Last-Minute-Drama zum Bayernliga-Auftakt
Glückliche Frauen – doch der SV Kirchanschöring kämpft mit regionalen Problemen
Beim Auftakt der Bayernliga Süd erlebten die Zuschauer ein emotionales Wechselbad. Während die Frauen auf der Tribüne strahlten, kämpfte der SV Kirchanschöring mit harten regionalen Realitäten und einem dramatischen Spielverlauf.
von Rudi Mayer
Kirchanschöring – „Do schau moi die Nr. 4, wos a fescher Schnuckel“, so die „lebensfreudige“ Aussage einer Frauengruppe, die sich am Samstag (20. Juli) direkt im hinteren Bereich zur Eröffnung der Bayernliga-Saison 2024/25 in Kirchanschöring einfand.
Schon beim Einlauf der beiden Mannschaften konnte man nachempfinden, was die Damen im mittleren Alter damit gemeint hatten! Dem SV Kirchanschöring, als auch dem TSV Kottern nahm man bei der Vorstellung im Mittelkreis einen wahrlich perfekten und durchtrainierten Athletikzustand ab.
SV Kirchanschöring kämpft in Fußball-Bayernliga mit regionalen Problemen
Vor genau 457 Zuschauern und für ein Fußballspiel dieser Klasse ungewöhnlich angesetzten Uhrzeit, wurde die Partie vom Unparteiischen Stefan Treiber (VfR Neuburg/Donau) um 12.30 Uhr angepfiffen. In einer zu Anfang sehr vorsichtig geführten Begegnung, nahm der SV Kirchanschöring mit zunehmender Spieldauer das Heft immer mehr in die Hand und kam zu zwei 95-prozentigen Torchancen, die bei Erfolg mit ziemlicher Sicherheit bezüglich des späteren Endergebnisses dem SV weniger Ärger eingebracht hätte.
Doch inmitten der gelb-schwarzen Offensive kam der TSV Kottern über einen blendend eingefädelten Konterspielzug in der 25. Minute durch Kevin Haug zur 1:0 Halbzeitführung. „Wenn man die erste Halbzeit gesehen hat, muss man schon sagen, dass wir die besseren Torchancen hatten, mit dem Spiel bis zur ‚Kotterer-Box‘ war ich sehr zufrieden, doch dann fehlte uns bei den entscheidenden Abschlüssen einfach die dazu notwendige Effizienz und Kaltschnäuzigkeit“, so der Chefcoach der Mario Demmelbauer.
„SV Kirchanschöring hat uns alles abverlangt“
Die zweite Halbzeit begann wie die erste aufgehört hatte, Kirchanschöring drückte vehement auf den Ausgleich, verzettelte sich aber immer wieder im Mittelfeld, anstatt die zwingend notwendigen Öffnungen der Halbräume zu den Außenstürmern zu forcieren. Schließlich belohnte sich der SV in der 91. Spielminute dann doch noch mit dem lang ersehnten Ausgleich zum 1:1 durch Nick Schreiber. Doch wer jetzt dachte, so wie die vielen Hunderten von Zuschauern, „Gott sei Dank, wir haben einen Punkt gerettet“ – der wurde bitter enttäuscht.
SV Kirchanschöring gegen TSV Kottern




Denn als schon jeder glaubte, das war es, schlugen die Allgäuer in der letzten Sekunde, man schrieb zwischenzeitlich die 97. Spielminute, erbarmungslos durch Tim Buchmann aus einer völlig harmlosen Situation heraus zum 2:1 Siegtreffer zu. „Wir hatten heute mächtig Glück gehabt, zuerst gelingt den Kirchanschöringern in der Nachspielzeit der Ausgleich zum 1:1, als uns in einer wirklich dramatischen Schlussphase in der 97. Spielminute doch noch der glückliche Siegtreffer gelang. Der SV Kirchanschöring hat uns heute wirklich alles abverlangt und wir dürfen überglücklich mit drei Punkten im Sack nach Hause fahren“, so die Trainerschaft des TSV Kottern.
„Die Vorbereitungszeit hatte Licht und Schatten“
Cheftrainer Demmelbauer wiederum nach dem Spiel auf der anderen Seite: „Der TSV Kottern ist eine feste Größe in der Bayernliga, da mitzuhalten ist nicht einfach. Wir hier in unserer Region haben nicht die Auswahl an überdurchschnittlichen Spielern für diese Klasse. Wir müssen mit dem arbeiten, was wir hier im ländlichen Bereich zur Verfügung haben, das macht die Sache nicht immer unbedingt leichter. Im Allgemeinen gesagt heißt das, dass wir unsere Neuzugänge, wie z. B. Gabriel Öllerer (zum exklusiven Interview auf beinschuss.de), die aus unterklassigen Vereinen zu uns stoßen, innerhalb von zehn bis zwölf Spieltagen zu Bayernliga-Spielern umformen müssen“, so der 49-jährige A-Linzenz-Inhaber nach der dramatischen Heimniederlage gegen die Kemptener Vorstädter.
Wie lautet das Fazit des Ex-Burghausen-Trainers zur Saisonvorbereitung und den Zielen in dieser Saison? „Die Vorbereitungszeit hatte Licht und Schatten. Wir haben viel Positives erleben dürfen, aber auch negative Aspekte entdeckt. Diese werden wir weiterhin gezielt angehen werden, um uns mit den Mitteln, die wir zur Verfügung haben, auch dieses Jahr in der Bayernliga behaupten zu können.“ Wir von beinschuss.de sind dennoch der Meinung, dass trotz der sehr unglücklichen Niederlage, die in dieser Situation wirklich jeder anderen Mannschaft hätte auch passieren können, der SV Kirchanschöring auf einem sehr guten Weg ist, in der Bayernliga auch weiterhin bestehen zu können. (rm)