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Von Maduro bis Milei: Die lange Liste der Populisten Lateinamerikas

Javier Milei (seit dem 10. Dezember 2023 Präsident Argentiniens) inszeniert sich als populistischer Revolutionär mit der Kettensäge als Symbol seiner radikalen Sparpolitik.
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Javier Milei (seit dem 10. Dezember 2023 Präsident Argentiniens) inszeniert sich als populistischer Revolutionär mit der Kettensäge als Symbol seiner radikalen Sparpolitik. Er steht Elon Musk ideologisch nahe. Mileis „Kettensägen-Politik“ in Argentinien dient als Experimentierfeld für einen radikalisierten Anarchokapitalismus, der internationale Aufmerksamkeit von rechtslibertären Bewegungen erhält und als Teil einer neuen „internationalen Allianz“ zur Verteidigung des freien Marktes verstanden wird.
Nicolás Maduro ist seit 2013 Präsident Venezuelas und führt das Erbe von Hugo Chávez fort.
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Nicolás Maduro ist seit 2013 Präsident Venezuelas und führt das Erbe von Hugo Chávez fort. Aus dem ursprünglich linkspopulistischen Reformvorhaben seines Vorgängers ist unter Maduro ein autoritäres Projekt geworden. Er regiert heute als Diktator und setzt offen Wahlfälschung ein. Er verfolgt eine antiimperialistische Ideologie gegen die USA und erhält internationale Unterstützung durch China und Russland.
Kämpferisch: Venezueles Präsident Hugo Chavez.
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Kämpferisch: Venezuelas verstorbener Präsident Hugo Chavez inszenierte sich als Retter Lateinamerikas gegen imperialistische Interessen aus den USA und wird in ganz Lateinamerika verehrt.
Jair Bolsonaro war von 2019 bis 2023 Präsident Brasiliens und wird als rechtsgerichteter Nationalist und Populist charakterisiert.
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Jair Bolsonaro war von 2019 bis 2023 Präsident Brasiliens und wird als rechtsgerichteter Nationalist und Populist charakterisiert. Er äußerte etwa wiederholt Bewunderung für die brasilianische Militärdiktatur (1964 bis 1985), spricht sich gegen gleichgeschlechtliche Ehe aus und hält den menschengemachten Klimawandel für eine Lüge.
Lula da Silva regierte Brasilien zwischen 2003-2011.
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Während Bolsonaro die brasilianische Diktatur feiert, hat Luiz Inácio Lula da Silva unter den Militärs Verfolgung und Haft erlebt. Er regierte Brasilien von 2003 bis 2011. Das politische Projekt von Lula da Silva lässt sich als sozialdemokratische Synthese beschreiben, die eine Kombination aus Sozialpolitik zur Armutsbekämpfung, entwicklungsorientierter Wirtschaftspolitik und Umweltschutz mit dem Ziel verfolgt, Brasilien als gerechteren, ökologisch nachhaltigen und international respektierten Akteur zu positionieren.
Boliviens Ex-Präsident und Gewerkschaftsführer Evo Morales.
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Boliviens Ex-Präsident Evo Morales, Regierungszeit 2006 bis 2019, war die Symbolfigur der einfachen Leute und positionierte sich gegen internationale Eliten. Er war der erste indigene Präsident Boliviens, kam aus ärmsten Verhältnissen und war Gewerkschaftsführer.
Ecuadors Präsidenten Rafael Corea (l.) und Cubas Fidel Castro.
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Ecuadors Präsident Rafael Correa (links) war von 2007 bis 2017 im Amt und Teil der linkspopulistischen Welle zusammen mit Hugo Chávez und Evo Morales. In die Bild von 2009 ist er mit Fidel Castro, dem damaligen Máximo Líder von Kuba.
Uruguays verstorbener Präsident José „Pepe“ Mujica
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Uruguays im Mai 2025 verstorbener Präsident José „Pepe“ Mujica wurde oft als bescheidenster Präsident der Welt bezeichnet. Er saß als Guerilla-Kämpfer gegen die Militärdiktatur lange in Haft und verfolgte später als Präsident eher eine gemäßigt linke Politik.
Argentiniens Ex-Präsident Juan Domingo Perón.
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Der Peronismus in Argentinien ist eine populistische Strömung, benannt nach Juan Domingo Perón, der zwischen 1946 und 1955 sowie 1973 und 1974 regierte. Zusammen mit seiner Frau Eva „Evita“ Perón war er prägend für den Peronismus. Bekannt war er für seine autoritäre Führung und seine Sozialpolitik.
Eva Perón, liebevoll „Evita“ genannt
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Seine Ehefrau Eva Perón, liebevoll „Evita“ genannt, hat heute in ganz Lateinamerika Kultstatus und steht für Grundrechte wie Wohnen, Bildung und öffentliche Gesundheitsversorgung für die Ärmsten. Doch während die einen sie als Heldin der Armen bewundern, kritisieren andere sie als „Populistin“, die das Land auf Irrwege geführt habe. Ihr Leben lieferte den Stoff für das Musical „Evita“ von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice, das mit Madonna verfilmt wurde. Evita Perón starb mit 33 Jahren an Krebs.

Links oder rechts, Hauptsache populistisch. In Lateinamerika wird oft mit Emotionen Politik gemacht. Während in Europa populistische Parteien vor allem in der vergangenen Jahren dazugewinnen, hat der volksnahe Politikstil im Süden Amerikas eine lange Geschichte.

Was ist Populismus? Es geht dabei nicht etwa um eine Ideologie, sondern mehr um einen Politikstil, der sich vor allem durch seine Volksnähe definiert. Einfache Worte, einfache Lösungen, starke Führungsfiguren – populistische Parteien, ob rechts oder links, sind oft dort erfolgreich, wo große Unzufriedenheit und wirtschaftlicher Druck zu finden sind. Populistische Parteien oder Politiker:innen bündeln verschiedenste Sorgen aus der Bevölkerung und bieten pauschale Lösungen an.

In Lateinamerika ist die Gesellschaft oft zwischen linken und rechten Populisten zerrissen. Aktuell etwa in Argentinien zwischen dem ultrarechten Javier Milei und der peronistischen Bewegung hinter Cristina Kirchner oder in Brasilien zwischen dem rechten Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro und dem amtierenden linken Präsidenten Lula da Silva. Auch in den USA ist diese starke Spaltung aktuell vor allem unter Donald Trump zu beobachten.

Der argentinische Politikwissenschaftler Ernesto Laclau definiert Populismus nicht als negative politische Erscheinung oder Ideologie, sondern als formale Logik der Politik zur Konstruktion politischer Identitäten. Lateinamerika entwickelte mit Figuren wie Lázaro Cárdenas (Mexiko), Getúlio Vargas (Brasilien) und Perón (Argentinien) bereits in den 1930er bis 1950er Jahren klassische populistische Bewegungen. Diese Regierungen verbesserten (oft durch temporär günstige Positionen auf dem Weltmarkt) die Lage marginalisierter Bevölkerungsteile erheblich und schufen neue Formen politischer Mobilisierung. (lm)

Rubriklistenbild: © DIEGO LIMA/afp

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