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„Bemerkenswerte Reaktion“
Irans Angriff lässt auch Arabien den „Flächenbrand“ fürchten: Warum Jordanien nun Israel half
Angesichts des Angriffs aus dem Iran helfen auch arabische Staaten Israel – Experte Ulrich Schlie erklärt bei IPPEN.MEDIA, was dahintersteckt.
Tel Aviv/Amman – Ein zuvor beispielloser Angriff des Iran auf Israel hat Sorgen vor einem Flächenbrand im Nahen Osten geschürt: Mit hunderten Drohnen und Raketen attackierte das Regime in Teheran am Wochenende (13./14. April) den erklärten Erzfeind – und noch ist unklar, wie Israels Antwort ausfallen wird.
Ein Aspekt könnte aber überraschen: Dass der Angriff – jedenfalls nach Angaben Israels – nur geringen Schaden anrichtete, lag einerseits am effizienten „Iron Dome“, der Israel schützt, und an der Art des Schlages. Andererseits auch an Unterstützung mehrerer Staaten. Darunter mit USA, Großbritannien und Frankreich traditionelle Verbündete Israels. Mit Jordanien aber auch ein arabischer Staat.
Das Land führte auch schon mehrfach Krieg gegen Israel, etwa 1967 im „Sechstagekrieg“. Nun sandte die Regierung in Amman dem Nachbarn sogar Kampfjets in den Antidrohnen-Einsatz und öffnete seinen Luftraum für israelische und US-Maschinen. Der Sicherheitsexperte Ulrich Schlie spricht auf Anfrage von IPPEN.MEDIA von einer „bemerkenswerten“ Reaktion. Was steckt dahinter?
Iran greift an: Jordanien hilft Israel – auch arabische Staaten fürchten „Flächenbrand“
„Jordanien hat die Abwehrmaßnahmen gegen den iranischen Raketenbeschuss mit Selbstverteidigung begründet und dafür sogar in Kauf genommen, dass dies als Unterstützung Israels bewertet werden kann“, betonte der Professor für Sicherheits- und Strategieforschung am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie an der Universität Bonn am Montag (15. April). Die strategische Bedeutung Jordaniens in der Region sei hoch einzuschätzen.
Zugleich lasse die „differenzierte Reaktion der arabischen Staaten“ Rückschlüsse auf Sorgen in der Region zu: Sie zeige, „wie sehr ein Flächenbrand gefürchtet wird“. Schlie verwies auch diplomatische Deutungsspiele: „Wenn jetzt der Luftraum wieder freigegeben wird, soll dies auch als Signal der Entspannung gewertet werden.“ Neben Jordanien hatten auch der Libanon und der Irak ihren Luftraum angesichts der iranischen Attacken geschlossen, wie etwa der Sender Al-Jazeera berichtete.
Jordaniens Regierung erklärte, Drohnen und Raketen im jordanischen Luftraum seien „präventiv“ abgefangen worden. Auch zukünftig werde man ein Eindringen „jeglicher Parteien“ abwehren – zur Verteidigung „der Nation, ihrer Bürger und ihres Luftraums und Territoriums“. Offenbar hatte sich Jordanien sogar westliche Hilfe geholt: Emmanuel Macron bestätigte am Montag, dass sich sein Land auf Bitten Jordaniens an der Abwehr der Geschosse aus dem Iran beteiligt hat. Frankreichs Präsident sprach im Sender BFMTV von einer sehr instabilen Situation.
Arabische Staaten schlagen sich nicht auf Irans Seite – Jordanien erntet Wut
Ganz neu ist die Entwicklung nicht: Schon Ende 2023 stellten sich arabische Staaten gegen den Iran und die Hamas. Die für Israel teils positive Linie setzte sich nun fort. Zu den ersten Ansprechpartnern von US-Außenminister Anthony Blinken gehörten neben Jordanien auch Saudi-Arabien und Ägypten. Unklar war zunächst, ob auch US-Truppen an Stützpunkten in den Arabischen Emiraten, Bahrain, Katar, Saudi-Arabien und im Irak an Abwehrmaßnahmen gegen die Geschosse des Iran beteiligt waren.
Die Emirate und Bahrain haben die Beziehungen zu Israel normalisiert, Saudi-Arabien führte vor Beginn des Gaza-Kriegs Gespräche darüber. Saudi-Arabien zählt ohnehin zu den Verbündeten der Vereinigten Staaten. Auch Ägypten scheint nicht an einer Eskalation interessiert: Am Wochenende warnte das Land eindringlich vor einer Ausweitung des Konflikts.
Jordanien zog indes trotz seiner betont defensiven Erklärung Zorn in der arabischen Welt auf sich: Auf der Plattform X kursierte gar ein manipuliertes Foto, das Jordaniens König Abdullah in israelischer Militäruniform zeigte. Ohnehin steht Jordanien rund um den Krieg in Israel unter Druck. Die NGO „Minority Rights Group International“ geht davon aus, dass rund drei Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser im Land leben. Ein Großteil davon ist als Geflüchtete gekommen – und protestiert immer wieder vehement gegen Israels Vorgehen im Gazastreifen.
Iran will mit Schlag Israel und USA schwächen – und wohl auch (vergeblich) „das Gesicht wahren“
Ziel des Iran dürfte indes sein, „Israel und die Vereinigten Staaten zu schwächen“, wie Schlie IPPEN.MEDIA bereits am Sonntag erklärte. Die Situation ist durchaus prekär. Beobachter gehen davon aus, dass Teheran Israel in einen Mehrfrontenkrieg verwickeln will – wenn auch wohl nicht in eine direkte Konfrontation mit dem eigenen Land, wie sehr defensiv gefasste Erklärungen nach dem Schlag vom Wochenende nahelegten.
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern
Üblicherweise handelt der Iran mithilfe sogenannter Proxys, mit Stellvertretern und Vasallen. Dazu zählen etwa die Houthi-Milizen oder potenziell auch die libanesische Hisbollah. Mit den Angriffen am Wochenende hat Teheran nun aber wohl „das Gesicht wahren“ wollen, wie der Iran-Experte Abdel Rahman laut einem Bericht der ARD-„Tagesschau“ im Sender Al Hadath sagte.