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„Grausam“ – „furchtbar“ – „nasse Augen“

Warum ein Fußball-Spiel bei den Kleinsten für Fassungslosigkeit in ganz Deutschland sorgt

Kinder beim Fußballspielen. (Symbolbild)
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Kinder beim Fußballspielen. (Symbolbild)

Ein E-Jugendspiel in Fußball-Deutschland endet 40:0. Jubel? Fehlanzeige. Tränen, Frust und erschrockene Trainer prägen den Nachmittag.

Mainz (Rheinland-Pfalz) – 40 Tore in 50 Minuten. Was auf den ersten Blick nach einem Rekord klingt, entpuppte sich am vergangenen Wochenende in Rheinland-Pfalz als Mahnmal für alles, was im Kinderfußball schieflaufen kann. Die E-Jugend des TSV Ebersheim besiegte die SG Harxheim/Gau-Bischofsheim mit 40:0 – und keiner der Beteiligten hatte am Ende Grund zur Freude.

Denn während die einen Kinder nach Belieben trafen, kämpften die anderen gegen Tränen und Frust. „Das ist grausam. Du kannst sie ja gar nicht beschützen oder einstellen. Du hast einfach keine Chance“, sagte Harxheims Trainer Alexander Link dem „SWR“. Besonders für seinen Torwart sei das Debakel ein Martyrium gewesen: „Du siehst es an den nassen Augen. Das ist absolut furchtbar gewesen.“

Fußball: Warum ein E-Junioren-Spiel für Fassungslosigkeit sorgt

Wie konnte es überhaupt zu diesem grotesken Ergebnis kommen? Verantwortlich ist eine neu eingeführte Qualifikationsrunde des Südwestdeutschen Fußballverbands (SWFV). In dieser Phase werden Teams aus verschiedenen Jahrgängen und Leistungsstufen bunt durcheinandergewürfelt. Der Gedanke dahinter: Auf- und Abstieg sollen bereits bei den Acht- bis Elfjährigen möglich sein. Das Ergebnis in Mainz-Bingen zeigt jedoch, wie absurd dieser Ansatz wirken kann. Ebersheim war im Schnitt anderthalb Jahre älter und bereits auf einem deutlich höheren Niveau eingespielt – ein Ungleichgewicht, das auf dem Platz zu einer Demütigung wurde.

Auch für den siegreichen Trainer Mike Seckert war das kein Grund zum Jubeln. „In diesen Spielen kann man so viel kaputt machen im Kopf der Kinder. Da fehlen mir die Worte“, sagte er. Statt Erfolgserlebnis blieb auch bei seinen Spielern ein schales Gefühl zurück. Denn was soll ein Kind lernen, wenn es Tore im Minutentakt erzielt? „Von einem 5:5 oder 8:7 hätten die Kinder viel mehr. Da herrscht doch ein ganz anderer Kampfgeist.“ Besonders brisant: Eine Absage kam für Harxheim nicht infrage. „Wenn man zweimal absagt, dann wird man gesperrt bis Sommer 2026. Dann hätten wir auch in der unteren Klasse nicht antreten dürfen“, erklärte Link. Damit wurde das kleine Team regelrecht gezwungen, das ungleiche Duell über sich ergehen zu lassen – wohl wissend, dass es zur sportlichen und mentalen Katastrophe werden würde.

Fußball: „Grausam“ – „furchtbar“ – „nasse Augen“

Auch der SWFV selbst konnte das Ergebnis nicht einfach wegmoderieren. Wie die „WELT“ berichtet, kündigte der Verband an, die Regeln bereits Anfang des kommenden Jahres zu reformieren. Bis dahin aber drohen weitere Spiele, die eher an ein Schießen auf ein leeres Tor erinnern als an fairen Wettkampf.

Und so bleibt am Ende die bittere Erkenntnis: Dieses 40:0 hatte nur Verlierer. Die Kinder von Harxheim, die sich schutzlos überrollen lassen mussten. Die Spieler von Ebersheim, die statt Fußball ein Schaulaufen erleben durften. Und die Erwachsenen, die zusehen mussten, wie ein eigentlich schöner Sport an einem Nachmittag für die Beteiligten alles andere als Spaß bedeutete. Denn was soll man Kindern erklären, die nach einem zweistelligen Sieg ratlos in die Kabine gehen? Oder jenen, die nach Dutzenden Gegentoren mit gesenktem Kopf vom Platz schleichen? Trainer Seckert brachte es auf den Punkt: „Manchmal hilft nur der Zufall, manchmal Glück. Aber hier – da fehlt einfach die Balance. So lernen die Kinder nichts.“

Bis die angekündigte Reform greift, bleibt die Sorge, dass noch viele ähnliche Ergebnisse folgen werden. Ergebnisse, die zeigen, wie fragil der Kinderfußball sein kann, wenn Verantwortliche das Gleichgewicht zwischen Förderung und Überforderung aus den Augen verlieren. (mck)

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