Austern, Avocado, Chili und Co.
Libido mit Lebensmitteln erhöhen: Was ist dran an den Ernährungstipps fürs Bett?
Mit der Ernährung die Lustlosigkeit bekämpfen und dafür sorgen, dass es im Bett wieder rund läuft – das versprechen zahlreiche Artikel im Netz. Doch was ist dran an den natürlichen Aphrodisiaka?
Viele kennen es: nicht immer läuft es im Bett rund, und es ist auch nichts ungewöhnliches, dass mit zunehmender Beziehungsdauer die Lust auf den Partner schwindet. Doch zahlreiche Artikel im Internet versprechen schnelle und natürliche Abhilfe – indem man auf bestimmte Lebensmittel als natürliche Aphrodisiaka setzt, also Mittel zur Luststeigerung.
Besonders häufig genannt werden Austern: Die Muscheln sollen durch ihren hohen Zink- und Eisengehalt den Testosteronhaushalt der Männer unterstützen, und sich auch positiv auf die Libido von Frauen auswirken. Auch die Avocado soll den Hormonhaushalt beider Geschlechter unterstützen. Schokolade enthält Phenethylamin: Das sorgt nicht nur für einen Anstieg unseres Blutzuckerspiegels, sondern regt ähnlich wie Dopamin auch unser Nervensystem positiv an und soll so für mehr Lust im Bett sorgen. Chili soll durch die Schärfe eine bessere Durchblutung – und damit längeres Durchhaltevermögen – anregen.
Austern, Chili und Schokolade – Wirksamkeit wissenschaftlich nicht bewiesen
Die Liste an natürlichen Potenzmitteln ist also lang. Doch haben die Lebensmittel und Gewürze wirklich eine Wirkung? Nur bedingt, so die Experten. DAK-Urologe Volker Wittkamp sagt gegenüber dem Online-Magazin der Krankenkasse: „So richtig bewiesen ist die aphrodisierende Wirkung bei keinem der genannten Lebensmittel“. Und auch der Ernährungsexperte Uwe Knop sagt dem österreichischen „Standard“: „Es gibt keinen einzigen wissenschaftlichen Beleg für lukullische Aphrodisiaka zum Essen oder Trinken. Insofern gehören alle diese Behauptungen ins Reich der Mythen und Märchen.“
Trotzdem: ganz abschreiben müsst Ihr die natürlichen Luststeigerer nicht. Bei einigen Menschen können sie aufgrund des Placebo-Effekts Wirkung zeigen – und die ist durchaus real, denn auch guter Sex beginnt schließlich im Kopf. Außerdem ist sowieso klar, dass mit leerem Magen keine Lust entstehen kann. Geht man dann zu zweit schön zum Abendessen, kann das eine doppelt positive Wirkung haben. Zum einen ist man danach satt, und zum anderen hatte man im besten Fall eine schöne Zeit zu zweit – die beste Voraussetzung für mehr Libido.
So kurbelt Ihr die Lust wieder an – ganz ohne Potenzmittel
Doch auch wenn die Lebensmittel zumindest in Studien keine Wirkung auf die Libido gezeigt haben, gibt es trotzdem einige Tipps und Tricks, die ganz natürlich dabei helfen können, dass es im Bett wieder läuft:
- Einen gesunden Lebensstil pflegen: Wer sich wenig bewegt, schlecht schläft und ungesund ernährt, der wird über kurz oder lang Auswirkungen auf die Libido bemerken. Regelmäßiger Sport erhöht die Durchblutung, die notwendig für Erregung ist, ausreichend Schlaf verbessert die Laune und die Entspannung, und eine ausgewogene Ernährung sorgt dafür, dass der Körper mit allen Nährstoffen versorgt ist, die es braucht, um so richtig in Schwung zu kommen.
- Stress abbauen: Stress, sei es in der Arbeit, in der Familie oder in der Beziehung, ist der absolute Lustkiller. Natürlich wird durch Sex Stress abgebaut – doch unter extremen Belastungen kommt es oft gar nicht so weit. Baut also Praktiken in Euren Alltag ein, mit denen Ihr aktiv Stress reduzieren könnt, zum Beispiel Yoga oder Meditation. Auch Sport hilft Euch hierbei.
- Beziehungsarbeit leisten: Wenn es zwischen zwei Partnern kriselt, leidet darunter meist auch die Sexualität. Es führt also kein Weg daran vorbei, miteinander in Kontakt zu treten, Probleme anzusprechen, gemeinsam zu bearbeiten und aus der Welt zu schaffen. Doch manchmal muss nicht einmal aktiv etwas vorgefallen sein. Auch das Schleifenlassen einer Beziehung über längere Zeit kann ein echter Lustkiller sein. Wann hattet Ihr das letzte Mal Zeit zu zweit, habt Euch für den anderen hergerichtet und seid zum Beispiel ausgegangen? Wer in die Beziehung investiert, wird dafür in der Regel auch mit gutem Sex belohnt.
- Sexverbot auferlegen: Ein Sexverbot, das klingt zuerst einmal kontraproduktiv – funktioniert aber tatsächlich für viele Paare, die an Sexlosigkeit leiden, gut. Der Hintergedanke: Oft hat sich zwischen den Paaren ein Druck in Bezug auf das Thema gebildet. Gespräche dazu eskalieren, und Annäherungsversuche werden falsch verstanden – man kann nur verlieren. Beschließen Paare nun gemeinsam, für einen bestimmten Zeitraum keinen Sex zu haben, nimmt das den Druck raus. Für viele entsteht so überhaupt erst die Möglichkeit, sich wieder anzunähern.
- Sich psychologische Unterstützung holen: Guter Sex, wie schon gesagt, beginnt im Kopf – und wird oftmals genau dort auch verhindert. Viele fühlen Leistungsdruck, vor allem, wenn es mehrere Male nicht geklappt hat. Doch das ist leider die Voraussetzung dafür, dass es weiterhin nicht funktionieren wird. Eine psychologische Unterstützung kann dabei helfen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Fehlt die Lust, kann das viele Gründe haben. Nicht alle sind besorgniserregend, doch bleibt die Libido für längere Zeit aus und helfen auch die oben genannten Tipps nicht, sollte man zum Arzt gehen – nicht nur seiner Beziehung zuliebe, sondern vor allem seiner Gesundheit. Bei Männern können Erektionsprobleme auf schwerwiegende Krankheiten hindeuten, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem können Medikamente der Auslöser für die Lustlosigkeit sein. Auch das sollte professionell in Augenschein genommen werden.
fso