Um Ihnen ein besseres Nutzererlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Durch Nutzung unserer Dienste stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen
Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.
Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für
. Danach können Sie gratis weiterlesen.
Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.
Zwei Gewinner beim Alaska-Gipfel
Putins Ziele beim Alaska-Gipfel mit Trump: „Ukraine-Krieg spielt untergeordnete Rolle“
Trump und Putin treffen sich in Alaska: Politikwissenschaftler Klemens Fischer spricht über Putins Ziele und die Erwartungen an den Gipfel zum Ukraine-Krieg.
Anchorage – Zum ersten Mal seit Beginn seiner zweiten Amtszeit trifft US-Präsident Donald Trump den russischen Machthaber Wladimir Putin. Bei einem Gipfel am Freitag (15. August) in Alaska soll es um die Beendigung des Kriegs in der Ukraine gehen. Putins vorrangiges Ziel bei dem Treffen mit Trump sei jedoch ein anderes, erklärt der Politikwissenschaftler Klemens Fischer. Für Putin gehe es primär darum, „dass Russland wieder die Stelle in der Welt bekommt, von der er glaubt, dass sie diesem Land zusteht“.
Trump-Putin-Gipfel in Alaska: Politikwissenschaftler spricht über die Ziele des russischen Präsidenten
Putin sehe sich und Russland damit wieder dort, „wo er glaubt hinzugehören: An der Spitze; und Russland bestimmt mit den USA, wie die Weltordnung aussieht“. Für Putin sei dies „das politisch Hauptsächliche“, erklärt der Professor für internationale Beziehungen und Geopolitik an der Universität zu Köln im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Ukraine-Krieg, glaubt er, spiele für den russischen Machthaber bei dem Treffen mit Donald Trump in Alaska eine „untergeordnete Rolle“.
Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland
Putin-Trump-Treffen: Was von dem Alaska-Gipfel zum Ukraine-Krieg zu erwarten ist
Putin werde seine bereits bekannten Ziele und Bedingungen für ein Ende des Ukraine-Kriegs vortragen. Dem US-Präsidenten müsse er aber „etwas anbieten, denn Trump ermöglicht ihm die Rückkehr auf die große Bühne“, erklärt der ehemalige Diplomat. Putin werde jedoch darauf bedacht sein, Trump mit Blick auf den Ukraine-Krieg kein Angebot zu unterbreiten, das die russischen Kriegsziele behindern könnte. „Vorläufig keine Angriffe mehr auf zivile Einrichtungen“ – also ein Stopp der Bomben-, Raketen- und Drohnenangriffe auf ukrainische Städte, erwartet Klemens Fischer. Die Kampfhandlungen an der Front würden davon jedoch unberührt bleiben.
„Die Russen werden das anbieten, was sie nicht in ihrer Kriegsführung behindern wird. Und nicht mehr.“ Dieses Zugeständnis würde zwar der „völligen Zermürbung in der Zivilbevölkerung“ entgegenwirken, die „diesem Luftangriffsterror nahezu schutzlos ausgeliefert ist“. Politisch wäre es jedoch „sehr wenig, was die Russen hier anbieten“. Einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg werde es mit dem Treffen zwischen Trump und Putin noch nicht geben, glaubt der Politikwissenschaftler. Dafür spreche schon, dass Russland bereits zu einem zweiten Treffen geladen hat: sehr wahrscheinlich werde man sich eine solche Einigung für dieses zweite Treffen aufsparen.
Ukraine-Gipfel in Alaska – ohne Selenskyj: Experte sieht zwei Gewinner beim Trump-Putin-Treffen
Somit sei es zum einen Putin, der von dem Treffen profitiere: „Und der zweite Profiteur ist natürlich Trump.“ Für Donald Trump sei das Treffen eine Win-win-Situation, unabhängig vom Ausgang. „Egal was rauskommt, er wird daraus den Greatest Deal Ever machen“, analysiert der Experte. Selbst ein aus russischer Sicht wenig bedeutendes Zugeständnis – wie der Stopp von Angriffen auf zivile Ziele – könnte Trump als großen Erfolg verkaufen; und sich als Friedensstifter inszenieren. Bei einem Scheitern der Gespräche über die Beendigung des Ukraine-Kriegs könne Trump sich zurückziehen und argumentieren, der Ukraine-Krieg sei nicht sein Krieg und er habe alles versucht.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird bei dem Treffen in Alaska am Freitag nicht dabei sein. Jegliche Entscheidungen zur Ukraine bei dem Gipfel schloss der ukrainische Präsident im Vorfeld wiederholt aus. „Zur Ukraine können sie ohne uns nichts beschließen“, sagte er der Nachrichtenagentur RBK-Ukraine zufolge in Kiew. Selenskyj hoffe, dass Trump dies bewusst sei. Zugleich zeigte er sich überzeugt, dass es im Nachgang zu einem Dreiertreffen mit Putin und Trump kommen werde, um den Ukraine-Krieg zu beenden.
Trump bringt vor Putin-Treffen Gebietstausch ins Spiel: Politikwissenschaftler über „bitteren Fakt“
Vor dem Treffen am Freitag brachte US-Präsident Trump wiederholt einen möglichen Gebietstausch zwischen der Ukraine und Russland für ein Ende des Krieges in Spiel. Ein Gebietstausch würde bedeuten, dass nicht nur die Ukraine Gebiete aufgibt. Auch Russland würde sich seinerseits aus Territorien zurückziehen. Russland beharrt mit Blick auf mögliche Gebietsabtretungen nach wie vor auf Putins Maximalforderungen.
Die Ukraine hatte Gebietsabtretungen noch zuletzt strikt abgelehnt, am Freitag erklärte Bundeskanzler Friedrich Merz jedoch in einer Pressekonferenz mit dem Selenskyj, die Ukraine sei bereit, über „territoriale Fragen“ zu verhandeln. Auf Nachfrage verwies Selenskyj jedoch erneut auf die ukrainische Verfassung: Territoriale Fragen könnten nicht ohne die Ukrainer diskutiert werden. Bereits zuvor hatte sich der ukrainische Präsident bei Gebietsfragen wiederholt auf die Verfassung seines Landes berufen, nach der Gebietsverzichte nicht möglich seien.
Wie Nato-Generalsekretär Mark Rutte hält auch Klemens Fischer Gespräche über Gebietsabtretungen für unvermeidbar: „Der Gebietstausch ist Fakt“, glaubt der Experte – auch wenn es „bitter ist“. Rutte hatte gegenüber dem US-Sender ABC erklärt: „Wir müssen im Moment zur Kenntnis nehmen, dass Russland einen Teil des ukrainischen Territoriums kontrolliert.“ Nach einer Waffenruhe werde sich die Frage stellen, wie es in territorialen Fragen und mit Blick auf mögliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine weitergehe. In territorialen Fragen sei es wichtig, zwischen einer „de facto“ und einer „de jure“ Anerkennung zu unterscheiden, sagte Rutte.
Gebietsabtretungen für ein Ende des Ukraine-Kriegs: Das sagt das Völkerrecht
„Das Völkerrecht gibt uns hier ein Mittel an die Hand, dass das Gesicht wahren lässt“, erklärt Fischer. „Die Russen können besetzen, was sie wollen, sie können das auch in die russische Föderation einbeziehen, das ist völlig egal, denn völkerrechtlich gilt es nicht als russisches Gebiet, solange es nicht von einer Mehrheit der Staaten anerkannt wird.“
Das sei der Unterschied zwischen de facto und de jure Gebietsabtretungen: „Das heißt, wir leben in der Fiktion, dass das weiterhin ukrainisches Gebiet ist, aber unter russischer Besatzung.“ Das Völkerrecht, erklärt Fischer, sei in solchen Fällen sehr hilfreich, „weil man den Gebietsanspruch nicht aufgeben muss, auch wenn er faktisch nicht umsetzbar ist. Vorläufig.“ Dem müsse allerdings auch die Ukraine zustimmen: „Sonst gibt es keinen Waffenstillstand.“
Vor Trump-Putin-Gipfel in Alaska: Merz versucht gemeinsame Linie zu finden
Im Vorfeld des Treffens zwischen Trump und Putin am Freitag versucht Bundeskanzler Friedrich Merz unterdessen, eine gemeinsame Linie zwischen den Europäern und US-Präsident Trump zu finden. Am Mittwoch berieten sich dafür auf Initiative des Kanzlers europäische Staats- und Regierungschefs mit Selenskyj und Trump. In einer darauffolgenden Pressekonferenz machte Merz deutlich, dass man versucht habe, den US-Präsidenten auf fünf Punkte für mögliche Friedensgespräche festzulegen – darunter einen Waffenstillstand und Sicherheitsgarantien.
Was die Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Kriegs betrifft, sehen viele Experten den Einfluss der Europäer dennoch enorm begrenzt. „Die Europäer spielen schlicht und ergreifend einfach keine Rolle“, erklärt der Politikwissenschaftler. Europa betreibe zuletzt „keine Außenpolitik, sondern allenfalls erweiterte Nachbarschaftspolitik“. Während die USA und Russland über die Zukunft der Ukraine entscheiden könnten, bleibt Europa als Zaungast zurück, analysiert Fischer. Der Grund für Europas Machtlosigkeit liege unter anderem in seiner militärischen Schwäche: „Wir haben militärisch in Europa absolut keinen Hebel.“ (pav mit dpa)