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„Den Nahen Osten verändern“
Wie sähe ein „Sieg“ Israels in Gaza aus? Analysten fordern Umdenken von Netanjahu
Israel sieht nichts weniger als die Auslöschung der Terrorgruppe Hamas als Sieg in Gaza. Doch eine Analyse legt nahe: Eine Feinjustierung könnte zielführender sein.
Gaza – Für Israel und insbesondere die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gilt im Krieg in Israel nur eins: Das ausgerufene Ziel erreichen. Die Vernichtung der Terrororganisation Hamas als Reaktion auf die Anschläge vom 7. Oktober, als die Hamas Israel überfiel und 1200 Menschen tötete, hat absolute Priorität.
Nach konventioneller Definition ist Israel der Hamas exponentiell überlegen und stärker, da sind sich alle Expertinnen und Experten einig. Doch die Terroristen bedienen sich der sogenannten irregulären Kriegsführung. Und ob die Gruppe überhaupt im Wortsinne ausgelöscht werden kann, ist unklar.
Israel befindet sich in Gaza im Krieg mit einer nicht-staatlichen Einheit
Aber Strategiefragen in bewaffneten Konflikten sind ein sehr umfassendes und vielschichtiges Konstrukt, bei dem sich paradoxerweise manchmal die viel Mächtigeren im Nachteil befinden können. Diese Asymmetrie kann entstehen, wenn sich ein Staat mit einer nicht staatlichen Einheit im Krieg befindet – und sie bezieht sich insbesondere auf die Konzepte von Zeit und Ziel, wie die israelische Tageszeitung Haaretz in einer ausführlichen Analyse zur Kriegssituation in Gaza erläutert.
Für Israel bedeute ein Sieg immer, die Hamas militärisch umfassend zu vernichten – oder zumindest entwürdigenden, unwiederbringlichen militärischen Schaden anzurichten, analysierte das Blatt nüchtern. Ein Sieg würde auch eine politische Schwächung der Hamas bedeuten und die Terrororganisation unfähig machen, im Gazastreifen Macht auszuüben und zu regieren. Alles andere käme einer begrenzten taktischen Errungenschaft und nicht einem strategischen Gamechanger gleich, erläuterte der frühere Diplomat Alon Pinkas für Haaretz.
Krieg in Israel: Eine Niederlage wäre nur ein taktischer Rückschlag für die Hamas
Für die Hamas wiederum bedeutet ein Sieg, auf den Beinen zu bleiben. Ihr erklärtes Ziel besteht darin, einen dauerhaften Konfliktzustand zu schüren und aufrechtzuerhalten, den Status quo ständig zu stören. Die Hamas denke nicht an das Hier und Jetzt, sondern an Jahrzehnte, betonte Pinkas. Sie ziele darauf ab, Israel als Staat zu untergraben und zu delegitimieren, sodass eine militärische Niederlage – so durchschlagend und entscheidend sie auch sein mag – diesem Ziel keinen Abbruch tun könne.
Mit anderen Worten: Israel muss einen Sieg von strategischer Bedeutung erringen, während die Hamas, wenn sie nicht völlig ausgelöscht wird, die Niederlage lediglich als taktischen Rückschlag betrachten könnte, analysierte Pinkas.
Ein Feld, auf dem die Hamas augenscheinlich Erfolge erzielt, ist die Weltmeinung. Mittlerweile gibt es weltweit pro-palästinensische, aber auch antisemitische, antiisraelische Demonstrationen. In den Vereinigten Staaten zeigt eine neue Umfrage der University of Maryland/IPSOS einen deutlichen Rückgang der Unterstützung für Israel in der jüngeren Altersgruppe seit seiner militärischen Reaktion in Gaza.
Israel muss wohl seine strategische Richtung ändern
Jon Alterman vom Center for Strategic and International Studies wies bei Haaretz auf zwei Maßnahmen hin, die Israel unmittelbar und mittelfristig umsetzen müsse, um die strategische Richtung zu ändern: Internationale Legitimität wiedergewinnen und die palästinensische Autonomiebehörde stärken.
Die erste Maßnahme bestünde darin, den Ratschlägen der USA zu folgen und die Forderungen nach humanitären Pausen und zeitweiligen lokalen Waffenstillständen zu erhören. Kreative Ideen für den Umgang mit den Krankenhäusern im Gazastreifen existieren bereits. Israel hat derartige Vorstöße zunächst allerdings abgelehnt und stattdessen angekündigt, dass es keinen allgemeinen Waffenstillstand geben wird.
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern
Die zweite Möglichkeit, die Stärkung der palästinensischen Autonomiebehörde, erfordere einen dramatischen Wandel in der politischen und strategischen Denkweise Israels – einen, der zu einem politischen Prozess führen könnte, sobald eine Einigung in Gaza auf das Westjordanland ausgeweitet wird, analysierte Pinkas. Netanjahu hatte behauptet, er werde „den Nahen Osten verändern“. Dies erfordere aber mehr als eine erfolgreiche Militäroperation. (Sonja Thomaser)