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Antwort auf russische Drohnen- und Raketenoffensive
Patriot-System für Ukraine-Hilfe – Merz führt Kaufgespräche mit den USA
Dringender Appell aus Kiew für moderne Flugabwehr. Berlin reagiert und führt Gespräche mit Washington über Patriot-Systeme.
Berlin – Die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) plant, US-Luftabwehrsysteme vom Typ Patriot zu kaufen, um diese an Kiew im Ukraine-Krieg zur Abwehr russischer Angriffe weiterzugeben. „Ich habe darüber mit Präsident Donald Trump letzten Donnerstag gesprochen und ihn auch gebeten, diese Systeme zu liefern“, sagte Merz am Rande der Ukraine-Wiederaufbaukonferenz in Rom.
Hilfe im Ukraine-Krieg: Merz will Patriot-System von den USA kaufen
Aktuell verhandeln die Verteidigungsminister beider Länder, es gebe aber noch keine endgültige Entscheidung. Die USA benötigten die Systeme zum Teil selbst, verfügten aber auch über „sehr viele“, so Merz. Die Zahl der zu beschaffenden Systeme wurde nicht genannt, dem Vernehmen nach geht es zunächst um zwei Einheiten.
Der Schritt kommt vor dem Hintergrund massiv verstärkter russischer Drohnen- und Raketenangriffe auf ukrainische Städte. Allein in einer Nacht wurden nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj 18 Raketen und rund 400 Drohnen auf die Ukraine abgefeuert, vor allem auf die Hauptstadt Kiew. Dabei starben mindestens zwei Menschen, 13 weitere wurden verletzt. Zivile Gebäude wurden erneut schwer getroffen, herabstürzende Drohnentrümmer verursachten Brände in mehreren Stadtteilen.
Die ukrainische Luftwaffe warnte, schreibt tagesschau.de, vor dem Anflug der Raketen und Dutzenden Kampfdrohnen. Der Militärflughafen bei Wassylkiw südlich von Kiew galt dabei als eines der Hauptziele.
Patriot-Systeme – Rückgrat der westlichen Luftabwehr
Die Ukraine hatte ihre Partner in den vergangenen Wochen erneut um „lebensrettende“ Patriot-Systeme und entsprechende Abfangraketen gebeten. „Die Luftverteidigung hat nach wie vor oberste Priorität für den Schutz von Menschenleben“, betonte Selenskyj nach einem russischen Angriff, wie das Portal euronews berichtet.
Das Patriot-System („Phased Array Tracking Radar for Intercept on Target“) zählt zu den modernsten Flugabwehrsystemen weltweit. Es kann feindliche Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper in bis zu 100 Kilometern Entfernung und Höhen bis zu 30 Kilometern bekämpfen.
Eine mobile Startstation kann bis zu 16 Raketen aufnehmen, wobei eine Abwehrrakete der gängigen Version Pac-3 rund vier Millionen Dollar kostet. Deutschland hat bereits drei seiner ursprünglich zwölf Patriot-Systeme an die Ukraine abgegeben und verfügt laut Bundesverteidigungsministerium aktuell noch über neun, heißt es in der Berliner Zeitung. Nach ukrainischen Angaben sind derzeit sechs Patriot-Systeme an der Front einsatzbereit.
Bundeskanzler Friedrich Merz im Gespräch mit US-Präsident Donald Trump. Rechts ein Patriot-Flugabwehrsystem der Bundeswehr auf der ILA 2024 in Berlin-Schönefeld.
Engpässe bei US-Lieferungen – Deutschland will Lücken schließen, Merz sucht Unterstützung bei Trump
Die USA hatten Anfang Juli vorübergehend einen Teil der Militärhilfe für die Ukraine gestoppt, darunter auch Patriot-Abfangraketen, mit Verweis auf zu niedrige Lagerbestände. Das Pentagon nahm die Lieferungen kurz darauf wieder auf, aber Präsident Trump schlug vor, dass Deutschland eines seiner Patriot-Systeme an die Ukraine geben solle. Die Kosten könnten zwischen den USA und Europa aufgeteilt werden, heißt es im Kyiv Independent.
Wie ein Sprecher der Bundesregierung laut Reuters bestätigte, telefonierte Bundeskanzler Merz am 4. Juli mit US-Präsident Trump. Merz bot dabei ausdrücklich an, dass Deutschland bereit wäre, die Kosten für zusätzliche Patriot-Systeme für die Ukraine zu übernehmen, sollte Washington sich aus der Verantwortung ziehen.
Im Rahmen eines weiteren Telefonats zwischen Trump und Selenskyj wurde der Ukraine die Lieferung von insgesamt zehn Patriot-Systemen aus den USA zugesagt – wann und wie diese geliefert werden, ist aber unklar.
Das Patriot-Luftabwehrsystem im Überblick
Merkmal
Info
Typ
Mobiles Luftverteidigungssystem
Hersteller
Raytheon & Lockheed Martin (USA)
Reichweite
PAC-2: ca. 70 km; PAC-3 MSE: bis zu 160 km (je nach Version)
max. Einsatzhöhe
PAC-2: ca. 24 km; PAC-3 MSE: bis ca. 34 km
Raketenzahl/Startgerät
Bis zu 8 (PAC-2) oder 16 (PAC-3) Raketen pro Startgerät
Kosten pro Rakete
PAC-2 ca. 3–4 Mio. Dollar; PAC-3 meist teurer
Einsatzländer
USA, Deutschland, Ukraine, Nato-Partner und weitere Staaten
Fähigkeiten
Abwehr von Flugzeugen, Raketen, Marschflugkörpern
Deutsche Lieferung
Mindestens 3 Systeme an Ukraine geliefert, weitere geplant
Patriot-Produktion und Finanzierung – Deutschland baut Kapazitäten aus
Angesichts der langen Produktionszeiten bei neuen Patriot-Systemen prüft die Bundesregierung, ob sie frei werdende Systeme kaufen und direkt an die Ukraine liefern kann, um die Industrie-Lieferzeiten zu umgehen, schreibt Reuters. Verteidigungsminister Boris Pistorius reist dazu Mitte Juli in die USA, um mit seinem US-Amtskollegen Pete Hegseth Produktionskapazitäten und Lieferpläne zu besprechen.
Die Finanzierung der Patriot-Hilfe erfolgt aus dem allgemeinen Finanzhaushalt der Bundesregierung, für dieses Jahr sind 520 Millionen Euro für Ersatzbeschaffungen vorgesehen. Vier neu beschaffte Patriot-Systeme kosteten zuletzt 1,4 Milliarden Euro. Zudem entsteht in Schrobenhausen eine neue europäische Produktionsstätte für Patriot-Lenkflugkörper, die ab 2026 jährlich 1000 Raketen liefern soll, berichtet unter anderem die WirtschaftsWoche.
Politische Dimension des Ukraine-Kriegs und der Aggressionen Putins – Europas Verantwortung wächst
Deutschland hat seit Kriegsbeginn mit rund 38 Milliarden Euro Militärhilfen die Ukraine unterstützt und übernimmt zunehmend Führungsverantwortung, insbesondere, da die US-Hilfe unter Präsident Trump ins Wanken gerät.
Selenskyj betonte indes nach einem Treffen mit US-Sondergesandtem Keith Kellogg, dass man über Waffenlieferungen, Stärkung der Luftverteidigung und gemeinsame Produktion von Verteidigungsgütern gesprochen habe.
Die Lieferung weiterer Patriot-Systeme gilt als dringend notwendig, um der Ukraine angesichts der verstärkten russischen Luftangriffe das Überleben zu sichern. Während die USA ihre Lagerbestände schonen müssen oder möchten, bemüht sich Deutschland um pragmatische Lösungen – sei es durch den Kauf neuer Systeme in den USA oder die Weitergabe aus eigenen Beständen. Die Entscheidung, ob, wann und wie viele Systeme tatsächlich geliefert werden können, hängt nun von den laufenden Verhandlungen mit Washington und der „Koalition der Willigen“ ab. (chnnn mit dpa)