News-Ticker
Krieg in Syrien: Rebellen kontrollieren Aleppo – Dutzende Tote bei russischen Luftangriffen
Der Syrien-Krieg flammt auf: Von der Türkei unterstützte Rebellen marschieren auf Aleppo zu. Russland springt dem Assad-Regime zur Seite. Der News-Ticker.
Dieser News-Ticker ist beendet. Alle weiteren Informationen finden Sie in unserem neuen News-Ticker zu Syrien.
Update vom 2. Dezember, 6.48 Uhr: Der Bürgerkrieg in Syrien droht zu eskalieren. Die vier Nato-Staaten USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben die Konfliktparteien in Syrien zur Deeskalation aufgefordert. Die derzeitige Eskalation unterstreiche nur die dringende Notwendigkeit einer politischen Lösung im Einklang mit der Resolution 2254 des UN-Sicherheitsrats, hieß es in einer vom US-Außenministerium veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Die Resolution 2254 sieht unter anderem die Vermittlung von Friedensgesprächen der Regierung mit der Opposition vor.
Update vom 1. Dezember, 22.13 Uhr: Bei russischen und syrischen Luftangriffen nahe Aleppo hat es syrischen Angaben zufolge Opfer unter oppositionellen Kämpfern gegeben. Dutzende seien „getötet und verletzt“ worden, meldete die Staatsagentur Sana unter Berufung auf syrische Armeekreise am Abend. Damaskus habe die Angriffe auf den Stadtrand eines Ortes südöstlich von Aleppo zusammen mit Moskau ausgeführt. Die genaue Opferzahl war zunächst unklar.
Einwohner der betroffenen Stadt Al-Safira sagten der Deutschen Presse-Agentur, Rebellen hätten den rund 25 Kilometer von Aleppo entfernten Ort inzwischen auch eingenommen. Die Angaben ließen sich zunächst allesamt nicht unabhängig überprüfen.
Kämpfe in Nordsyrien: Rebellen starten Offensive gegen Kurdenmiliz YPG
Update vom 1. Dezember, 15.20 Uhr: Laut der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu haben von der Türkei unterstützte Rebellen in Nordsyrien eine Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG gestartet. Wie die Agentur unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, solle mit der Operation „Morgendämmerung der Freiheit“ verhindert werden, dass kurdische Milizen weitere Gebiete unter ihre Kontrolle bringen.
Update vom 1. Dezember, 11.03 Uhr: Die syrische Regierung hat Aktivisten zufolge die Kontrolle über Aleppo verloren. Erstmals seit Beginn des Konflikts im Jahr 2012 kontrollierten die syrischen Streitkräfte die Stadt nicht mehr, sagte der Chef der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, heute der Nachrichtenagentur AFP. Eine unabhängige Bestätigung stand noch aus. Aleppo war bis zu seiner Rückeroberung durch die Regierungstruppen von Machthaber Baschar al-Assad 2016 Schauplatz erbitterter Kämpfe während des Bürgerkrieges gewesen.
USA: Haben nichts mit Rebellenoffensive in Syrien zu tun
Update vom 1. Dezember, 9.45 Uhr: In Syrien flammt der Bürgerkrieg wieder auf – aus Sicht der USA auch, weil sich Machthaber Baschar al-Assad auf die Falschen verlassen hat: Die US-Regierung macht seine Abhängigkeit von Russland und dem Iran mitverantwortlich. „Gleichzeitig haben die Vereinigten Staaten nichts mit dieser Offensive zu tun.“ Sie werde angeführt von der Terrororganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS), erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, Sean Savett.
Syrien-Krieg: Russland fliegt Angriffe auf Rebellenstellungen in Aleppo
Update vom 1. Dezember, 8.11 Uhr: Das mit Syriens Machthaber Baschar al-Assad verbündete Russland hat jetzt in den Syrien-Konflikt eingegriffen. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte gestern mitteilte, wurde Aleppo erstmals seit 2016 wieder von russischen Luftangriffen getroffen. Die russische Armee teilte nach Angaben russischer Medien mit, zur Unterstützung der Regierung in Damaskus „extremistische“ Gruppen in Syrien bombardiert zu haben. Russland und der Iran sind die wichtigsten Verbündeten Syriens. Irans Außenminister Abbas Araghtschi kündigte für heute einen Besuch in Damaskus an.
Nach Angriff auf Aleppo: Frankreich fordert Schutz der Bevölkerung
Update vom 30. November, 21.54 Uhr: Frankreich appelliert an alle beteiligten Parteien, die Zivilbevölkerung zu schützen, nachdem oppositionelle Rebellen auf die syrische Stadt Aleppo im Norden vorgerückt sind. Es wird sowohl die syrische Regierung als auch die Rebellen-Allianz, angeführt von der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS), vom Außenministerium aufgefordert, das humanitäre Völkerrecht zu achten.
Die jüngsten Ereignisse unterstreichen die Dringlichkeit, eine politische Lösung zu finden, dreizehn Jahre nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs, so die Mitteilung. Seit dem unerwarteten Vorstoß der Rebellen am Mittwoch sollen mindestens 327 Menschen ihr Leben verloren haben, darunter mehr als zwei Dutzend Zivilisten.
Rebellenaufstand in Syrien: Assads Macht beginnt zu bröckeln
Update vom 30. November, 18.44 Uhr: Nahost-Experte André Bank hat im Zusammenhang mit dem Rebellenaufstand in Syrien von einem möglichen Machtverlust für den syrischen Machthaber Baschar al-Assad gesprochen. Dafür müsse es den Rebellen gelingen, Aleppo „und vor allem auch die Verbindungsstraße von der Hauptstadt Damaskus nach Aleppo“ zu halten, sagte Bank im Interview mit der Tagesschau. „Und wenn zugleich die Unzufriedenheit gegenüber dem Assad-Regime vonseiten der Bevölkerung so bleibt, dann ist wirklich eine breitere Aufstandsbewegung im Land möglich. Dann ist Assad möglicherweise massiv in Gefahr.“
Bank verwies auch auf die Bedeutung der Unterstützer des syrischen Assad-Regimes. Russland und der Iran stehen laut dem Experten unter Druck. „Sicherlich wird es eine Phase der Instabilität, der größeren Gewalt geben, auch weiteres Leiden der Bevölkerung“, so Bank. „Aber es ist möglicherweise zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder ein militärisches Fenster offen, dass Assad von innen heraus quasi seine Macht verlieren könnte.“
Update vom 30. November, 16.27 Uhr: Traurige News im Syrien-Krieg: Bei einem Luftangriff mit russischen Kampfflugzeugen auf das Zentrum der syrischen Millionenstadt Aleppo sind Aktivisten zufolge mindestens 16 Menschen getötet worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von einem „Massaker“. Bei dem mutmaßlichen Angriff russischer Kampfflugzeuge seien außerdem mindestens 20 Personen verletzt worden, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Es war der erste Luftschlag auf Aleppos Zentrum seit Beginn der Offensive der Rebellen im Nordwesten Syriens. Russland unterstützt im syrischen Bürgerkrieg die Regierungstruppen von Präsident Baschar al-Assad.
Eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatte in dieser Woche bei einer Offensive im Nordwesten des Landes überraschend große Gebietsgewinne verzeichnet. Die Rebellen haben zuletzt große Teile Aleppos, der zweitgrößten Stadt Syriens, eingenommen, darunter offenbar auch den Flughafen. Das Assad-Regime bestätigte die Rebellen-Angaben.
Syrien-Krieg: Assad-Regime bestätigt Verlust der Millionenmetropole Aleppo
Update vom 30. November, 14.56 Uhr: Bestätigung der Verluste im Bürgerkrieg: Die syrische Regierung von Präsident Baschar al-Assad hat zugegeben, die Kontrolle über große Teile der Millionenstadt Aleppo an Rebellen verloren zu haben. Es sei „terroristischen Organisationen“ gelungen, in weite Teile Aleppos einzudringen, zitierte die Nachrichtenagentur dpa aus syrischen Medienberichten. Die Aufständischen hätten es aber bislang nicht geschafft, dort Stellungen einzurichten, weil weiterhin gezielte Schläge gegen sie ausgeführt würden. Regierungstreue Truppen warteten derzeit auf Verstärkung, um einen Gegenschlag auszuführen.
Krieg um Syrien: Israel fliegt Luftangriffe auf Grenzübergang
Update vom 30. November, 13.30 Uhr: Nach russischen Kampfjet-Einsätzen mischt jetzt auch noch Israel indirekt im syrischen Bürgerkrieg mit. So griff Israels Luftwaffe am Samstagmorgen in Syrien militärische Anlagen in der Nähe zu Grenzübergängen zum Libanon an. Die Infrastruktur sei für den Waffenschmuggel an die Hisbollah im Nachbarland genutzt worden, teilte das Militär laut der Nachrichtenagentur dpa mit.
Die libanesische Schiitenmiliz habe auch noch nach Beginn der Feuerpause mit Israel Waffen aus Syrien erhalten. Dies sei ein Verstoß gegen das Abkommen, das am Mittwochmorgen in Kraft getreten ist. Diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
News im Krieg um Syrien: Rebellen besetzen im umkämpften Aleppo den Airport
Update vom 30. November, 13.02 Uhr: Offensive im Syrien-Krieg: Kurdische Milizen haben nach Angaben von Aktivisten die Kontrolle über den Flughafen der syrischen Großstadt Aleppo übernommen. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, rückten kurdische Kämpfer nach Abzug regierungstreuer Truppen in mehrere Dörfer und Vororte im Norden und Osten der Stadt ein und besetzten den Flughafen. Zehntausende Menschen seien infolge der Entwicklungen auf der Flucht, hieß es in der Mitteilung.
Die Truppen von Syriens Präsident Baschar al-Assad und ihre Verbündeten gerieten in dieser Woche durch die Offensive einer Rebellenallianz unter der Führung der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) überraschend stark unter Druck. Trotz Luftunterstützung durch Russland konnte das Assad-Regime den Vormarsch der Rebellen bislang nicht stoppen.
Kampf um Aleppo: Rebellen setzen im Syrien-Krieg dem Assad-Regime weiter zu
Update vom 30. November, 11.02 Uhr: Die syrischen Rebellen haben ihren überraschenden und ungebremsten Vormarsch in Aleppo sowie in ländlichen Gebieten um die Stadt herum fortgesetzt. Das Operations-Hauptquartier teilte in den Morgenstunden die Eroberung von weiteren mehr als 15 Siedlungen und Dörfern östlich und südlich von Sarakib im Südwesten von Aleppo mit.
Inzwischen berichten lokale Quellen, dass Truppen des Assad-Regimes auch aus Khan Sheikhoun weiter im Süden fliehen und veröffentlichen Aufnahmen ihrer Flucht mit schwerer Militärausrüstung. Auch die Stadt Marat al-Nouman steht kurz vor der Einnahme durch die Rebellen. Das Operations-Hauptquartier berichtet von schweren Kämpfen in der Stadt. Östlich von Sarakib haben die Rebellen in einem weiteren Meilenstein ihrer Operation den Luftstützpunkt in Abu Duhur eingenommen.
Außerdem haben die pro-türkischen Rebellen die Siedlung Tadef und weitere Dörfer südlich der Stadt Al-Bab eingenommen. Die Operation, die aus dem Gebiet türkischer Kontrolle gestartet wurde, heißt wohl „Dämmerung der Freiheit“. Das Ziel der Rebellen ist wahrscheinlich, Aleppo auch aus dem Norden unter Druck zu setzen sowie – viel wichtiger – die pro-iranischen Milizen in Nubl-Zahra nördlich von Aleppo zu belagern. So würde auch Tal Rifaat weiter nördlich von Nubl-Zahra umzingelt werden. Tal Rifaat ist ein wichtiges Ziel für die Türkei, da die Stadt unter Kontrolle der überwiegend kurdischen PKK/YPG-Miliz steht. Lokalen Medienberichten zufolge übergibt das Assad-Regime mehrere Gebiete in der Aleppo-Provinz an die PKK/YPG, um ihre Hilfe zu sichern. Das dürfte die türkische Unterstützung für die Rebellen weiter intensivieren.
Rebels captured more than 15 settlements south and east of Serakib from the Assad regime. pic.twitter.com/eWncDmk2vm
— Mintel World (@mintelworld) November 30, 2024
Update vom 30. November, 8.27 Uhr: Die Unterstützung von Russland für das Assad-Regime war umfangreicher als gedacht. Erstmals seit 2016 sollen russische Kampfjets auch wieder Aleppo direkt bombardiert haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Zuvor waren bereits Angriffe auf das Umland der Millionenstadt gemeldet worden.
Update vom 30. November, 6.50 Uhr: Syrische Rebellen kontrollieren Aktivisten zufolge nach den schwersten Kämpfen seit Jahren mittlerweile große Teile der Millionenstadt Aleppo. Das sagte Rami Abdel Rahman, der Leiter der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, der Deutschen Presse-Agentur. Demnach drangen die Aufständischen zum ersten Mal seit 2016 in Aleppo ein – und das nur drei Tage nach dem Start ihrer überraschenden Offensive gegen die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad. Berichten zufolge zieht die Regierung ihre Streitkräfte im Osten der Stadt für einen Gegenschlag zusammen.
Russland teilte mit, es werde die syrischen Regierungstruppen unterstützen. Die syrische Armee griff derweil mit Unterstützung russischer Kampfjets Dutzende Ziele in Idlib und im Umland von Aleppo an. Ein Sprecher der russischen Armee teilte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass mit, mindestens 200 Rebellen seien bei russischen Angriffen getötet worden.
Assad-Regime zunehmend unter Druck: Rebellen liefern sich Kämpfe mit Syriens Armee
Update vom 29. November, 22.42 Uhr: Das Assad-Regime in Aleppo gerät immer mehr unter Druck – jetzt wegen einer neuen Offensive der von der Türkei militärisch unterstützten Syrischen Nationalen Armee (SNA). In einer offiziellen Stellungnahme hat die SNA bekanntgegeben, dass eine neue Front gegen das Regime in Richtung Aleppo eröffnet wurde. Die pro-türkischen Oppositionstruppen greifen die Stadt Tadef im Süden von Al-Bab an. Die neue Front wurde aus der als „Operation Euphrat-Schild“ bekannten Region eröffnet. Türkei hatte das Gebiet zwischen den Städten Azaz, Al-Bab und Dscharablus westlich des Euphrat-Flusses im Jahr 2017 eingenommen. Von dort aus wurde jetzt der neue Angriff gestartet.
Die Rebellen in Aleppo haben inzwischen die Qadi Askar und Al-Shaar-Bezirke östlich des Stadtzentrums erreicht. Auch die historische Burg sowie viele weitere Bezirke fielen an die Rebellen. Beobachter gehen von einer schnellen Einnahme der gesamten Stadt aus. Die pro-türkischen Rebellen im Norden von Aleppo könnten zusätzlich die Stadt Tal Rifaat angreifen, wo sich die überwiegend kurdische PKK/YPG-Miliz unter Schutz russischer Einheiten aufhält.
Update vom 29. November, 21.51 Uhr: Lokale Quellen aus Aleppo berichten, dass die Verteidigungslinien des Regimes von Baschar al-Assad nach und nach zusammenbrechen. Demnach sind syrische Rebellen aus Idlib weiter in die Stadt eingedrungen und haben dutzende Bezirke erobert. Das Operations-Hauptquartier der Rebellen meldet inzwischen ständig neue Gebiete, die eingenommen wurden. Mit der erfolgreichen Eroberung von Sarakib im Südwesten von Aleppo haben die Rebellen zwei Fronten gegen das Regime zusammengeschlossen.
In sozialen Medien veröffentlichen die Rebellen Aufnahmen von eroberten Bezirken und Gebäuden. Dazu gehören etwa das Gouverneursgebäude von Aleppo sowie die Universität. Auch das Polizeihauptquartier fiel an die Rebellen, wie Aufnahmen belegen. Außerdem wurden auch wichtige Straßen wie die Bassel und Nile-Straßen in der Stadt von Rebellentruppen erobert. Die Oppositionstruppen setzen ihren Vormarsch derzeit fort.
Syrische Rebellen im Zentrum von Aleppo: Dutzende Bezirke erobert
Update vom 29. November, 15.36 Uhr: Die syrischen Rebellen sind in weitere Bezirke in Aleppo eingedrungen. Lokalen Quellen zufolge toben in den Bezirken Al-Mouhafaza und Al-Djamiliyah schwere Kämpfe. Die Rebellen sind demnach auch in den Bezirken Al-Furkan, Akramiyah und Adhamiyah. Dort würden sich die Truppen des Assad-Regimes zurückziehen und fliehen, teilte eine militärische Quelle gegenüber dem Sender Syria TV mit. Berichten zufolge sind die Rebellen nur noch wenige Kilometer von der Burg von Aleppo im Stadtzentrum entfernt. Die Burg gilt als das Herzstück der Stadt.
Videos zeigen, wie syrische Rebellen in Aleppo die Poster von Assad und seinen Verbündeten zerstören und weiter vorrücken. Indes warf der iranische Außenminister Abbas Aragchi den Rebellen vor, einen „amerikanisch-zionistischen Plan“ umzusetzen. Syrische Quellen gaben gegenüber dem Sender Sky News Arabia an, russische Kampfjets würden in den kommenden Stunden eingreifen.
Update vom 29. November, 14.13 Uhr: Die syrischen Rebellen setzen ihren überraschenden und nahezu ungebremsten Vormarsch fort. Das Hauptquartier der Rebellen-Einheiten hat mitgeteilt, dass die ersten Truppen in Aleppo eingedrungen sind. Demnach wurden die Bezirke Al-Hamdaniyah und Neu-Aleppo bereits eingenommen und die Soldaten des Assad-Regimes vertrieben.
Lokale Quellen melden außerdem auch die Einnahme der strategisch wichtigen Stadt Sarakib. Videoaufnahmen bestätigen das Eindringen der Rebellen in Aleppo und Sarakib. Nicht nur westlich von Aleppo, sondern auch südlich der Stadt dringen die Rebellen vor. Sie scheinen Aleppo umzingeln und belagern zu wollen.
Erstmeldung: Aleppo/Idlib – Nach mehreren Jahren blutigen Bürgerkrieges herrschte in weiten Teilen Syriens in den vergangenen Jahren Ruhe. Diese Ruhe schien zwar leicht zerbrechlich. Dennoch konnte die Bevölkerung vor allem im Norden und Nordwesten des Landes ein weitgehend friedlicheres Leben genießen. Nach russischen Militäreingriffen, türkischen Bodenoffensiven und schweren Gefechten zwischen Rebellen und dem Regime von Baschar al-Assad schienen sich die Grenzen der Gebiete, die von den jeweiligen Parteien kontrolliert wurden, gefestigt zu haben.
Diese Ruhe ist nun jedoch schlagartig verflogen. In westlichen Gebieten der syrischen Großstadt Aleppo liefern sich Rebellen, die vor allem von der Türkei unterstützt werden, Gefechte mit syrischen Regierungstruppen. Ihr Vormarsch ist bemerkenswert – und scheint bislang unaufhaltsam.
Rebellen starten Offensive in Richtung Aleppo: Vormarsch gegen Assad-Regime in Syrien
Mitte November intensivierten sich die Angriffe russischer und syrischer Truppen gegen Gebiete, die unter Kontrolle der syrischen Rebellen stehen. Die Stadt Idlib im Nordwesten von Syrien gilt als Hochburg der Rebellen. Die ländlichen Gebiete um die Stadt herum wurden in den vergangenen Tagen immer wieder Ziel von Attacken. Außerdem sammelte das Regime Truppen an, wahrscheinlich für einen erneuten Angriff auf Oppositionsgebiete.
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Die einzelnen Gegenschläge von separaten Rebellentruppen mündeten in einer gemeinsamen Bodenoffensive gegen das Assad-Regime. Am Mittwoch (27. November) teilte das Hauptquartier der syrischen Rebellen mit, man habe einen vereinten Angriff mit dem Namen „Abschreckung der Aggression“ gestartet. Ursprünglich handelte es sich um eine begrenzte Operation, wie eine türkische Militärquelle gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mitteilte. Das Ziel: Lediglich die Angriffe stoppen.
Doch die syrischen Regierungstruppen konnten der Flut von Rebellen nicht standhalten und zogen sich aus ihren Positionen zurück. Daraufhin, so die türkische Quelle, habe man die Bodenoffensive ausgeweitet und weitere Ziele ins Visier genommen. So wie es aussieht mit großem Erfolg: Am Freitag meldete das Rebellen-Hauptquartier, man habe die gesamte Provinz West-Aleppo eingenommen.
Lokalen Quellen zufolge haben Rebellen mehr als 35 Dörfer und Siedlungen sowie militärische Punkte in Syrien unter ihre Kontrolle gebracht: mit schweren Verlusten für Regime-Truppen. Dazu gehören etwa strategische Orte wie Kafr Halab, Khan Asal und Mansoura sowie das Hauptquartier des 46. Regiments syrischer Regierungseinheiten. Das 46. Regiment war wohl für einen Großteil der Angriffe auf Idlib verantwortlich. Videos in sozialen Medien zeigen, wie Rebellentruppen vor dem Stützpunkt posieren, jubeln und sich für weitere Eroberungen bereitmachen. Weitere Aufnahmen zeigen Bodycam-Videos der Zusammenstöße mit Regierungstruppen.
Die Türkei scheint den Vormarsch der Rebellen genehmigt zu haben. Eine weitere türkische Militärquelle sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, der Vormarsch der Rebellen finde innerhalb der Grenzen des „Deeskalationsgebiets“ von 2019 statt. Dabei bezieht sich die Quelle auf ein Abkommen zwischen der Türkei, Russland und dem Iran aus dem Jahr 2019. Das damals vereinbarte Gebiet der Rebellen, wo es angeblich nicht zu Angriffen kommen sollte, wurde allerdings im Laufe der Zeit immer kleiner. Mit russischer Hilfe attackierte das Assad-Regime immer wieder die Rebellen. Türkische Observierungspunkte, die das Gebiet bewachen sollten, mussten schließen und wurden an andere Orte verlagert.
Wladimir Putin: Der Aufstieg von Russlands Machthabern in Bildern




Nun hat sich das Blatt aber gewendet: Die Rebellen haben sehr viele Gebiete, die sie an das Regime verloren hatten, zurückerobert und rücken in Richtung Aleppo vor. Einem Bericht des arabischen Senders Al Jazeera zufolge räumte eine syrische Militärquelle ein, die Rebellen seien nur noch 10 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Außerdem würden sie nur wenige Kilometer vor der Stadt Nubl-Zahraa nördlich von Aleppo stehen, die als Verteidigungslinie gilt. Die Rebellen beschlagnahmten zudem dutzende Panzer sowie reichlich Waffen und Munition.
Aleppo im Visier: Rebellen in Syrien starten Offensive und töten auch iranischen General
Auch vom Iran unterstützte schiitische Milizen kämpfen aktuell im Nordwesten von Syrien gegen die Rebellen. Dabei mussten sie schwere Verluste einstecken. Auch ein General der Iranischen Revolutionsgarde wurde getötet, wie die iranische semi-offizielle Tasnim-Agentur bestätigte. Der hochrangige iranische Militärberater, General Kioumars Pourhashemi, sei bei den Gefechten ums Leben gekommen. Pourhashemi war offenbar ein bedeutender General der Revolutionsgarde.
Die Rebellen waren im Jahr 2016 endgültig aus Aleppo vertrieben worden. Eine große Rolle spielte dabei nicht nur der Iran, sondern auch Russland. Der Kreml unter Russlands Präsident Wladimir Putin war dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad im Jahr 2015 zur Hilfe geeilt. Damals kontrollierten die Rebellen einen Großteil von Syrien: Selbst der Palast von Assad in Damaskus war in Reichweite der Mörser der Rebellen, nur wenige Hundert Meter trennten die Oppositionskämpfer von Assad. Dank Russlands Hilfe und mit dutzenden Massakern an der Zivilbevölkerung konnte Assad seine Kontrolle über das Land aufrechthalten.
Bei den jüngsten Zusammenstößen verhält sich Russland jedoch überraschend leise. Zwar attackierten russische Kampfflugzeuge vereinzelt Regionen um Idlib herum, doch die Reaktion fiel sehr schwach aus. Von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hieß es lediglich, die Offensive der Rebellen sei ein „Angriff auf die Souveränität“ von Syrien. „Wir sprechen uns für die Wiederherstellung von Stabilität in der Region aus“, so Peskow.
Syrische Rebellen rücken auf Aleppo vor: Kamikazedrohnen und Nachtsichtgeräte
Beobachter führen den großen Erfolg der Rebellen auf ihre gute Vorbereitung im Laufe der vergangenen Jahre und unter anderem den Einsatz von Technologie zurück. Das Hauptquartier der Rebellen veröffentlichte im Zuge der Offensive gegen das Regime Aufnahmen von Angriffen mit Kamikazedrohnen – so wie sie bereits im Ukraine-Krieg großflächig eingesetzt werden. Fotos in sozialen Medien zeigen auch, dass Rebellen Nachtsichtgeräte und weitere, hoch entwickelte militärische Ausrüstung einsetzen. Die iranischen Milizen in der Region hingegen sind weitaus schlechter ausgerüstet.
Der arabische Politikwissenschaftler Mahmoud al-Afandy verwies in einem Interview mit Sky News Arabia außerdem auf die Rolle der Türkei bei der Unterstützung der Rebellengruppen. Diese werden hauptsächlich von Ankara ausgerüstet, setzen unter anderem auch türkische Waffen und Munition ein und nehmen an türkischen Bodenoperationen in Syrien teil. „Es ist klar, dass die Türkei grünes Licht für den Beginn der Operationen gegeben hat“, so al-Afandy.
Fest steht jedenfalls, dass die Rebellen so nah an Aleppo sind, wie seit Jahren nicht mehr. Sie werden das aktuelle Momentum ausnutzen wollen, um in die Stadt einzudringen. Als sie 2016 die Stadt verlassen mussten, hatten sie an die Wände folgenden Spruch geschrieben: „Aleppo, wir werden zurückkehren.“ Dieser Moment scheint jetzt in greifbarer Nähe zu sein. (bb)
Rubriklistenbild: © Anas Alkharboutli/dpa
