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Fürsprecher im Vatikan?
Rechtskonservativer Rutsch im Vatikan? Trump-Team hofft nach Papst-Tod auf Nachfolger
Papst Franziskus war bekannt als Gegner von Donald Trump. Sein Ableben eröffnet dem US-Präsidenten eine historische Möglichkeit.
Frankfurt – Durch den Tod von Papst Franziskus bietet sich in den kommenden Wochen ein seltenes Schauspiel im Vatikan. Erstmals nach zwölf Jahren wird ein neuer Papst und damit das Oberhaupt von über einer Milliarde Katholiken gewählt. Es ist erst das zweite Konklave seit 1978. Franziskus‘ Vorgänger Benedikt XVI. verkündete nach über sieben Jahren seinen Rücktritt – dessen Vorgänger, Johannes Paul II. hielt sich über 26 Jahre auf dem Heiligen Stuhl, bevor er schließlich verstarb.
Die Wahl des Papstes bietet somit eine seltene Gelegenheit, auch für Donald Trump. Der US-Präsident und sein Umfeld könnten eine Chance sehen, ihren Einfluss auf die Kirche zu erweitern.
Nach Tod von Papst Franziskus: Strebt Trump nach einem Fürsprecher im Vatikan?
Der für katholische Verhältnisse sehr liberale Franziskus dürfte Trump und einem Großteil seiner ultrakonservativen Gefolgschaft bislang ein Dorn im Auge gewesen sein. Der Argentinier kritisierte Trumps Politik sogar öffentlich, etwa während der US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2016. „Wer nur daran denkt, Mauern zu bauen, wo immer sie auch sein mögen, und keine Brücken baut, ist kein Christ“, sagte Papst Franziskus mit Blick auf Trumps Migrationspolitik.
Der Republikaner konterte und nannte die Aussagen des Pontifex „eine Schande“. Im Jahr nach der Wahl kam es dann zum persönlichen Treffen zwischen Trump und Papst Franziskus im Vatikan. Ein Foto des Termins, das eine breit grinsenden US-Präsidenten neben einem ernüchternd dreinblickenden Franziskus zeigte, sorgte im Nachgang für Spott.
Papst-Wahl als Chance? Trumps Konfrontationskurs mit Papst Franziskus
Doch auch in seiner zweiten Amtszeit leitete Trump bereits erste Schritte ein, um sich gegen den Papst in Stellung zu bringen. So nominierte Trump den erklärten Franziskus-Kritiker Brian Burch zum neuen US-Botschafter im Vatikan. Burch ist Vorsitzender der erzkonservativen Organisation „Catholic Vote“, die sich unter anderem für ein striktes Verbot von Abtreibungen und ein Verbot von Verhütungsmitteln einsetzt. Burch hatte Papst Franziskus wegen dessen Positionen mehrfach vorgeworfen, in der Katholischen Kirche „Verwirrung zu stiften“, erklärte der US-Experte Klaus Prömpers im Interview mit dem Portal domradio.de. Die Nominierung eines offenen Kritikers für das eher unbedeutende Amt des Botschafters im Vatikan wurde vielerorts als Kampfansage Trumps an Franziskus aufgefasst.
Das Trump-Team beobachtet die Geschehnisse im Vatikan also genau. Der Verdacht liegt nahe, dass der US-Präsident bei der Wahl eines neuen Papstes in der sixtinischen Kapelle auf einen Kandidaten hofft, der einen Gegenentwurf zum liberalen Franziskus darstellt. Trumps erzkonservatives Umfeld hat sich in den letzten Jahren bereits gegen den Papst mobil gemacht und dabei auch länderübergreifenden Allianzen geschmiedet. Unter anderem mit Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán, der nicht zuletzt wegen seiner restriktiven Migrationspolitik kein Freund des verstorbenen Papstes gewesen sein dürfte.
Papst Franziskus gestorben: Trump-Team hofft auch erzkonservativen Nachfolger
Mehr über den Stellenwert der erzkatholischen Position verrät bereits ein kurzer Blick in Trumps Kabinett und politisches Umfeld. Trumps Vizepräsident JD Vance konvertierte 2019 zum Katholizismus und ist damit erst der zweite Katholik, der dieses Amt bekleidet. Der 40-Jährige spricht sich auch wegen seines Glaubens gegen Abtreibung, die gleichgeschlechtliche Ehe und Kinderlosigkeit aus. Einem Bericht der Zeit zufolge soll Vance einer der Anführer das Anti-Franziskus-Bündnis in Trumps Umfeld sein. Trumps Stellvertreter hatte erst am Ostersonntag Franziskus bei einer persönlichen Audienz getroffen.
Donald Trumps Orbit: Einflüsterer, Berater und Vertraute des Präsidenten
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth wird ebenfalls eine Nähe zum religiösen Extremismus unterstellt. Der Veteran ist zwar Protestant, hat sich jedoch den Leitspruch der Kreuzritter „Deus vult“ (dt. Gott will es) auf den Arm tätowieren lassen und vertritt wie weite Teile des Kabinetts erzkonservative Positionen. Für Aufsehen sorgte am Montag auch die Trump-Vertraute Marjorie Taylor Greene. Die Abgeordnete im Repräsentantenhaus schrieb wenige Stunden nach dem Tod von Franziskus auf X: „Das Böse wird durch die Hand Gottes besiegt“. Ob sich der Kommentar tatsächlich auf den Tod des Papstes bezogen hat, ist jedoch nicht bekannt.
Historische Möglichkeit nach Tod von Franziskus? Trump-Lager mischt bei Papst-Wahl mit
Bereits in seiner ersten Amtszeit bewies Trump, dass er es sich gut darin verstand, historische Chancen für seinen eigenen Machtgewinn zu nutzen. Der Fokus von Trump und den Republikanern um den damaligen Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, Mitch McConnell, lag dabei auf dem Supreme Court in den USA.
Trump durfte durch zwei Todesfälle und einen Rücktritt gleich drei der neun Posten am obersten Gerichtshof in den USA neu besetzten. Nur wenige Wochen vor der US-Wahl 2020 drückte Trump trotz massiver Kritik noch die konservative Richterin Amy Coney Barrett als Nachfolgerin der verstorbenen liberalen Ikone Ruth Bader Ginsburg durch und sicherte den Republikanern damit für absehbare Zeit eine klare Mehrheit. Ein Coup, für den er sich während des Wahlkampfs im vergangenen Jahr wiederholt selbst lobte.
Eine ähnliche historische Möglichkeit bietet sich jetzt durch den Tod von Papst Franziskus. Einen Fürsprecher für eine restriktive Migrationspolitik im Petersdom zu haben, dürfte eine verlockende Aussicht für Trump und seine rechtsnationale Partner in Europa sein. Von Georgia Meloni in Italien über Marine Le Pen in Frankreich bis hin zu Alice Weidel in Deutschland.
Trump hofft auf Fürsprecher im Vatikan: Entscheidung über neuen Papst liegt bei den Kardinälen
Ganz so einfach wie bei der Besetzung des Supreme Courts wird es für Trump jedoch nicht. Der neue Papst wird aus der Mitte eines Wahlgremiums von wahlberechtigten Kardinälen gewählt. Diese kommen im sogenannten Konklave in der Sixtinischen Kapelle zusammen und wählen dort einen neuen Bischof von Rom. Die erfolgreiche Wahl eines neuen Papstes wird traditionell durch das Aufsteigen von weißem Rauch über der Kapelle signalisiert.
Trump kann somit vor allem darauf hoffen, dass die Kardinäle sich für das Gegenteil zum liberalen Franziskus entscheiden – kein unwahrscheinliches Szenario. Der deutsche Kardinal Reinhard Marx sagte zuletzt im Interview mit der Zeit, dass Franziskus zwar eine Vielzahl neuer Kardinäle ernannt, diese jedoch nicht untereinander vernetzt habe. 108 der 135 wahlberechtigten Kardinäle wurden vom verstorbenen Papst ernannt. Die Wahl eines Nachfolgers von Franziskus könnte somit auch zu einem Überraschungsergebnis führen und einen seiner Gegenspieler auf den Heiligen Stuhl erheben.
Pro-Trump-Seilschaft im Konklave? Orbán-Befürworter Favorit als neuer Papst
Einer der zahlreichen Favoriten auf die Nachfolge von Papst Franziskus ist der 72-jährige Kardinal Peter Erdő aus Ungarn. Der angesehene Kirchenrechtler steht für eine traditionelle katholische Lehre und würde eine Abkehr von Franziskus‘ liberalem Ansatz einläuten. Wie Politico berichtete, unterstützte Erdő unter anderem die Migrationspolitik von Viktor Orbán und kündigte während der sogenannten Flüchtlingskrise im Jahr 2015 an, die katholische Kirche in Ungarn werde keine Geflüchteten aufnehmen. Ein Kandidat, der auch nach Trumps Geschmack sein dürfte.
Ebenfalls dem Konklave angehören wird der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke – ein weiterer Kritiker von Franziskus. Burke sprach sich bei den US-Wahlen 2016 und 2020 für Donald Trump aus und lobte unter anderem seinen Kurs beim Thema Abtreibungen. Der US-Amerikaner regte in diesem Zusammenhang auch an, Politikern, die sich wie Joe Biden für das Recht auf Abtreibungen einsetzten, von der Eucharistie auszuschließen.
Auch der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen, als er in einem Interview mit der Zeitung Corriere della Sera Trump lobte und sagte, er würde den Republikaner Biden vorziehen. Personalien wie Müller, Burke und Erdő geben einen ersten Hinweis auf mögliche erzkonservative Seilschaften, die sich in der sixtinischen Kapelle bilden und am Ende Trump einen Fürsprecher im Vatikan ermöglichen könnten. Für den US-Präsidenten und seine Verbündeten eine historische Chance. (fd)