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Lage im Nahen Osten

Nach Assad-Sturz: Was Erdogan in Syrien vorhat

Die Türkei ist in Syrien stark involviert. Der türkische Präsident beabsichtigt, kurdische Strukturen zu eliminieren und neue Realitäten zu formen.

Ankara – Die Türkei ist seit Jahren in Syrien aktiv. Ankara hält verschiedene Ortschaften in dem Land besetzt und hat mehrere Militärbasen in dem Land eingerichtet. Nach dem Sturz von Machthaber Bashar al-Assad spricht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan über seine Ziele in Syrien. „Ich möchte, dass Sie wissen, dass wir als Türkei keine Schritte zulassen werden, die unsere nationale Sicherheit und Interessen gefährden würden“, lässt Erdogan auf X wissen.

Die „separatistische Terrororganisation“ wolle die Gunst der Stunde nutzen, so Erdogan. Gemeint sind damit vor allem die autonome Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien sowie die Syrische Demokratischen Kräfte SDF (Syrian Democratic Forces), in der neben Kurden auch Araber sowie Christen und andere Minderheiten vertreten sind.

Nach Assad-Sturz in Syrien: Erdogan spricht über eigene Ziele

In der Vergangenheit hatte Erdogan mehrfach die SDF und die autonome Selbstverwaltung mit der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK gleichgesetzt und beschuldigt, von dem Gebiet aus Angriffe auf die Türkei durchzuführen und die Gegend als Rückzugsgebiet zu nutzen. Seit Jahren lässt die Türkei daher die Gegend massiv aus der Luft bombardieren. Mit seinen Soldaten und vor allem verbündeten Dschihadisten werden „Militäroperationen“ gegen Kurden durchgeführt.

Erdogan unterstützt die Syrische Nationale Armee. (Archivbild)

Leidtragende der Angriffe sind dabei vor allem Zivilisten. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind bei einem jüngsten Angriff der Türkei in der Nacht zum Montag elf Zivilisten getötet worden, darunter sechs Kinder. Der Drohnenangriff soll bei einem Dorf bei Ain Issa stattgefunden haben.

Nach Sturz von Assad in Syrien: Erdogan lässt kurdische Städte und Dörfer weiterhin bombardieren

Die Ziele der Türkei sind für Dr. Kamal Sido, Nahostreferent bei der Gesellschaft für bedrohte Völker, GfbV, ganz klar. „Was Erdogan vorhat, hat er schon gezeigt, als er im Norden von Aleppo und Tel Rifat die letzten kurdischen Dörfer angegriffen hat. Dort haben mit ihm verbündete Milizen Menschen enthauptet. Vielen Menschen wurden erschossen und rund 200.000 Menschen wurden in die Flucht getrieben. Familien wurden dabei auseinander gerissen, Männer haben ihre Frauen verloren und Frauen ihre Männer“, sagt Sido im Gespräch mit Fr.de von IPPEN.MEDIA.

Auch nach ihrer Flucht nach Manbidsch und andere Gebiete in Nordsyrien (Kurdisch: Rojava) müssen die Menschen Tod und Elend fürchten. Diese Gebiete werden weiterhin von der türkischen Luftwaffen und mit ihr verbündete Islamisten regelmäßig angegriffen, so der Menschenrechtsexperte.

Reaktionen auf Assad-Sturz in Syrien: SDF als Gegengewicht zu Dschihadisten soll vernichtet werden

Gerade Kurden stehen im Visier von Erdogan. „Viele Kurden mussten in den vergangenen Jahren mehrmals ihre Häuser verlassen. Diese Menschen wissen nicht mehr wohin. Viele werden daher Richtung Europa kommen. Erdogan will mit allen Kräften die Autonomieverwaltung zerstören. Die Syrisch Demokratischen Kräfte, die dieses Gebiet schützen und gegen die Terrormiliz IS kämpfen, sind die einzigen Kräfte, die ein Gegengewicht gegen die Islamisten bilden können und genau diese Kräfte werden dann angegriffen“.

Ähnlich sieht es auch der ehemalige Parlamentsabgeordnete der prokurdischen Oppositionspartei HDP, Faysal Sariyildiz, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Die Türkei hat zwei Ziele. Zum einen soll die kurdische Präsenz und alle ihre Strukturen in der Gegend vernichtet werden. Für die Erdogan-Regierung ist das sehr wichtig, weil sie es für ihr Fortbestehen als sehr wichtig ansieht“, erzählt Sariyildiz. Die Kurden sollen sich Ankara unterwerfen.

Erdogan will Großmachtphantasien in Syrien ausleben

„Zum anderen verfolgt Erdogan eine Politik der Expansion und Großmachtphantasien wie eines neuen Osmanischen Reiches. Und dieses will er in Syrien gemeinsam mit verbündeten Dschihadisten erreichen. Ein multiethnische Autonome Selbstverwaltung, in der neben Kurden und Arabern auch ethnische und religiöse Minderheiten vertreten sind, sind ein Problem für Erdogan“.

Nicht umsonst schreibt Erdogan auf X: „In Syrien gibt es nun eine neue politische und diplomatische Realität. Und Syrien gehört den Syrern mit all seinen ethnischen, konfessionellen und religiösen Elementen“. Kurden und ihre Autonomierechte sollen davon offenbar ausgeschlossen werden. Zuletzt hatten mehrere deutsche Organisationen gegen Erdogan bei der Generalbundesanwaltschaft sogar Strafanzeige gestellt – wegen Kriegsverbrechen. (erpe)

Rubriklistenbild: © Michael Kappeler/dpa

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