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Zollstreit mit EU

Trump pausiert 50-Prozent-Zölle gegen EU: große Chance für Europa

Schafft es Donald Trump Europa durch seine Politik zu spalten? Ein Ökonom erklärt unserer Redaktion, wie die EU auf Trumps Zollchaos reagieren sollte.

Update, 27. Mai, 16.55 Uhr: Das Zollchaos scheint auch weiterhin kein Ende zu finden. Auf Truth Social erklärte US-Präsident Donald Trump am Dienstag (27. Mai), dass er über 50 Prozent Importzölle auf EU-Produkte „äußerst zufrieden“ wäre, „weil unsere Verhandlungen mit der Europäischen Union nur schleppend vorankamen“. Weiter meinte der Republikaner in gewohnter Manier: „Ich wurde soeben informiert, dass die EU angerufen hat, um schnellstmöglich einen Termin für ein Treffen festzulegen. Das ist ein positives Ereignis, und ich hoffe, dass sie ENDLICH, wie meine Forderung an China, die europäischen Nationen für den Handel mit den Vereinigten Staaten von Amerika öffnen werden.“

Wirtschaftlich von Vorteil wären für die USA Importzölle in Höhe von 50 Prozent nicht. Je nach Modell rechnen Ökonomen mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von einem bis 1,5 Prozent. Ähnlich wäre der wirtschaftliche Schaden bei der EU. Normalerweise dauert es deutlich länger neue Handelsabkommen abzuschließen als einige Monate. Die Verhandlungen zum umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP dauerten zum Beispiel drei Jahre an, bis die Gespräche schließlich eingestellt wurden.

Donald Trumps Orbit: Einflüsterer, Berater und Vertraute des Präsidenten

Karoline Leavitt, Pressesprecherin des Weißen Hauses unter Donald Trump
Der Posten der Pressesprecherin des Weißen Hauses war in der ersten Amtszeit Donald Trumps ein regelrechter Schleudersitz. Gleich viermal wechselte die Besetzung. Seit 2025 bekleidet Karoline Leavitt das Amt. Zum Zeitpunkt ihrer Ernennung war Leavitt gerade mal 27 Jahre alt und ist damit die jüngste Pressesprecherin, die das Weiße Haus jemals hatte. © CHIP SOMODEVILLA/AFP
Elon Musk, hier mit seiner Mutter (l.), seinem Sohn und First Lady Melania Trump
Elon Musk, hier mit seiner Mutter (l.) und seinem Sohn sowie First Lady Melania Trump (r.), leitete zu Beginn in der neuen Regierung von Donald Trump eine Abteilung für effizientes Regieren: das „Department of Government Efficiency“ (DOGE). Der Milliardär und mutmaßlich reichste Mensch der Welt sollte nach den Vorstellungen Trumps „den Weg ebnen, um die Regierungsbürokratie abzubauen, überflüssige Vorschriften zu streichen, verschwenderische Ausgaben zu kürzen und die Bundesbehörden umzustrukturieren“. Doch die Freundschaft zwischen Musk und Trump hielt nicht lange. Nach Musks Ausscheiden aus DOGE kam es öffentlich zum Streit. © Alex Brandon/dpa
Unterstützung soll Elon Musk von Vivek Ramaswamy erhalten.
Unterstützung sollte Elon Musk dabei von Vivek Ramaswamy erhalten. Der 39 Jahre alte Geschäftsmann hatte sich bei den Vorwahlen in den USA noch als Präsidentschaftskandidat der Republikaner beworben und war damals gegen Donald Trump angetreten. Nun sollen Musk und Ramaswamy zu zweit einen Posten besetzen und die Regierung effizienter gestalten. Trump nannte sie beide „wunderbare Amerikaner“. © IMAGO/MATT MARTON
Jeff Bezos, hier mit seiner Verlobten Lauren Sanchez kurz vor der gemeinsamen Hochzeit in Venedig.
Nach dem öffentlichen Streit zwischen Donald Trump und Elon Musk rückt dessen größter Konkurrent näher an den US-Präsidenten heran: Jeff Bezos, hier mit seiner Verlobten Lauren Sanchez kurz vor der gemeinsamen Hochzeit in Venedig. Der Amazon-Gründer ist auch Chef der Weltraumfirma Blue Origin, die Musks SpaceX im Kampf um Regierungsaufträge gerne den Rang ablaufen möchte. Wohl auch deshalb telefonierte Bezos in den vergangenen Wochen gleich mehrfach mit Trump. © imago
Lara Trump ist die Schwiegertochter Donald Trumps
Lara Trump ist die Schwiegertochter Donald Trumps und seit mehreren Jahren schwer aktiv in Politik und Medien. Die Ehefrau von Eric Trump tritt regelmäßig bei rechten TV-Sendern auf und ist seit 2024 Vorsitzende der Partei der Republikaner. Im Wahlkampf spielte die 42 Jahre alte, zweifache Mutter eine große Rolle und auch im Übergangsteam Donald Trumps soll sie eingebunden sein. Ob sie ein offizielles Amt übernehmen wird, ist bislang unklar. © IMAGO/Robin Rayne
Donald Trumps zweitältester Sohn Eric Trump
Donald Trumps zweitältester Sohn Eric Trump hatte beim Wahlsieg seines Vaters 2016 keine herausragende Rolle im Übergangsteam inne. Das soll laut US-Medien diesmal anders sein. Eric Trump soll wie seine Frau Lara bei Personalentscheidungen eingebunden sein und laut dem Rolling Stone Magazine sogar eine offizielles Amt im Weißen Haus anstreben. © Matt Freed/dpa
Charles Kushner soll unter Donald Trump US-Botschafter in Frankreich werden
Charles Kushner soll unter Donald Trump US-Botschafter in Frankreich werden. Der Vater von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner saß zwei Jahre im Gefängnis, ehe Trump ihn am Ende seiner ersten Amtszeit begnadigte. Kushner soll Steuern hinterzogen und Familienmitglieder bedroht und erpresst haben. © CHRIS HONDROS/AFP
Donald Trumps Tochter Tiffany Trump
Gerüchten zufolge könnte Tiffany Trump in Zukunft die Rolle Ivankas im Gefolge des gemeinsamen Vaters übernehmen. Die jüngste Tochter Donald Trumps trat im Wahlkampf 2024 deutlich häufiger als noch 2016 oder 2020 auf. Eine Position im Kabinett oder eine prestigeträchtige Funktion als Präsidentenberaterin in Washington DC kommt für die 31-Jährige aber wohl zu früh. © imago
Alina Habba soll Donald Trump als Beraterin des Präsidenten ins Weiße Haus folgen
Alina Habba soll Donald Trump als Beraterin des Präsidenten ins Weiße Haus folgen. Die 40 Jahre alte Anwältin vertrat Donald Trump unter anderem in dessen Prozess wegen Schweigegeldzahlung in New York. Bei den wochenlangen Verhandlungen stellte sich Habba regelmäßig vor dem Gerichtssaal der Presse und verteidigte ihren Mandanten. Den Prozess verlor Trump zwar, seiner Anwältin scheint er aber weiter zu vertrauen. © ANDREW HARNIK/AFP
Stephen Miller (2.v.r.), hier im Jahr 2017 zwischen Jared Kushner und Steve Bannon
Stephen Miller (2.v.r.), hier im Jahr 2017 zwischen Jared Kushner und Steve Bannon, war bereits in der ersten Administration von Donald Trump als Berater und Redenschreiber des Präsidenten tätig. Der 39 Jahre alte Jungpolitiker ist ein absoluter Hardliner in Sachen Migrationspolitik. Er gilt als geistiger Vater des Einreiseverbots für Muslime, das Trump 2017 erlassen hatte und warb im Vorfeld der US-Wahl 2024 für eine „100-prozentige Abschiebungspolitik“. Man werde „all diese kriminellen Migranten, die ins Land geströmt sind, als erstes abschieben“. Im neuen Weißen Haus Donald Trumps könnte Miller stellvertretender Stabschef werden. © Evan Vucci/dpa
Kash Patel ist langjähriger Trump-Vertrauter
Kash Patel ist langjähriger Trump-Vertrauter und gern gesehener Gast in rechten Podcast-Formaten wie dem „War Room“ von Steve Bannon. Trump ernannte den 44 Jahre alten Anwalt mit indischen Wurzeln zum Direktor des FBI. © IMAGO/Brett Johnsen
Thomas Douglas Homan war einst Polizist, wurde dann Beamter einer Einwanderungsbehörde und später politischer Kommentator im rechten Mediensprektrum
Thomas Douglas Homan war einst Polizist, wurde dann Beamter einer Einwanderungsbehörde und später politischer Kommentator im rechten Medienspektrum. Der 62 Jahre alte Politiker gilt als der Architekt hinter der Entscheidung der ersten Administration von Donald Trump, Migrantenfamilien in Käfige zu stecken und Kinder von ihren Eltern zu trennen. Mit Blick auf die neue Regierung Donald Trumps sagte Homan: „Illegalle Einwanderer sollten es jetzt mit der Angst zu tun haben.“ Trump gab bekannt, dass Homan als sogenannter „Grenz-Zar“ die Grenzsicherung und Abschiebepolitik koordinieren soll. © Lev Radin/Imago
Donald Trump wird Mike Huckabee als US-Botschafter nach Israel schicken.
Donald Trump wird Mike Huckabee als US-Botschafter nach Israel schicken. Der 69 Jahre alte Ex-Gouverneur war noch nie als Diplomat tätig, gilt aber als loyaler Verbündeter des künftigen Präsidenten. „Mike ist seit vielen Jahren ein großartiger Staatsdiener, Gouverneur und religiöser Führer“, sagte Trump in einer Erklärung. „Er liebt Israel und das israelische Volk, und ebenso liebt das israelische Volk ihn. Mike wird unermüdlich daran arbeiten, Frieden im Nahen Osten zu schaffen.“ Huckabee war einst Pastor einer baptistischen Kirche und wird der erste US-Botschafter in Israel sein, der nicht jüdischen Glaubens ist. © John Taggart/AFP
Michael George Glen Waltz, genannt Mike Waltz
Michael George Glen Waltz, genannt Mike Waltz, hat beste Chancen darauf, Sicherheitsberater in der neuen Administration von Donald Trump zu werden. Der 50 Jahre alte ehemalige Offizier gilt als ausgewiesener Sicherheitsexperte der Republikaner. 2018 wurde er erstmals in das US-Repräsentantenhaus gewählt. In der Vergangenheit machte sich Waltz für Verhandlungen mit Russland im Ukraine-Krieg stark. Er gilt außerdem als scharfer Kritiker der Chinas und steht für einen konfrontativen Kurs im Umgang mit der Volksrepublik. © Ted Shaffrey/dpa
Laura Loomer ist politische Aktivistin und Sprachrohr der neuen Ultrarechten in den USA
Laura Loomer ist politische Aktivistin und Sprachrohr der neuen Ultrarechten in den USA. Sie warnte nach dem TV-Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris vor „20.000 kannibalistischen Haitianern, die Haustiere in den Straßen von Ohio jagen und töten“. Donald Trump suchte die Nähe zu der 31 Jahre alten Influencerin, musste sich aber nach mehreren Skandalen rund um Loomer distanzieren. US-Medien vermuten, dass sich Trump nach seinem deutlichem Wahlsieg sicher genug fühlen würde, Loomer in seiner Arbeit im Weißen Haus einzubinden - entweder als Beraterin oder sogar ausgestattet mit einem offiziellem Amt. © IMAGO/Gray Adam/ABACA
Tucker Carlson, hier mit Donald Trump und Tulsi Gabbard
Tucker Carlson, hier mit Donald Trump und Tulsi Gabbard, wurde 2023 als erfolgreichster Kommentator des Senders von Fox News gefeuert. Seitdem ist er unabhängiger Moderator. Seine Rolle als wichtiger Einflüsterer des kommenden Präsidenten konnte er aber halten. Laut US-Medien soll der 55 Jahre alte Fernsehstar eine wichtige Rolle im Übergangsteam Trumps einnehmen. © IMAGO/Jen Golbeck
Eine deutlich wenige kontroverse Personalie ist Brendan Carr
Eine deutlich wenige kontroverse Personalie ist Brendan Carr. Er soll nach den Wünschen von Donald Trump Chef der US-Medienaufsichtsbehörde FCC werden. © IMAGO/Stefani Reynolds
Sebastian Gorka beriet Donald Trump bereits während seiner Amtszeit in Sachen Terrorismusbekämpfung
Sebastian Gorka beriet Donald Trump bereits während seiner Amtszeit in Sachen Terrorismusbekämpfung. Nachdem John Kelly aber das Amt des Stabschefs übernahm, wurde Gorka aus der Administration gedrängt. Nun soll der gebürtige Brite mit ungarischen Wurzeln zum leitenden Direktor für Terrorismusbekämpfung aufsteigen. Gorka gilt als enger Vertrauter von Trumps ehemaligen Berater, Steve Bannon. © CHANDAN KHANNA/AFP
Dr. Mehmet Oz ist Kardiologe und Fernsehmoderator
Dr. Mehmet Oz soll Donald Trumps Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. unterstützen. Der Kardiologe und Fernsehmoderator erlangte als Gesundheitsexperte in der Oprah Winfrey Show landesweite Berühmtheit. 2009 erhielt er seine eigene Fernsehshow: eine pseudowissenschaftliche Sendung über Gesundheitsthemen mit dem Namen „Dr. Oz Show“. 2022 trat Oz als Kandidat der Republikaner bei den Zwischenwahlen an, doch scheiterte beim Versuch, Senator des Bundesstaates Pennsylvania zu werden. Nun will Donald Trump den Fernsehmoderator doch noch nach Washington DC bringen. Der designierte Präsident nominierte Oz für den Posten des Administrators für das „Center for Medicare and Medicaid Services“. © IMAGO/Diannie Chavez/The Republic
Eine weitere TV-Persönlichkeit, die Donald Trump gerne in seinem Team hätte, ist Dr. Janette Nesheiwat
Eine weitere TV-Persönlichkeit, die Donald Trump gerne in seinem Team hätte, ist Dr. Janette Nesheiwat. Die zweifach approbierte Ärztin tritt regelmäßig bei Fox News auf. Sie soll den Posten des „Surgeon general“ übernehmen und damit eine wichtige Leitungsfunktion im öffentlichen Gesundheitsdienst der Vereinigten Staaten von Amerika.  © TERRY WYATT/AFP
Ebenfalls unter einem möglichen Gesundheitsminister Robert F. Kennedy soll Marty Makary arbeiten
Ebenfalls unter Gesundheitsminister Robert F. Kennedy soll Marty Makary arbeiten. Donald Trump will, dass der Chirurg die Bundesarzneimittelbehörde der USA leitet. Wie Kennedy vertrat auch Makary, aktuell als Arzt an der Johns-Hopkins-Universität tätig, konträre Ansichten zur Corona-Pandemie. © NOAM GALAI/AFP
der wahre Erfinder der politischen Karriere Donald Trumps: Steve Bannon
Er gilt vielen als der wahre Erfinder der politischen Karriere Donald Trumps: Steve Bannon. Der heute 71 Jahre alte Kommentator und Stratege folgte Trump nach dessen Wahlsieg 2016 als Chefberater kurzzeitig ins Weiße Haus. Die Beziehung der beiden, die bereits 2011 begann, kühlte ab. Im Umfeld Trumps blieb Bannon eine einflussreiche Stimme, wie sein Auftritt auf der rechtskonservativen Konferenz CPAC im Jahr 2025 beweist, auf der unter anderem J.D. Vance eine Rede hielt. © STEVEN HIRSCH/AFP
Paula Michelle White-Cain fungiert als spirituelle Wegweiserin Donald Trumps.
Paula Michelle White-Cain fungiert als spirituelle Wegweiserin Donald Trumps. Die 58 Jahre alte, zweimal geschiedene und dreimal verheiratete TV-Predigerin vertritt die Lehre des sogenannten Wohlstandsevangeliums, nach dem finanzieller Erfolg als sichtbarer Beweis für die Gunst Gottes gilt. Im Klartext: Wer reich ist, muss sich dafür nicht schämen oder gar fürchten, deshalb nicht ins Himmelreich eingehen zu können – egal, was Jesus Christius laut Bibel im Gleichnis vom Nadelöhr erzählt. © IMAGO/CNP / MediaPunch
Paula White ist „Chefberaterin des Glaubensbüros im Weißen Haus“
Seit dem 7. Februar 2025 ist White, hier ganz in weiß gekleidet, „Chefberaterin des Glaubensbüros im Weißen Haus“. Trump selbst hatte dieses Büro kurz zuvor ins Leben gerufen. Seine Aufgaben sind laut Bekanntmachung des Weißen Hauses „religiöse Einrichtungen, Gemeindeorganisationen und Gotteshäuser in ihren Bemühungen zu unterstützen, amerikanische Familien zu stärken, Arbeit und Selbstversorgung zu fördern und die Religionsfreiheit zu schützen“. Über ihre persönliche Verbindung zu Gott lässt White, die hier den Segen des Allvaters für Trump einholt, keine Zweifel aufkommen. „Wenn ich über den Rasen vor dem Weißen Haus laufe, dann wird der Boden unter meinen Füßen zu heiligem Boden“, so White in einer ihrer TV-Predigen. © IMAGO/White House Handout/White House
Peter Thiel ist seit langem Unterstützer Donald Trumps
Peter Thiel, hier in Begleitung der Publizistin Amy Chua, ist seit langem Unterstützer Donald Trumps. Thiel wurde 1967 in Frankfurt am Main geboren, wuchs aber in den USA und Südafrika auf. Seine Karriere als Tech-Unternehmer begann mit der Gründung des Bezahldienstes Paypal. Der Multimilliardär unterstützte Trump bereits bei seinem ersten Wahlkampf 2016 mit großzügigen Spenden und gilt außerdem als enger Vertrauter von Vizepräsident J.D. Vance. © LEIGH VOGEL
Dana White, Präsident der MMA-Kampfsportorganisation UFC,
Dana White, Präsident der MMA-Kampfsportorganisation UFC, ist seit Jahrzehnten ein enger Vertrauter Donald Trumps. Der hatte sich das Vertrauen Whites verdient, als er zu Beginn der UFC deren Veranstaltungen in seinen Casinos in Atlantic City genehmigte. White unterstützte Trump Jahre später bei dessen Wahlkampf 2016 und war geladener Gast bei der Amtseinfühung 2025. © IAN MAULE/AFP
David Sacks ist Multimillionär und guter Freund von Elon Musk.
David Sacks ist Multimillionär und guter Freund von Elon Musk. Sacks wird als Donald Trumps „KI- und Krypto-Zar“ fungieren. Vor der US-Wahl trieb Sacks im Silicon Valley Spendengelder für Trumps Kampagne ein und gabin seinem Podcast „All In“ mehrfach Wahlempfehlungen für Trump ab. Die Wahlnacht verbrachte Sacks an der Seite Trumps in dessen Wohnsitz Mar-a-Lago. © KAYLA BARTKOWSKI

Erstmeldung: Washington, D.C./Brüssel – Im Zollstreit mit der Europäischen Union rudert US-Präsident Donald Trump nun doch wieder zurück. Eigentlich hatte der Republikaner angekündigt, Importzölle auf EU-Produkte in Höhe von 50 Prozent zu verhängen. Die Zölle sollten am 1. Juni in Kraft treten. Nach einem Telefonat mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) gewährte Trump der EU mehr Zeit, um einen „Deal“ im Handelskrieg mit den USA zu erzielen.

Rational scheinen Trumps Zolldrohungen nicht zu sein. Am „Liberation Day“ (2. April) ging es mit dem Zollchaos los – bis Trump eine 90-tägige Pause angekündigt hatte, um über neue Handelsabkommen zu beraten. Bisher gibt es allerdings nur einen „Deal“ mit Großbritannien. Den Importzoll auf chinesischer Produkte über 145 Prozent senkte der US-Präsident ebenfalls ab auf nunmehr vorerst 30 Prozent.

Droht ein Streit innerhalb der EU durch Trumps Zolldrohungen?

Gerade mit Blick auf Europa käme es Trump gelegen, sollte sich die EU zerstreiten. Das meint auch Ökonom Rüdiger Bachmann, Wirtschaftsprofessor an der Privatuniversität Notre Dame in Indiana. Auf Anfrage der Frankfurter Rundschau von Ippen.Media erklärte Bachmann: „Ich warne zunächst einmal davor, alles, was Trump tut, rationalisieren zu wollen. Seine Motivationen wechseln sich ab.“

Gleichzeitig betonte der Ökonom: „Allerdings kann man gewisse Linien feststellen, und eine davon ist, dass ein einiges, liberales Europa zumindest den reaktionären Kräften, die hinter Trump stehen, genauso ein Dorn im Auge ist, wie die liberalen Institutionen in den USA selbst. Man denke an die freie Presse, Kunst und Wissenschaft. Insofern käme es dem Trump-Regime durchaus gelegen, sollte sich Europa in einem Zollstreit zerstreiten.“

Eine Chronik des Zollchaos
2. AprilDonald Trump kündigt „Liberation Day“-Zölle an
9. April90-tägige Zollpause außer auf Chinas Importware
9. AprilTrump erhöht Zölle auf chinesische Importe auf 145 Prozent
12. MaiTrump setzt die China-Zölle auf 30 Prozent herab
23. MaiTrump kündigt Zölle in Höhe von 50 Prozent auf europäische Produkte an
25. MaiTrump rudert zurück und gewährt der EU Aufschub der Zölle bis zum 9. Juli

Für Europa ist das Zollchaos auch eine Chance, sich weiter nach innen zu integrieren und weiter zusammenzuwachsen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass sich autoritäre Kräfte in der EU weiter abkapseln. Könnte die EU doch noch als Gewinner aus dem Handelskrieg hervorgehen?

Europa muss unabhängiger von der USA und Trump werden – ökonomisch, militärisch und kulturell

Ökonom Bachmann betonte gegenüber der Frankfurter Rundschau von Ippen.Media: „Nur wenn es (die EU, Anm. d. Red.) auf die Situation richtig reagiert und endlich seine Verantwortung für sich selbst und die freie Welt wahrnimmt. Das bedeutet weitere Integration nach innen. Denn in einem Spiel der Großmächte wird Europa nur als große, ökonomisch, militärisch und kulturell starke Einheit politisch überleben können. Das bedeutet andererseits aber auch kluge Freihandels- und Bündnispolitik mit den vielen Regionen der Welt, die nicht zu den USA, China oder Russland gehören. Ich bin zurzeit aber skeptisch, dass das einem politisch ja längst auch vom Autoritarismus angeschlagenen Europa gelingen wird.“

Ruhig bleiben, einig sein, und Trump klarmachen, dass Europa den größten Markt der Welt darstellt. Und dabei wird man auch über Dienstleistungszölle – bzw. Steuern zu reden haben.

So sollte die EU auf Trumps Zölle reagieren, erklärt Ökonom Rüdiger Bachmann

Europa steht also gewissermaßen vor einem Scheideweg. In Kanada ermöglichte Donald Trumps US-Politik und Druck auf den Nachbarn im Norden keine Spaltung – ganz im Gegenteil. Anstatt eines Siegs des rechtskonservativen Pierre Poilievre gewann der liberale Mark Carney überraschend bei der Parlamentswahl im April. Vor Trumps wiederholten Drohungen, Kanada zum 51. Bundesstaat machen zu wollen, lag Poilievre in den Umfragen deutlich vorne. Nach seinem Sieg verkündete Carney: „Präsident Trump versucht, uns zu brechen, damit Amerika uns übernehmen kann. Das wird nie und nimmer passieren.“

Welche Hebel kann Europa in den Verhandlungen über Trumps Zölle ansetzen?

Ob Trump mit seinem Kurs aber in Europa Erfolg haben wird? Zunächst muss EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič für die Europäische Union ein Übereinkommen mit den USA finden. Als größter Markt der Welt ist die EU eigentlich in einer guten Verhandlungsposition: „Ruhig bleiben, einig sein, und Trump klarmachen, dass Europa den größten Markt der Welt darstellt. Und dabei wird man auch über Dienstleistungszölle – bzw. Steuern zu reden haben“, erklärte Bachmann.

Vor dem Hintergrund einer möglichen Spaltung Europas werden auch die Wahlen in Polen am Sonntag (1. Juni) spannend. Hier tritt der liberale und proeuropäische Rafał Trzaskowski gegen den rechten Karol Nawrocki in einer Stichwahl an. Ein Hoffnungsschimmer für die Liberalen in Europa: eine Woche zuvor bei der Rumänien-Wahl schaffte es der proeuropäische Kandidat Nicușor Dan sich gegen den rechtsextremen George Simion unerwartet durchzusetzen.

Auswirkungen von Trumps Zöllen enorm: Für die EU, aber auch für die USA selbst

Für Europa und die USA wären die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle jedenfalls enorm. In den USA ist die Befürchtung groß, dass die möglichen Zölle eine sogenannte „Stagflation“ zur Folge haben. Konkret würde das eine steigende Inflation bedeuten, bei gleichzeitig sinkendem Wirtschaftswachstum. Die Friedrich-Ebert-Stiftung schreibt zur „Stagflation“: „Eine Stagflation wird in der Regel durch einen so genannten Angebotsschock ausgelöst. Damit sind Situationen gemeint, in denen das gewohnte Angebot bestimmter Güter durch ein bestimmtes Ereignis entscheidend herabgesetzt bzw. sein Preis stark erhöht wird.“ Der Angebotsschock in diesem Fall wären die hohen Zölle, die einen drastischen Anstieg im Preis europäischer Waren zur Folge hätten.

Donald Trump auf dem Rasen des Weißen Hauses.

Julian Hinz, Forschender am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) hatte berechnet, dass das Wirtschaftswachstum der USA um bis zu 1,5 Prozent fallen könnte. Die Auswirkungen auf die EU wären ähnlich, meinte Bachmann: „Je nach aktueller Studie und Land kann das schon im Bereich 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) dauerhaft liegen.“ Bei der USA käme noch hinzu: „Dabei sind dann aber die ganzen anderen Politiken des Trump-Regimes und vor allem die konjunkturellen Auswirkungen der Politikunsicherheit, die Trump ja fast täglich schafft, noch nicht mitgerechnet.“

Politische Unsicherheit innerhalb der USA durch Trump belastet auch US-Wirtschaft

Der gleichen Meinung ist auch Neil Shearing, Chef-Ökonom bei der Finanzgesellschaft Capital Economics. Gegenüber der New York Times äußerte sich der Experte: „Dies alles deutet darauf hin, dass die politischen Maßnahmen der USA an Glaubwürdigkeit verlieren.“ Hinzu kommen nämlich auch die steigenden Schulden durch Turmps „Big Beautiful Bill“ und die Abstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Moody's.

Donald Trump schafft vor allem Unsicherheit. Unsicherheit in der eigenen Wirtschaft und in der EU. Die Devise für die Europäische Union muss Einigkeit sein. Nur so kann man sich den USA entgegenstellen – und möglicherweise sogar als Gewinner aus dem Zollchaos hervorgehen. (sischr)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Andrew Thomas/Nur Photo

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