Gefürchtete Festtage
Waldkraiburger Wochenschau: O du fröhliche, o du gefährliche Weihnachtszeit!
Wenn in Schulen, Büros und Werkstätten die Lichter ausgehen, bereitet das nicht überall Freude. Kolumnistin Helena Gennutt denkt an Frauen, Männer und Kinder, die sich vor den Festtagen fürchten.
Waldkraiburg – Nun ist sie wirklich da: die stade Zeit. Der Schulbus hat gestern zum letzten Mal in diesem Jahr seine Runden gedreht und in den meisten Büros sind die Lichter für die nächsten Tage ausgegangen.
Es ertönt wieder „Driving Home for Christmas” aus den Autoradios. Viele brechen auf zu ihren Familien, um gemeinsam schöne Stunden zu verbringen. Gutes Essen, ein prachtvoll geschmückter Baum, liebevoll eingepackte Geschenke.
Doch nicht in jedem Haushalt sind die Feiertage eine Zeit der Freude. Insbesondere für Frauen und Kinder können sie auch eine Gefahr sein. Eine Zeit der Angst. Familien verbringen mehr Zeit miteinander als im Alltag, oftmals wird Alkohol getrunken, die Erwartungen sind hoch. Mancherorts kippt die Stimmung.
Der Kalender der Fachberatungsstelle Waldkraiburg für Frauen, Kinder und Jugendliche, die Gewalt erleiden, ist vor den Feiertagen ausgebucht. Für eine andere Recherche bekomme ich einen Interviewtermin erst im Januar, die Beratung geht gerade vor. Klar.
Einen durchaus ungewöhnlichen Fall hatte kürzlich Amtsrichterin Angela Michielsen zu verhandeln. Ein 36-Jähriger soll seine Freundin nach einem Streit geschubst haben.
Der betrunkene Mann verständigte selbst die Polizei, wartete laut Beamten auf einem Bierkasten sitzend am Straßenrand und verlangte, wieder ins Gefängnis gebracht zu werden. Das war jedoch nicht möglich, da die Frau keine sichtbaren Verletzungen hatte.
Es kamen jedoch weitere Anklagepunkte hinzu, sodass sein Wunsch doch noch in Erfüllung ging. Zehn Monate darf er einsitzen. Seine Ex-Partnerin möchte ihn nicht mehr sehen.
Leider geht es nicht immer so glimpflich aus. In den letzten fünf Jahren ist die Anzahl der Opfer häuslicher Gewalt deutlich gestiegen und lag 2023 laut Bundeskriminalamt deutschlandweit bei 256.276 Fällen. Die Dunkelziffer dürfte höher ausfallen.
Manch eine oder einer wird sich also danach sehnen, dass die Lichter nach den Festtagen wieder angeknipst werden. Dass wieder Alltag einkehrt und die Weihnachtsruhe ein Ende hat.
Dabei hoffen wir doch alle auf besinnliche Weihnachten, auf glückliche Stunden mit der Familie und Freunden. Geben wir Weihnachten diese Chance.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen friedliche Weihnachten. Achten Sie auf Ihre Mitmenschen und auf sich selbst. Damit es für alle ein freudiges Fest ist.