EU
Orbán stellt Ukraine EU-Milliarden in Aussicht – unter einer Bedingung
Ungarns Veto blockierte EU-Milliarden für die Ukraine. Doch beim EU-Sondergipfel in Brüssel gab Viktor Orban seinen Widerstand auf.
Update vom 1. Februar, 15.10 Uhr: Die Einigung beim EU-Sondergipfel kam schneller als erwartet: Ungarns Regierungschef Viktor Orbán hat seine Blockade der EU-Hilfen für die Ukraine aufgegeben. Alle 27 Staats- und Regierungschefs stimmten dem geplanten Unterstützungspaket im Umfang von 50 Milliarden Euro zugestimmt – auch Ungarn. Der Durchbruch kam nach einem Treffen in kleiner Runde, an dem auch Bundeskanzler Scholz teilnahm.
Ein von Orbán eingebrachte Kompromissvorschlag ging nicht durch: Er hatte gefordert, die EU solle jedes Jahr neu über die Ukraine-Hilfen abstimmen. Ein kleines Zugeständnis an Ungarn gab es aber: Die anderen 26 Länder räumten die Möglichkeit ein, nach zwei Jahren erneut auf Chefebene über die Ukraine-Hilfen zu diskutieren. Änderungen müssten aber einstimmig beschlossen werden. Es reicht also nicht, wenn allein Ungarn eine neue Diskussion fordert.
Erstmeldung: Orbán stellt Ukraine EU-Milliarden in Aussicht – unter einer Bedingung
Brüssel – Seit Monaten ringt die EU mit Ungarn um die versprochene Milliardenhilfe für die Ukraine. Konkret geht es um 50 Milliarden Euro bis 2027. Viktor Orbán schien lange nicht von seinem Veto abzurücken. Kurz vor dem anstehenden EU-Sondergipfel am Donnerstag erklärte er im Interview mit dem französischen Magazin Le Point, wie er das Hilfspaket doch noch mittragen könnte.
Er sei bereit, „Teil der Lösung“ zu sein, erklärte der Rechtspopulist. Allerdings könne er der Freigabe der Gelder nur zustimmen, wenn jedes Jahr neu abgestimmt würde. Einen Entwurf, der Zahlungen bis 2027 regelt, könne er nicht mittragen. Laut dpa verweist Orbán in dem Zusammenhang auch auf die anstehenden EU-Wahlen im Juni. Würde man jetzt schon Mittel für die nächsten vier Jahre beschließen, könne bei den Wählern der Eindruck entstehen, ihre Stimme hätte sowieso keinen Einfluss.
„Notbremse“ für Orbán? Diplomaten machen Ungarn Gegenvorschlag
Innerhalb der EU steht Ungarns Regierungschef recht alleine da mit seinen Positionen, nur der umstrittene populistische slowakische Amtskollege Robert Fico will im Zweifel zu seinem Nachbarn halten. Alle anderen Mitgliedstaaten der EU lehnen eine jährliche Abstimmung ab und werfen Ungarn Erpressung vor. Orbán versuche, mithilfe einer Veto-Politik die wegen Rechtsstaatsbedenken eingefrorenen EU-Gelder freizupressen. Eine jährliche Abstimmung würde bedeuten, dass Ungarn jedes Jahr wieder ein Veto einlegen könnte. Die Ukraine brauche jedoch dringend Planbarkeit und sichere, langfristige Unterstützung.
EU-Diplomaten und -Beamte haben auf Orbáns Forderung mit einem Gegenvorschlag reagiert. Anstatt die Ukraine-Hilfe jedes Jahr neu und einstimmig zu beschließen, könnten sie sich eine Art „Notbremse“ vorstellen, so geht es aus Informationen der Nachrichtenagentur afp hervor. Damit könnte der ungarische Regierungschef jährliche Aussprachen über die Hilfen erwirken.
Krieg in der Ukraine: Selenskyj wird EU weiter einschwören
Die Debatte zeigt einmal mehr die unterschiedliche Perspektive auf Russland, mit der die EU und Ungarn immer wieder aneinander rasseln. „Wir wollen keine Eskalation des Kriegs“, sagt Orbán. „Eine Einigung sicherzustellen, ist für unsere Glaubwürdigkeit von entscheidender Bedeutung“, erklärt EU-Ratspräsident Charles Michel.
Beim EU-Sondergipfel am Donnerstag soll der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj per Videoschalte zu den Teilnehmenden sprechen und die EU wohl einmal mehr auf ihre Solidarität einschwören. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will seine europäischen Kollegen zusätzlich zum EU-Haushalt außerdem zu weiteren nationalen Hilfen drängen. Deutschland steht mit 7 Milliarden zugesagten Euros für das Jahr 2024 europaweit an erster Stelle. (lm/dpa/afp)
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