Nathanael Liminski
Gender-Regel bei ARD und ZDF: „Ich kann auch ein guter Mensch sein, ohne zu gendern“
NRW-Medienminister Nathanael Liminski ist besorgt ob der zunehmenden Polarisierung in den sozialen Medien. Vor allem eine aktuelle Entwicklung treibt ihn um.
Düsseldorf – Es ist ein Krieg der Sterne, der vor allem in den sozialen Medien tobt. Für das eine Lager sind all jene, die den Genderstern nicht nutzen, mindestens reaktionär. Das andere Lager ist sofort auf 180, wenn jemand beim Sprechen den sogenannten Gender-Gap nutzt, also jene Pause an ungewohnter Silbenstelle, die zeigen soll: Mit dem Wort Politiker(Pause)innen sind alle Geschlechter gemeint. Im Bereich zwischen den Lagern gibt es oft nicht viel Differenziertheit. Das Gender-Thema ist nur ein Beispiel von vielen Meinungsthemen, die für immer mehr Spaltung sorgen, sagt NRW-Medienminister Nathanael Liminski im Interview mit Ippen.Media.
Gendern, Klima, Krieg: „Muss die Meinung meines Gegenübers ernst nehmen“
„Ob Klima, Corona oder Krieg: Es gibt vermeintlich nur Schwarz und Weiß, wobei die Realität sich doch oft eher in den Grautönen abbildet“, so Liminski. Man könne in einer offenen Gesellschaft Konsens nur erreichen, wenn man einen echten Kompromiss suche, also bereit sei, gemeinsam etwas Neues zu entwickeln. „Dazu muss ich die Meinung meines Gegenübers erst einmal ernst nehmen und zumindest kurz einmal annehmen, dass er oder sie auch recht haben könnte“, so der CDU-Politiker.
Das komplette Interview mit CDU-Politiker Nathanael Liminski
Hier gibt es das komplette Interview mit NRW-Medienminister Nathanael Liminski
Gendersprache bei ARD und ZDF? Medienminister Liminski: „Konsens gibt es noch nicht“
Derweil sorgte das polarisierende Gender-Thema zuletzt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen für hitzige Debatten. Manche Redaktionen nutzen die Gendersprache, obwohl Umfragen gezeigt hatten, dass die Mehrheit das nicht mag. Manche Menschen fühlen sich nun bevormundet. Kann der Medienminister das nachvollziehen? „Sprache ist ein gesellschaftlicher Konsens. Beim Thema Gendern gibt es diesen Konsens nicht – oder zumindest noch nicht. Klar ist für mich, dass wir eine geschlechtersensible Sprache brauchen. Ich bin nicht dagegen, dass man dafür in Medienformaten auch mal kreativ ist. Aber es darf nicht der Eindruck entstehen: Wer gendert, ist ein besserer Mensch. Ich kann auch ein guter Mensch sein, ohne zu gendern.“
Leute sind „mitunter genervt“ vom Thema Gendern
Die Leute seien „mitunter genervt“ von dem Thema, so Liminski. „Als politisch Verantwortliche müssen wir uns gerade jetzt um Brot-und-Butter-Themen kümmern. Es gibt außen- und sicherheitspolitische Erschütterungen, eine Migrationskrise verbunden mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen, Angst vor Arbeitsplatzverlust. Vor diesem Hintergrund sind die Menschen sensibel, wenn manche dann bei Themen wie dem Gendern ein unverhältnismäßiges und überbordendes Sendungsbewusstsein entwickeln“, glaubt er. „Dadurch gerät das in Misskredit, obwohl ich das Kernanliegen einer geschlechtersensiblen Sprache durchaus teile. Es ist wie so oft: Man kann etwas auch kaputt machen, indem man zu viel will. Ich meine: eher kleine als keine Schritte.“
Antisemitismus in den sozialen Medien und Stimmungsmache von der AfD
Er mache sich unterdessen viel mehr Sorgen um den ausufernden Antisemitismus in den sozialen Medien und das Erstarken extremer Parteien wie der AfD:. „Es ist unsere Pflicht, Antisemitismus in jeder Form zu bekämpfen, auch im Netz.“ Vor allem TikTok sei dabei die „größte Dreckschleuder“. Die Landesanstalt für Medien NRW habe eigene KI-Tools entwickelt, um schneller reagieren zu können. Die AfD ihrerseits konzentriere sich immer stärker auf den Social Media-Bereich, weil sie dort die Menschen direkt adressieren könne und sich nicht mit kritischen Journalisten auseinandersetzen müsse. „Im Gegenteil, die klassischen Medien versucht sie regelmäßig zu diskreditieren, als „Lügenpresse“ oder „Staatsfunk“. Die AfD betreibt im Netz vor allem Stimmungsmache“, so Liminski. Das wolle und werde die CDU nicht kopieren. Aber man werde bei der Arbeit mit Social Media als Partei besser. (pen)
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