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Nahost-Eskalation

Nach Raketenhagel auf Israel: „Arrow 3“-Abwehr soll Deutschlands Schutzschild gegen Putin sein

Die Angriffe zwischen Iran und Israel werfen Fragen zur Sicherheit Deutschlands auf. Wie effektiv ist das „Arrow 3“-System? Ein Experte klärt auf.

Der Konflikt ist eskaliert. Nachdem Israel am Freitag (13. Juni) mehrere Ziele im Iran angegriffen hat, folgt nun Schlag auf Gegenschlag. Im Iran starben bis jetzt nach Regierungsangaben mehr als 120 Menschen, Hunderte wurden verletzt. Und auch in Israel gab es nach offiziellen Angaben mehr als 20 Todesopfer und über 100 Verletzte.

Raketenalarm, daran sind die Einwohner Israels gewohnt. Ungewöhnlich ist nach Ansicht von Experten, dass diesmal das Zentrum des Landes in Mitleidenschaft gezogen wurde. Anders als bei Attacken der Terrororganisation Hamas, die bei weitem nicht über das militärische Know-How und vor allem die Ressourcen des Irans verfügt, konnte die israelische Abwehr diesmal nicht alle Geschosse abfangen. Videos und Fotos zeigen die Raketeneinschläge in Tel Aviv und zerstörte Wohnhäuser. Die Raketenangriffe haben die Großstadt augenscheinlich härter getroffen als etwa bei den Attacken im Oktober 2024.

Nahost-Eskalation zwischen Israel und Iran: Raketenabwehr „Arrow 3“ keine gute Wahl?

Das könnte Fragen in Bezug auf die deutsche Sicherheit aufwerfen: Der Bund hat unter anderem das Raketenabwehrsystem „Arrow 3“ von Israel gekauft, um vorbereitet gegen potenzielle Raketenangriffe aus Russland zu sein. Keine gute Wahl? Ulrich Schlie, Professor für Sicherheits- und Strategieforschung am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie an der Universität Bonn, relativiert. „Es kann keinen hundertprozentigen Schutz geben. Wir dürfen Flugkörperabwehr nicht mit Zivilschutz verwechseln“, so der Experte im Gespräch mit dieser Redaktion.

Es gehe bei dem System auch um den Schutz kritischer militärischer Infrastruktur. „In der öffentlichen Debatte ist in den letzten Jahren manches durcheinandergeraten. Die Entscheidung für ‚Arrow 3‘, das auch im Zuge der vierstufigen israelischen Flugabwehr eingesetzt wird, ist wichtig und richtig“, so Schlie. Allerdings könne die Debatte um Raketenabwehr den missverständlichen Eindruck erwecken, dass es gelingen könne, die gesamte Bevölkerung permanent zu beschützen. Aus Expertenkreisen ist zu hören, dass „Arrow 3“ überdies durchaus erfolgreich gewesen sei: Immerhin sind offenbar Hunderte Raketen abgefangen worden.

Grundsätzlich verfügt Israel über zwei Abwehrsysteme: Das System „Iron Dome“ fängt Kurzstreckenraketen, Mörsergeschosse oder auch Drohnen ab. „Arrow 3“ wiederum ist für die Abwehr von Mittel- und Langstreckenraketen gedacht, die gegebenenfalls auch außerhalb der Erdatmosphäre abgefangen werden. Solche sogenannten Exoatmosphärenraketen setzt auch Russland unter Wladimir Putin ein – deshalb hatte Deutschland „Arrow 3“ als potenzielles Verteidigungsmittel angeschafft.

Raketenangriffe von Israel und Iran: „Präventivschlag“ völkerrechtlich vertretbar?

In Israel ist derweil das Gebot der Stunde: Die Stadtbewohner sollen wachsam sein und sich möglichst in der Nähe von Schutzräumen aufhalten. Die meisten Angriffe passierten bisher vor allem während der Nacht. Aber auch am Sonntagnachmittag hatte es Einschläge gegeben. Mit unerwarteten Raketenangriffen soll wohl der psychologische Druck erhöht werden. 

Neuere Wohngebäude in den großen Städten des Landes verfügen häufig über Schutzräume, in manchen Stadtteilen Tel Avivs gibt es gar Häuser, in denen jede Wohnung einen eigenen Schutzraum hat. Anders sieht es in ökonomisch weniger privilegierten Gegenden aus, etwa in manchen Vierteln von Städten wie Bat Jam im Süden von Tel Aviv. Dort leben viele Angehörige der arabischen Minderheit.

Die internationalen Reaktionen auf die Nahost-Eskalation sind gemischt. UN-Generalsekretär António Guterres ließ mitteilen, er verurteile „jegliche militärische Eskalation im Nahen Osten“. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft Israel derweil vor, die Welt in eine „Katastrophe“ zu stürzen. Und US-Präsident Donald Trump forderte den Iran zu einer diplomatischen Lösung auf.

Bundeskanzler Friedrich Merz hatte am Wochenende beide Seiten dazu aufgerufen, „von Schritten abzusehen, die zu einer weiteren Eskalation führen und die gesamte Region destabilisieren können.“ Bundesaußenminister Johann Wadephul bat bei einem Besuch in der Region darum, Gespräche mit Iran zu führen, so wie Deutschland Gespräche mit Israel führe. Verteidigungsminister Boris Pistorius begrüßte seinerseits den „Präventivschlag“ Israels. Kritiker monieren unterdessen, dass die Bundesregierung nicht die Frage diskutiert, ob ein solcher „Präventivschlag“ überhaupt völkerrechtlich vertretbar ist.

Rubriklistenbild: © Leo Correa/dpa

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