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In ZDF-Sendung „Maybrit Illner“
Nach Aschaffenburg: Merz-Pläne für Einreiseverbot „rechtswidrig“ – Kanzleramtschef übt Kritik
Friedrich Merz strebt an, die Grenzen zu schließen. Nicht nur der Kanzleramtschef von Olaf Scholz hat erhebliche Bedenken an diesem Plan.
Berlin – Als Gast war Friedrich Merz nicht geladen. Weder als Teil der Runde im Studio noch per Videoschalte. Und dennoch war der CDU-Chef großes Thema in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. Oder eher: ein Wahlkampfversprechen des mit Abstand aussichtsreichsten Kanzlerkandidaten.
Denn Merz fordert mittlerweile ein „faktisches Einreiseverbot in die Bundesrepublik Deutschland für alle (…), die nicht über gültige Einreisedokumente verfügen oder die von der europäischen Freizügigkeit Gebrauch machen“. Dieses soll nach seinem Willen auch für „Personen mit Schutzanspruch“ gelten. Nur wer da mitgehe, komme als Koalitionspartner der Union in Frage.
Nach Aschaffenburg-Messerattacke: Merz-Pläne zu Einreiseverbot und Grenzkontrollen Thema bei Maybrit Illner“
Die augenscheinliche Reaktion auf die Messerattacke von Aschaffenburg, bei der ein zweijähriger Junge und ein offenbar zu Hilfe geeilter 41-Jähriger getötet wurden, ließ die eine Hälfte der tatsächlichen Gäste von Maybrit Illner kopfschüttelnd zurück. „Wenn es so einfach wäre, wäre es schon vorher passiert“, bemühte Melanie Amann, stellvertretende Chefredakteurin beim Spiegel, den Realitätscheck.
Sie hält es für schwierig, „den Leuten die Illusion zu geben, es wird ab Tag eins möglich sein, einen Hebel umzulegen, und alles wird gut“. Zudem monierte sie, dass Merz noch auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos die europäische Einigkeit hinsichtlich der Politik gegenüber den USA unter Donald Trump propagiert habe, an den eigenen Grenzen aber ohne Absprache mit den EU-Partnern agieren wolle. „Du kannst nicht gleichzeitig glühender Europa-Fan sein und zu Hause dein eigenes Ding machen“, findet sie.
Unterschiedliche Meinungen zur Migrationspolitik: Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt (l.) hält die Forderungen von CDU-Chef Friedrich Merz für „schlichtweg rechtswidrig“.
Merz-Pläne zu Einreiseverbot und Grenzkontrollen: Kanzleramtschef hält Forderung für „rechtswidrig“
Noch deutlicher wurde Wolfgang Schmidt. Der Kanzleramtschef und damit wichtigste Vertraute von Olaf Scholz im Kabinett hielt Merz vor, mit den Plänen zu Einreiseverbot und Grenzkontrollen Gesetze zu missachten: „Ich dachte mal, die CDU ist die Partei des Rechtsstaats. Und das, was hier vorgeschlagen wird, ist schlichtweg rechtswidrig.“
Darüber hinaus erwähnte der SPD-Politiker, dass Deutschland sogar bereits zurückgewiesene Migranten nach Richtersprüchen wieder habe zurücknehmen müssen, weil diese sich bereits auf deutschem Boden aufgehalten hatten. „Wir haben ein Grundrecht auf Asyl, das steht im Grundgesetz, wir haben ein europäisches Recht und wir haben die europäische Menschenrechtskonvention und die Genfer Flüchtlingskonvention“, betonte Schmidt.
Friedrich Merz: Bierdeckel, Blackrock und schließlich Bundeskanzler
Nach Messerangriff von Aschaffenburg: Spahn sieht Deutschland mit Migration überfordert
Mit Jens Spahn war der Sozialdemokrat naturgemäß bei diesem Thema nicht auf einer Wellenlänge. Einigkeit herrschte aber hinsichtlich der Folgen, sollte Deutschland tatsächlich allen Flüchtlingen sofort ein Stoppschild vor die Nase setzen.
„Wenn wir an unserer Grenze zurückweisen, werden alle unsere Nachbarländer das auch tun und am Ende wird an der EU-Außengrenze zurückgewiesen werden“, prognostizierte der CDU-Politiker und wurde deutlich: „Es muss die Botschaft aufhören, dass irgendjemand, der den Boden der Europäischen Union betritt, sich quasi aussuchen kann, in welches Land er geht und im Zweifel Sozialleistungen ab Tag eins hat.“
Denn würde das EU-Recht tatsächlich angewandt, dürfte kein einziger Flüchtling nach Deutschland kommen. Vielmehr müsste Asyl in jenem Land gewährt werden, in dem die Person in die EU einreist. Bislang werde ihm aber etwa in Athen von Politikern gesagt, alle würden nach Deutschland wollen und somit sei dies das Problem der Bundesrepublik.
„Genauso dysfunktional ist das EU-System. Es funktioniert nicht“, schimpfte der ehemalige Gesundheitsminister. Seine Meinung lautet klipp und klar: „Es kann niemand von Deutschland erwarten, dass es sich selbst überfordert.“
Lebhafte Diskussion: Während Jens Spahn bei den Aussagen seines CDU-Parteifreunds Friedrich Merz komplett mitgeht, hegt Spiegel-Redakteurin Melanie Amann ihre Zweifel.
Weidel und Lindner unterstützen Merz: AfD-Chefin will „lückenlose Grenzkontrollen“
Beifall erhielt Merz derweil abseits der Illner-Runde aus FDP und AfD. „Merz kündigt einen radikalen Kurswechsel an“, frohlockte Christian Lindner als Chef der Liberalen im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Und weiter: „Für die FDP ist eine neue Migrationspolitik die Bedingung für jede Regierungsbeteiligung.“
AfD-Chefin Alice Weidel wandte sich in einem Offenen Brief via Twitter-Nachfolger X an Merz. Sie wertete die Aussagen des CDU-Vorsitzenden als „gutes Zeichen“ und plädierte für „lückenlose strenge Grenzkontrollen und ausnahmslose Zurückweisungen illegaler Migranten, substanzielle Abschiebungen und Rückführungen in Verantwortung des Bundes, zusätzliche Kompetenzen für die Bundespolizei und für unbedingten Abschiebegewahrsam“. Es folgte ein Angebot zur Zusammenarbeit, was Merz bislang öffentlich vehement ausschließt.
Lichtermeer an einem düsteren Ort: Nach der Bluttat von Aschaffenburg kommen Trauernde und halten vor den im Gedenken an die Opfer abgelegten Kerzen inne.
Habeck und Faeser zu Merz-Aussagen: Zweifel an Zulässigkeit der harten Grenzpolitik
Derweil blieb Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck zurückhaltend und erklärte allgemein: „Alles, was die Sicherheit im Lande voranbringt und europarechtskonform und auf dem Boden unseres Grundgesetzes steht, ist ein guter Vorschlag.“ Allerdings hätten einige Ideen von Merz einer sachlichen Prüfung nicht standgehalten.
Eine deutliche Sprache wählte Irene Mihalic. Die Grünen-Fraktionsgeschäftsführerin hielt im TV-Sender Welt fest: „Friedrich Merz weiß sehr genau, dass das, was er fordert, mit Europarecht und auch mit dem geltenden Verfassungsrecht nicht zu vereinbaren ist.“
Zweifel hegte auch Nancy Faeser. Die SPD-Innenministerin erklärte, es sei zu klären, ob Merz‘ Ankündigungen europarechtlich zulässig seien und schob hinterher: „Ich würde sagen, nein.“
Der CDU-Chef will es aber offenbar darauf ankommen lassen. Denn er stellte auch klar: „Kompromisse sind zu diesem Thema nicht mehr möglich.“ Was sich dann nach der Bundestagswahl zeigen wird. Dass Merz dann in Verantwortung stehen wird, bezweifeln wohl auch seine Kritiker nicht. (mg, mit dpa)