Um Ihnen ein besseres Nutzererlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Durch Nutzung unserer Dienste stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen
Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.
Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für
. Danach können Sie gratis weiterlesen.
Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.
„Beschäftigt sich sehr damit“
Putin überrascht bei seiner TV-Show: Warum er Deutschland direkt in den Mittelpunkt rückte
Wladimir Putin eröffnet seine Jahrespressekonferenz mit statistischen Ausflüchten – und dem Verweis auf Deutschland. Ein Experte ist nicht überrascht.
Wladimir Putins große Jahrespressekonferenz hat gerade erst begonnen – da hat der Kremlchef schon zwei Mal über Deutschland gesprochen. Ein durchaus erstaunlicher Umstand. Denn eine Frage nach der Bundesrepublik gab es gar nicht. Die Moderatoren der großen Inszenierung unter dem Titel „Der Direkt Draht“ hatten sich nach der wirtschaftlichen Lage in Russland erkundigt.
Trotzdem also Deutschland. Zuerst verwies Putin auf „Nullwachstum“ im Land. Dann unternahm er gar einen frühen, skurrilen Exkurs: Bei einer Geburtstagsfeier seines alten Freundes Gerhard Schröder seien Ständchen ausschließlich auf Englisch gesungen worden – abgesehen von Putins eigens mit eingeflogenem Kosakenchor, der Lieder auf Deutsch einstudiert hatte. Bezug zur Frage: Fehlanzeige. Den Politikwissenschaftler und früheren Leiter des Leitungsstabes im Verteidigungsministerium Nico Lange überrascht die Volte allerdings nicht.
Putin spricht bei seinem TV-Event früh Deutschland an – „Man versucht eine Sonderrolle zu betonen“
„Ich glaube, dass sich Putin innerlich mit Deutschland sehr beschäftigt, auch sein Sprecher Dmitri Peskow und andere erwähnen Deutschland immer wieder“, sagt Lange IPPEN.MEDIA. „Man versucht Deutschland aus der Gemeinschaft der westlichen Staaten immer wieder herauszuheben und möglichst auch herauszubrechen oder eine deutsche Sonderrolle zu betonen.“ Wohl deshalb sei auch Schröders Name gefallen.
Mit anderen Äußerungen könnte sich Putin vor der Bundestagswahl implizit (auch) an ein deutsches Publikum gewandt haben. So betonte er, Russland sei im Ukraine-Krieg stets „zu Verhandlungen und Kompromissen bereit“ – es sei die Gegenseite, die abgelehnt habe. Die Realität sieht freilich deutlicher komplexer aus, wie eine Expertin für internationale Diplomatie unserer Redaktion erklärte. Mit Forderungen nach Friedensverhandlungen hatte zuletzt aber das BSW Erfolge bei Landtagswahlen und Teilerfolge bei Koalitionsverhandlungen im Osten Deutschlands gefeiert.
Wladimir Putin: Der Aufstieg von Russlands Machthabern in Bildern
Putin verspricht nun neue Ring-Straße auf ukrainischem Gebiet – Entscheidung unter anderem Deutschlands“
In der Tat dürfte Deutschland auch aus Kreml-Sicht ein durchaus relevanter Spieler sein – wie Lang in anderem Kontext andeutete. Putin mühte sich bei seiner Pressekonferenz mehrfach, die völkerrechtswidrig annektierten Gebiete der Ukraine als selbstverständlichen Teil Russlands darzustellen. Sogar ein herausgehobenes Infrastrukturprojekt kündigte er an: Eine Ringstraße um das Asowsche Meer, das nun ein Binnengewässer Russlands sei. Das Meer grenzt im Südwesten an die Krim und im Westen und Norden an die ukrainischen Oblasten Cherson, Saporischschja und Donezk.
Lange hält den mitschwingenden Brustton der Sicherheit zumindest für nicht ganz realitätsfern. Da die Ukraine nicht in die Lage versetzt worden sei, die Logistik der Krim zu zerstören und Russland Zeit gehabt habe, Strukturen nördlich der Halbinsel aufzubauen, könne Putin nun „etwas selbstbewusster auftreten“. „Wir haben den Moment verpasst, diese russische Logistik rund um das Asowsche Meer zu beschädigen – aber das war ja eine Entscheidung unter anderem Deutschlands, die Taurus nicht zu liefern“, sagt der Experte der Münchner Sicherheitskonferenz IPPEN.MEDIA. Auch Wolodymyr Selenskyj hatte sich zuletzt mit Blick auf Rückeroberungen ungewohnt skeptisch geäußert.
Auffällig sei aber, so Lange, dass Putin das Thema Wirtschaft an den Anfang des Events gesetzt hat. „Die Lage in Russland, was Wirtschaft, Inflation, den Rubel, betrifft, muss wirklich so schlecht sein, dass Putin als erstes den Wind rausnimmt.“ Inflationsprobleme schob Putin übrigens bei Seite – mit Verweis auf statistische Mittelwerte. So machte er die Problematik zu einem Regionalproblem. Ein übliches Muster, wie die Slawistin Daria Krushcheva unserer Redaktion schon im Vorfeld erklärt hatte. (fn)