Auf dem Prüfstand
Schutz vor Einbrechern im Hotel: Drei TikTok-Tricks und was sie laut einem Experten wirklich bringen
Wenn Einbrecher ins Hotelzimmer gelangen, ist es mit der Erholung schnell vorbei. Aber was bringen diverse Tricks aus dem Internet, die vor Langfingern schützen sollen?
Endlich ist der langersehnte Urlaub da – und mit im Gepäck sind nicht nur Badehose und Sonnencreme, sondern in den meisten Fällen auch viele Wertsachen. Vom Laptop über die teure Spiegelreflex bis zu Kreditkarten und Bargeld stecken oft mehrere hundert Euro in den Koffern. Alles mit an den Strand oder auf die Skipiste zu nehmen, ist keine Option. Doch auch im Hotelzimmer sind die Gegenstände nicht unbedingt sicher. Selbst Hotelsafes haben gelegentlich entscheidende Sicherheitslücken. Was also tun?
Wie so oft kursieren im Netz diverse Tipps, mit denen Urlauber ihr Hotelzimmer angeblich einbruchssicher machen können. Allen voran auf der Kurzvideo-Plattform TikTok geben Vielreisende gerne ihre Tricks zum Besten. Aber was nutzen diese wirklich? Sven Leidel, Experte für Reisesicherheit und Autor des „Handbuchs Reisesicherheit“ ordnet sie für Ippen.Media ein.
TikTok-Trick 1: der Kleiderbügel am Türgriff
Eine Flugbegleiterin, die unter dem TikTok-Usernamen ciciinthesky Videos auf der Plattform postet, teilt verschiedenste Tipps für mehr Sicherheit im Hotelzimmer. Einer davon ist der „Kleiderbügel-Trick“. Mithilfe zweier Kleiderbügel fixiert sie das normale Türschloss und ein zusätzliches Schloss an ihrer Tür. Auf diese Weise soll es Einbrechern nicht mehr möglich sein, mithilfe einer langen Stange, die durch den Türschlitz geschoben wird, den Schließmechanismus von innen zu betätigen.
@ciciinthesky I atrongly suggest you order a wedge alarm or safety security lock(see my b1o) but in the mean time you can use this method or the washcloth method. #hotelsafetytips #hotelsafetyhacks #travesafety #solotravelers ♬ original sound - CiCi in the Sky
Ob dieser Trick tatsächlich etwas bringt? Der Reisesicherheitsexperte Sven Leidel ist da etwas skeptisch. Denn so wie es die Flugbegleiterin in ihrem Clip macht, mag es vielleicht funktionieren – jedoch sind nicht in jeder Unterkunft dieselben Voraussetzungen geboten: „Die im Video verwendeten Kleiderbügel sind in dieser Art und Weise nicht (mehr) in Hotels zu finden und auch bei den im Video gezeigten Türscharnieren muss man sich die Frage stellen, ob diese so in jedem Hotel vorhanden sind“, sagt Leidel gegenüber Ippen.Media. Sein Fazit lautet also: „Besser als gar nichts zu machen!“ 100 Prozent Verlass sei auf die Methode aber nicht.
TikTok-Trick 2: das tragbare Türschloss
Nun zur nächsten TikTok-Empfehlung, die ebenfalls von einer Flugbegleiterin stammt. Unter dem Usernamen flightattendantbaelee schwört diese auf ein tragbares Türschloss, das sie sich selbst gekauft hat und auf Reisen mitnimmt. Es lässt sich in die Schlossverriegelung des Türrahmens einsetzen und festzurren, sodass es Einbrechern noch schwerer fällt, in das Zimmer einzudringen.
@flightattendantbaelee 📍 Hotel Security Gadget | Stay Safe ✨ #flightattendant #hotel #safety ♬ Eye of the Tiger (Instrumental Version) - From "Rocky" - M.S. Art
Diesen Tipp hält Leidel schon für sinnvoller: „Dies funktioniert in der Praxis ganz gut, genauso wie ein Holz- oder Gummikeil (ggf. auch mit Alarmsirene), den man unter die Tür schiebt.“ Allerdings sollten Urlauber beachten, dass es mit dieser Zusatzvorrichtung Rettungskräften erschwert wird, notfalls ins Zimmer zu gelangen. „Insofern kann oder muss man die Verwendung einer solchen Absicherung gut überlegen und alle Vor- und Nachteile abwägen.“
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TikTok-Trick 3: die Tasse auf der Türklinke
Und nun zum letzten Tipp aus der TikTok-Sammlung: der Tassen-Trick. Dabei wird eine normale Kaffeetasse auf die Türklinke der Hotelzimmertür geschoben. Sie soll dafür sorgen, dass sich kein Einbrecher unbemerkt hineinschleichen kann. Schließlich macht es ein lautes Geräusch, wenn die Tasse beim Betätigen der Klinke nach unten fällt. Der Urlauber ist alarmiert und der Einbrecher im besten Fall verschreckt. Unter anderem die Userin layoutroom setzt auf diesen Trick. Klingt recht simpel, aber nützt er auch etwas?
Reisesicherheitsexperte Sven Leidel sieht durchaus ein paar Schwachpunkte bei dieser Vorgehensweise: „Bei herkömmlichen Türgriffen ist dies sicherlich eine probate Maßnahme. Sollte der Türgriff ein runder Knauf sein, dann funktioniert es eher nicht.“ Außerdem biete der Tassen-Trick nur dann Schutz, wenn der Urlauber sich gerade im Hotelzimmer befindet. „Eher nicht zu nutzen, ist diese Maßnahme, wenn man das Hotelzimmer verlässt. Zumal dann eh die Frage zu stellen ist, ob es wirklich etwas bringt, wenn das Hotelzimmer leer ist und jemand durch Betätigen des Türgriffs die Tasse zu Boden fallen lässt. Kümmert das die anderen Gäste in den Nebenzimmern? Eher nicht!“
Schon bei der Auswahl des Hotels auf wichtige Sicherheitskriterien achten
Aber was bringt nun wirklich etwas, wenn man seine Wertsachen im Hotel schützen möchte? Laut dem Reisesicherheitsexperten Leidel geht es hier schon bei der Auswahl des Hotels los. Ganz genau lässt sich das im Vorfeld natürlich schwer sagen. Trotzdem ist es sinnvoll, sich so gut wie möglich über die Unterkunft zu informieren. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte dem Experten zufolge Hotels renommierter Ketten zu bevorzugen, da diese entsprechende Sicherheitsstandards berücksichtigen.
Im nächsten Schritt geht es an die Auswahl des richtigen Zimmers. Besser ist es laut dem Reisesicherheitsexperten, eines in einem höheren Stockwerk zu buchen, am besten zwischen der zweiten und sechsten Etage: „Zum einen sind Zimmer im Erdgeschoss sowie im ersten Stockwerk relativ einfach von außen zu erreichen. Zum anderen besteht bei Zimmern ab der siebten Etage die Gefahr, dass im Falle eines Brandes oder einer Hotelevakuierung die Leitern der Feuerwehr und anderer Rettungskräfte ihr Hotelzimmer nicht erreichen können.“
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Wie Sie Ihr Hotelzimmer während Ihres Aufenthalts sichern
Am Urlaubsort angekommen, möchte man am liebsten sofort die Gegend erkunden oder am Strand entspannen. Ein bisschen was ist aber noch zu tun, wenn Reisende sich absichern möchten. Denn schon beim Check-in geht es mit den Vorkehrungen los, wie Leidel erklärt: „Kommunizieren Sie Ihre Zimmernummer niemals in der Öffentlichkeit und geben Sie diese nicht an Dritte weiter.“ Andernfalls könnten Reisende um ein neues Zimmer bitten.
Beim Betreten des Raums gilt es erst einmal, alles gründlich zu checken: In Schränke und andere mögliche Verstecke sollte ein Blick geworfen werden, um Sicherheitsrisiken gleich von Anfang an auszuschließen, so der Rat des Experten. Ebenfalls eine sinnvolle Maßnahme: Die Fenstervorhänge zuzuziehen, damit auch von außen niemand einen Blick ins Zimmer erhaschen kann. Des Weiteren sollten Reisende überprüfen, ob das Zimmer über einen Türspion, einen Safe und eine separate Türsicherung verfügt. Sollten Mängel an den Schließeinrichtungen von Fenstern und Türen auffallen, diese sofort dem Hotelpersonal melden.
Das mulmigste Gefühl dürfte Urlauber jedoch befallen, sobald sie das Zimmer verlassen und ihr Hab und Gut nicht mehr im Auge haben. Zu diesem Zweck gibt Leidel Urlaubern folgenden Tipp mit auf den Weg: „Lassen Sie das Licht und den TV im Zimmer angeschaltet, wenn Sie Ihr Hotelzimmer verlassen. Somit erwecken Sie den Eindruck, dass sich jemand im Zimmer befindet. Sollte für das Licht und den TV die Freischaltung über ein Zimmerkartenmodul notwendig sein, nutzen Sie während Ihrer Abwesenheit einfach eine zweite Zimmerkarte oder ein Ersatzstück wie Visitenkarte, Karton oder gefaltetes Papier.“ Eine ähnliche Wirkung hat es, wenn Reisende dauerhaft das „Do not disturb“-Schild an die Hotelzimmertür zu hängen – insofern sie den Zimmerservice nicht in Anspruch nehmen wollen.
Rubriklistenbild: © Franziska Kaindl/DALL-E (KI-generiert)
