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„Brückenbauerin“ der EU

Italien first? Melonis Ziele bei Trump und ihr hohes Risiko

Donald Trump hat wenig Interesse an der EU. Jetzt trifft er sich mit Giorgia Meloni. Aus verschiedenen Gründen wird Europa genau hinschauen.

Washington, D.C. – Bei Giorgia Meloni läuft aktuell die US-Woche. An diesem Donnerstag ist Italiens Ministerpräsidentin zu Besuch im Weißen Haus, um sich mit US-Präsident Donald Trump auszutauschen. Tags darauf empfängt sie dessen Vize J.D. Vance in Rom.

Ein reiner Freundschaftsbesuch ist in Washington nicht zu erwarten, auch wenn sich die Postfaschistin und der Republikaner politisch bestens verstehen. Doch Trumps Zoll-Politik hat auch die Chefin der Fratelli d’Italia verstimmt. Schließlich ist auch Italien von den EU-weiten Aufschlägen auf Exporte in Richtung USA betroffen, die der mächtigste Mann der Welt zumindest für 90 Tage wieder etwas eindampfte. Genauer gesagt auf zehn Prozent.

Meloni besucht Trump: Vertritt sie vor dem US-Präsidenten die EU oder doch nur Italien?

Trotz es geteilten Leids innerhalb Europas werden die Bündnispartner sehr genau schauen, wie Meloni gegenüber Trump auftritt. Sichtbar als wichtige Stimme der EU oder doch allein nationale Interessen vertretend? Immerhin war sie – anders als der ebenfalls als großer Trump-Fan bekannte ungarische Premierminister Viktor Orban – am 20. Januar bei der Amtseinführung des 78-Jährigen in Washington vor Ort dabei. Das hebt die 48-Jährige von den übrigen Staats- und Regierungschefs der EU ab. Zudem durfte sie sogar schon auf seinem Anwesen in Mar-a-Lago vorbeischauen.

Treffen unter politischen Freunden: US-Präsident Donald Trump erwartet Italiens Premierministerin Giorgia Meloni im Weißen Haus.

Gerade im Hinblick auf die Trump-Zölle bot sich Meloni – sicher nicht ganz uneigennützig – als „Brückenbauerin“ über den Atlantik an. Vor ihrer Abreise sprach sie laut La Repubblica wegen der US-Handelspolitik zu Wirtschaftsvertretern.

„Wir werden an der Seite derjenigen stehen, die produzieren, die ihre Identität verteidigen, die die Fahne unserer Marke in der Welt hochhalten, denn das einzige, das uns am Herzen liegt, ist, das Beste für Italien und die Italiener zu tun“, lautete ihre per Videobotschaft überbrachte Nachricht an die Generalversammlung des Konsortiums zum Schutz des „Grana Padano“-Käses.

EU und Verhältnis zu Trump: Meloni stimmt sich vor US-Reise mit von der Leyen ab

Am Dienstagabend telefonierte Meloni aber eben auch mit EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen, wie Arianna Podesta erklärte. Laut der Sprecherin der EU-Kommission stimmten die beiden Politikerinnen ihre Standpunkte zu den Zoll-Verhandlungen ab. Melonis Washington-Besuch sei gemeinsam koordiniert worden.

„Wir haben bekanntlich schon mehrfach gesagt, dass jeder Kontakt mit der US-Regierung sehr willkommen ist“, ergänzte Podesta: „Natürlich liegt die Verhandlungsmacht bei der Kommission, aber die Kontakte mit der Trump-Regierung sind äußerst positiv und deshalb haben sich Präsidentin und Ministerpräsidentin abgestimmt.“

Promis, Premieren und Problemfälle: Das ist Ursula von der Leyens neue EU-Kommission

Informeller EU-Gipfel
Ursula von der Leyen (Deutschland): Von der Leyen ist zum zweiten Mal EU-Kommissionschefin. Eine ihrer wichtigen Aufgaben ist es, den EU-eigenen Institutionen Gewicht zu verleihen und Kompromisse zu finden – auch im Austausch mit den Staats- und Regierungschefs, im „EU-Rat“. Hier ist sie bei einem informellen Treffen in Budapest zu sehen; im EU-blauen Blazer. © Kay Nietfeld
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Kaja Kallas (Estland, Liberale): Sechs Kommissions-Vizepräsidentinnen und -präsidenten hat von der Leyen. Eine davon ist Kaja Kallas. Als Außenbeauftragte der EU ist ihr ohnehin eine besondere Rolle zugedacht. Die Estin gilt als vehemente Unterstützerin der Ukraine und Vertreterin eines harten Kurses gegenüber Wladimir Putins Russland. Ihr großes Ziel: Die 27 Staaten auf eine gemeinsame Position und Stimme zu einen. © Kay Nietfeld/dpa
Am Ende ist es gutgegangen: Italiens neuer EU-Kommissar Raffaele Fitto und Giorgia Meloni bei einer Militärparade.
Raffaele Fitto (Italien, EKR): Über die Personalie Fitto wurde im EU-Parlament heftig gestritten. Der Grund: Der Italiener gehört Giorgia Melonis Partei Fratelli d‘Italia an. Er ist der erste Politiker rechts der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP), der Kommissions-Vizepräsident wird. Vorgeworfen wurden ihm unter anderem Voten zugunsten Ungarns im Rechtsstaats-Streit mit Viktor Orbán. Mit seinem Fach, der Regionalentwicklung in der EU, kennt sich Fitto aber recht gut aus. Er gehörte jedenfalls lange dem zugehörigen Ausschuss an.  © Luigi Mistrulli/picture-alliance/dpa/IPA/Zuma
Teresa Ribera Rodriguez (Spanien, Sozialdemokraten): Auch für Kommissions-Vizepräsidentin
Teresa Ribera Rodriguez (Spanien, Sozialdemokraten): Auch für Kommissions-Vizepräsidentin Teresa Ribera war die Bestätigung durch das EU-Parlament kein Spaziergang. Die neue Wettbewerbs-Kommissarin amtierte zuvor als Spaniens Ministerin für „ökologischen Umbau“. Die Konservativen im Land machten ihr Vorwürfe in Zusammenhang mit der Flutkatastrophe in Valencia. Vielleicht auch aus taktischen Erwägungen. Der Streit endete mit einem Kuhhandel: Die Sozialdemokraten ließen Fitto passieren, die EVP Ribera. © IMAGO/Belga
Stéphane Séjourné (Frankreich, Liberale)
Stéphane Séjourné (Frankreich, Liberale): Eher indirekten Theaterdonner gab es um die Nominierung von Industrie-Kommissar und Vizepräsident Sejourné. Eigentlich wollte Emmanuel Macron noch einmal Thierry Breton als Kommissar sehen. Breton hatte in Brüssel polarisiert, unter anderem mit seinem Einsatz für Atomkraft – von der Leyen bat um eine Alternative. Die wurde in Sejourné gefunden. Der amtierte zuvor einige Monate lang als Frankreichs Außenminister. © Kay Nietfeld/dpa/picture-alliance
Henna Virkkunen (Finnland, Konservative) kommissarin technische souveränität
Henna Virkkunen (Finnland, Konservative): Auch Finnland bekommt eine Vizepräsidentin. Von 2008 bis 2014 war Virkkunen Ministerin in der Heimat – nacheinander für Bildung, öffentliche Verwaltung und (kurz) auch Verkehr. Ab 2014 war die 1972 geborene Konservative EU-Abgeordnete und zuletzt Leiterin der finnischen Delegation in der konservativen EVP. Ihr neuer Posten hat durchaus Relevanz: Als Kommissarin kümmert sich Virkkunen um „Technische Souveränität, Sicherheit und Demokratie“ – Stichwort Cyberattacken und Desinformation. © IMAGO/Nicolas Landemard/Le Pictorium
Roxana Minzatu (Rumänien, Sozialdemokraten) Kompetenzen Vorsorge Kommissarin
Roxana Minzatu (Rumänien, Sozialdemokraten): „Menschen, Kompetenzen und Vorsorge“ sind die inhaltlichen Aufgaben der ersten rumänischen Vizepräsidentin in der Geschichte der Kommission. Kleinere Verstimmungen gab es eher zu ihrem Titel als zu ihrer Person: Einige Abgeordnete hätten gerne auch die Worte „Bildung“ und „Beschäftigung“ über ihrem Portfolio gesehen. In der Heimat war Minzatu schon Staatssekretärin und kurzzeitig Ministerin. Beide Male ging es auch um die Verteilung von EU-Mitteln. © Denis Lomme/EP
Andrius Kubilius litauen konservative verteidigungs kommissar eu
Andrius Kubilius (Litauen, Konservative): Erstmals gibt es einen EU-Verteidigungskommissar – bemerkenswerterweise kommt er wie die Außenbeauftragte aus dem Baltikum. Kubilius ist in seiner Heimat höchst bekannt. Und in Russland Persona non grata. Kubilius war Litauens Premier, Chef der konservativen Vaterlandsunion und später Berater des damaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko. Der Kreml verhängte ein Einreiseverbot. © Philipp von Ditfurth/dpa/picture-alliance
Valdis Dombrovskis (Lettland, Konservative) kommissar eu wirtschaft
Valdis Dombrovskis (Lettland, Konservative): „Sie kennen mich“ hätte Dombrovskis (li.) den EU-Parlamentariern zurufen können – der dritte Balte im Reigen ist schon seit 2014 Kommissar. Zuerst war er für den Euro zuständig, dann für Wirtschaft, ab 2020 schließlich für Handel. Nun heißt sein Portfolio wieder „Wirtschaft“; hinzu kommt „Vereinfachung“. Dombrovskis kennt das Feld und auch viele Minister auf dem internationalen Parkett. Mit einem kleinen Dämpfer muss er aber leben: 2019 noch machte ihn von der Leyen zu einem ihrer Vize. Das ist nun passé. © IMAGO/Nicolas Landemard
Dubravka Šuica (Kroatien, Konservative) EU-Kommissarin bei einer Papst-Audienz
Dubravka Šuica (Kroatien, Konservative): Unter der schönen Überschrift „Neuer Schwung für die Europäische Demokratie“ war Šuica schon Mitglied der Kommission „von der Leyen I“ – Demokratie und Demografie lauteten ihre Aufgaben. Eine Privataudienz beim Papst (im Foto) stand auch auf dem Programm. Die Kroatin hat nun ein taufrisches Amt bekommen: Kommissarin für den Mittelmeerraum. Diesen Posten gab es seit den 90ern nicht mehr. Eng zusammenarbeiten wird Šuica wohl mit der Außenbeauftragten Kaja Kallas. Anders als die ist aber nicht (mehr) Vize-Präsidentin. © IMAGO/VATICAN MEDIA / ipa-agency.net
Hadja Lahbib kommissarin Katastrophenmanagement befragung brüssel belgien
Hadja Lahbib (Belgien, Liberale): Kritische Fragen musste sich Lahbib bei ihrer Befragung im Europaparlament anhören: Sie galt einigen Beobachtern als zu unerfahren – und hat mit „Resilienz und Krisenmanagement“ sowie „Gleichstellung“ ein gewichtiges Portfolio. Lahbib hatte zwar seit 2022 als belgische Außenministerium schon eine herausgehobene Position. Schon diese Nominierung war aber eine massive Überraschung. Lahbib arbeitete bis dahin als Journalistin und war Quereinsteigerin in die Politik. Beruflich hatte sie allerdings schon mehrfach aus Kriegs- und Krisengebieten berichtet. © Virginia Mayo/dpa/picture alliance
Maria Luís Albuquerque (Portugal, Konservative): Einen interessanten Posten hat Portugals Vertreterin erhalten:
Maria Luís Albuquerque (Portugal, Konservative): Einen interessanten Posten hat Portugals Vertreterin erhalten: Maria Luís Casanova Morgado Dias de Albuquerque ist Kommissarin für Finanzdienstleistungen und für die „Spar- und Investitionsunion“. In den schwierigen Jahren 2013 bis 2015 war die 57-Jährige Finanzministerin. Später wechselte sie zu den Finanz-Playern Arrow Global und Morgan Stanley. Die Finanzwirtschaft findet das gut – im Parlament sorgte es auch für Argwohn. Die Politikerin versprach nun, sie werde sich vor allem um finanzielle Stabilität kümmern. © IMAGO/Wiktor Dabkowski
Piotr Serafin (Polen, Konservative) Haushalt EU Kommission PO
Piotr Serafin (Polen, Konservative): Der Machtwechsel in Polen hat auch Folgen in Europa. Die letzten fünf Jahre kam Warschaus Kommissar aus der PiS. Der neue Regierungschef Donald Tusk sendet nun mit Serafin einen engen Vertrauten. Schon von 2008 bis 2010 war der – in zweiter Reihe – in polnischen Tusk-Kabinetten dabei. Als Tusk 2014 bis 2019 EU-Ratschef war, stand ihm Serafin als Büroleiter zur Seite. Er gilt als zuverlässiger Arbeiter. Nun soll er von der Leyens EU-Haushalt erst schmieden, dann zusammenhalten. © IMAGO/Wiktor Dabkowski
Dan Jørgensen (Dänemark, Sozialdemokraten) Energie wohnen eu kommission
Dan Jørgensen (Dänemark, Sozialdemokraten): Jørgensen war eine Art Megatalent der dänischen Politik: 2004 mit 29 ins Europaparlament gewählt, seit dem 38. Lebensjahr Minister. Seit 2019 war der Sozialdemokrat für Klimapolitik zuständig. In der Kommission kümmert er sich nun um „Energie und Wohnen“ – da gibt es jedenfalls Schnittpunkte. Als Dänemarks Vertreter folgt Jørgensen auf die prominente Wettbewerbspolitikerin Margrethe Vestager. © IMAGO/Thomas Traasdahl
Apostolos Tzitzikostas (Griechenland; Konservative) Kommissar Verkehr
Apostolos Tzitzikostas (Griechenland; Konservative): 2015 wollte Tzitzikostas Parteichef der konservativen Nea Dimokratia werden – und verpasste die Stichwahl. Das Rennen machte Kyriakos Mitsotakis. Er entsandte den Ex-Rivalen jetzt nach Brüssel, die Nominierung gilt als Wink an rechte Hardliner. Denn Tzitzikostas ist einerseits ein erfahrener Regionalpolitiker, hat andererseits aber schon für Trouble gesorgt; etwa mit einer freundlichen Haltung gegenüber der mittlerweile verbotenen faschistischen Partei „Goldene Morgenröte“. Lenken soll Tzitzikostas das eher unheikle Ressort Verkehr und Tourismus. © IMAGO/Nicolas Landemard/Le Pictorium
Ekaterina Sachariewa (Bulgarien; Konservative) kommission forschung startups innovation
Ekaterina Sachariewa (Bulgarien; Konservative): Sachariewa ist keine Unbekannte auf europäischem Parkett – das Foto zeigt sie 2020 als bulgarische Außenministerin mit den Amtskollegen Jean Asselborn (li.) und Luigi Di Maio. Ministerin für regionale Entwicklung und Justizministerin war Sachariewa auch schon. Kritiker – darunter die Organisation LobbyControl – sehen Verdachtsfälle fragwürdiger Amtsführung nicht ausgeräumt. So oder so darf sich Sachariewa jetzt in ein neues Feld einarbeiten: Start-ups, Forschung und Innovation.  © picture alliance/dpa/European Council
Michael McGrath (Irland, Liberale) kommissar justitz demokratie rechtsstaat
Michael McGrath (Irland, Liberale): Ein konservativer Liberaler kommt aus Irland nach Brüssel. McGrath hat sich in Dublin vor allem mit Finanzen befasst, auch als Minister. Das passte offenbar ganz gut: Er hat zuvor unter anderem als Wirtschaftsprüfer gearbeitet. Das Portal „Politico“ beschreibt McGrath als Freund harter Arbeit und eher scheu gegenüber strategisch-taktischen Politikspielen. Der siebenfache Vater amtiert nun als Kommissar für Demokratie, Justiz und Rechtsstaatlichkeit. Zumindest ein wenig kontrovers wirkten dabei McGraths Skepsis gegenüber gleichgeschlechtlicher Ehe und liberalem Abtreibungsrecht. © IMAGO/Nicolas Landemard/Le Pictorium
Magnus Brunner (Österreich, Konservative) oevp kommissar migration
Magnus Brunner (Österreich, Konservative): Mitte August 2024 waren Brunner (Mi.) und Christian Lindner (2.v.r.) noch Finanzminister-Amtskollegen. Ende des Jahres ist der Österreicher bereits EU-Kommissar und Lindner einfacher Abgeordneter. Gemütlicher hatte es ÖVP-Mann Brunner daheim aber auch nicht: Erst kurz vor der Nationalratswahl im September veröffentlichte er nach oben korrigierte Defizitzahlen – ein Eklat. Trotzdem ist er in Brüssel nun für ein Großthema verantwortlich: Inneres und Migration. Eher überraschend votierten dabei auch die Sozialdemokraten für Brunner. © Gian Ehrenzeller/picture alliance/dpa/KEYSTONE
Jessika Roswall (Schweden, Konservative) eu kommissarin umwelt
Jessika Roswall (Schweden, Konservative): Mit der EU hatte Roswall schon vor ihrer Nominierung als Kommissarin zu tun. Ab 2019 war sie EU-politische Sprecherin der schwedischen Moderater, ab Oktober 2022 sogar Ministerin für EU-Angelegenheiten. Nicht ganz so firm schien die Juristin bei ihrer Parlamentsbefragung zum neuen Metier zu sein: Umwelt, Wasser und Kreislaufwirtschaft. Bei den Antworten zu letzterem Gebiet waren die Abgeordneten noch zufrieden. An den umweltpolitischen Kenntnissen gab es hörbare Zweifel, wie unter anderem „Euractiv“ berichtete. © IMAGO/Mikaela Landeström/TT
Christophe Hansen (Luxemberg, Konservative) landwirtschaft kommissar
Christophe Hansen (Luxemberg, Konservative): Hansen ist ein Kind der EU – jedenfalls beruflich. 2007, mit Mitte 20, wurde er Mitarbeiter der Abgeordneten Astrid Lulling. Fortan bekleidete er verschiedene Funktionen rund um das Thema EU, meist aus Luxemburger Perspektive. Seit 2019 ist Hansen Parlamentarier, seit 2022 als „Quästor“ Verbindungsmann zwischen Parlamentsverwaltung und Abgeordneten. Hansen hat mit dem Thema Landwirtschaft ein auch finanziell gewichtiges Ressort erhalten. Als Handels- und Umweltpolitiker hatte er schon mit einigen Aspekten zu tun. © IMAGO/Dwi Anoraganingrum
Wopke Hoekstra (Niederlande, Konservative) kommission von der leyen klima shell
Wopke Hoekstra (Niederlande, Konservative): Hoekstra ist eine Konstante in von der Leyens Kommission. Er behält die Zuständigkeit für das Klima – allerdings hatte er das Amt auch erst im Oktober 2023 von Frans Timmermans übernommen. Für Unruhe sorgte, dass Hoekstra seine berufliche Karriere just beim Öl-Riesen Shell begonnen hatte. In seinem Lebenslauf steht auch Minister-Erfahrung – fünf Jahre war Hoekstra Finanz-Ressortchef, 21 Monate lang Außenminister. Kritiker meinen, der Niederländer sei eher Experte für die steuerlichen Dimensionen seines Amtes. Die Bestätigung des Parlaments erhielt er 2024 dennoch nahezu geräuschlos. © IMAGO/Dominika Zarzycka/SOPA Images
Glenn Micallef (Malta, Sozialdemokraten) kommissar kommission bruessel jugend sport kultur
Glenn Micallef (Malta, Sozialdemokraten): Auch Brüssel-Insidern dürfte dieser Name kaum geläufig gewesen sein. Bis Sommer 2024 war Micallef vier Jahre lang Stabschef des maltesischen Premiers Robert Abela – zuvor kümmerte er sich um die Brexit-Vorbereitungen des Landes. Nun wird sich der jüngste Kommissar um die Themen Jugend, Kultur und Sport kümmern.  © IMAGO/Nicolas Landemard/Le Pictorium
Costas Kadis (Zypern, parteilos) kommissar fischerei eu leyen
Costas Kadis (Zypern, parteilos): Noch ein Ex-Minister in Ursula von der Leyens Kabinett: Kadis war von 2014 bis 2018 Kultusminister und von 2018 bis 2023 Agrarminister Zyperns. Außerdem ist er Professor der Naturschutzbiologie. Dass Kadis mit dieser Vorerfahrung für den Inselstaat Kommissar für „Fischerei und Ozeane“ wird, wirkt recht plausibel. Aus dem Parlament gab es dann auch breite Zustimmung. Allerdings ist das Ressort ungewöhnlich klein – seit 2014 war das Fischerei-Portfolio mit Umweltschutzbelangen verknüpft, bis 2004 meist mit dem Ressort Landwirtschaft. © Nicolas Landemard/IMAGO/Le Pictorium
Jozef Síkela (Tschechien, Konservative) handel kommission eu
Jozef Síkela (Tschechien, Konservative): Der Herr links ist der neue EU-Kommissar für „Internationale Partnerschaften“. Verträge gestaltet hat Síkela bereits: Als Prags Industrie- und Handelsminister – und sicher auch in 25 Jahren Karriere im Bankenwesen. Deals schließen ist weiterhin die Marschroute. Síkela soll die „Global Gateway Initiative“ voranbringen, das EU-Pendant zu Chinas „Neuer Seidenstraße“. Er geißelte in seiner Parlamentsanhörung „Neokolonialismus“ aus China und Russland. Zu Sikelas Aufgaben werden aber wohl auch Migrationsabkommen gehören. © Britta Pedersen/dpa/picture alliance
Marta Kos (Slowenien, parteilos) kommissarin erweiterung ukraine
Marta Kos (Slowenien, parteilos): Jugoslawische Schwimmmeisterin, Rundfunk-Korrespondentin in Deutschland, slowenische Regierungssprecherin, Chefin der Handelskammer, Botschafterin in Berlin und Bern – Marta Kos hat eine bewegte Biografie. Nur mit einer Präsidentschaftskandidatur scheiterte die Ex-Diplomatin 2022. Und verließ dann wenig später auch die liberale „Freiheitspartei“. Deren Regierungschef Robert Golob hat sie jetzt doch wieder nominiert, wenn auch im zweiten Anlauf: Im Frühjahr lehnte Kos laut „Politico“ einen Sprung nach Brüssel noch ab. Als im Spätsommer Alternativkandidat Tomaž Vesel das Handtuch warf, sagte sie doch zu. Als Kommissarin für Erweiterung (inklusive der östlichen Nachbarn und dem Wiederaufbau der Ukraine) hat Kos eine komplexe Aufgabe vor sich. © Ilaria Rota/EP
Olivér Várhelyi (Ungarn, parteilos): gesundheit orban eu kommission
Olivér Várhelyi (Ungarn, parteilos): Bislang war Olivér Várhelyi Kommissar für die EU-Erweiterung. In der Kommission „von der Leyen II“ soll(te) er sich um Gesundheit und Tierschutz kümmern. Das war dem Parlament aber in Teilen zu heikel. Um nicht den gesamten Prozess zu torpedieren, wurde der Ungar durchgewunken, einzelne Kompetenzen dafür entzogen. Sexuelle Diskriminierung und Selbstbestimmung etwa fallen weg, genauso wie Pandemievorsorge. Várhelyi ist zwar parteilos, gilt aber als Gefolgsmann Viktor Orbáns. Er hatte sich ausweichend zum Recht auf Abtreibung geäußert. © Christoph Soeder/dpa/picture alliance

Es wird also klar, dass Meloni keinerlei verbindliche Zusagen machen kann, die die EU betreffen. Aber in Brüssel werden alle Daumen gedrückt sein, da augenscheinlich kein anderer bedeutender Politiker innerhalb des Staatenbundes ein solches Vertrauen bei Trump genießt wie die Italienerin.

Meloni bei US-Reise unter Druck: Ihre Glaubwürdigkeit innerhalb der EU soll auf dem Spiel stehen

Das beruht auf Gegenseitigkeit. So schreibt das US-Portal Politico unter Bezugnahme auf zwei italienische Beamte, die mit der außenpolitischen Haltung der Meloni-Regierung vertraut sind, die Ministerpräsidentin sehe Trumps Handelsdrohungen als forsche Verhandlungstaktik. Zudem wolle sie zeigen, dass Trump zu Zugeständnissen bewegt werden kann. Gelinge ihr dies nicht, stehe jedoch auch Melonis Glaubwürdigkeit in Brüssel auf dem Spiel, gab eine der Quellen demnach zu.

Italiens einstiger Entwicklungsminister und jetziger Oppositionspolitiker Carlo Calenda geht sogar noch einen Schritt weiter. Wie die New York Times berichtet, sagte das ehemalige Mitglied des Europäischen Parlaments: „Dies ist der Moment der Wahrheit für unsere Ministerpräsidentin. Wir werden sehen, ob sie eine Führungspersönlichkeit ist, die die europäische Front zusammenhält, oder ob sie den Schmeicheleien des US-Präsidenten nachgibt.“

Anstehen zum Gratulieren: Bei Donald Trumps Amtseinführung befand sich Giorgia Meloni in Gesellschaft von Argentiniens Präsident Javier Milei (M.) und Chinas Vize-Präsident Han Zheng.

Nathalie Tocci bleibt hinsichtlich ihrer Erwartungen eher zurückhaltend. Die Leiterin des Istituto Affari Internazionali in Rom sagte der Washington Post zufolge: „Es ist schwer zu erahnen, was sie erreichen kann. Der große Preis – sagen wir, ein EU-USA-Gipfel – scheint ein Wunschtraum zu sein.“

Meloni könne vielmehr einiges verlieren, wenn sich Trump klug anstelle und nach dem Motto „teile und herrsche“ agiere. „In gewisser Weise ist das Beste worauf man hoffen kann, dass das Treffen ohne Zwischenfälle stattfindet. Das allein wäre schon ein Erfolg“, findet die Politikwissenschaftlerin.

Meloni und die Mission bei Trump: „Europa muss vereint auftreten“

Fehlt noch der Blick ans untere Ende der Skala. Das Schlechteste wäre wohl, wenn Meloni nur mit italienischer Stimme sprechen würde und Trump sogar einen Keil zwischen Rom und Brüssel treiben könnte. Unter anderem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte bereits davor, dass der Republikaner die EU schwächen könnte, indem er sie entzweit.

Meloni-Stellvertreter Matteo Salvini, Parteisekretär der rechtspopulistischen Lega, erklärte zwar bereits, Italiens Interessen müssten über jenen Europas stehen. Die Post berichtet aber auch, Beobachtern zufolge sei sich die Regierungschefin bewusst, dass die EU auf alles, was wie ein bilaterales Handelsabkommen mit den USA aussehe, auf eine Art reagiere, die ihr mehr Kopfzerbrechen bereiten werde als Trumps Zölle.

Die Drei von der Regierungsbank: Giorgia Meloni berät sich mit ihren Stellvertretern Antonio Tajani (l.) und Matteo Salvini.

Antonio Tajani, ihr anderer Stellvertreter und der Parteisekretär der dritten Regierungspartei Forza Italia, beruhigte demnach bereits, Meloni sei auf einer „Mission zur Unterstützung der europäischen Positionen“. Der Außenminister fügte hinzu: „Wir sind überzeugt, dass Europa vereint auftreten muss.“

Inwiefern das gelingt, wird sich in den beiden Tagen zeigen, an sich denen Meloni gegenüber Trump und Vance behaupten muss. Es steht durchaus viel auf dem Spiel in ihrer US-Woche. Für die EU, aber offenbar auch für sie selbst. (mg)

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