Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Brisanter Bericht

US-Militärgeheimdienst warnt vor chinesischem Atomschlag gegen Taiwan

Xi Jinping will Taiwan und China „wiedervereinigen“, notfalls mit militärischer Gewalt. Laut einem US-Geheimdienst bedeutet das: auch ein Atomschlag ist denkbar.

Ein neuer Bericht des US-Militärgeheimdienst DIA warnt vor zunehmenden nuklearen Bedrohungen für die USA. China, Russland und Nordkorea würden ihre Arsenale weiter ausbauen, der Iran großen Menge von angereichertem Uran horten, heißt es in dem Bericht mit dem Titel „Nuclear Challenges“. Die vier Länder würden durch die Entwicklung neuer nuklearfähiger Trägersysteme, durch fortschrittlichere Marschflugkörper, ballistische Raketen und Hyperschall-Gleitflugkörper „die militärischen Vorteile der USA“ bedrohen.

Im Fokus der Analyse steht die Volksrepublik China. Peking verfüge über mehr als 500 einsetzbare Atomsprengköpfe und damit über deutlich mehr als noch im Jahr 2018, als der Bericht zum ersten Mal erschienen war. „Wir schätzen, dass China bis 2030 über mehr als 1000 einsatzbereite nukleare Sprengköpfe verfügen wird, von denen die meisten auf Systemen eingesetzt werden, die das Festland der Vereinigten Staaten erreichen können“, so die Analysten. „Peking rüstet weiterhin Hunderte von Silos für ballistische Interkontinentalraketen (ICBM) aus, die zur Unterstützung der größten nuklearen Expansion in der chinesischen Geschichte gebaut wurden.“

China und Taiwan: Darum geht es in dem Konflikt

Taiwans F-16-Kampfjet (links) überwacht einen der beiden chinesischen H-6-Bomber, die den Bashi-Kanal südlich von Taiwan und die Miyako-Straße in der Nähe der japanischen Insel Okinawa überflogen.
Seit Jahrzehnten schon schwelt der Taiwan-Konflikt. Noch bleibt es bei Provokationen der Volksrepublik China; eines Tages aber könnte Peking Ernst machen und in Taiwan einmarschieren. Denn die chinesische Regierung hält die demokratisch regierte Insel für eine „abtrünnige Provinz“ und droht mit einer gewaltsamen „Wiedervereinigung“. Die Hintergründe des Konflikts reichen zurück bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. © Taiwan Ministry of Defence/AFP
Chinas letzter Kaiser Puyi
Im Jahr 1911 zerbricht das viele Jahrtausende alte chinesische Kaiserreich. Der letzte Kaiser Puyi (Bild) wird abgesetzt, die Xinhai-Revolution verändert China für immer. Doch der Weg in die Moderne ist steinig. Die Jahre nach der Republikgründung waren von Wirren und internen Konflikten geprägt.  © Imago
Porträt von Sun Yatsen auf dem Tiananmen-Platz in Peking
Im Jahr 1912 gründet Sun Yat-sen (Bild) die Republik China. Es folgen Jahre des Konflikts. 1921 gründeten Aktivisten in Shanghai die Kommunistische Partei, die zum erbitterten Gegner der Nationalisten (Guomindang) Suns wird. Unter seinem Nachfolger Chiang Kai-shek kommt es zum Bürgerkrieg mit den Kommunisten. Erst der Einmarsch Japans in China ab 1937 setzt den Kämpfen ein vorübergehendes Ende. © Imago
Mao Zedong ruft die Volksrepublik China aus
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Kapitulation Japans flammt der Bürgerkrieg wieder auf. Aus diesem gehen 1949 die Kommunisten als Sieger hervor. Mao Zedong ruft am 1. Oktober in Peking die Volksrepublik China aus (Bild).  © Imago Images
Chiang Kai-shek
Verlierer des Bürgerkriegs sind die Nationalisten um General Chiang Kai-shek (Bild). Sie fliehen 1949 auf die Insel Taiwan. Diese war von 1895 bis 1945 japanische Kolonie und nach der Niederlage der Japaner an China zurückgegeben worden. Auf Taiwan lebt seitdem die 1912 gegründete Republik China weiter. Viele Jahre lang träumt Chiang davon, das kommunistisch regierte Festland zurückzuerobern – während er zu Hause in Taiwan mit eiserner Hand als Diktator regiert. © Imago
Richard Nixon und Zhou Enlai 1972
Nach 1949 gibt es zwei Chinas: die 1949 gegründete Volksrepublik China und die Republik China auf Taiwan, die 1912 gegründet wurde. Über Jahre gilt die taiwanische Regierung als legitime Vertreterin Chinas. Doch in den 70er-Jahren wenden sich immer mehr Staaten von Taiwan ab und erkennen die kommunistische Volksrepublik offiziell an. 1972 verliert Taiwan auch seinen Sitz in den Vereinten Nationen, und Peking übernimmt. Auch die USA brechen mit Taiwan und erkennen 1979 – sieben Jahre nach Richard Nixons legendärem Peking-Besuch (Bild) – die Regierung in Peking an. Gleichzeitig verpflichten sie sich, Taiwan mit Waffenlieferungen zu unterstützen. © Imago/UIG
Chiang Ching-Kuo in Taipeh
Im Jahr 1975 stirbt Taiwans Dikator Chiang Kai-shek. Neuer Präsident wird drei Jahre später dessen Sohn Chiang Ching-kuo (Bild). Dieser öffnet Taiwan zur Welt und beginnt mit demokratischen Reformen. © imago stock&people
Chip made in Taiwan
Ab den 80er-Jahren erlebt Taiwan ein Wirtschaftswunder: „Made in Taiwan“ wird weltweit zum Inbegriff für günstige Waren aus Fernost. Im Laufe der Jahre wandelt sich das Land vom Produzenten billiger Produkte wie Plastikspielzeug zur Hightech-Nation. Heute hat in Taiwan einer der wichtigsten Halbleiter-Hersteller der Welt - das Unternehmen TSMC ist Weltmarktführer. © Torsten Becker/Imago
Tsai Ing-wen
Taiwan gilt heute als eines der gesellschaftlich liberalsten und demokratischsten Länder der Welt. In Demokratie-Ranglisten landet die Insel mit ihren knapp 24 Millionen Einwohnern immer wieder auf den vordersten Plätzen. Als bislang einziges Land in Asien führte Taiwan 2019 sogar die Ehe für alle ein. Regiert wurde das Land von 2016 bis 2024 von Präsidentin Tsai Ing-wen (Bild) von der Demokratischen Fortschrittspartei. Ihr folgte im Mai 2024 ihr Parteifreund Lai Ching-te. © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping
Obwohl Taiwan nie Teil der Volksrepublik China war, will Staats- und Parteichef Xi Jinping (Bild) die Insel gewaltsam eingliedern. Seit Jahrzehnten droht die kommunistische Führung mit der Anwendung von Gewalt. Die meisten Staaten der Welt – auch Deutschland und die USA – sehen Taiwan zwar als einen Teil von China an – betonen aber, dass eine „Wiedervereinigung“ nur friedlich vonstattengehen dürfe. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. Die kommunistiche Diktatur Chinas ist für die meisten Taiwaner nicht attraktiv. © Dale de la Rey/AFP
Militärübung in Kaohsiung
Ob und wann China Ernst macht und in Taiwan einmarschiert, ist völlig offen. Es gibt Analysten, die mit einer Invasion bereits in den nächsten Jahren rechnen – etwa 2027, wenn sich die Gründung der Volksbefreiungsarmee zum 100. Mal jährt. Auch das Jahr 2049 – dann wird die Volksrepublik China 100 Jahre alt – wird genannt. Entscheidend dürfte sein, wie sicher sich China ist, einen Krieg auch zu gewinnen. Zahlenmäßig ist Pekings Armee der Volksrepublik den taiwanischen Streitkräften überlegen. Die Taiwaner sind dennoch gut vorbereitet. Jedes Jahr finden große Militärübungen statt; die Bevölkerung trainiert den Ernstfall, und die USA liefern Hightech-Waffen.  © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping auf einem chinesischen Kriegsschiff
Analysten halten es für ebenso möglich, dass China zunächst nicht zu einer Invasion Taiwans blasen wird, sondern mit gezielten Nadelstichen versuchen könnte, den Kampfgeist der Taiwaner zu schwächen. So könnte Xi Jinping (Bild) eine Seeblockade anordnen, um die Insel Taiwan vom Rest der Welt abzuschneiden. Auch ein massiver Cyberangriff wird für möglich gehalten.  © Li Gang/Xinhua/Imago
Protest in Taiwan
Auch wenn die Volksrepublik weiterhin auf eine friedliche „Wiedervereinigung“ mit Taiwan setzt: Danach sieht es derzeit nicht aus. Denn die meisten Taiwaner fühlen sich längst nicht mehr als Chinesen, sondern eben als Taiwaner. Für sie ist es eine Horrorvorstellung, Teil der kommunistischen Volksrepublik zu werden und ihre demokratischen Traditionen und Freiheiten opfern zu müssen. Vor allem das chinesische Vorgehen gegen die Demokratiebewegung in Hongkong hat ihnen gezeigt, was passiert, wenn die Kommunistische Partei den Menschen ihre Freiheiten nimmt. © Ritchie B. Tongo/EPA/dpa

Angriff auf Taiwan: „Peking würde auch den Einsatz seiner Nuklearstreitkräfte in Erwägung ziehen“

Zudem arbeite China „wahrscheinlich“ auch an nuklearen Sprengköpfen mit geringerer Reichweite, „um verhältnismäßige Reaktionsmöglichkeiten zu haben, die seine Sprengköpfe mit hoher Reichweite nicht bieten können“. Die Befürchtung der DIA-Analysten: Peking könnte atomar bestückten Mittelstreckenraketen, etwa vom Typ DF-26, im Kriegsfall in der näheren Nachbarschaft der Volksrepublik einsetzen. Ein mögliches Szenario wäre ein eskalierender Konflikt um Taiwan, den demokratisch regierten Inselstaat, den Peking als abtrünnige Provinz betrachtet. Laut Staatschef Xi Jinping soll eine „Wiedervereinigung“ mit Taiwan möglichst friedlich erfolgen. Falls dies aber nicht möglich ist, werde China militärische Gewalt anwenden.

Laut Einschätzung der DIA schließt das auch einen Atomangriff nicht aus: „Peking würde wahrscheinlich auch den Einsatz seiner Nuklearstreitkräfte in Erwägung ziehen, wenn eine konventionelle militärische Niederlage in Taiwan das Überleben des Regimes ernsthaft gefährden würde“, heißt es in dem Bericht. Denkbar ist etwa ein Szenario, in dem Taiwan zusammen mit seinen Verbündeten, vor allem den USA und Japan, einen konventionellen Gegenschlag der Volksrepublik abwehrt und der chinesischen Volksbefreiungsarmee große Verluste zufügt. Eine drohende Niederlage könnte die Macht der chinesischen Kommunistischen Partei massiv gefährden und Xi Jinping dazu bringen, Atomwaffen gegen seine Gegner einzusetzen.

China übt Blockade Taiwans

Die meisten Analysten gehen allerdings davon aus, dass China – zumindest in naher Zukunft – keinen großangelegten Angriff auf Taiwan starten wird. Als wahrscheinlichere Szenarien gelten etwa eine Quarantäne der Insel oder eine Blockade. Mit Militärmanövern hatte Peking in den vergangenen Jahren mehrfach geprobt, Taiwan von der Außenwelt abzuschneiden. Sollte Peking Taiwan tatsächlich mit einer Blockade in die Knie zwingen wollen, sei das ein „kriegerischer Akt“, sagte Taiwans Verteidigungsminister Wellington Koo am Mittwoch. Betroffen wäre davon nicht nur Taiwan, sondern die gesamte Weltwirtschaft, weil ein Fünftel des gesamten Welthandels durch die Taiwanstraße verlaufe. „Die internationale Gemeinschaft könnte nicht tatenlos zusehen“, so Koo.

Ballistische Mittelstreckenraketen vom Typ DF-26 bei einer Militärparade in Peking 2015.

Taiwans Präsident Lai Ching-te gibt sich derweil selbstbewusst. Am Freitag besuchte Lai die Insel Kinmen, die von Taiwan verwaltet wird, aber unmittelbar vor der chinesischen Küste liegt. „Wir schätzen eine demokratische und freie Lebensweise, und wir können und werden nicht zulassen, dass eine äußere Macht die Zukunft Taiwans verändert“, sagte Lai an der Frontlinie zwischen der kommunistischen Volksrepublik und dem Inselstaat. (sh)

Rubriklistenbild: © Andy Wong/AFP

Kommentare