Dorothea Perkusic beantwortet Fragen rund um „Leben“ und „Liebe“
Mein neuer Partner hat Errektionsprobleme und hält nicht lange durch. Was kann ich tun?
In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können unsere Plus-Abonnenten Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.
Frage einer Frau:
Ich bin seit einigen Monaten mit einem neuen Partner zusammen. Wir verstehen uns in allen Bereichen super, bis auf das Thema Sex. Am Anfang war es so, dass er gar keinen steifen Penis beim Sex bekam. Mit den Monaten ist es insofern besser geworden, dass der Penis solange steif bleibt, bis mein Partner einen Orgasmus hatte. Dies ist meist nach kurzer Zeit der Fall. Er bemüht sich dann zwar, mir anderweitig einen Höhepunkt zu verschaffen, aber das ist für mich nicht befriedigend und es ist für mich sehr frustrierend. Es ist auch oft der Fall, dass sein Penis nach kurzer Zeit während dem Sex wieder erschlafft und sobald das Glied wieder schlapp wird, vergeht mir auch die Lust am Sex. Ich habe das Problem schon sehr oft angesprochen und ihn gebeten, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, aber er lehnt dies kategorisch ab. Er sagte, er sei ja nicht krank und es ist doch eh schon besser geworden. Für mich ist es aber leider nicht besser geworden. Was kann ich in so einem Fall konkret tun? Bitte um Tipps, da ich unsere ansonsten sehr gute Beziehung nicht durch sowas aufs Spiel setzen möchte.
Antwort von Dorothea Perkusic:
Es ist verständlich, dass Sie die derzeitige Situation und Ihre eher mangelhaft befriedigte Lust frustrierend finden und es ist gut, dass Sie das so nicht dauerhaft hinnehmen möchten. Gut, dass Sie thematisieren was Ihnen fehlt und was Sie sich wünschen und nach einer Lösung suchen möchten, denn davon können Sie (bestenfalls beide) profitieren.
Ihre Sexualität kann und soll sich stetig weiterentwickeln, Ihre eigene, wie auch Ihre gemeinsame. In der Beziehung braucht es dazu die Bereitschaft von beiden Beziehungspartnern. Nehmen Sie Ihren Freund also ruhig in die Verantwortung, sich mit Ihnen gemeinsam damit auseinanderzusetzen und kreativ zu werden. Denn wenn nur Sie allein eine Veränderung wünschen, dann bleiben Sie mit Ihrem Bedürfnis alleine und auf der Strecke. Ihre Unzufriedenheit würde weiter steigen und das über kurz oder lang zur Trennung führen.
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Ihr Partner müsste sich also bereit erklären, sich mit Ihnen gemeinsam der Thematik zu stellen. Oder einladender ausgedrückt: er müsste Interesse daran zeigen, eine für Sie beide beglückende Sexualität und Intimität zu kreieren. Dafür braucht es etwas Geduld, außerdem Liebe und Vertrauen, Interesse aneinander und etwas Kreativität. So können Sie gemeinsam, voller Entdeckungsfreude, in neue Sphären aufbrechen. Sollte Ihr Freund nicht die Bereitschaft aufbringen, sich der Lösung des Problems anzunehmen, dann wird es schwierig werden und vermutlich unbefriedigend für Sie bleiben.
Sie haben recht, dass es sinnvoll wäre, ärztlich abklären zu assen, ob organische, hormonelle Ursachen ausgeschlossen werden können. Danach wäre der nächste Schritt dann, sich gemeinsam zu überlegen, was eine zu Ihnen passende, liebevolle und vor allem auf ein gemeinsames Ziel hin gerichtete Lösung sein könnte. Das muss individuell miteinander geklärt werden.
Ihr Freund könnte anerkennen, dass Sie nicht zufrieden sind und, dass Sie sich mehr wünschen. Vielleicht geht es ihm doch auch ähnlich, wenn er es auch im ersten Moment nicht zugibt. Es muss Bewegung und etwas Schwung in diese bereits verfahrene Situation kommen. Sie möchten ihn damit nicht unter Druck setzen, doch können Sie nicht weiterhin zurückstecken in diesem für eine Liebesbeziehung doch sehr wichtigen Bereich. Sie leiden darunter und sind unzufrieden und das sollte nicht so bleiben.
Es ist also zwar beruhigend zu wissen, dass es bereits besser geworden ist, denn das zeigt, dass mehr möglich ist. Dennoch reicht es eben nicht, wenn allein Ihr Freund mit dem Status quo zufrieden ist - auch Sie müssen zufrieden sein. Und Sie können sich nicht mit etwas zufrieden geben, womit Sie nicht zufrieden sind. Sexualität muss in jeder Beziehung ganz individuell miteinander entdeckt und entwickelt werden, um lebendig und spannend zu bleiben. Die Voraussetzung ist gegenseitiges Interesse dafür, was gut tut, welche Wünsche bestehen und wie Sie zusammen eine gemeinsame sexuelle Identität entwickeln können. Es gibt viele Wege und Möglichkeiten, miteinander eine aufgeschlossene und genussvolle Sexualität zu erleben. Klären Sie, ob Ihr Freund zum nächsten Schritt bereit ist.
Dorothea Perkusic
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