Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Das kann teuer werden

„Buchstäblich vor dem Nichts“: Versicherung fehlt über 10 Millionen Deutschen

Ahrtal-Katastrophe und Ukraine-Krieg sind Weckrufe. Jetzt startet eine Initiative ein Netzwerk für schnellere Hilfe. Doch es bleibt ein Problem.

Schwere Unwetter haben in Bayern und Baden-Württemberg Verwüstungen angerichtet – und deutlich gemacht, wie schnell Naturgewalten das Leben von Menschen treffen und ihren Alltag beeinträchtigen können.

Am Flughafen Memmingen in Bayern musste ein Ryanair-Flugzeug mit 185 Insassen an Bord gar notlanden. Mehrere Menschen wurden verletzt. Vor allem im Norden Bayerns gab es wegen des Unwetters Dutzende Feuerwehreinsätze, zahlreiche Keller liefen mit Wasser voll. Experten sehen seit Jahren: Die Häufigkeit von Sturmwetterereignissen nimmt zu.

Unwetter in Bayern und Baden-Württemberg: Zahl der Extremwetterereignisse nimmt zu

Das Ahrtal war dabei sicherlich ein Wendepunkt in der öffentlichen Debatte darüber. Die Flutkatastrophe von 2021, die vor allem in Rheinland-Pfalz und NRW ganze Ortschaften verwüstete, hat nicht nur die zerstörerische Kraft der Natur gezeigt, sondern die Schwächen im deutschen Katastrophenschutz. Das Thema Resilienz ist seitdem zu einem Dauerbrenner in der politischen Debatte geworden – verstärkt durch den Ukraine-Krieg, der ganz neue potenzielle Bedrohungen auch für Deutschland mit sich bringt.

Inzwischen treten immer mehr private Initiativen auf den Plan. Die Diakonie Katastrophenhilfe und der Verein „HUK hilft“, ein Hilfsfonds der HUK-Versicherung, haben jetzt ein gemeinsames deutschlandweites Projekt gestartet: Katastrophenhelfer der Diakonie bilden ein bundesweites Netzwerk, um in Krisenlagen Menschen schneller und effizienter mit Hilfsgütern versorgen zu können.

Versicherung gegen Elementarschäden: „Erwarte, dass die Bundesregierung das Thema in den Fokus nimmt“

„Die Zahl der Extremwetterereignisse nimmt zu, die Ahrtal-Katastrophe hat die möglichen Ausmaße gezeigt. Solche Szenarien können als Folgen des Klimawandels immer öfter passieren, darauf müssen wir vorbereitet sein“, sagt Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, der Frankfurter Rundschau.

Nach der akuten Hilfe geht es für Opfer von Naturkatastrophen um existenzielle Fragen – auch das hat die Ahrtalkatastrophe gezeigt. „Viele Menschen standen buchstäblich vor dem Nichts“, sagt Kerstin Bartels, Vorstandvorsitzende von „HUK hilft“. Ein Problem damals: Viele Betroffene waren nicht ausreichend versichert. „Nur rund zehn Millionen Hausbesitzer in Deutschland sind gegen Elementarschäden abgesichert. Ich erwarte, dass die neue Bundesregierung das Thema in den Fokus nimmt“, sagt Bartels unserer Redaktion.

Mehr Unwetter – Diskussion um Pflicht für Elementarschadenversicherung

Insgesamt gibt es mehr als 23 Millionen Haus- und Wohnungseigentümer in Deutschland Und fast alle Wohngebäude in Deutschland über eine Gebäudeversicherung gegen Schäden etwa durch Sturm oder Feuer abgesichert. Eine Elementarschadenversicherung indes, die zusätzlich bei Starkregen oder Hochwasser greift, gibt es nur bei knapp der Hälfte aller Immobilien hierzulande. Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob Hauseigentümer eine Versicherung für Elementarschäden verpflichtend abschließen müssen. Das Thema hat es in den Koalitionsvertrag der Merz-Regierung aus Union und SPD geschafft.

Versicherer sollen demnach verpflichtet werden, Kunden eine Elementarversicherung sowohl für Neu-, als auch für Bestandsverträge anzubieten. Wer im Schadensfall keine solche Versicherung hat, für den könnte es dann schwieriger werden, staatliche Unterstützung zu erhalten. Allerdings können die Versicherungsgebühren je nach Immobilienlage hoch sein. Experten rechnen mit vierstelligen jährlichen Beträgen für Häuser und Wohnungen in hochwassergefährdeten Gebieten und verweisen immer wieder auf das französische Solidarmodell, das hierzulande ebenfalls diskutiert wird: In Frankreich zahlen alle, die eine Sachversicherung abschließen, automatisch einen kleinen Anteil als Elementarschadenversicherung.

Ukraine-Krieg: „Zivilschutz und Katastrophenvorsorge zusammen denken“

Martin Keßler hat derweil noch einen anderen Appell an die neue Bundesregierung: Er kritisiert, dass Förderrichtlinien, die über die staatliche Unterstützung beim Wiederaufbau entscheiden, von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind. „Das erschwert die Hilfe nach einer Katastrophe. Die neue Bundesregierung sollte zusammen mit den Bundesländern für vereinfachte Prozesse bei der Schadensbewältigung sorgen.“

Er sieht das Thema Resilienz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Der Angriff auf die Ukraine passiert gewissermaßen vor unserer Haustür. Zivilschutz, Katastrophenschutz und Katastrophenvorsorge müssen wir als Gesellschaft zusammen denken.“ Wichtig sei, die Bevölkerung wieder zu sensibilisieren. Auch das sollen die Katastrophenhelfer im neuen Netzwerk leisten. „Die meisten Menschen wissen kaum, wie sie Sirenensignale deuten müssen.“

Rubriklistenbild: © Jason Tschepljakow/dpa

Kommentare