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So brisant ist die Lage
China droht mit Blutvergießen: Kommt es jetzt zum Krieg um Taiwan?
China hat großangelegte Militärmanöver vor Taiwan gestartet und droht mit „zerschmetterten Schädeln“: Was diese verbale Eskalation für den Frieden in der Taiwanstraße bedeutet.
Es ist eine Eskalation mit Ansage. Am Montag wurde Taiwans neuer Präsident Lai Ching-te im Amt vereidigt, ein ehemaliger Arzt, den China als „gefährlichen Separatisten“ betrachtet. Kaum im Amt, überzog Peking den Neuen mit Schmähungen. Außenminister Wang Yi warf Lai vor, den Frieden in der Region zu gefährden, ein Kommentar in der Parteizeitung People‘s Daily bezeichnete Lai als „Landesverräter“. Und Außenamtssprecher Wang Wenbin ätzte: „Die Unabhängigkeitskräfte werden mit zerschmetterten Schädeln und im Blut enden“.
Bei bloßer Rhetorik beließ es Peking allerdings nicht, schon am Donnerstagmorgen begann die chinesische Volksbefreiungsarmee mit groß angelegten Militärmanövern nahe Taiwan. Noch bis Freitag wollen Heer, Marine, Luftwaffe und die Raketen-Streitkräfte unter anderem den Angriff auf Schlüsselziele trainieren. Zweifellos ist das eine Eskalation. Vieles spricht aber dafür, dass es bei diesem Säbelrasseln bleibt.
Chinas Drohgebärden in Richtung Taiwan seien „vor allem Symbolpolitik und in gewisser Weise schon eine Art Ritual“, sagte vor Kurzem der Sinologe und Taiwan-Experte Gunter Schubert im Interview mit IPPEN.MEDIA. Tatsächlich schickt Peking seit Jahren fast täglich Kampfjets und Kriegsschiffe in die Nähe der Insel, die China als Teil des eigenen Staatsgebiets betrachtet. Die chinesische Regierung will die taiwanische Regierung davon abhalten, das Land formell für unabhängig von Peking zu erklären. Zudem will sie die Menschen in Taiwan einschüchtern und mürbe machen – in der Hoffnung, sie könnten eines Tages einem Anschluss ihres Landes an die Volksrepublik zustimmen.
Weil die meisten Taiwaner aber den Status quo aufrechterhalten wollen, dürfte es dazu in naher Zukunft nicht kommen. Zumindest nicht, solange in China die Kommunistische Partei regiert. Taiwan ist eine blühende Demokratie, unter die Knute Pekings will sich dort fast niemand begeben. Peking weiß das und droht deswegen auch mit militärischer Gewalt. „Wir werden uns weiterhin mit größter Aufrichtigkeit und größter Anstrengung um die friedliche Wiedervereinigung bemühen“, erklärte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping vor zwei Jahren, auf dem letzten Parteitag der Kommunisten. „Aber wir werden niemals versprechen, auf die Anwendung von Gewalt zu verzichten, und wir behalten uns die Möglichkeit vor, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen.“
Dass China aber schon bald Ernst macht und Taiwan tatsächlich angreift, ist unwahrscheinlich. Zwar will Peking seine Volksbefreiungsarmee bis zum Jahr 2027 – dem 100. Jubiläum ihrer Gründung – zu einer Weltklassearmee machen. Das bedeutet aber nicht, dass Xi dann auch den Befehl zum Angriff auf Taiwan gibt. „Niemand weiß, wann und ob China tatsächlich militärisch eingreifen will – womöglich weiß es die chinesische Regierung selbst nicht“, sagt Taiwan-Experte Schubert. Auch andere Experten bezweifeln, dass Peking fertige Angriffspläne in der Schublade hat.
Zehntausende Tote: Denkfabrik simuliert chinesischen Angriff auf Taiwan
Die US-Denkfabrik CSIS spielte im vergangenen Jahr mehrere mögliche chinesische Angriffsszenarien durch. Das Ergebnis: Einen „konventionellen“ Angriff auf Taiwan würde China mit großer Wahrscheinlichkeit verlieren – vorausgesetzt, die USA und Japan greifen aufseiten Taiwans in den Konflikt ein. Davon gehen die meisten Experten derzeit aus. Allerdings wäre der Sieg der Verbündeten teuer erkauft: „Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten verlieren Dutzende von Schiffen, Hunderte von Flugzeugen und Zehntausende von Militärangehörigen. Die Wirtschaft Taiwans wäre am Boden zerstört“, erwarten die CSIS-Analysten. Auch China hätte demnach hohe Verluste zu verkraften.
Klar ist, dass ausländische Geheimdienste Vorbereitungen für eine Invasion voraussichtlich rechtzeitig ausmachen würden – etwa Truppenverlegungen, den Bau provisorischer Krankenhäuser oder Blutspendeaktionen. So war es auch vor Russlands Angriff auf die Ukraine.
Unter Experten kursieren aber auch andere denkbare Szenarien als ein „konventioneller“ Angriff. China könnte beispielsweise versuchen, Taiwan durch eine maritime Blockade von der Außenwelt zu isolieren. Eine weitere Option wäre eine sogenannte Salami-Strategie, bei der China zuerst eine oder mehrere der kleineren Inseln angreift, die zu Taiwan gehören und nahe dem chinesischen Festland liegen. Das Kalkül dahinter: China müsste, wenn es zunächst etwa Kinmen angreift, nicht mit einer Einmischung der USA oder Japans rechnen – die Insel wäre es nicht wert, einen globalen Krieg zu riskieren. Dies könnte China ermutigen, weitere Inseln anzugreifen und letztendlich die Hauptinsel Taiwans zu erobern.