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Dorothea Perkusic beantwortet Liebesfragen

Ich sollte glücklich sein, aber kann es nicht fühlen. Woran kann das liegen? 

Eine Frauenhand mit rot lackierten Fingernägeln berührt ein Herz, das auf eine Mauer gesprüht wurde
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Das Gefühl des Allein- und Unglücklichseins sollte man ernst nehmen

In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können unsere Plus-Abonnenten Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.

Frage einer Frau

Irgendetwas mit mir stimmt nicht. Ich leide und weiß nicht genau, woran es liegt. Ich fühle mich nicht glücklich, wenn ich es eigentlich sein sollte. Manchmal fühle ich mich regelrecht wie ausgeschaltet. Wenn es mir richtig schlecht geht, dann habe ich manchmal das Gefühl, als würde ich nicht hierher auf die Welt gehören. Das ist eigentlich das schlimmste Gefühl, denn ich fühle mich dann zutiefst einsam. Ich hatte eine schreckliche Kindheit, das ein oder andere kann ich mir dadurch schon erklären. Trotzdem geht es mir heute ja eigentlich gut und ich weiß, dass ich ein schönes Leben habe. Warum kann ich das nur nicht fühlen?

Antwort von Dorothea Perkusic:

Sie schreiben, dass eigentlich alles gut ist, Sie sich aber nicht glücklich fühlen. Die Situation ist also grundsätzlich positiv und vielleicht sogar wünschenswert und dennoch können Sie diesem Maßstab nach nicht fühlen, wie es Ihnen angemessen erscheinen würde, nämlich glücklich. In der körperorientierten Psychotherapie spricht man davon, dass ein Trauma nicht in der Situation steckt, sondern in der Reaktion. Das heißt, Ihre gefühlsmäßige Reaktion passt nicht zur aktuellen Situation.

Jedoch passt Ihre gefühlsmäßige Reaktion zu Ihrer Kindheit. Das Gefühl, sich der Welt und den Menschen nicht zugehörig zu fühlen, kann auf ein frühes Entwicklungstrauma hinweisen. Die Art von Alleinsein, welche sich am schlimmsten anfühlt ist die, sich unter anderen Menschen allein zu fühlen. Ihrer Beschreibung nach könnte das auf ein Entwicklungstrauma hinweisen. Sie hatten keine glückliche Kindheit, Sie fühlten sich nicht geliebt und beschützt? Um nur wenige Beispiele zu nennen. Sie beschrieben Ihre Kindheit als schrecklich und es kann sein, dass Sie noch immer in dem Gefühl leben, welches Ihre Kindheit und damit den früh prägenden Teil Ihres Lebens bestimmt hat. Daher mag Ihr Befinden zwar nicht zu Ihrer aktuellen Situation passen, doch zu dem, was Sie erlebt haben und was Ihnen sozusagen noch in den Zellen steckt. 

Menschen, die ein Entwicklungstrauma haben, kennen keine emotionale Mitte. Vielmehr ist es ein Zustand der Starre und Unbeweglichkeit, des verhaftet seins. Im Grunde sorgt diese Zerrissenheit für ein permanentes, anstrengendes Chaos. Im Chaos herrschen extreme Gefühle, etwas nicht unter Kontrolle zu haben bis hin zu einer nahezu von Leichtigkeit und Unbeschwertheit geprägten Umtriebigkeit und Geselligkeit.  

Dorothea Perkusic auf Instagram 

Allgemein und zur Unterscheidung und Erklärung: Was uns in einem bestimmten Augenblick emotional überfordert, kann ein Schocktrauma sein. 

Ein Entwicklungstrauma ist das, was in dem Umfeld, in dem man aufgewachsen ist, stattgefunden und geprägt hat. War es stabil oder instabil, wie liebevoll und zugewandt war es, wie ging es den Eltern selbst und wie gut konnten die sich selbst regulieren. Häufig liegen ja bereits in der Herkunftsfamilie Traumata, die sich dann über die fehlenden Regulationsmöglichkeiten der Eltern auf die Kinder übertragen. Traumatisierung kann außerdem auch bereits im Mutterleib stattfinden. Allein schon das Gefühl, als Kind unerwünscht zu sein, kann zu so starkem Unwohlsein führen und zu der Überzeugung, nicht gewollt zu sein. Wenn ein Kind dieses Gefühl dann atmosphärisch jahrelang aushalten muss, dann kann man sich vielleicht in etwa vorstellen, was dabei entsteht.  

Gemeinsam Hand in Hand: Liebesfragen und Frauen- und Mädchennotruf Rosenheim

Demütigungen, Beleidigungen, sexuelle Übergriffe, Handgreiflichkeiten: In ihrer Arbeit als Therapeutin ist Dorothea Perkusic auch immer wieder mit Gewalt gegen Frauen konfrontiert. Zum Jubiläum ihrer 200. Liebesfrage hier auf OVB24.de war es ihr deshalb eine Herzensangelegenheit den Frauen- und Mädchennotruf Rosenheim mit einem Spendenaufruf zu unterstützen.

Frauen- und Mädchennotruf Rosenheim e.V.
Bank: Sparkasse Rosenheim
IBAN: DE55 7115 0000 0000 0442 22

Direkt und einfach über Paypal spenden!

Erstrebenswert ist, dass die Vergangenheit nicht mehr die Gegenwart und die Zukunft bestimmt. Dazu muss man in der Lage sein, die Vergangenheit von der Gegenwart zu unterscheiden. So können sich auch Reaktionen und Gefühle verändern, beziehungsweise Ihre Wahrnehmung dieser. Es ist wichtig, dass Sie lernen, sich selbst zu regulieren, sich bewusster zu spüren. Wenn Sie sich selbst bewusster sind, dann können Sie besser für sich da sein und dafür sorgen, dass Sie neue Erfahrungen machen. Dafür ist es wichtig, in Beziehung zu sein und mit einem Gegenüber lernen zu können.  

In Beziehung zu sein lernt man nur in Beziehungen. Einen Anfang könnten Sie begleitet machen, indem Sie sich eine Therapeutin suchen, die sich gut auskennt im Bereich von Trauma, Bindung und Körper. Auch wenn Sie sich nicht verbunden fühlen, gehen Sie in Verbindung mit den Ihnen nahe stehenden Menschen. Es ist wichtig und kann sehr hilfreich sein, wenn Sie sich ganz bewusst in Ihrem eigenen Nähe- und Distanz-Bedürfnis erleben, um daraus lernen zu können. Neue, positive Erfahrungen wirken sich auf Ihre Reaktionen und Gefühle aus. Je mehr Nähe Sie zu Ihren aktuellen Gefühlen entwickeln, desto plausibler werden Ihnen auch Ihre Reaktionen sein beziehungsweise „passender“. 

Dorothea Perkusic

Sie haben eine Frage rund um die Themen Leben & Liebe?

Schreibt an Einzel-, Paar- und Sexualtherapeutin Dorothea Perkusic. Alle Fragen werden beantwortet, ausgewählte anonymisiert veröffentlicht.

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