Um Ihnen ein besseres Nutzererlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Durch Nutzung unserer Dienste stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen
Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.
Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für
. Danach können Sie gratis weiterlesen.
Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.
Sorge um geklauten Laptop
Spionage für Russland: Skandal in Österreich stellt Verbindung zu Marsalek her
Agentenaffäre um Jan Marsalek: Mit Hilfe des Ex-Wirecard-Managers soll ein Laptop in Moskau gelandet sein – mit deutscher Kryptotechnik.
Wien – Dem österreichischen Ex-Verfassungsrechtler Egisto Ott werden schon seit Jahren Verbindungen zum russischen Geheimdienst nachgesagt. Nun sitzt Ott, der lange für das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) in Wien arbeitete, wegen Spionagevorwürfen in Untersuchungshaft. Was bei der Festnahme von Ott bekannt wurde, scheint jedoch wie aus einem Spionagethriller. Ott soll im Auftrag von Marsalek – einem der meist gesuchtesten Männer in Europa – gehandelt haben, der nach seiner Flucht nach Russland weiter die Strippen zog. An Marsaleks Spionage-Ring hängt ein Rattenschwanz, der auch die deutschen Behörden beschäftigt.
Laut Ermittlungsunterlagen, die dem Spiegel vorliegen, soll Ott während seiner Arbeitszeit beim BVT, genauer im Jahr 2022, die Handys von drei österreichischen Spitzenbeamten und einen Laptop mit deutscher Kryptotechnologie an einen russischen Agenten gegeben haben. Ott steht seit mindestens 2017 im Verdacht, russischer Agent zu sein, blieb jedoch weiter im Amt wegen unzureichender Beweislage. Es wird vermutet, dass er gerade durch das Amt russische Kontakte knüpfen konnte, die ihn letztendlich zu Marsalek führten. Der ehemalige Wirecard-Manager, der Ott über Ecken Aufträge gegeben haben soll, ist aufgrund von Bilanzfälschungen in hohem Maß gesucht. Er soll laut Spiegel jedoch ebenfalls bereits seit 2014 für Russland spioniert haben. Durch Russland soll er gleich mehrere Identitäten bekommen haben und luxuriös leben.
Spionage für Russland: Kontakte von Marsalek in Österreich beunruhigen deutsche Behörden
Den Knackpunkt für die Verbindungen nach Österreich spielte ein anderes Verfahren in Großbritannien. Denn der Fall von Ott ist nicht der einzige, bei dem Marsalek hinter prorussischen Agenten stecken soll. In dem britischen Verfahren geht es um einen bulgarischen Agentenring, der schon länger durch den britischen Inlandsgeheimdienst M15 beobachtet wurde. Der Ex-Wirecard-Vorstand soll die Gruppe beauftragt haben, Kreml-Feinde durch Europa zu verfolgen, bis hin zum Kidnapping oder zum Mord.
Die etwa 80.000 Telegram-Nachrichten, die als Beweismaterial in dem Verfahren genutzt werden, beinhaltete auch Nachrichten, die mit Österreich zusammenhängen. Im Juni 2022 schrieb Marsalek beispielsweise an den IT-Kontakt und mutmaßlichen Anführer des Agentenrings, Orlin Roussev, dass die Handys zur Abholung bereit sein. Im gleichen Zeitraum steht auch Ott im Verdacht, die drei Handys weitergegeben zu haben, nachdem sie bereits im Jahr 2017 aufgrund eines Wasserschadens in seiner alten Verfassungsschutzbehörde gelandet waren. Die Abholadresse soll laut den Chats die Wohnung von Otts ehemaligen Schwiegersohn gewesen sein, die wohl öfter für Übergaben Nutzen fand.
Die Handys landeten offenbar in Istanbul, wo Tatjana Spiridonowa, eine russische Bekannte Marsaleks mit Verbindungen zum Inlandsgeheimdienst von Russland (FSB), sie übernommen haben soll. Darauf weisen laut Spiegel die Flugzeugdaten der Kontaktperson und eine Sicherheitsfreigabe für „streng geheime“ Informationen hin. Spiridonowa soll außerdem auffällig oft mit einem Bekannten von Stanislaw Petlinksy telefoniert haben, der laut dem Standard von einigen europäischen Geheimdiensten als Geheimdienst-Kontaktmann gelistet wird.
Spionage-Vorfall in Österreich: Laptop mit Kryptotechnik landet in Moskau
Der betroffene Laptop mit Kryptotechnologie, der ebenfalls 2022 mithilfe von Egisto Ott, Jan Marsalek und Tatjana Spiridonowa übergeben worden sein soll, beteiligt jetzt wohl auch deutsche Sicherheitsbehörden. Die „Sichere Inter-Netzwerk Architektur“ (Sina) wird unter anderem auch im Bundeskriminalamt, im Bundesamt für Verfassungsschutz und teils in der Nato genutzt, um sensible und als geheim eingestufte Dokumente zu verschicken. Der Sina-Hersteller Secunet sagte dem Spiegel, dass auch internationale Organisationen oder Unternehmen die Technologie nutzen würden.
Putins Zirkel der Macht im Kreml – die Vertrauten des russischen Präsidenten
In erster Linie gelten die Sorgen jedoch den Daten, die auch auf dem erbeuteten Laptop befanden. Das Hauptaugenmerk von Ott war jedoch mutmaßlich das Geld. Für den Sina-Laptop sollen die Geheimdienst-Kuriere 20.000 Euro in Bar mitgebracht haben. Auch in Deutschland soll es laut der Süddeutschen Zeitung Helfer für den Spionagering gegeben haben, die Hinweise zu Helfern in Berlin habe. „EUR 20k nach Berlin gesendet“, hieß es demnach in einer der Telegram-Nachrichten.
Der Ex-Chef des BVT, Peter Gridling sei nicht überrascht von den aktuellen Erkenntnissen, lediglich der Dimension. „Wir haben erste Verdachtsmomente schon 2017 gehabt. Damals war das Substrat sehr dünn“, erklärte er gegenüber dem Österreichischen Rundfunk. Die Verbindung zu Marsalek sei jedoch erst später bewusst geworden: „Herr Marsalek war für uns kein Thema.“ (lismah)