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Auch weitere Waffen für Russland

Schwere Verluste im Ukraine-Krieg: Nordkorea mobilisiert Tausende neue Kämpfer

Im Ukraine-Krieg kann sich Putin auf Kim verlassen. Nordkoreas Herrscher soll Russland weitere Truppen und Raketen geliefert haben.

Seoul – Im Ukraine-Krieg kämpfen offenbar mehr Truppen aus Nordkorea aufseiten Russlands als bislang angenommen. Kim Jong-un soll Kreml-Chef Wladimir Putin im Januar und Februar 3000 weitere Soldaten zur Verfügung gestellt haben, berichten die Nachrichtenagenturen Yonhap und Associated Press (AP) unter Berufung auf das südkoreanische Militär.

Dieses hatte bereits in den vergangenen Monaten Einschätzungen über den Umfang der Unterstützung Pjöngjangs für Moskau abgegeben. Der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte wird so zitiert: „Unter den rund 11.000 nordkoreanischen Soldaten, die nach Russland entsandt wurden, sind 4000 Verluste zu beklagen, und es scheint, dass im Januar und Februar 3000 oder mehr zusätzlich entsandt wurden.“

Nordkorea – Kim Jong-uns abgeschottete Diktatur

Menschen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Nordkorea ist das wohl geheimnisvollste Land der Erde: eine totalitäre Diktatur, in der der Einzelne nichts zählt, ohne Freiheiten und Menschenrechte, abgeschottet vom Rest der Welt. Schätzungsweise 26 Millionen Menschen leben in dem Land, das im Norden an China und Russland grenzt und im Süden an das freiheitliche, demokratische Südkorea. Nordkoreas Grenzen sind für die meisten Menschen unüberwindbar – kaum einer kommt rein, noch weniger Menschen kommen raus.  © Ed Jones/afp
Die Skyline von Pjöngjang
Hauptstadt sowie kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes ist Pjöngjang. Rund drei Millionen Menschen leben in der nordkoreanischen Metropole, die so anders ist als die anderen Mega-Städte Asiens. Pjöngjang ist grau, geprägt von Hochhäusern, gesichtslosen Wohnblöcken und gigantischen Monumenten, die der herrschenden Kim-Familie huldigen sollen. Wer in der Hauptstadt leben darf, ist privilegiert: Hier ist die Stromversorgung besser als auf dem Land, die Regale der Geschäfte sind voller, es gibt Freizeitparks, Kinos, Theater. © Olaf Schuelke/Imago
Kim Jong-un auf einem Pferd
Beherrscht wird Nordkorea seit 2011 von Kim Jong-un, einem Diktator, der skrupellos vor allem ein Ziel verfolgt: den eigenen Machterhalt und den seiner Sippe. Nordkorea ist das einzige kommunistische Land der Welt mit einer Erb-Monarchie, in der die politische Macht vom Vater auf den Sohn übergeht. Die sogenannte „Paektu-Blutlinie“ kontrolliert das Land seit dessen Gründung im Jahr 1948. Die Macht der Kims ist unanfechtbar, Aufstände gab es nie, dafür sorgt die lückenlose Überwachung und Kontrolle der gesamten Gesellschaft. © KCNA via KNS/afp
Sowjetische Soldaten in Pjöngjang
Korea war über Jahrhunderte ein geeintes Land. Die Geschichte der Teilung beginnt erst im 20. Jahrhundert: Von 1910 bis 1945 ist Korea eine japanische Kolonie, nach der Niederlage der Japaner besetzen sowjetische Truppen den Norden des Landes, der Süden wird von amerikanischen Truppen besetzt. Weil Verhandlungen über eine Vereinigung der beiden Landesteile scheitern, gründen sich 1948 auf der koreanischen Halbinsel zwei Staaten. © Jacob Gudkov/Imago
Szene des Koreakriegs
Zwei Jahre später dann die Tragödie: Der Korea-Krieg bricht aus. Kim Il-sung, Machthaber im Norden, schickt seine Truppen in den Südteil des Landes, um Korea mit Gewalt zu vereinen. Wenige Wochen später greifen die UN-Truppen unter Führung der USA den Norden an, stoßen bis an die chinesische Grenze vor. Das beunruhigt Peking – das nun auf der Seite von Nordkorea in den Krieg eingreift. 1953 wird ein Waffenstillstand verhandelt, das Land bleibt entlang des 38. Breitengrades geteilt. Ein Friedensvertrag wurde bis heute nicht unterzeichnet. © Imago
Familie Kim
Kim Il-sung, der Gründer und erste Präsident Nordkoreas, ist ein Machthaber von Stalins Gnaden. Geboren 1912, ist er als junger Mann im Widerstand gegen die japanische Besatzungsmacht aktiv. 1940 geht er ins Exil in die Sowjetunion, wo er schließlich zum späteren Machthaber Nordkoreas aufgebaut wird. Ab 1948 etabliert Kim einen auf ihn zugeschnittenen Personenkult. Mit brutalen Säuberungsaktionen entledigt er sich seiner Gegner. Politisch pendelt sein Land zwischen China und der Sowjetunion, vor allem, nachdem sich die beiden kommunistischen Führungsmächte ab Ende der 50er-Jahre zunehmend voneinander entfremden. © Imago
Kim Il-sung und Kim Jong-il
Schon in den 1970ern beginnt Kim Il-sung, seinen Sohn Jong-il zu seinem Nachfolger aufzubauen. Als er 1994 stirbt, übergibt er Kim Jong-il ein verarmtes Land. Mit dem Untergang der Sowjetunion wenige Jahre zuvor hat Nordkorea seinen wichtigsten und engsten Partner verloren, es stürzt in eine wirtschaftliche Krise, auf die eine fatale Hungersnot folgt. Hunderttausende Menschen verhungern. Unter Kim Jong-il, der 1941 oder 1942 geboren wurde, verschlechtern sich die Beziehungen zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt, das Land schottet sich immer mehr ab. Vor allem die USA sowie Südkorea – das sich seit den 80ern zur Demokratie gewandelt hat – werden zu Feindbildern. © KCNA via KNS/afp
Fernsehbilder vom ersten nordkoreanischen Atomtest 2006
Unter Kim Jong-il beginnt die beispiellose Aufrüstung des bettelarmen Landes. Wichtigstes Ziel Kims ist es, Nordkorea zur Atommacht zu machen. 2006 gelingt ihm das, Nordkorea testet erstmals eine Atombombe. Die Welt ist geschockt, die Vereinten Nationen erlassen Strafmaßnahmen, denen insgesamt neun weitere Sanktionsrunden folgen. Heute ist Nordkorea eine Atommacht, die wohl Dutzende Sprengkörper besitzt. © Jung Yeon-Je/afp
Kim Jong-un beobachtet einen Raketentest
Zudem testet das Land regelmäßig ballistische Raketen, auf denen die nuklearen Sprengköpfe montiert werden können. So kann das Regime mit seinen Atomwaffen sogar die USA erreichen – zumindest in der Theorie, denn noch ist unklar, wie leistungsfähig die Raketen tatsächlich sind. © KCNA via KNS/afp
Donald Trump und Kim Jong-un an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Kim Jong-il stirbt 2011. Ihm folgt einer seiner Söhne nach: Kim Jong-un. Der treibt das Raketen- und Nuklearprogramm seines Vaters weiter voran. Als Hauptfeinde hat er Südkorea und die USA ausgemacht, die sein Regime regelmäßig mit drastischen Beleidigungen überzieht. Unter US-Präsident Donald Trump sieht es für einen kurzen Moment so aus, als könnten sich die Spannungen zwischen Nordkorea und dem Westen abkühlen – dreimal treffen sich Kim und Trump, auch Südkoreas damaliger Präsident kommt mit Kim zu einem Gipfeltreffen zusammen. © Brendan Smialowski/afp
Passanten in Pjöngjang währen der Corona-Pandemie
Doch die diplomatischen Initiativen scheitern 2019. Ein Jahr später sucht die Corona-Pandemie die Welt heim. Auch Nordkorea schließt seine Grenzen – und schottet sich gegen das Virus so hermetisch ab wie kein anderer Staat weltweit. Trotzdem meldet das Regime im Mai 2022 erste Corona-Fälle. Auch nach dem Ende der Pandemie bleibt Nordkorea ein international isoliertes Land. © Imago
Putin und Kim in Russland
Enge Beziehungen unterhält das Regime in Pjöngjang heute vor allem zu seinen beiden nördlichen Nachbarn China und Russland. Zu Wladimir Putin pflegt Kim ein besonders gutes Verhältnis, denn Russlands Präsident benötigt Nordkoreas Unterstützung für seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine – als Lieferant von Waffen und Munition. Im Herbst 2023 treffen Putin und Kim in Russlands Fernem Osten zusammen, es ist Kims erste Auslandsreise seit der Pandemie. © KCNA via KNS/afp
Kim Jong-un und seine Tochter Ju-ae
Kim Jong-un wurde 1982, 1983 oder 1984 geboren, hat also möglicherweise noch viele Jahre vor sich. Nordkoreas Diktator ist allerdings bei schlechter Gesundheit. Er gilt als Kettenraucher und Alkoholiker und ist sichtbar übergewichtig. Was, wenn er stirbt? Experten glauben, dass Kim seine Tochter Ju-ae zu seiner Nachfolgerin aufbauen will. Seit November 2022 zeigen Staatsmedien das Mädchen, das wohl 2012 oder 2013 zur Welt gekommen ist, regelmäßig an der Seite ihres mächtigen Vaters. © KCNA via KNS/afp
Kim Yo-jong
Aber auch Kims Schwester Kim Yo-jong gilt als mögliche Erbin auf den Thron. Die Macht, die die Kims seit bald 80 Jahren innehaben, dürften sie jedenfalls so schnell nicht aus der Hand geben. © Jorge Silva/afp

Nordkorea unterstützt Putin: Neben Soldaten auch Raketen und Munition für Ukraine-Krieg

Ob die Zahl der Verluste neben Toten auch Verwundete einschließt, wird nicht deutlich. Schlagzeilen machte das ukrainische Militär vor einigen Wochen auch mit der Gefangennahme zweier Nordkoreaner. Allerdings hieß es schon damals, Kims Kämpfer würden augenscheinlich lieber ihr Leben lassen als in die Hände der Ukrainer zu geraten.

Laut Südkorea soll der nördliche Nachbar neben den zusätzlichen Soldaten auch weitere Raketen, Artillerieausrüstung und Munition geschickt haben, um Putin bei seiner bereits drei Jahre währenden Invasion zu helfen. Darunter befänden sich „eine beträchtliche Menge an ballistischen Kurzstreckenraketen und rund 220 Einheiten von 170-Milimeter-Panzerhaubitzen und 240-Milimeter-Raketenwerfer“.

Da kommen seine neuen Krieger anmarschiert: Kreml-Chef Wladimir Putin soll noch weitere nordkoreanische Soldaten für seinen Ukraine-Krieg bekommen haben.

Kim Jong-un unterstützt Russland im Ukraine-Krieg mit Soldaten und Waffen

Diese Waffen kommen mit ziemlicher Sicherheit auf den Schlachtfeldern im Ukraine-Krieg zum Einsatz. Offenbar in den entscheidenden Wochen. Die USA unter Präsident Donald Trump drängt immer vehementer auf einen Waffenstillstand, in dessen Zuge sich Putin allem Anschein nach Gebiete im Osten und Süden der Ukraine, die seine Truppen seit Jahren besetzen, endgültig sichern könnte.

Die unabhängige russische Zeitung The Moscow Times schrieb im Zusammenhang mit den nordkoreanischen Waffenlieferungen, Südkoreas Militär habe gewarnt, der Umfang könne „abhängig von der Situation auf dem Schlachtfeld“ noch zunehmen. Demnach vermuten Experten sogar, Kim könnte die Ukraine als Testgebiet für seine Waffen nutzen wollen.

Südkorea warnt vor Kim Jong-un: Nordkorea will wohl militärischen Spionagesatelliten ins All schicken

Weiter informierte Seoul laut Yonhap darüber, dass Pjöngjang an der technologischen Modernisierung arbeite, um einen weiteren militärischen Spionagesatelliten ins All zu schicken. Noch gebe es jedoch keine unmittelbaren Anzeichen für einen Start. Provokationen Nordkoreas würden genau beobachtet werden, dazu zählen Starts einer Interkontinentalrakete mit festem Treibstoff, einer Hyperschallrakete und einer von einem U-Boot abgefeuerten ballistischen Rakete.

Erwähnt wird zudem, dass der Norden im Februar nördlich der militärischen Demarkationslinie zwischen den beiden koreanischen Staaten eine Überwachungskamera installiert habe. Dies werde zwar nicht als „direkte Bedrohung“ eingestuft, es müsse jedoch berücksichtigt werden, dass jegliche Entwicklung in dem Gebiet für Kims Militär sichtbar sei.

Sind einige von ihnen auf dem Weg in den Ukraine-Krieg? Während einer Militärparade marschieren nordkoreanische Soldaten in Kampfmontur über den Kim-Il-Sung-Platz. (Archivbild)

Im Vergleich zum Vorjahr würden die nordkoreanischen Truppen jedoch weniger Winterübungen abhalten. Das erklärt sich Südkorea demnach unter anderem mit den zusätzlichen Entsendungen an Russland.

Kim und seine Unterstützung für Putin: Nordkorea-Diktator vor nächstem Russland-Besuch

Kim und Putin hatten in der jüngeren Vergangenheit nach gegenseitigen Besuchen verkündet, die Partnerschaft zu intensivieren. Es wird davon ausgegangen, dass Moskau im Gegenzug für die Unterstützung im Ukraine-Krieg seinerseits Pjöngjang neueste Technologie zur Verfügung stellt.

Wie Russlands stellvertretender Außenminister Andrej Rudenko laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass mitteilte, wird derzeit ein weiterer Besuch des nordkoreanischen Machthabers vorbereitet. Er selbst sei erst vor zwei Wochen in dem Nachbarland gewesen, auch da sei Kims anstehender Trip besprochen worden.

Derweil berichtete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA, Kim habe sich über die neuesten Forschungsarbeiten im Bereich der unbemannten Luftfahrttechnologie und der elektronischen Kriegsführung informiert. Dabei überwachte er Leistungstests von Aufklärungs- und Kamikaze-Drohnen. Neuartige Exemplare könnten verschiedene strategische Ziele und feindliche Truppenaktivitäten zu Land und zu Wasser verfolgen und überwachen.

Auch Russland soll in seinem Kampf gegen die Ukraine bereits von nordkoreanischen Drohnen profitieren. Kim will die Produktion ausweiten lassen. Das wird auch Putin gerne hören. (mg)

Rubriklistenbild: © IMAGO / Xinhua, IMAGO / SNA

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