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Waffenlieferung nicht ausgeschlossen

SPD-Chef Klingbeil fordert im Interview: „Müssen Flächenbrand verhindern“

Nach dem Angriff Irans auf Israel ist die Sorge groß. SPD-Chef Lars Klingbeil sieht nur eine Lösung – und schließt auch weitere Waffenlieferungen nicht aus.

Stuttgart – Der Iran war der Elefant im Saal. Bei der Veranstaltung „Offenes Mikro – Was junge Deutschtürken bewegt“ am Montagabend (15. April) mit SPD-Chef Lars Klingbeil und dem SPD-Nahostexperten Macit Karaahmetoğlu in Stuttgart ging es um soziale Themen, um Integrationsfragen und die Schere zwischen Arm und Reich. Und irgendwann dann eben doch auch um den Angriff Irans auf Israel, der erst gut einen Tag zuvor passiert war.

Im Interview mit IPPEN.MEDIA hebt Klingbeil hervor: Er und seine Partei haben eine klare Haltung zum Nahost-Konflikt. Derweil bereite ihm ein anderes Phänomen im eigenen Land Sorgen.

Der Iran hat Israel direkt angegriffen. Wie groß ist die Gefahr eines Flächenbrands im Nahen Osten?
Dass der Iran Israel direkt angreift, hat es bisher in der Geschichte noch nicht gegeben. Auch mit Unterstützung von arabischen Staaten konnte diese Attacke auf Israel fast vollständig abgewehrt werden. Jetzt muss verhindert werden, dass es zu einem Flächenbrand kommt. Es ist richtig, dass die US-Regierung, aber auch Bundeskanzler Olaf Scholz, alle Seiten ermahnt haben, jetzt besonnen zu sein. 

Waffenlieferungen an Israel nicht ausgeschlossen – „im Rahmen des Völkerrechts“

Sollte Deutschland denn weiterhin Waffen an Israel liefern?
Diese Fragen werden im Bundessicherheitsrat abgewogen und entschieden. Gerade die letzten Tage haben gezeigt, dass Israel sich verteidigen können muss. Wir müssen immer sicherstellen, dass alle Waffenlieferungen, die wir als Bundesrepublik tätigen, im Rahmen des Völkerrechts eingesetzt werden. Das ist der Maßstab. Und auf Grundlage dieses Maßstabs wird der Bundessicherheitsrat entscheiden. 
Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Nahost-Experte Macit Macit Karaahmetoğlu und SPD-Chef Lars Klingbeil im Gespräch mit Redakteur Peter Sieben.
Was genau heißt das?
Wir stehen fest an der Seite Israels. Es gibt keinerlei Legitimation, Israel anzugreifen. Aber natürlich haben wir auch an Israel die klare Erwartung, dass man jetzt angemessen reagiert und alle Seiten dafür sorgen, dass dieser Konflikt nicht weiter eskaliert. 
Wie ließe sich der Konflikt denn langfristig lösen? 
Eine Zweistaatenlösung ist die einzige politische Lösung, die Frieden für die Region bringen kann. Nur so kann dieser Konflikt nachhaltig beendet werden. Im ersten Schritt muss es um die Freilassung der israelischen Geiseln gehen und darum, dass humanitäre Hilfe in Gaza endlich ankommt. 
SPD-Chef Lars Klingbeil stellte sich bei einer Diskussionsveranstaltung in Stuttgart den Fragen von Deutschtürkinnen und -türken.

Vor der Europawahl: Klingbeil warnt vor populistischen Debatten

2019 haben wir schon einmal kurz vor einer Europawahl miteinander gesprochen. Die AfD lag da bei elf Prozent. Sie sagten seinerzeit, dass die Regierung eine Mitschuld daran trage, weil viele mit ihr unzufrieden seien. Heute liegt die AfD in Umfragen bei 19 Prozent. Welche Schlussfolgerung ziehen Sie?   
Es gilt heute das, was auch 2019 schon galt: Wir müssen als Regierung unseren Job besser machen, uns um das Wesentliche kümmern, damit das Leben für die Menschen bezahlbar bleibt. Und wir müssen weniger streiten. Das ist das Mittel gegen Unzufriedenheit. Vor allem im Streit ums Heizungsgesetz haben wir Vertrauen verloren. Seit 2019 ist überdies wahnsinnig viel passiert, die Unsicherheiten sind massiv gewachsen. Die Pandemie, die Kriege, die Polarisierung. Das Erstarken von populistischen und extremen Kräften ist ein europaweites Phänomen. Aber man muss allen klar sagen, dass es keine Lösung für die Herausforderungen ist, eine rechtsextreme Partei zu wählen. 
Die jüngste Kriminalstatistik hat für viel Aufsehen gesorgt. Auch, weil die Ausländerkriminalität stark gestiegen ist. Es gab von mehreren Seiten Forderungen nach einer Migrationsobergrenze, in der Debatte fällt dabei immer wieder der Begriff „unkontrollierte Zuwanderung“. Was sagen Sie dazu?
Wir nehmen diesen Bericht zur Entwicklung der Kriminalität sehr ernst. Aber ich halte nichts von Schlagwortdebatten. Wir wollen Zuwanderung in diesem Land und es ist unsere Aufgabe als Staat, das Ganze zu organisieren. Das gilt für ganz Europa, und mit der jüngst verabschiedeten EU-Asylreform sind wir dabei einen großen und wichtigen Schritt gegangen. Aber es ist ein Fehler, mit einer solchen Kriminalstatistik Stimmung gegen Menschen zu machen, die aus Gründen nach Deutschland kommen, die ich nachvollziehen kann. Menschen, die vor Krieg und vor Vertreibung geflohen sind. Man muss sich auch die Frage stellen, wie eine solche populistische Debatte bei Menschen ankommt, die hier schon über viele Jahrzehnte leben und dieses Land mit aufgebaut haben. Wir müssen für Sicherheit sorgen, aber dabei immer auf den Ton achten und da haben wir uns als SPD verpflichtet, dass wir diesen populistischen Weg nicht wählen. 

Rubriklistenbild: © Peter Sieben

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