen katastrophalen Start gehabt. Fünf Niederlagen aus den ersten sechs Spielen sind unterirdisch. Anschließend wiederum einen Riesenlauf vor der Winterpause mit unfassbar schönem Fußball. Nussdorf und Flinsbach sind auch starke Mannschaften, da brauchen wir gar nicht drüber zu reden. Aber wenn man so weit ist und das am letzten Spieltag selber entscheiden kann: Wir wollen in die Relegation, dort zeigen, was wir können und natürlich aufsteigen!“
Zuletzt hatte der Oldie noch lobende Worte für die Youngsters im Team parat: „Es freut mich unfassbar für die Jungs, wir haben so viele junge Spieler jetzt rausgekriegt: Rico, David und noch ganz viele andere, die uns wirklich stärker machen. Und umso schöner wäre es, mit denen zusammen in der Kreisliga spielen zu können.“ Ein Traum, der vielleicht bald schon in Erfüllung gehen könnte. Zunächst müssen Fischer & Co. jedoch am Pfingstmontag – also am 26. und somit letzten Spieltag – gegen den akut abstiegsgefährdeten SV Vogtareuth bestehen. Für manche ein Fluch, und für andere ein Segen.
mck
