Wechselbad der Gefühle im Gipfeltreffen
„Geht nicht spurlos an mir vorbei“: Hohenthann schockt Bruckmühl in der Nachspielzeit
Im Gipfeltreffen der A-Klasse 1 zwischen dem SV Bruckmühl und TSV Hohenthann-Beyharting war das Spiel ein ständiges Auf und Ab, geprägt von dramatischen Szenen und emotionalen Wendungen. Bis in die Nachspielzeit blieb es spannend, und am Ende hinterließ der letzte Schockmoment seine Spuren.
Bruckmühl – „Ich glaube, wenn du ein TSV Hohenthann-Spiel schaust, dann ist normal Spektakel drin, egal wo“, gab Trainer Andreas Schunko grinsend nach Abpfiff am beinschuss.de-Mikrofon zu verstehen. Einige Amateurfußballfans aus der Region werden sich noch an den spektakulären Neun-Tore-Wahnsinn beim Saisonfinale im Mai erinnern, als man die Relegation auf dramatische Art und Weise aus der Hand gab. Fast schon Ähnliches gab es am frühen Samstagabend (19. Oktober) beim Giganten-Gipfel in der A-Klasse 1 gegen den SV Bruckmühl für die über 200 Zuschauer am Mangfall-Stadion zu sehen.
Der favorisierten Hausherren mit acht Siegen aus acht Spielen erwischten nicht gerade den besten Start und standen nach 27 Minuten gar mit dem Rücken zur Wand. Ungewohnt für die Rot-Weißen in dieser Saison, wie auch Benedict Aigner, der junge Coach ehrlich zugab: „Es war aber dennoch auch vielleicht ein bisschen Eigenverschulden im Spielaufbau, dass wir uns da einfach schwergetan haben. Natürlich wünscht man sich immer, dass alles glattläuft, aber es darf durchaus mal ein Spiel dabei sein, wo man Probleme hat, vor allem gegen die besseren Gegner der Liga – und mit Hohentann stand wirklich keine schlechte Mannschaft auf dem Platz.“
Bruckmühl: Hohenthann schockt A-Klasse 1-Favorit in Nachspielzeit
Erst war es Thomas Schweiger, der nach einem Eckballgetümmel nach etwas mehr als einer Viertelstunde zum 1:0 traf. Elf Minuten später erhöhte Schunkos Sohnemann Manuel nach schöner Einzelaktion und schockte den bisher unangefochtenen Tabellenführer. „Wir haben es in der ersten Halbzeit echt gut gemacht. Der Matchplan wurde genau so umgesetzt, dass wir sehr kompakt verteidigt, wenig Chancen zugelassen und selber immer die Nadelstiche gesetzt haben“, so der 54-jährige Übungsleiter, der aber im gleichen Atemzug auch das gefühlt einzig Negative im ersten Durchgang aus Sicht der Grün-Weißen nannte: „Der Anschlusstreffer so kurz vor der Halbzeit hat uns schon wehgetan. Da war uns dann schon klar, dass nach der Halbzeit auch wieder viel Druck kommt.“
SV Bruckmühl II gegen TSV Hohenthann-Beyharting
In der 44. Minute hatte sich mit dem Bruckmühler Künzler ein anderer Manuel auf dem Platz ein Herz gefasst und einfach mal aus 25 Metern abgezogen. Der Offensivspieler wurde für seinen Mut doch tatsächlich belohnt und ließ den Ball unhaltbar für Torwart Tobias Stahl im Netz zappeln. Schunko sollte recht behalten und die Mangfalltaler glichen sieben Minuten nach Wiederanpfiff in Person von Top-Torjäger Maximilian Gürtler mit seinem zehnten Saisontreffer zum 2:2 aus. Und es sollte noch kurioser werden als in der 77. Minute Schiedsrichter Thomas Kölbl auf den Punkt zeigte. Ganz zum Unmut der Gäste, um Chefcoach Schunko, der sich minutenlang noch über die Entscheidung ärgerte: „Mein Gott, der Elfmeter, klar, das war jetzt von mir weit weg. Für mich wäre es gar keiner gewesen, aber da hab ich die Hohenthanner-Brille auf. Aber in so einem wichtigen Spiel, den dann zu geben, da muss man sich ganz sicher sein.“
Anian Folger trat an und hatte mehr als Glück, dass er zunächst am Goalie scheiterte und im Nachschuss die Kugel in die Maschen beförderte. Damit war aber die Messe in Bruckmühl noch nicht gelesen, weil TSV Hohenthann-Beyharting sich noch nicht aufgab und durch den Top-Torjäger auf der anderen Seite, Sebastian Lausch, zum verdienten Punktgewinn in der Nachspielzeit köpfte. „Es ist natürlich ein gutes Gefühl, aber dann doch 2:0 zu führen und nicht als Sieger vom Platz zu gehen, das ist bitter. Immerhin haben wir die Siegesserie von Bruckmühl gebrochen – wiederum ein gutes Gefühl“, entgegnete der 27-jährige Stürmer nach Spielende, der sich durch sein ebenfalls zehntes Saisontor mit dem Bruckmühler Gürtler ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Torjägerkanone liefert: „Ich hatte die ersten drei Spiele eine Pause und habe noch ein bisschen Rückstand, aber wir schauen, wer am Ende der Saison vorne steht“, kommentierte der Angreifer ganz gelassen nach Spielende.
Bruckmühl möchte nichts vom Aufstieg wissen – Hohenthann auch nicht
Der 26-jährige Aigner auf der anderen Seite haderte entsprechend mit dem späten Gegentreffer: „Ja, natürlich bitter, wenn man so spät nach dieser Aufholjagd noch den Ausgleich kassiert. Aber ich habe meinen Jungs auch gesagt, dass da ordentlich Mentalität dazugehört, um dieses Spiel zu drehen. Deswegen sind es wirklich gemischte Gefühle, aber eher die positiven überwiegen, weil wir können mit einem Punkt auch leben.“ Vom Aufstieg an sich möchte der Jungcoach nichts hören – auch wenn er es nicht komplett ausblenden kann: „Ich äußere mich immer ungern dazu, für mich zählt Woche zu Woche, ganz klar. Dass dieses Jahr natürlich vermehrt Stimmen auf uns einprasseln, geht auch nicht spurlos an mir vorbei. Aber auf alle Fälle ist es der Plan, oben mitzuspielen und wie es dann am Ende ausgeht, wie sagt man immer so schön, sehen wir dann am letzten Spieltag.“
Schunko kann sich seinem Gegenüber anschließen und schiebt – wie auch zu Saisonbeginn – die Favoritenrolle der Heimmannschaft zu: „Die Qualität, die Bruckmühl auf dem Platz gehabt hat, die haben wir in den ersten acht Spielen nicht gehabt. Der Favorit wird Bruckmühl weiterhin bleiben, wenn die, nicht alle nach oben schieben wieder zur Ersten, was vielleicht benötigt wird, dann werden die nicht zu stoppen sein. Für uns wird es dann um Platz zwei gehen.“ Etwas angriffslustiger ist dagegen sein großgewachsener Schützling Lausch, der in den letzten Jahren immer eine unglaubliche Torquote vorzuweisen hatte: „Es wusste jeder, was Bruckmühl dieses Jahr für einen Kader hat und höchstwahrscheinlich durchmarschieren wird. Dass wir jetzt auch auswärts hier eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt haben, ist stark von uns. Jetzt müssen wir aber dranbleiben und dann schauen wir, dass wir im Rückspiel daheim sie in die Knie zwingen.“ (mck)
