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Arktische Abstimmung
Wahl auf Grönland: Drohungen Trumps sorgen für Kopfschütteln
Auf der Arktisinsel sorgen sich die Menschen um Alltagsthemen. Nur eine Oppositionspartei wirbt offen für ein Bündnis mit Trumps USA.
Nuuk – Am Dienstag (11. März) schreiten zehntausende Grönländerinnen und Grönländer zur Wahl. Wohl zum ersten Mal im Blick der Weltöffentlichkeit. Das teilautonome Territorium Dänemarks geriet wegen seiner strategisch wichtigen Lage in der Arktis und der unter dem schmelzenden Eis liegenden Rohstoffe in den Fokus der neoimperalistischen Anwandlungen von US-Präsident Donald Trump. Wähler auf der größten Insel der Welt, die allermeiste von ihnen indigene Inuit, wünschen sich niedrigere Lebenskosten, bessere Gesundheitsversorgung und Selbstbestimmung gegenüber der ehemaligen Kolonialmacht Dänemark.
Vor Grönland-Wahl: Premier will „Fesseln des Kolonialismus“ abwerfen und warnt vor Trump
In seiner Rede vor beiden Kongresskammern drohte Trump Anfang März, dass die USA „so oder so“ die Kontrolle über Grönland erhalten werden. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte der US-Präsident angekündigt, die Insel von Dänemark kaufen zu wollen. Grönlands sozialistischer Premierminister Múte Bourup Egede reagierte damals prompt: Grönland sei „nicht zu verkaufen“ und wolle die „Fesseln des Kolonialismus“ brechen. Am Wahltag warf er Trump gegenüber dem dänischen Sender DR Respektlosigkeit und Unberechenbarkeit vor. Egede strebt, so Nachrichtenagentur Reuters, nach Unabhängigkeit von Dänemark, indem sich die 56.000-Einwohner-Insel langsam aus bestehenden Abhängigkeitsverhältnissen – Dänemark überweist etwa eine Milliarde Euro jedes Jahr – löst.
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Grönland-Wahl: Eine Insel zwischen Alltagsthemen und Kopfschütteln über Trumps Drohungen
Diese Wahl sei geprägt von einer Verschränkung von Weltpolitik und Alltagsthemen, erklärte Rasmus Leander Nielsen, Politologe an der Ilisimatusarfik Universität in Nuuk gegenüber der Tageszeitung New York Times. Die zentrale Frage sei, ob die Wählerinnen und Wähler „kurzfristige wirtschaftliche Erwägungen“ oder die Geopolitik für wichtiger halten würden. Das sei „schwer zu sagen“, betonte Nielsen. Bei einer Fragerunde mit Kandidierenden fragten Bürger der Hauptstadt Nuuk hauptsächlich danach, wann die Preise wieder sinken würden und wie es um das Gesundheitssystem stehe. Zu Trumps Übernahmeplänen habe es viel Kopfschütteln gegeben.
Aktuell verfügt Egedes Partei Inuit Ataqatigiit gemeinsam mit der sozialdemokratischen Partei Siumut eine deutliche Mehrheit von 21 der 31 Sitze im Parlament der Insel. Beide Parteien wollen die Insel und ihre Bewohner langfristig und planvoll in die Unabhängigkeit von Dänemark führen.
Vor Grönland-Wahl: Premier bekennt sich zur US-Militärpräsenz – mit Einschränkungen
Egede betonte, wenn die USA unter Trump Rohstoffgeschäfte mit Grönland wollten, so könnten sie gerne ein Angebot unterbreiten. Militärisch sind die USA seit dem Zweiten Weltkrieg auf der arktischen Insel zwischen Nordamerika, Asien und Europa präsent: Der Stützpunkt Pituffik Space Base – die ehemalige Luftwaffenbasis Thule Air Base – ist bis heute zentral für die Raketenabwehr der USA.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Fredriksen betonte Egede, dass die US-Präsenz nur akzeptabel sei, wenn die Interessen der grönländischen Bevölkerung gewahrt blieben. Für den Bau der Luftwaffenbasis wurden in den 1950er-Jahren mehr als 100 Menschen zwangsumgesiedelt. Auch zu Dänemark ist das Verhältnis der Grönländer von schweren Kolonialverbrechen belastet. In den 1960er- und 70er-Jahren wurden tausenden Grönländerinnen gegen ihren Willen Verhütungsspiralen eingesetzt. In den 1950er-Jahren wurden dutzende Kinder nach Dänemark verschleppt und sollten dort umerzogen werden.
Opposition vor Grönland-Wahl: Gespalten zwischen Bündnis mit Trumps USA und Verbleib bei Dänemark
Die zentristische Partei Naleraq, aktuell mit fünf Parlamentsmandaten stärkste Oppositionspartei, warb vor der Wahl als einzige politische Kraft offen für ein Bündnis mit den USA unter Donald Trump. Die Partei verlangte eine sogenannte „freie Assoziation“ mit den USA, berichtete die Agentur. Das würde die Insel nicht zu US-Territorium machen, aber unter ihren Schutz stellen. Einige Pazifikstaaten haben solche Abkommen mit den USA. Es sei jedoch auch möglich, so ein Abkommen mit Dänemark oder anderen Staat zu schließen, betonte die Partei demnach. Freie Assoziation mit den USA bedeutet in der Regel, dass Staaten die Kontrolle über ihre Außen- und Sicherheitspolitik aufgeben.
Die konservative Partei Atassut, die zwei Parlamentssitze hält, ist als einzige Partei gegen die Unabhängigkeit von Dänemark. Sie kritisiert, dass Grönland nicht Teil der Europäischen Union ist und befürwortet die US-Militärpräsenz auf der Insel. Die sozialliberale Partei Demokraatit warnte zuletzt vor sinkenden Lebensstandards bei einer übereilten Unabhängigkeit von Dänemark. Demokraatit hält drei Mandat im Parlament. Die neu gegründete linke Kraft Qulleq forderte vor der Wahl hingegen eine schnelle Unabhängigkeit, um durch die Ausbeutung und den Verkauf von Rohstoffen den Lebensstandard anheben zu können.
Dänemarks Nachrichtendienst warnt vor Desinformation vor Wahl in Grönland
Trump versprach den Grönländerinnen und Grönländern Anfang März, dass die USA sie durch Rohstoffgeschäfte „reich machen“ würden. Aktuell ist das Hauptexportgut der Insel Fisch. Viele Bewohner der Insel sind vom nordeuropäisch geprägten Wohlfahrtsstaat abhängig, der vor allem Gesundheitsversorgung, Wohnbau und Bildung ermöglicht. Die Suizidraten auf Grönland gehören zu den höchsten der Welt. Wie Trump die Menschen auf der Insel reicher machen wollte, erklärte er nicht. Dass er europäische Wohlfahrtsstaaten und die damit verbundenen Markteingriffe verachtet, ist hinlänglich bekannt.
Dänemark kündigte bereits im Januar an, mehr in die Verteidigung Grönlands zu investieren. Insgesamt will die Regierung in Kopenhagen etwa zwei Milliarden Euro ausgeben. Neben Trumps imperialistischen Anwandlungen sorgt man sich auch um Russlands wachsenden Einfluss in der Arktis. Bereits Ende Februar warnte der dänische Nachrichtendienst vor Desinformation aus Russland und den USA. Donald Trump Junior warb noch im Januar auf der Insel für eine Annäherung an die USA. Was die Bürgerinnen und Bürger Grönlands davon halten, sollte in der Nacht zum Mittwoch klar werden, wenn ein Wahlergebnis vorliegt. (kb)