Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Eskalation im Ukraine-Krieg

Putin-Kim-Allianz verärgert China – Unmut über Nordkorea-Soldaten in Russland

Im Ukraine-Krieg hat sich China auf die Seite des Kreml geschlagen. Dass nordkoreanische Soldaten für Russland kämpfen könnten, sorgt aber für Unmut.

Auch wenn sich Pjöngjang noch immer bedeckt hält: Die Beweise, dass sich nordkoreanische Soldaten in Russland aufhalten, sind überwältigend. So zeigen etwa Satellitenbilder und Videoaufnahmen die Truppenbewegungen. „Wir gehen davon aus, dass Nordkorea insgesamt etwa 10.000 Soldaten zur Ausbildung nach Ostrussland geschickt hat, die wahrscheinlich in den nächsten Wochen die russischen Streitkräfte in der Nähe der Ukraine verstärken werden“, sagte unlängst eine Pentagon-Sprecherin.

Nordkorea ist zum wichtigsten Partner im russischen Krieg gegen die Ukraine aufgestiegen – und Russland zum engsten Verbündeten des Kim-Regimes. Nicht nur im Westen betrachtet man das mit Sorge, auch in China blickt man mit Argwohn auf die neue Nähe der beiden Nachbarländer. „Wir hoffen, dass alle Parteien auf eine Deeskalation hinarbeiten und sich für eine politische Lösung einsetzen werden“, erklärte vergangene Woche ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums.

Das war zwar reichlich allgemein formuliert, so wie fast immer, wenn China sich zum Ukraine-Krieg äußert. Aber doch deutlich fordernder als in der Vergangenheit. Da hieß aus dem Pekinger Außenamt stets, die Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea sei „eine Angelegenheit zwischen zwei souveränen Staaten“, in die man sich nicht einmische.

Nordkorea – Kim Jong-uns abgeschottete Diktatur

Menschen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Nordkorea ist das wohl geheimnisvollste Land der Erde: eine totalitäre Diktatur, in der der Einzelne nichts zählt, ohne Freiheiten und Menschenrechte, abgeschottet vom Rest der Welt. Schätzungsweise 26 Millionen Menschen leben in dem Land, das im Norden an China und Russland grenzt und im Süden an das freiheitliche, demokratische Südkorea. Nordkoreas Grenzen sind für die meisten Menschen unüberwindbar – kaum einer kommt rein, noch weniger Menschen kommen raus.  © Ed Jones/afp
Die Skyline von Pjöngjang
Hauptstadt sowie kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes ist Pjöngjang. Rund drei Millionen Menschen leben in der nordkoreanischen Metropole, die so anders ist als die anderen Mega-Städte Asiens. Pjöngjang ist grau, geprägt von Hochhäusern, gesichtslosen Wohnblöcken und gigantischen Monumenten, die der herrschenden Kim-Familie huldigen sollen. Wer in der Hauptstadt leben darf, ist privilegiert: Hier ist die Stromversorgung besser als auf dem Land, die Regale der Geschäfte sind voller, es gibt Freizeitparks, Kinos, Theater. © Olaf Schuelke/Imago
Kim Jong-un auf einem Pferd
Beherrscht wird Nordkorea seit 2011 von Kim Jong-un, einem Diktator, der skrupellos vor allem ein Ziel verfolgt: den eigenen Machterhalt und den seiner Sippe. Nordkorea ist das einzige kommunistische Land der Welt mit einer Erb-Monarchie, in der die politische Macht vom Vater auf den Sohn übergeht. Die sogenannte „Paektu-Blutlinie“ kontrolliert das Land seit dessen Gründung im Jahr 1948. Die Macht der Kims ist unanfechtbar, Aufstände gab es nie, dafür sorgt die lückenlose Überwachung und Kontrolle der gesamten Gesellschaft. © KCNA via KNS/afp
Sowjetische Soldaten in Pjöngjang
Korea war über Jahrhunderte ein geeintes Land. Die Geschichte der Teilung beginnt erst im 20. Jahrhundert: Von 1910 bis 1945 ist Korea eine japanische Kolonie, nach der Niederlage der Japaner besetzen sowjetische Truppen den Norden des Landes, der Süden wird von amerikanischen Truppen besetzt. Weil Verhandlungen über eine Vereinigung der beiden Landesteile scheitern, gründen sich 1948 auf der koreanischen Halbinsel zwei Staaten. © Jacob Gudkov/Imago
Szene des Koreakriegs
Zwei Jahre später dann die Tragödie: Der Korea-Krieg bricht aus. Kim Il-sung, Machthaber im Norden, schickt seine Truppen in den Südteil des Landes, um Korea mit Gewalt zu vereinen. Wenige Wochen später greifen die UN-Truppen unter Führung der USA den Norden an, stoßen bis an die chinesische Grenze vor. Das beunruhigt Peking – das nun auf der Seite von Nordkorea in den Krieg eingreift. 1953 wird ein Waffenstillstand verhandelt, das Land bleibt entlang des 38. Breitengrades geteilt. Ein Friedensvertrag wurde bis heute nicht unterzeichnet. © Imago
Familie Kim
Kim Il-sung, der Gründer und erste Präsident Nordkoreas, ist ein Machthaber von Stalins Gnaden. Geboren 1912, ist er als junger Mann im Widerstand gegen die japanische Besatzungsmacht aktiv. 1940 geht er ins Exil in die Sowjetunion, wo er schließlich zum späteren Machthaber Nordkoreas aufgebaut wird. Ab 1948 etabliert Kim einen auf ihn zugeschnittenen Personenkult. Mit brutalen Säuberungsaktionen entledigt er sich seiner Gegner. Politisch pendelt sein Land zwischen China und der Sowjetunion, vor allem, nachdem sich die beiden kommunistischen Führungsmächte ab Ende der 50er-Jahre zunehmend voneinander entfremden. © Imago
Kim Il-sung und Kim Jong-il
Schon in den 1970ern beginnt Kim Il-sung, seinen Sohn Jong-il zu seinem Nachfolger aufzubauen. Als er 1994 stirbt, übergibt er Kim Jong-il ein verarmtes Land. Mit dem Untergang der Sowjetunion wenige Jahre zuvor hat Nordkorea seinen wichtigsten und engsten Partner verloren, es stürzt in eine wirtschaftliche Krise, auf die eine fatale Hungersnot folgt. Hunderttausende Menschen verhungern. Unter Kim Jong-il, der 1941 oder 1942 geboren wurde, verschlechtern sich die Beziehungen zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt, das Land schottet sich immer mehr ab. Vor allem die USA sowie Südkorea – das sich seit den 80ern zur Demokratie gewandelt hat – werden zu Feindbildern. © KCNA via KNS/afp
Fernsehbilder vom ersten nordkoreanischen Atomtest 2006
Unter Kim Jong-il beginnt die beispiellose Aufrüstung des bettelarmen Landes. Wichtigstes Ziel Kims ist es, Nordkorea zur Atommacht zu machen. 2006 gelingt ihm das, Nordkorea testet erstmals eine Atombombe. Die Welt ist geschockt, die Vereinten Nationen erlassen Strafmaßnahmen, denen insgesamt neun weitere Sanktionsrunden folgen. Heute ist Nordkorea eine Atommacht, die wohl Dutzende Sprengkörper besitzt. © Jung Yeon-Je/afp
Kim Jong-un beobachtet einen Raketentest
Zudem testet das Land regelmäßig ballistische Raketen, auf denen die nuklearen Sprengköpfe montiert werden können. So kann das Regime mit seinen Atomwaffen sogar die USA erreichen – zumindest in der Theorie, denn noch ist unklar, wie leistungsfähig die Raketen tatsächlich sind. © KCNA via KNS/afp
Donald Trump und Kim Jong-un an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Kim Jong-il stirbt 2011. Ihm folgt einer seiner Söhne nach: Kim Jong-un. Der treibt das Raketen- und Nuklearprogramm seines Vaters weiter voran. Als Hauptfeinde hat er Südkorea und die USA ausgemacht, die sein Regime regelmäßig mit drastischen Beleidigungen überzieht. Unter US-Präsident Donald Trump sieht es für einen kurzen Moment so aus, als könnten sich die Spannungen zwischen Nordkorea und dem Westen abkühlen – dreimal treffen sich Kim und Trump, auch Südkoreas damaliger Präsident kommt mit Kim zu einem Gipfeltreffen zusammen. © Brendan Smialowski/afp
Passanten in Pjöngjang währen der Corona-Pandemie
Doch die diplomatischen Initiativen scheitern 2019. Ein Jahr später sucht die Corona-Pandemie die Welt heim. Auch Nordkorea schließt seine Grenzen – und schottet sich gegen das Virus so hermetisch ab wie kein anderer Staat weltweit. Trotzdem meldet das Regime im Mai 2022 erste Corona-Fälle. Auch nach dem Ende der Pandemie bleibt Nordkorea ein international isoliertes Land. © Imago
Putin und Kim in Russland
Enge Beziehungen unterhält das Regime in Pjöngjang heute vor allem zu seinen beiden nördlichen Nachbarn China und Russland. Zu Wladimir Putin pflegt Kim ein besonders gutes Verhältnis, denn Russlands Präsident benötigt Nordkoreas Unterstützung für seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine – als Lieferant von Waffen und Munition. Im Herbst 2023 treffen Putin und Kim in Russlands Fernem Osten zusammen, es ist Kims erste Auslandsreise seit der Pandemie. © KCNA via KNS/afp
Kim Jong-un und seine Tochter Ju-ae
Kim Jong-un wurde 1982, 1983 oder 1984 geboren, hat also möglicherweise noch viele Jahre vor sich. Nordkoreas Diktator ist allerdings bei schlechter Gesundheit. Er gilt als Kettenraucher und Alkoholiker und ist sichtbar übergewichtig. Was, wenn er stirbt? Experten glauben, dass Kim seine Tochter Ju-ae zu seiner Nachfolgerin aufbauen will. Seit November 2022 zeigen Staatsmedien das Mädchen, das wohl 2012 oder 2013 zur Welt gekommen ist, regelmäßig an der Seite ihres mächtigen Vaters. © KCNA via KNS/afp
Kim Yo-jong
Aber auch Kims Schwester Kim Yo-jong gilt als mögliche Erbin auf den Thron. Die Macht, die die Kims seit bald 80 Jahren innehaben, dürften sie jedenfalls so schnell nicht aus der Hand geben. © Jorge Silva/afp

Soldaten aus Nordkorea in Russland erregen Unmut in China

Davon will man nun nichts mehr wissen in Peking. „Die jüngsten Entwicklungen zwischen Russland und Nordkorea gehen über eine einfache bilaterale Angelegenheit hinaus und werden wahrscheinlich weitreichende Auswirkungen haben“, kommentiert etwa Feng Yujun von der Peking Universität. Er ist einer der wenigen chinesischen Intellektuellen, die den russischen Einmarsch öffentlich kritisieren. Russland und Nordkorea würden versuchen, die Welt in Kalter-Krieg-Mentalität in zwei Blöcke zu teilen – und China auf ihre Seite zu ziehen. Dem müsse Peking sich widersetzen, fordert Feng in einem Beitrag auf der Plattform WeChat.

Zwar hat sich Peking hinter Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine gestellt und unterstützt Moskau diplomatisch und mit der Lieferung von Gütern, die militärisch genutzt werden können. Nordkoreanische Soldaten, die in Europa kämpfen – das hat allerdings auch für China eine gänzlich neue Qualität. Japan und Südkorea haben sich tief besorgt über die Entwicklung geäußert, die Regierung in Seoul überlegt sogar, Waffen direkt an die Ukraine zu liefern. Auch will das Land Berater nach Kiew schicken. Japan und Südkorea kooperieren militärisch schon jetzt eng mit den USA, dem größten Rivalen der Chinesen. Das Gleichgewicht der Mächte in Ostasien verschiebt sich angesichts der neuen Eskalation im Ukraine-Krieg immer mehr zum Nachteil Chinas.

Kim Jong-un und Putin: Welchen Einfluss hat China auf Nordkorea?

Als Gegenleistung für die Entsendung von Soldaten dürfte Kim Jong-un von Russland Unterstützung für sein Raketen- und Nuklearprogramm erhalten. Eine nukleare oder konventionelle Eskalation auf der koreanischen Halbinsel will Peking aber um jeden Preis verhindern. Nicht zuletzt, weil China und Nordkorea durch einen Vertrag zur gegenseitigen Unterstützung im Verteidigungsfall verbunden sind. Auch hat man in Peking registriert, dass in Japan und vor allem Südkorea Stimmen laut werden, die eigene Atomwaffen fordern, um Nordkorea abzuschrecken.

Kim Jong-un und Xi Jinping 2019 in Pjöngjang: Es war das bislang letzte Treffen der beiden Staatsoberhäupter.

Je enger Putin und Kim zusammenrücken, desto geringer wird allerdings der chinesische Einfluss auf das Regime in Pjöngjang. Wobei unklar ist, ob China überhaupt mäßigend auf Kim einwirken könnte. Seinen sechsten Atomtest beispielsweise führte Nordkorea 2017 ausgerechnet an jenem Tag durch, als Xi Jinping die Staatschefs der BRICS-Staaten in Südchina empfing. Es war ein empfindlicher Gesichtsverlust für Chinas Staats- und Parteichef.

„Es ist mehr als fünf Jahre her, dass sich Xi und Kim das letzte Mal getroffen haben, zuletzt im Juni 2019 in Pjöngjang“, gibt der Nordkorea-Experte Sung-Yoon Lee von der US-Denkfabrik Wilson Center zu bedenken. Putin und Kim hingegen seien sich seitdem dreimal begegnet. „Ich glaube, dass Kim Xi nicht konsultiert hat, bevor er beschloss, seine Truppen in den Kampf in der Ukraine zu schicken“, sagte Lee IPPEN.MEDIA.

„Immer wenn sich Nordkorea von Peking entfernt und an Moskau angebiedert hat, waren die Chinesen entrüstet“

Staatsgründer Mao Zedong hatte China und Nordkorea einst als „so eng wie Lippen und Zähne“ bezeichnet und Hunderttausende Soldaten im Koreakrieg verheizt. Heute scheint Peking vorsichtig auf Abstand zu Pjöngjang zu gehen. Als Xi sich vor wenigen Wochen für Kims Glückwünsche zum 75. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik bedankte, vermied er es erstmals seit Jahren, Nordkorea als „freundliches Nachbarland“ zu bezeichnen. Auch soll Peking Berichten zufolge ein Denkmal zerstört haben, das an ein früheres Treffen zwischen Kim und Xi erinnert.

Zwar besitzt China durchaus Druckmittel gegenüber Pjöngjang: Rund 90 Prozent aller Importe bezieht Nordkorea aus China, Peking könnte den Handel recht leicht unterbinden. Das aber hätte wohl einen Kollaps des dortigen Regimes zur Folge. Millionen Flüchtlinge würden nach China strömen, und an der gemeinsamen Grenze stünden bald Soldaten aus Südkorea und den USA. Für Peking ein Horrorszenario.

„Immer wenn sich Nordkorea in der Vergangenheit von Peking entfernt und an Moskau angebiedert hat, waren die Chinesen entrüstet“, sagt Experte Lee. „Aber fast immer haben sie die Hilfe für Pjöngjang erhöht, um das Land wieder in die chinesische Umlaufbahn zu locken.“ Es ist ein Dilemma, aus dem China so leicht nicht herausfinden wird. Der lachende Dritte dabei ist Kim Jong-un. „Ich gehe davon aus, dass Kim mit dem neuen internationalen Kräfteverhältnis, das derzeit Pjöngjang begünstigt, sehr zufrieden ist“, so Lee.

Rubriklistenbild: © KCNA/AFP

Kommentare